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Er wollte bereits aufbrechen, als sich ihm eine hübsche junge Frau in der Uniform des Stationspersonals näherte und ihn fragte, ob sie an seinem Tisch Platz nehmen dürfe. Er sagte ihr, dass es ihm eine Ehre sei.

Seine Tischgenossin stellte sich als Barbara Martinez vor und erzählte, dass sie als Programmiererin für Sky Watch arbeite. Zu dem Zeitpunkt, als Malvan ihr erklärte, wer er war, waren sie bereits zum Du übergegangen. Sie sprachen eine Stunde miteinander. Dann, obwohl er sich geschworen hatte, seinen letzten Abend an Bord ruhig zu verbringen, schlug Malvan Barbara vor, mit ihm zusammen zu Abend zu essen. Sie nahm sein Angebot sogleich an.

Während des Essens sprachen sie hauptsächlich über die bevorstehende Expedition und wie es sein würde, auf einem Kometen durchs Sonnensystem zu fliegen. Es stellte sich heraus, dass Barbara über Kometen gut Bescheid wusste. Sie war Astrogeologin und hatte ihre Doktorarbeit über die Entstehung der Kometen geschrieben. Sie sagte ihm, wie sehr sie ihn beneidete. Während des Nachtischs lud sie ihn in ihr Apartment ein.

Ihre Zärtlichkeiten hatten keinerlei Ähnlichkeit mit den unpersönlichen gymnastischen Übungen, die er mit professionellen Freudenmädchen vollführt hatte. Eher war es ein ruhiger, entspannter gegenseitiger Austausch; etwas, das eher für zwei Menschen typisch war, die einander schon lange Zeit kennen. Irgendwann im Lauf der Nacht setzte sich Barbara rittlings auf ihn und blickte ihm in die Augen. »Wirst du an mich denken, wenn du auf dem Kometen bist?«

Er hatte gelächelt. »Diese Nacht wird mir eine unvergessliche Erinnerung sein. Es passiert nicht oft, dass ein Mann in meinem Alter die Gelegenheit geboten bekommt, mit einer jungen, wunderschönen Frau zu schlafen. Ich weiß immer noch nicht, warum du in der Bar gerade auf mich verfallen bist.«

»Ist das wichtig?« Sie ließ ihre Hüften kreisen.

»Nicht besonders. Aber man kommt einfach nicht dran vorbei, bei einem solchen Glück ein bisschen misstrauisch zu sein. So ziemlich das Einzige, was mir die Stimmung verderben könnte, wäre, wenn du mir erzählen würdest, ich erinnerte dich an deinen Vater.«

Sie lachte. »Kaum. Mein Vater ist mindestens zehn Jahre jünger als du.«

Er stöhnte. »Das wollte ich nicht unbedingt hören!«

»Willst du wirklich wissen, warum ich dich ausgesucht habe?«

Er nickte. »Ich glaube, mein Ego kann’s verkraften.«

»Du wirst mich für unmöglich halten.«

»Wart’s ab.«

»Es war dein Arm«, sagte sie und zeigte auf den Stumpf an der Stelle, wo sein rechter Arm hätte sein sollen. »Um ehrlich zu sein, ich war neugierig. Ich habe mich gefragt, wie es wohl wäre, es mit einem einarmigen Mann zu treiben.«

»Und wie war es?«

Sie zuckte mit den Achseln und bewegte ihren Körper auf ihm in einer Art und Weise, die tief in Malvan die köstliche Erregung noch mehr steigerte. »Kein großer Unterschied, würde ich sagen. Wie hast du ihn verloren?« Sie hielt mit ihrem Kreisen inne.

»Bergbauunfall. Ich wurde von einem Erdrutsch erwischt, als wir unter dem Mare Nectaris nach Eis bohrten. Ich hatte noch Glück. Die beiden Männer, die neben mir arbeiteten, kamen dabei um.«

»Wünschst du dir manchmal, es wäre nicht passiert?«

»Hat nicht viel Sinn, oder? Davon abgesehen, ich habe gelernt, damit zurechtzukommen.« Er begleitete seine Worte mit einem liebevollen Zwicken. Ihr spitzer Schrei beendete die Unterhaltung, und sie begann ihn zu reiten, immer wilder, bis sie beide kamen. Dann schliefen sie. Am Morgen machte sie Frühstück und begleitete ihn vor die Tür, als es Zeit zum Aufbruch war.

»Sehen wir uns wieder?«, fragte sie.

»Ich dürfte in drei Jahren wieder hier vorbeikommen. Ich würde mich freuen, wenn ich dich dann besuchen dürfte.«

Sie seufzte. »Dann bin ich vielleicht schon eine alte verheiratete Frau. Aber man weiß ja nie. Schau im Personalverzeichnis nach. Wenn du meinen Mädchennamen aufgeführt findest, ruf mich an!«

»Ich werde dich in jedem Fall anrufen. Wenn du verheiratet bist, lade ich dich und deinen Ehemann ins beste Lokal von Newton ein. Wenn du noch immer solo bist, wiederholen wir die vergangene Nacht, vorausgesetzt, ich bin dazu noch in der Lage.«

Sie lachte. »Nach einem Dreijahresflug? – Da würde ich drauf wetten!«

»Könntest Recht haben. Wie wär’s, wenn ich dir ein Stück vom Kometen mitbringe?«

»Das wäre schön.«

11

Die Einsatzbesprechung vor dem Start der Expedition zum Kometen Hastings fand in der Zentrale von SierraCorp in San Francisco statt. In einer Stadt, wo Grundbesitz seit zwei Jahrhunderten überbewertet wurde, war Halver Smiths Lösung des Problems des Lebensraums einzigartig. Das große Erdbeben von 2016 hatte die Behörden gezwungen, das alte Bundesgefängnis auf der Insel Alcatraz niederzurei ßen. Ein halbes Jahrhundert lag der Schutt dort ungestört, abgesehen von den Ziegen, die das zähe Gras der Insel abweideten. Smith hatte die Insel während einer der periodischen Finanzkrisen der Stadt in den frühen Siebzigern auf einer Auktion gekauft und dann dort den Hauptsitz seiner Gesellschaft errichtet.

Der Hauptsitz der Sierra Corporation wurde von einem hohen nadelförmigen Turm dominiert, der sich einen halben Kilometer über die San Francisco Bay erhob. Während der in dieser Gegend häufigen Nebelperioden konnte man ihn aus der dicken weißen Decke herausragen sehen. Vier große Kuppeln, jede das Verwaltungszentrum eines anderen Zweigs von SierraCorp, umgaben den zentralen Turm. Die Insel, von der ein großer Teil in einen Park umgewandelt worden war, war mit dem Festland durch einen Unterwassertunnel verbunden.

Amber Hastings behielt die kristallenen Gebäude scharf im Auge, als sich Smiths Privathubschrauber auf eine Landeplattform an der Spitze des Mittelturms herabsenkte. Noch ehe der Rotor zur Ruhe gekommen war, hatte Smith die Luke aufgedrückt und war hinausgesprungen. Amber nahm ihre Dokumententasche und folgte ihm. Der scharfe, kalte Wind traf sie unvorbereitet. Sie versteifte sich vor Schreck, als tausend Nadelstiche über ihren Körper herfielen, und fühlte einen Moment von Panik, als sich alles um sie herum drehte. Das Nächste, was sie wusste, war, dass Smith sie mit festem Griff festhielt und sie zu einem Treppenschacht führte.

»War es schlimm?«, überschrie er das Heulen des Windes, als sie sich im Schutz der Treppe befanden.

Sie blinzelte ihn an, während sie ihr jagendes Herz zu beruhigen versuchte. »Tut mir leid. Einen Moment lang dachte ich, ich wäre in einen Aufzugschacht gefallen. Ich glaube, ich hatte einen Schwindelanfall.«

Smith glättete ihr zerzaustes Haar. »Meine Schuld. Ich habe nicht daran gedacht, Sie zu warnen. Es weht hier oben mit höchstens dreißig oder vierzig Stundenkilometern. Ich nenne das für die Verhältnisse von Frisco ein sanftes Lüftchen.«

»Einer der Gründe, warum ich zur Erde gekommen bin«, sagte sie mit einem unsicheren Lachen, »war, dass ich das Wetter erleben wollte. Ich glaube, das war es!«

»In sehr milder Form, das versichere ich Ihnen. Folgen Sie mir, damit wir nach drinnen kommen.«

Er wandte sich um und geleitete sie durch zwei hintereinanderliegende Türen, deren Anordnung Amber an eine Luftschleuse erinnerte. Dahinter lag eine glasverkleidete Aussichtsplattform, die den Turm umgab.

»Kommen Sie, und ich zeige Ihnen etwas, das Sie beim Anflug nicht gesehen haben!«

Amber folgte Smith um das Treppenhaus in der Mitte herum auf die andere Seite der Plattform. Beim Gehen fiel ihr auf, dass das ganze Gebäude von der Gewalt des Windes vibrierte. Sie fragte sich daraufhin, wie stabil es eigentlich gebaut war. Fragen wie diese waren augenblicklich vergessen, sobald sich vor ihr die Aussicht auf die Golden Gate Bridge in fünf Kilometern Entfernung öffnete.