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»Nun, ich glaube, ich werde ebenfalls ein Loch finden, in dem ich mich verkriechen kann. Wecken Sie mich, wenn es so weit ist oder wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.«

»Mache ich.«

Thorpe ging in ein Büro, das ihm schon vorher aufgefallen war. Es hatte einen Tisch, auf dem er sich ausstrecken konnte, und eine Tür, die geschlossen werden konnte. Dieser letztere Punkt war der wichtigste. Seine Mannschaft von Amateur-Schiffsbauern erzeugte mehr Lärm, als er für möglich gehalten hätte.

Thorpe erwachte, als er unsanft an der Schulter geschüttelt wurde.

»Aufwachen, Mr. Thorpe. Der Direktor erwartet Sie oben im Kontrollraum. Sie müssen sich beeilen.«

Thorpe öffnete die Augen. Jamie Byrant blickte auf ihn herunter. Er stöhnte und setzte sich auf, wobei seine Beine über die Tischkante hingen.

»Wie lange habe ich geschlafen?«

»Sechs Stunden. Es ist fast zehn.«

»Wie geht es mit den Umbauten voran?«

»Ganz gut. Wir haben das mittlere Schott in beide Container eingeschweißt. Wir sind dabei, ein zweites Schott einen Meter vor dem ersten einzubauen. Wir müssten in etwa einer Stunde so weit sein, dass wir den ersten Drucktest für die Sauerstofftanks machen können.«

»Zwei Schotts?«, fragte Thorpe, immer noch darum bemüht, einen klaren Kopf zu bekommen. »Wer hat das angeordnet?«

»Das war Dr. Dorniers Vorschlag. Er meinte, wir würden bis zu den Achseln in flüssigem Sauerstoff stehen, wenn das einzige Schott beim Start nachgeben sollte. Wir wollen den Zwischenraum mit Wasser auffüllen. Das Wasser wird gefrieren, wenn der Sauerstoff erst einmal eingefüllt ist. Die Kombination aus Stahl und Eis müsste eine starke Barriere abgeben.«

»Was ist, wenn sich das Eis beim Gefrieren ausdehnt?«

»Daran haben wir gedacht. Wir haben Styroporblöcke auf die Innenseite des vorderen Schotts geklebt. Das Eis wird sie beim Gefrieren zusammendrücken. Außerdem werden sie den Tank zusätzlich isolieren.«

Thorpe nickte. »Das war ein guter Einfall. Es wäre eine Schande, wenn wir die Reise als Eisblöcke beenden würden.«

Thorpe kam auf die Füße, streckte sich und ging steif zur Tür. Er fühlte sich schlechter, als er sich vor dem Einschlafen gefühlt hatte. Wenn es einen Trost gab, dann war es Lunas niedrige Schwerkraft, die einen harten Tisch zu einer so weichen Unterlage machte wie irgendein Bett auf der Erde.

Als er aus dem Lift trat, fand er Niels Grayson und Amber im Kontrollraum des Massebeschleunigers.

»Morgen, mein Schatz«, sagte er und wollte sie an sich ziehen, um sie zu küssen.

Sie wehrte seinen Annäherungsversuch ab. »Nicht zu nah. Mein Atem heute Morgen ist nicht der frischeste.«

»Na und?«, sagte er und küßte sie trotzdem.

»Sehen Sie sich das an, Thomas«, sagte Grayson, auf einen Bildschirm deutend, der auf einen achrichtensender eingestellt war.

Der Schirm zeigte den vertrauten weißen Nebel der Kometenkoma. Thorpe hatte sich vorzustellen versucht, wie der Komet aussehen würde, wenn er der Erde näher kam. Er hatte Visionen von einem hauchdünnen Bogen gehabt, der sich von Horizont zu Horizont erstreckte. Nun, er hätte sich nicht stärker täuschen können. Der Komet war ein unförmiger Ball diffusen Lichts, der am Himmel einen Platz vom zehnfachen Durchmesser des Vollmonds einnahm. Die Erde hatte den Schweif des Kometen vor drei Wochen erreicht, und es gab kaum eine weniger schmeichelhafte Perspektive, als einen Kometen genau von hinten zu betrachten.

Nach dem Erreichen des Perihels war die Koma deutlich dicker geworden. Donnerschlags Eisebenen mussten während des nahen Vorbeiflugs heftig gekocht haben. Als Folge davon hatte der Kern Millionen Tonnen von Wasserdampf, Gas und Staub an die umgebende Wolke verloren. Thorpe wusste, dass irgendwo in dieser Wolke zwei massive Körper verborgen waren, die sich einander rasch näherten. In wenigen Sekunden würde es nur noch einen geben.

Er hörte schweigend einem geschwätzigen Sprecher zu, der zum zwanzigsten Mal erklärte, was geschehen würde. Dann gab eine amtlich klingende Stimme bekannt, dass es nur noch eine Minute bis zum Zusammenstoß sei. Thorpe wartete atemlos, während die Stimme die letzten Sekunden zählte. Plötzlich wurde der Bildschirm weiß, als blendendes Licht aus dem Zentrum der Koma brach. Das Licht verblasste langsam, während es sich von einem dimensionslosen Punkt ausgehend ausbreitete. Dann erfüllte die rasch expandierende Lichtflut die ganze Koma und ließ sie erglühen wie eine altmodische Fluoreszenzlampe. Langsam verblasste das Leuchten mit jeder Minute mehr, bis es endlich so weit nachgelassen hatte, dass es der ursprünglichen Helligkeit nahekam. In seinem Mittelpunkt aber brannte ein winziges Feuer mit unverminderter Heftigkeit fort.

»Nun, ich schätze, das war’s«, sagte Thorpe, wobei er hoffte, dass Grayson und Amber nicht das Zittern in seiner Stimme bemerkten. »Wie kommt ihr mit dem Programmieren des Starts voran, Amber?«

»Ich müsste bald so weit sein«, antwortete Amber. »Dem Handbuch nach werden wir mit mindestens zehn g starten müssen, wenn wir die Fluchtgeschwindigkeit des Mondes erreichen wollen.«

»Dann also zehn g

»Wie sieht es unten aus?«

»Byrant meldet, dass wir im Zeitplan sind. Ich glaube, ich gehe mal besser runter und kümmere mich darum. Sehen wir uns zum Mittagessen?«

»Klar«, sagte sie.

Er blickte zum Bildschirm und deutete auf den immer noch leuchtenden Lichtpunkt im Zentrum der Koma. »Ich schätze, das bedeutet, dass Donnerschlag endgültig auf dem Weg ist. Eins ist mal sicher. Wir wollen nicht hier sein, wenn er kommt.«

Acht Stunden später untersuchten sie die Wohnbereiche der umgebauten Container auf ihre Druckfestigkeit. Der Test sah so aus, dass einer von ihnen im Container eingeschlossen und der Druck allmählich bis zum Limit erhöht wurde. Die Eingeschlossenen horchten dann auf Lecks – wobei sie ihre Trommelfelle dazu benutzten, minimale Druckveränderungen mehr zu spüren, als dass sie sie eigentlich hörten.

»Keine Lecks, Mr. Thorpe«, meldete Jamie Byrant nach einer halben Stunde.

»Wirklich keine Lecks?«

»Nein, Sir. Wir haben Seifenlösung rund um die Bullaugen und alle neuen Einbauten gesprüht. Keine Blasen.«

»Sehr schön. Sagen Sie Ihren Kalfaktern, dass sie gute Arbeit geleistet haben. Lassen wir jetzt die Luft ab, dann setzen wir den Deckenkran in Betrieb und schaffen den ersten Container zur Laderampe. Ich möchte, dass der Sauerstofftank eine Stunde lang abgekühlt wird, ehe Flüssigkeit hineinkommt. Wir sind schon zu weit gekommen, um jetzt noch unsere Schweißnähte mit einem Temperaturschock zu ruinieren.«

»Eine Stunde Abkühlen vor dem Auffüllen. Jawohl, Sir!« Der Techniker, der inzwischen de facto Thorpes Assistent geworden war, ging hinaus, um die Anweisungen auszuführen.

»Wie lange noch, bis wir starten können?«, fragte Niels Grayson.

»Geben Sie uns noch ein paar Stunden, bis wir die Sauerstofftanks auffüllen«, sagte Thorpe. »Je länger wir sie kühlen, desto größer ist das Gasvolumen, das wir darin unterbringen.«

»Ich werde die Leute schon ihre Sachen zusammensuchen lassen. Beim Start sollte möglichst alles verstaut sein.«

»Verdammt richtig!«, meinte Thorpe. »Bei zehn g wird alles, was lose ist, mit der Wucht einer Kanonenkugel herumfliegen. Wir müssen alles doppelt sichern, bevor wir …«

Thorpe brachte seinen Satz niemals zu Ende, denn in diesem Augenblick tauchte Margaret Grayson aus der provisorischen Küche auf, die sie in einem der Büros an der Peripherie der Halle eingerichtet hatten. Die Akustik in der Halle war nicht die beste, und Thorpe brauchte einen Moment, bis er begriff, was Margaret da rief. Als er es endlich begriffen hatte, war es wie ein Schlag in den Magen.