Выбрать главу

Thorpe überlegte, was er tun sollte, wenn das Bild ausfallen sollte.

»Wir sind jetzt so weit!«, sagte er. »Gehen Sie in den Container. Ich kümmere mich darum.«

Während Segovia den Korridor entlangrannte, beugte sich Thorpe vor und tat einen Schritt über die hochgezogene Einfassung der Drucktür ins Innere der Schleuse. Vorsichtig spähte er um das Schleusensüll herum, bis er die zehn Zentimeter kleinen Fenster in der Außentür sehen konnte. Dahinter war das helle Sonnenlicht der Mondebene. Plötzlich erschien ein Schatten jenseits des Fensters. Der Schatten verschwand und machte einem ringförmigen Gegenstand Platz, von dem zahlreiche Drähte zur Glasaußenseite führten.

Thorpe machte einen Satz rückwärts und stolperte über die Türeinfassung, als die Glasscheibe auch schon nach innen explodierte und ein Orkan an ihm vorbeibrauste. Der Orkan dauerte nur so lange, bis die Drucktür ihre Explosivladung zündete und aus der Wandvertiefung sprang, um den Korridor abzuschließen. Dabei verfehlte sie Thorpes Stiefel um einen Zentimeter. Er starrte sie ein paar Sekunden lang an und schauderte. Drucktüren waren so konstruiert, dass sie sich schlossen, ungeachtet dessen, was sich ihnen in den Weg stellte. Wäre sein Bein in der Tür gewesen, hätte sie es amputiert.

Er rappelte sich auf und trat vor, um sich die Tür anzusehen. Die Eindringlinge hatten die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Sie konnten die Innentür aufdrücken, sie wieder schließen und den Zwischenraum belüften, was es ihnen ermöglichen würde, die Sicherheitstür zu öffnen. Oder aber sie konnten sie aufsprengen und die gesamte Luft des Massebeschleunigers ins Vakuum entlassen.

»Helme aufsetzen, Leute!«, kommandierte er in sein Funkgerät. »Bestätigung.«

Er wartete, bis er die unheimlich hallenden Antworten aus der Höhle empfangen hatte, dann setzte er seinen eigenen Helm auf.

Fünf Minuten später befand er sich wieder am Container. Alle sechs anderen waren bereits da.

»Gehen wir an Bord. Ich bleibe draußen, um die Winsch zu bedienen.«

Wenn ein Container startfertig war, wurde er von einem automatischen Ladesystem durch eine Schleuse zum Ende der elektromagnetischen Kappe hinaufgehievt. Da der Vorgang automatisch ablief, blieben jedem, der den Mechanismus auslöste, weniger als dreißig Sekunden, um die Halle zu durchqueren, an Bord zu klettern und die Luke hinter sich zu schließen, bevor sie in der Startschleuder platziert wurden. Ohne seinen Raumanzug wäre es kein Problem gewesen. Mit ihm bestand die Möglichkeit, dass er es nicht schaffen würde.

»Fertig, Tom«, meldete ihm Amber. Sie lehnte sich aus dem Container und beobachtete ihn. Er ging zum nahen Computerterminal hinüber und drückte den Schalter, der den Vorgang auslöste. Gleich darauf stürmte er zum Container zurück, während der Automatikkran mit langen, biegsamen Armen hinuntergriff, um diesen zu packen.

Er schaffte es fünf Sekunden vor der Zeit und hechtete mit dem Kopf voran durch die Luke des Containers, gerade als er hochkant gestellt und zum Zubringerschacht im Dach gehoben wurde. Im Innern lag er auf dem 3eschleunigungsnetz, das sie aus Stromkabeln geflochten hatten. Er half Amber, die behelfsmäßige Luke von innen zu sichern, und legte sich dann auf das Netz nieder, um wieder zu Atem zu kommen.

In dem Moment, als der Container die Frachtschleuse erreichte, durch die er an die Oberfläche gelangen würde, hörten sie die Explosion.

Thorpe wandte den Kopf der neben ihm liegenden Amber zu. »Na, eine von beiden Gruppen hat sich endlich durchgeboxt. Wie viele Minuten noch bis zum Start?«

»Sechs«, antwortete sie.

»Wie schwer ist es für sie, unseren Start abzubrechen?«

»Das können sie nicht«, sagte sie und schüttelte im Innern des Helms den Kopf. »Ich habe alles auf höchste Priorität gestellt. Sie müssten das Passwort haben, um reinzukommen und uns aufzuhalten.«

»Und wie lautet das Paßwort?«

»Hundertfünfzigjährig«, sagte sie lachend.

»Das müsste es tun. Können sie die Geräte im Kontrollraum zertrümmern und uns dadurch aufhalten?«

»Nur wenn sie den Computer ein Stockwerk weiter unten erwischen. Diese Tür ist gepanzert.«

»Sie haben Sprengstoff.«

»Ich hoffe, sie kommen erst dann darauf, wenn es zu spät ist.«

Einmal durch die Schleuse durch, dauerte der Ladevorgang noch dreißig Sekunden. Sie fanden sich auf einem Hängeschlitten wieder, der den Container mit einer Reihe von Seilrollen verband. Die Konstruktion war jedoch nicht massiv, und Niels Grayson gab bekannt, dass er hinter den Streben des Startbeschleunigers sonnenbeschienenen Boden sehen könne.

Zwei Minuten warteten sie schweigend. Plötzlich meldete Niels, dass er draußen sich bewegende Gestalten sähe.

»O mein Gott, Thomas! Sie klettern an der Anlage hoch. Sie können den Container sehen.«

»Immer mit der Ruhe. Wie lange noch, Amber?«

»Zwei Minuten, zwölf Sekunden«, sagte sie mit zusammengepressten Zähnen.

»Sagen Sie mir, wann sie da sind«, sagte Thorpe. Seine Gedanken überschlugen sich, während er überlegte, was sie unternehmen könnten. Endlich hatte er einen Einfall. »Alle auf Kanal Sieben umschalten, schnell. Wenn sie nah genug sind, um Sie durch die Luke sehen zu können, geben Sie ihnen Zeichen, dass Ihr Funkgerät ausgefallen ist.«

Es klickte mehrmals, als jeder von ihnen auf einen der Spezialkanäle umschaltete, die so gut wie nie für Kommunikationszwecke benutzt wurden.

»Sie sind da«, meldete Grayson einen Moment später. Jemand hämmerte auf die Seitenwand des Containers. Dann beugte sich eine der vakuumbekleideten Gestalten vor, um in die abgedunkelte Luke zu schauen. »Sie sehen mich.«

»Signalisieren Sie, dass Ihr Radio ausgefallen ist.«

»Tue ich. Er wirkt erregt. Ich signalisiere, dass ich ihn nicht höre … Jetzt bedeutet er mir mit Handzeichen, ich solle herauskommen … Ich signalisiere zurück, dass ich ihn nicht verstehe … Warten Sie, er ist weg.«

»Wie lange noch?«

»Neunzig Sekunden.«

»Lässt sich draußen erkennen, dass wir im Begriff sind zu starten?«

»Ich glaube nicht.«

»Er ist wieder da«, meldete Grayson. »Er hat soeben etwas an die Luke geheftet. Es sieht aus wie ein Pfannkuchen, mit dicken Drähten, die nach außen abgehen. Er bedeutet mir wieder, ich solle rauskommen, zeigt auf das Ding und gibt Handzeichen. Ich kann mir keinen Reim drauf machen.«

»Ich schon«, sagte Thorpe. »Er sagt, dass wir rauskommen sollen, oder er sprengt uns in die Luft. Schnallen Sie sich los und kriechen Sie auf ein Netz weiter oben. Kann er sonst jemanden sehen?«

»Nein.« Die Luken befanden sich genau vor der Containermitte, nahe dem hinteren Spant. Grayson hatte den Fensterplatz aufgrund des Vorrechts des Alters für sich beansprucht. Thorpe hörte ihn mehr, als dass er ihn sah, als Grayson sich langsam vom Netz herunterbewegte und vorwärtskroch, als wollte er zur Luke. »Wie lange noch?«, fragte Thorpe.

»Dreißig Sekunden.«

»Passen Sie auf, dass Sie gesichert sind«, warnte er Grayson. »Jetzt nur noch einen Moment.«

»Was war das?«

»Bleibt ihnen noch Zeit, dieses Ding zu zünden, wenn wir uns anfangen zu bewegen, und wenn nicht, wird das Magnetfeld so viel Strom in den Zünddrähten induzieren, dass es von allein losgeht?«

Darauf gab es keine Antwort. Amber begann die Sekunden bis zum Start zu zählen. Der Container hallte plötzlich von einem lauten Schlag wider, als die Männer draußen ihrer Forderung, dass sie rauskommen sollten, Nachdruck verliehen. Amber zählte »fünf«, und Thorpe hielt den Atem an.

Er wollte gerade sagen, dass die Uhr nachging, als sein ganzer Körper von einer Faust gepackt und niedergedrückt wurde. Das war das Letzte, woran er sich für lange Zeit erinnerte.

43

Thorpe erwachte mit dem Gefühl von feuchtem Stoff auf der Stirn. Für einen Moment lag er da und schwelgte in der Empfindung. Als er seine Augen öffnete, sah er, dass sich Amber über ihn gebeugt hatte. Besorgte blaue Augen durchforschten seine Gesichtszüge.