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»Was hat das damit zu tun, dass der Komet mit der Erde zusammenstößt?«

»In der Panik verhalten sich die Menschen unvernünftig. Wenn sie schon bei der Aussicht, ihr Geld zu verlieren, außer sich geraten, was glaubst du, wird passieren, wenn man das Ende der Welt ankündigt?«

»Du willst damit doch wohl nicht sagen, dass sie es nie erfahren sollen?«

»Sie werden es erfahren. Aber die Stimmung der Öffentlichkeit muss behutsam darauf vorbereitet werden. Sie muss sich in der richtigen Geistesverfassung befinden, wenn eine Panik vermieden werden soll. Das erfordert Zeit und vorsichtige Vorbereitung. Das Mindeste ist, dass die Bereitschaftspolizei vorher mobilisiert wird und nicht nachher.«

Hilary öffnete den Mund, um zu antworten, dann schloss sie ihn wieder, als der Lautsprecher an der Decke zum Leben erwachte.

»Achtung, an alle! In fünfzehn Minuten im Sturmbunker versammeln. Ich wiederhole, in fünfzehn Minuten im Sturmbunker!«

»Nun«, sagte Malvan mit einem Grinsen, »ich würde sagen, die Erde hat sich nun doch gemeldet.«

Amber Hastings fand bei ihrem Eintreten den Schutzraum bereits voller Menschen vor. Sie bahnte sich vorsichtig einen Weg zu ihrem gewohnten Platz auf ihrem Schlaftank und ging ihre Notizen durch, während die anderen allmählich zur Ruhe kamen. Die Luke zum Kontrollraum ging auf, und Kapitän Olafson schwebte herein, dicht gefolgt von Thorpe.

»Alle versammelt?«, fragte Karin Olafson, während sie sich an einer Verstrebung abbremste. Es entstand eine kleine Pause, während der sie die Köpfe zählte. »In Ordnung, fangen wir an. Vor einer Stunde wurde uns vom hefkoordinator des Systemrates ein langes Kommuniqué übermittelt. Sie bilden eine Arbeitsgruppe zur Koordination sämtlicher Aktivitäten bezüglich des Kometen. Von jetzt an arbeiten wir mit unserem Interplanetarischen Raumfrachter für sie. Unsere neuen Anweisungen waren dem Kommuniqué beigefügt. Hören Sie zu!«

Sie holte eine Kopie der Nachricht aus ihrer Tasche und begann vorzulesen:

DATUM:

20. Januar 2086

AN:

Kapitän Karin Olafson, IRF Admiral Farragut; Thomas Thorpe, Expeditionsleiter

VON:

Constance Forbin, Chefkoordinator, System rat

BETRIFFT: Revidierte Einsatzbefehle

1.0

In Übereinstimmung mit der Notfallverordnung für den Weltraum aus dem Jahre 2056, im Jahre 2073 ergänzt durch den Vertrag von Mexico City, wird der IRF Admiral Farragut hiermit der Autorität des Systemrates unterstellt. Sie sind verpflichtet, alle ge-setzlichen, von diesem Büro und der Arbeitsgruppe des Rates Nr. 7490 an Sie ergehenden Anweisungen auszuführen.

2.0

Alle früheren Verträge, Vereinbarungen oder Ab sprachen zwischen der Admiral Farragut, ihren Be sitzern, den Passagieren und der Besatzung, der Si erra Corporation und der Republik Luna sind null und nichtig.

3.0

Sie werden aufgefordert, sich schnellstmöglich zum Kern des Kometen Hastings zu begeben. Sie werden en Kern vom Raum aus untersuchen und Ihre Be obachtungen weitermelden. Sie werden die Landung nur auf Anweisung hin durchführen und nur, wenn Sie dies für gefahrlos halten.

4.0

Sie werden Position und Geschwindigkeit des Kerns während der Annäherung überwachen. Sie werden Daten sammeln, mit denen die Orbitalparameter des Kometen weiter verfeinert werden können.

5.0

Sie werden unmittelbare Untersuchungen des Gelän des und der inneren Zusammensetzung durchfüh ren und alle diesbezüglichen Daten an AGR-7490 übermitteln.

6.0

Sie werden alle Anstrengungen unterstützen, die zur Orbitalmodifizierung als notwendig erachtet werden, um die Sicherheit der Erde zu gewährleis ten.

7.0

Klassifizieren Sie alle Informationen bezüglich des Kometen Hastings als STRENG GEHEIM und über mitteln Sie solche Informationen nur, wenn die Sicherheit gewährleistet ist. Jede Weitergabe von Informationen hinsichtlich Ihrer Arbeit an die Öf

fentlichkeit ist untersagt. Die Koordination erfolgt ausschließlich durch diese Abteilung.

8.0

Viel Glück, Admiral Farragut. Wir verlassen uns auf Sie!

Constance Forbin

Chefkoordinator

Systemrat

Kapitän Olafson blickte auf, als sie mit dem Vorlesen fertig war. »Wir haben den Kometenkern langsam angesteuert, damit wir Treibstoff sparen. Das wird sich jetzt ändern. In genau einer halben Stunde wird das Schiff zwanzig Minuten lang mit einem halben g beschleunigen. Wir werden den Kern in fünf Tagen erreicht haben und mit den Oberflähenbeobachtungen beginnen, sobald wir uns in Beobachtungsweite befinden. Gibt es irgendwelche Fragen oder Einwände zu den Anweisungen, die ich Ihnen soeben vorgelesen habe?«

»Was soll denn der Quatsch, dass alle Verträge zwischen uns und der Sierra Corporation null und nichtig sind?«, fragte Bradford Goff, der Spezialist der Expedition für Schwergerät. »Die wollen uns doch wohl nicht erzählen, dass unsere Arbeitsverträge aufgehoben sind!«

Tom Thorpe schüttelte den Kopf. Er hatte sich neben dem Kapitän verankert und die Reaktionen der anderen beobachtet, während Olafson die Anweisungen vorgelesen hatte. »Den Befehlen war eine Nachricht von Mr. Smith beigefügt. Er bekräftigt, dass die Leitung der Expedition an den Systemrat übergegangen ist. Er hat jedoch ebenfalls betont, dass Ihre jeweiligen Verträge voll erfüllt werden.«

»Was ist mit dieser ›Orbitalmodifizierung‹, bei der wir behilflich sein sollen?«, fragte jemand. »Was meinen die überhaupt damit?«

Kapitän Olafson wandte sich an Professor Barnard. »Ist die astronomische Abteilung darauf vorbereitet, diese Frage zu beantworten?«

Barnard deutete in die Richtung, wo seine Assistentin auf dem Schlaftank thronte. »Amber hat sich mit diesen Möglichkeiten befasst. Bitte lassen Sie es sich erklären.«

Amber blickte von ihren Notizen auf und fand alle Augen auf sich gerichtet. Sie hatte genügend Zeit gehabt, ein paar einfache Berechnungen durchzuführen, und war mit den Ergebnissen wenig glücklich. Doch die Stimmung an Bord war düster gewesen, seitdem der mögliche Zusammenstoß des Kometen mit der Erde bekanntgeworden war. Amber entschlos sich, die Lage im bestmöglichen Licht erscheinen zu lassen. Sie räusperte sich und begann mit so viel Zuversicht zu sprechen, wie sie eben aufbringen konnte.

»Ich nehme an, die Erde erscheint den meisten, die auf ihr leben, als ein ziemlich großer Ort«, begann sie. »Ich weiß, ich fand ihren Anblick von Nearside aus immer beeindruckend. Doch nach den Maßstäben des Sonnensystems ist sie in Wirklichkeit ziemlich klein. Die Erde hat einen Äquatorialdurchmesser von lediglich 12.756 Kilometern. Das ist knapp ein Elftel des Jupiterdurchmessers und ein Hundertstel des Durchmessers der Sonne. Die Erde umkreist die Sonne mit einer Geschwindigkeit von 29,8 Kilometern pro Sekunde. Dividiert man den Planetendurchmesser durch seine Geschwindigkeit, dann ergibt sich, dass die Erde alle sieben Minuten ihren Durchmesser zurücklegt. Anders ausgedrückt, sie ist ein kleines, sich schnell bewegendes Ziel.

Wie jedermann, der im Raum gereist ist, weiß, vermeidet man eine Kollision dadurch, dass man die Flugbahn eines der beiden kollidierenden Körper ändert. Die Modifizierung einer Flugbahn erfordert Energie proportional zur erforderlichen Impulsänderung. Der Impuls hängt selbstverständlich von der Masse des Objekts und seiner Geschwindigkeit ab. Unglücklicherweise besitzt der Kometenkern eine sehr große Masse. Es wäre kein Problem für uns, die Umlaufbahn des Kometen zu verändern, wenn wir ein paar Jahrzehnte daran arbeiten könnten. Da der Kern auf seiner Umlaufbahn alle sieben Jahre in die Nähe Jupiters kommt, brauchten wir wahrscheinlich überhaupt nichts zu tun. Der gravitationsrelevante Einfluss Jupiters würde die Bahn des Kometen bald vom Erdorbit ablenken. Nein, unser Problem sind die kommenden achtzehn Monate. Selbst wenn wir unsere größten und leistungsfähigsten Antriebsmaschinen einsetzen würden, könnten wir ihn nicht rechtzeitig in eine sichere Umlaufbahn bringen.«