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»Sie meinen, sie würden ihn nach mir benennen

»So wird es üblicherweise gemacht, das wissen Sie doch.«

»Das können sie nicht machen!«

»Warum nicht?«

»Darum.«

»Eine gute Antwort«, sagte Grayson kichernd. »Aber wenn Sie nicht mit einem besseren Vorschlag aufwarten, werden sie es tun.«

Die Vorstellung, einen Kometen P/Hastings in den astronomischen Verzeichnissen stehen zu haben, passte Amber nicht. Sie hatte Horrorstories über das Schicksal junger Astronomen gelesen, die bedeutende Entdeckungen gemacht hatten. Es war bei weitem besser, sagte sie sich, wenn sie selbst einen Namen vorschlug und sich eine Zukunft ersparte, die mit dem Neid ihrer Kollegen befrachtet war.

Bald schon fand sie heraus, dass sich die Benennung eines Kometen nicht in einem Vakuum vollzog. Dass die Situation bestens dafür geeignet war, sich Feinde zu machen, fand sie heraus, als Direktor Meinz sie in sein Büro rufen ließ.

»Sie wollten mich sprechen, Sir?«

»Ah, da sind Sie ja, Amber!«, rief Meinz. »Kommen Sie herein und setzen Sie sich. Ich möchte Ihnen zu Ihrer Entdeckung gratulieren.«

»Es war eigentlich mehr die Entdeckung des Computers als meine eigene.«

»Ja, da ist etwas daran, nicht wahr? Haben Sie sich schon Gedanken über seinen zukünftigen Namen gemacht?«

»Eigentlich noch nicht, Sir. Zu aufgeregt, vermute ich.«

»Seien Sie vorsichtig mit Ihrer Wahl«, warnte Meinz. »Schließlich handelt es sich um eine der größten Ehrungen, die unserem Beruf zuteil werden kann. Sie wollen doch bestimmt nicht, dass das Namenskomitee Ihren Vorschlag zurückweist.«

»Könnte das denn passieren, Sir?«

Er nickte. »Falls sie denken sollten, dass Sie frivol wären oder eine ungeeignete Wahl getroffen hätten. Ich würde ihn nicht unbedingt ›Butterblume‹ oder etwas ähnlich Blödsinniges taufen. Nein, das Komitee zu überzeugen, das erfordert einen Namen mit besonderer Bedeutung für die Gesamtheit der Astronomen. Die Tradition beschränkt ihre Wahl auf zwei Kategorien. Sie können ihn nach einer mythologischen Gestalt benennen, obwohl das im Falle eines Kometen selten ist. Oder aber Sie können sich dafür entscheiden, eine Person zu ehren, die bedeutende Leistungen auf diesem Feld vorzuweisen hat. Sie könnten ihn beispielsweise nach jemandem hier in unserem Observatorium benennen.«

»Sie sind der Einzige am Farside-Observatorium, der eine solche Ehre verdienen würde, Sir.«

Der Direktor erstrahlte bei Ambers Vorschlag, den sie keineswegs ernst gemeint hatte. »Komet P/Meinz, wie? Es klingt irgendwie gar nicht so übel. Aber ich will Sie natürlich nicht beeinflussen. Sie sind der offizielle Entdecker. Deshalb obliegt die Namensgebung Ihnen. Denken Sie daran, was ich Ihnen über das Komitee gesagt habe. Und für den Fall, dass Sie einen prominenten Astronomen ehren sollten – sagen wir, beispielsweise mich -, könnte es Ihrer Karriere nur nutzen.«

Nach ihrem Gespräch mit dem Direktor wurde Amber bedeutend vorsichtiger, wenn sie die Angelegenheit mit jemandem besprach. Ihre Zurückhaltung brachte den Strom der Vorschläge nicht zum Erliegen. Am Wochenende hatte sie eine Sammlung von achtundzwanzig Namensvorschlägen.

Ihr gefiel keiner davon.

4

Tom Thorpe lag auf seiner Andruckcouch und sah zu, wie Luna allmählich größer wurde, als sich die Landefähre auf die Ebene hinabsenkte, die Oceanus Procellarum genannt wurde, Ozean der Stürme. Der Bildschirm an der Vorderseite der Kabine zeigte ein vergrößertes Bild dieser Gegend, einschließlich der Krater Kopernikus und Kepler. Thorpe suchte zwischen ihnen, bis er das sich gegen die dunkle Oberfläche abhebende Streulicht entdeckt hatte, das den Ort der Hauptstadt des Mondes und seines verkehrsreichsten Raumhafens verriet. Er bildete sich ein, den fünfzig Kilometer langen Antrieb des Massebeschleunigers von Luna City erkennen zu können, musste jedoch einsehen, dass das wahrscheinlich zu viel verlangt war. Als die Fähre sich weiter absenkte, begann die Countdownanzeige die Sekunden bis zur Zündung des Antriebs anzuzeigen.

»Eindrucksvoll, nicht wahr?«, fragte sein Sitznachbar.

Thorpe wandte sich dem Mann zu, der die Fähre an der Äquatorstation betreten hatte und unmittelbar nach dem Anschnallen eingenickt war. Die Landung hatte Thorpes Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch genommen, dass er das Aufwachen seines Nachbarn nicht bemerkt hatte.

»Ziemlich eindrucksvoll«, stimmte er zu.

Der Mann, der Mitte fünfzig war, deutete auf den Bildschirm. »Das ist meine Lieblingsgegend. Es gibt nicht viele Menschen, die etwas für die Schönheit Lunas übrig haben, aber ich würde den Anblick des lunaren Hochlands gegen keinen Sonnenuntergang eintauschen, den die Erde je hervorgebracht hat.«

»Es hat eine gewisse unwirtliche Erhabenheit«, räumte Thorpe ein.

»Das hat es verdammt nochmal wirklich! Wer sagt denn, dass eine Landschaft blau, weiß oder grün sein muss? Übrigens, Hobart ist mein Name. John Mahew Hobart.«

»Der John Mahew Hobart?«

»Ertappt. Ich nehme an, Sie haben schon von mir gehört.«

Thorpe nickte. John Hobart war der Führer der Nationalisten im Parlament von Luna. Er war ein wortgewaltiger Redner und setzte sich unermüdlich für die Republik Luna und ihre zehn Millionen Einwohner ein. »Meine Gesellschaft hat versucht, auf das Parlament Einfluss zu nehmen, als es die Einführung einer Steuer auf Eisexporte vorschlug.«

»Einfluss zu nehmen auf welcher Seite?«

»Nicht auf Ihrer, das kann ich Ihnen versichern. Mein Name ist Tom Thorpe. Ich arbeite für die Sierra Corporation.«

Hobart runzelte einen Moment die Stirn, dann lächelte er, als er sich plötzlich erinnerte. »Thorpe! Natürlich, Sie sind der Einsatzleiter auf dem Felsen! Der Name kam mir gleich irgendwie bekannt vor. Mein Assistent hat vor der Abstimmung mit Ihnen gesprochen. Ihre Sachkenntnis hat ihn ziemlich beeindruckt.«

»Offenbar nicht genug, um Sie umzustimmen.«

Hobart lachte. »Da hätte schon ein Wunder geschehen müssen. Immerhin haben Sie uns dazu gebracht, dass wir uns um unser Geld gekümmert haben, und für einen Rat, der etwas einbringt, bin ich immer dankbar.«

»Ebenso.«

Die Nationalisten hatten eine Steuer auf exportiertes Eis gefordert mit dem Argument, dass diejenigen, die Lunas natürliche Bodenschätze ausbeuteten, für dieses Privileg auch zahlen sollten. Das Argument war bei den Lunariern auf offene Ohren gestoßen. Verglichen mit der Mondoberfläche litt die Sahara an Überflutung. Kein Wunder also, dass die Mondbewohner dem Wasser starke Gefühle entgegenbrachten. Dass sie einen unbegrenzten Vorrat davon geradewegs über ihren Köpfen hängen sahen, änderte daran nichts. Und wenn die Vorräte der Erde auch wesentlich größer waren als die des Mondes, so ließ es ihre große Schwerkraft letztlich als wenig praktisch erscheinen, Wasser in den Orbit zu hochzuschaffen. Lunas geringe Schwerkraft hatte den Mond deshalb zum größten Eisexporteur im Sonnensystem gemacht.

Lunas Steuer hatte für alle, die in Raumstationen lebten, einen Schock bedeutet. Neben seinen üblichen Anwendungen war Wasser das Rohmaterial, aus dem mittels Elektrolyse Sauerstoff und Wasserstoff erzeugt wurden. Die Steuer hatte die jährlichen Kosten des Felsens für Verbrauchsgüter verdoppelt. Trotzdem nahm Thorpe den Lunariern nichts übel. Anders als die Bewohner der Erde wussten diejenigen, die außerhalb der Erdatmosphäre lebten, den Wert eines Kilo Eises zu schätzen.

Die Countdownanzeige arbeitete sich langsam gegen null vor. Währenddessen warnte Hobart Thorpe, sich zu vergewissern, dass er richtig angeschnallt war. Seine Warnung kam der des Piloten um einige Sekunden zuvor. Es folgte ein kurzer Moment der Erwartung, während die Mondoberfläche rasch an Größe gewann.

Als die Null auf der Anzeige erschien, wurden die magnetischen Felder umgeschaltet und einige wenige Nanogramm Antimaterie in die Schubkammer des Schiffes injiziert. Sie trafen auf einen kräftigen Wasserstrom. Die Antimaterie traf auf die gewöhnliche Materie und wurde in einer Explosion reiner Energie ausgelöscht. Die daraus resultierende Temperaturerhöhung verwandelte das Wasser augenblicklich in Plasma. Innerhalb von Millisekunden schlug eine abwärts gerichtete Flamme zwischen den riesigen gespreizten Landestützen der Fähre hervor, und ihr Abstieg begann sich zu verlangsamen.