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Thorpe schüttelte den Kopf. »Nicht wenn die Computer zuhören. Über den Zeitplan der Evakuierung zu spekulieren ist verboten, erinnern Sie sich? Das hat die Unruhen in Tycho ausgelöst. Er hat uns so direkt wie er konnte zu verstehen gegeben, dass wir uns selbst darum kümmern müssen, vom Mond wegzukommen. Wenn wir warten, bis wir an der Reihe sind, sind wir nächsten Freitag, wenn der Komet eintrifft, immer noch hier.«

»Aber, Tom, es müssen noch mehrere Hunderttausend Menschen in Luna City sein!«, gab Amber zu bedenken.

Er nickte.

»Willst du mir erzählen, dass alle diese Menschen umkommen werden?«

»Jeder, der nicht rechtzeitig evakuiert wird, ja.«

»Wir müssen es jemandem sagen!«

»Weshalb?«, fragte er. Sein Verstand arbeitete fieberhaft, seitdem er die Verbindung mit Halver Smith unterbrochen hatte. Der Schluss, zu dem er gekommen war, gefiel ihm nicht, aber das änderte nichts an der Situation. »Wenn wir es weitererzählen, was passiert dann? Es wird Unruhen geben, und die Evakuierung wird jäh unterbrochen. Zehntausende, die sonst gerettet würden, werden dann hier festsitzen.«

»Wir müssen noch einmal die Regierungsbeamten aufsuchen und sie mit dieser Information konfrontieren«, sagte Grayson. »Sie müssen uns auf ein Schiff bringen. Zusammen repräsentieren wir mehr als ein Jahrhundert hart erarbeiteten astronomischen Wissens.«

»Was macht unser Leben wertvoller als das eines beliebigen anderen Menschen?«, fragte Thorpe. »Ich kenne John Malvan. Er wird sich nicht darauf einlassen, nicht einmal angesichts der Tatsache, dass er ein paar von uns persönlich kennt. Er ist nicht parteiisch. Das liegt ihm nicht! Wenn sich etwas herumspräche, würde es ebenso rasch zum Aufruhr führen, als wenn bekanntgegeben würde, dass ein paar Leute nicht in Sicherheit gebracht werden.«

»Was bleibt uns dann noch übrig, Thomas?«

»Genau das, was Mr. Smith vorgeschlagen hat. Uns selbst zu retten.«

»Aber wenn Smith sich irrt?«, fragte Margaret Grayson. »Würden wir unsere Plätze an Bord der Evakuierungsschiffe nicht für nichts aufgeben?«

»Es ist gar nicht nötig, dass wir auf unsere Kojen verzichten. Wenn an dem Tag, für den wir vorgemerkt sind, alles gut läuft, dann zeigen wir den Wachen unsere Passierscheine vor und gehen an Bord. Stellen wir fest, dass unsere Abflüge verschoben wurden, dann haben wir eine Alternative, auf die wir zurückgreifen können.«

»All das setzt voraus, dass wir eine alternative Regelung finden«, sagte Barnard.

»Das ist das Problem«, stimmte Thorpe zu. »Hat jemand irgendeine Idee?«

Es herrschte langes Schweigen. Grayson brach es. »Wir greifen die Idee auf, den Frachter am Friedensdenkmal zu reparieren. Er muss in einem besseren Zustand sein als die Schiffe auf dem Schrottplatz.«

Thorpe runzelte die Stirn. Von Luna City bis zum Friedensdenkmal waren es 1300 Kilometer. Sie würden zweifellos einen MoonJumper auftreiben können, der sie dorthin brachte, aber ein kleiner Unfall würde ausreichen, um sie stranden zu lassen. Ohne genauere Informationen über den Umfang der Beschädigungen des Frachters war es schwer, diese Idee fallenzulassen. Jedenfalls würden sie ein erhebliches Risiko eingehen. Andererseits: Welche Wahl blieb ihnen noch?

»Ich glaube, es ist einen Versuch wert. Wie kommen wir an einen MoonJumper ran?«

40

Professor Barnard wusste von einem Landeplatz am Südostrand von Luna City, wo MoonJumper verschiedener Firmen stationiert waren. Diese Fluggeräte waren bei den Minengesellschaften beliebt, deren Geschäfte sie überallhin führten, wo Eis gefunden wurde. Hüpfer stellten oft die einzige Möglichkeit dar, zu entlegenen Minen zu gelangen.

Der erste Erkundungstrupp sollte aus fünf Leuten bestehen: Barnard, Thorpe, Amber, Jamie Byrant und Allison Nalley. Der Voraustrupp plante, sich einen MoonJumper zu verschaffen, mit dem sie zum Denkmal hinausfliegen wollten, um den havarierten Frachter zu inspizieren. Falls er reparabel war, würden sie im Hotel anrufen und eine Liste der benötigten Teile und Materialien durchgeben. Der Rest ihrer Gruppe würde aufzutreiben versuchen, was gebraucht wurde, und sich dann mit dem Voraustrupp am Friedensdenkmal treffen.

Die ganze Woche über hatte es Berichte über Einzelpersonen und Pärchen gegeben, die von umherstreifenden Gangs überfallen worden waren, deshalb erhielt jedes Mitglied des Erkundungstrupps ein langes Messer aus der Hotelküche als Bewaffnung. Thorpe und Jamie Byrant trugen zusätzlich schwere Eisenrohre, die sie als Knüppel einsetzen konnten. Ihre Marschroute würde sie bis weit hinter die Grenzen der sicheren Enklave führen. Thorpe erwartete nicht, dass sie Schwierigkeiten bekommen würden, wollte es aber nicht darauf ankommen lassen. Damit sie die Hände freibehielten, hatte jeder seinen Raumanzug auf dem Rücken befestigt.

Ihr Weg durch die Stadt führte geradewegs durch den nördlichen Radialtunnel, durch den Großen Verteiler und über die südöstliche Speiche nach außen. Als sie das Stadtzentrum erreicht hatten, fanden sie die große Höhle verlassen vor. Die spiralförmige Galerie wurde noch immer von der künstlichen Sonne erhellt, die in nur einhundert Metern Höhe über ihren Köpfen strahlte, als sie vorsichtig eine der filigranen Brücken überquerten. Wenn er hinunterblickte, konnte Thorpe am äußersten Rand der spiralförmigen Terrasse bis zum Boden der Höhle hinabsehen. Aber nirgendwo entdeckte er irgendwelche Anzeichen von Menschen. Es schien, als wären sie die letzten Menschen auf dem Mond.

Der Gedanke faszinierte ihn. Neil Armstrong war der erste Mensch auf dem Mond gewesen. Jemand anderer würde der letzte sein müssen. Thorpe fragte sich, wer das wohl sein würde. Wenn Halver Smiths Vermutung richtig war, würde diese Ehre mehr als 100.000 Menschen zuteil. Würden zwei von ihnen Thomas Thorpe und Amber Hastings sein? Falls ja, würde man sich an ihre Namen so lange erinnern, wie man sich an Neil Armstrong erinnerte?

Er schüttelte den morbiden Gedanken ab und konzentrierte sich auf das Nächstliegende. Während sie sich vom Gleitweg nach Südosten tragen ließen, erhaschten sie zweimal einen Blick auf andere. Beim ersten Mal stießen sie auf drei schmuddelige Männer, die in einem Seitenkorridor herumlungerten. Das Trio beobachtete apathisch und stumm, wie sie vorüberglitten. Ein paar Minuten später entdeckte der rkundungstrupp einen Mann und eine Frau, die vor ihnen davonliefen. Jede Begegnung verstärkte Thorpes Unbehagen. Luna City war zu einem Grab geworden, und nur allzu leicht gewann seine Phantasie über ihn die Oberhand.

Sie erreichten das Landefeld, zehn Minuten nachdem sie den Großen Verteiler verlassen hatten. Thorpe ließ Byrant und Allison Nalley Wache stehen, während der Rest die Anzüge anlegte. Dann wartete er mit Barnard zusammen im Korridor, während die beiden Techniker in ihre Anzüge schlüpften. Die ganze Prozedur dauerte eine Viertelstunde, während der es zu keinen Zwischenfällen kam. Sobald sie alle ihre Anzüge angelegt hatten, machten sie die Oberflächenschleuse ausfindig und begaben sich nacheinander ins Vakuum hinaus.

Das Landefeld erinnerte Thorpe an den Schrottplatz, wenn man davon absah, dass die in mehreren Reihen säuberlich geordneten Schiffe neu waren. Es waren allesamt MoonJumper – echte Raumfahrzeuge gehörten nicht dazu – von der Größe einsitziger Modelle bis zu achtsitzigen Bussen. Der Mangel an größeren Maschinen war ein weiterer Hinweis auf die Gründlichkeit, mit der die Mondregierung die leistungsfähigeren Hüpfer in Orbitalfähren umgebaut hatte.

Eine rasche Überprüfung der nächsten Hüpfer ergab, dass jeder über volle Brennstofftanks und für mehrere Flüge ausreichende Antimaterieladungen verfügte. Sie wählten eine der größeren Maschinen aus, und Byrant machte sich daran, die Sperrmechanismen des Armaturenbretts zu umgehen. Thorpe beobachtete ihn bei der Arbeit; als das Licht in der Kabine anging, blickte der junge Techniker auf und grinste.