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»Müssen die Mikrobeben gewesen sein«, antwortete der Chefingenieur. »Von den Wänden abgefallenes loses Material sammelt sich hier auf dem Boden der Spalte.«

»Ich frage mich, wie tief das wohl ist.«

»Unmöglich zu sagen«, erwiderte er.

Amber trat nach dem losen Eis. »Was machen wir jetzt? Wir können den Seismografen ja wohl kaum in diesem Pulver verankern.«

»Kein Problem«, sagte Stormgaard. »Wir befestigen ihn in der Wand. Kommen Sie, fangen wir an!«

Sie arbeiteten eine Viertelstunde lang, bis sie sicher waren, dass der kleine orangefarbene Kasten fest an der Eiswand befestigt war. Als sie damit fertig waren, bedeutete Stormgaard Amber, die Funkverbindung mit dem Schiff zu überprüfen.

»Hallo, Admiral Farragut. Hier ist Gruppe Drei. Können Sie mich hören?«

»Hallo, Gruppe Drei. Hier spricht die Basis. Wir hören Sie laut und deutlich. Wo habt ihr beiden gesteckt?«

»Tief in einem Loch, Basis. Haben Sie uns zu erreichen versucht?«

»Positiv. Seien Sie gewarnt, dass wir vor einer Minute von einem Beben Stärke vier durchgeschüttelt wurden. Es handelt sich um eine Bodenwelle, die sich in Süd-Nord-Richtung bewegt. Treffen Sie Ihre Vorkehrungen. Es ist unterwegs zu Ihnen.«

Die beiden Forscher blickten einander an und dann hinunter zu dem Schutthaufen zu ihren Füßen, zündeten gleichzeitig ihre Anzugdüsen und begannen einen Notaufstieg, wobei sie die Sicherheitsleinen hinter sich herschleppten. Sie hatten eine Höhe von hundert Metern über dem Boden erreicht, als die Eiswand neben ihnen zu beben begann.

»Abstand halten von der Wand!«, warnte Stormgaard, als sie plötzlich von einem Blizzard verschlungen wurden.

In wenigen Sekunden war er vorbei. Amber tauchte wieder ins Freie und entdeckte Stormgaards hell beleuchteten Anzug ein Dutzend Meter zu ihrer Rechten. Allmählich begann sie sich wieder sicher zu fühlen. Sie rief das Schiff, um zu melden, dass sie das Beben wohlbehalten überstanden hatten. Doch sie bekam keine Antwort, nur ihr eigenes Echo kam zurück.

»Glauben Sie, das Funkrelais könnte sich gelöst haben?«, fragte sie besorgt.

»Könnte sein«, antwortete Stormgaard. Er stellte sein Rückstoßaggregat ab und ließ sich von seinem Schwung weiter hochtragen, während er sich zurücklehnte, um den Strahl seiner Helmlampe nach oben zu richten. Sein unvermitteltes Fluchen veranlasste Amber, das Gleiche zu tun.

Von weit oben näherte sich ihnen langsam eine geschlossene Wand aus fallendem Eis.

24

Der Kern des Kometen Hastings stand groß am schwarzen Himmel, als Tom Thorpe sich zwischen den Streben und Stützen hindurchzwängte, die den Wasserstofftank Nummer drei der Admiral Farragut stabilisierten. Um ihn herum lag ein Wald von isolierten Rohren und elektrischen Leitungen. Er ging zu einer Stelle, wo mehrere Leitungen in einer komplizierten Vorrichtung zusammenliefen, die Wasserstoff vom Tank zu den Schiffstriebwerken transportierte. Er schloss ein Ventil, dann betätigte er den Hebel, der die Schnappriegel löste, die den Tank mit dem Stützrahmen verbanden. Sich an einer Strebe festklammernd, platzierte er seinen Tornister gegen die äußere Isolationsschicht des Tanks und schob. Langsam trennte sich die 4000 Kubikmeter fassende Kugel von der Antriebssektion im Orbit.

»Er kommt«, funkte er zu Dieter Schmidt im MoonJumper Eins hinüber.

Der Hüpfer war eine plumpe Konstruktion. Sein transparenter Rumpf war auf vier schwere Landebeine mit übergroßen Polstern als Füßen montiert. Ihn umgaben eine Reihe von Streben und Bügeln, an denen alle möglichen Arten von Geräten befestigt waren, angefangen von Bündeln von Steuerdüsen über Funkantennen bis zu einer Vielzahl von Flugsensoren. Zwischen die Landebeine schmiegte sich das Sauerstoff-Wasserstoff-Triebwerk des kleinen Flugapparats mit seiner üerdimensionalen Düse. MoonJumper waren für den ballistischen Boden-Boden-Verkehr auf Luna konstruiert worden und somit zu keinem Zeitpunkt für Arbeiten im Orbit gedacht gewesen. Der Hüpfer gab jedoch unter der niedrigen Schwerkraft des Kerns eine ideale Orbitalfähre ab.

Thorpe und Schmidt hatten die Aufgabe, einen der Tanks der Admiral Farragut auf der Oberfläche zu landen. Dort sollte er mit Wasserstoff aus dem Cracker aufgefüllt und dann zum Schiff zurückgebracht werden. Dieser Vorgang würde so lange wiederholt werden, bis alle achtzehn Tanks des Schiffes gefüllt waren.

Schmidt brachte den Hüpfer an die sich langsam entfernende Kugel heran. Dabei benutzte er den ferngesteuerten Manipulator, um eins der vier Korrekturaggregate, die am Bugkorb des Hüpfers angebracht waren, zu entfernen. Er befestigte es an einem Stoßpolster am Äquator des Tanks, dann bewegte er sich um neunzig Grad um die Kugel herum und wiederholte den Vorgang. Noch zwei weitere Male wiederholte er ihn. Als alle vier Aggregate befestigt waren, brachte Schmidt den Hüpfer in eine sichere Entfernung und übergab die Kontrolle an den Autopiloten der Schubaggregate. Aus den Düsen schlugen simultan Flammen, und der langsame Fall des Tanks auf den Kometen zu beschleunigte sich sichtbar.

Thorpe sah dem Tank nach, bis er aus seiner Sicht verschwunden war, während Schmidt den Hüpfer nah an das Energiemodul heranmanövrierte. Thorpe benutzte seine Anzugdüsen, um den zehn Meter breiten Abgrund des Vakuums zu überqueren, dann quetschte er sich neben den Piloten. »Fliegen wir nach Hause.«

Sie folgten dem freifliegenden Tank auf seinem Weg zum Ground-Zero-Krater. Sie befanden sich zehn Kilometer über den Kleinen Alpen, als Thorpes Funkgerät zu piepsen begann.

»Hier spricht Thorpe«, meldete er sich.

Aus seinen Ohrhörern schallte Cybil Barnards besorgte Stimme. »Thomas?«

»Ich höre.«

»Wir haben wahrscheinlich einen Notfall hier.«

»Wer?«

»Es handelt sich um Amber Hastings und Kyle Stormgaard.«

Thorpes Magen zog sich in plötzlicher Angst zusammen. »Was ist mit ihnen?«

»Sie antworten nicht. Sie haben sich vor etwa zwanzig Minuten gemeldet und eine Erdbebenwarnung erhalten, dann waren sie weg. Wir haben seitdem unaufhörlich versucht, sie zu erreichen.«

»Könnte ihr Funkgerät einen Defekt haben?«

»Möglich, aber wir meinen, Sie sollten besser nach ihnen sehen.«

»Einverstanden. Wo sind sie?«

»Cervantes-Spalte, fünfundsechzig Grad Nord, sechzehn Ost. Sie haben den anderen Hüpfer dabei.«

»Wir sehen nach.« Er wandte sich an Schmidt. »Wir landen woanders. Folgen Sie dem Leitstrahl von Hüpfer Zwei.«

Schmidts Hand huschte über das Armaturenbrett, und in ihrem Ohrhörer ertönte das beruhigende Dit-dit-da des Funkfeuers vom anderen Hüpfer.

Das Universum kippte plötzlich, als Schmidt die Flugbahn veränderte. Fünf Kilometer vor und unter ihnen setzte die winzige weiße Kugel ihren Flug zur Kraterbasis fort. Zehn Minuten später glitten sie über dem zerklüfteten Gebiet des Ödlands dahin und hielten Ausschau nach dem roten Blinklicht, das die Position des anderen Landefahrzeugs angeben würde.

»Ich hab es«, sagte Schmidt und zeigte auf einen schwarzen Riss in der Oberfläche des Kometen.

Thorpe nickte. Er hatte das Leuchtfeuer ebenfalls gesehen. »Versuchen Sie möglichst in der Nähe zu landen. Halten Sie genügend Abstand vom Spalt.«

»Wird gemacht.«

Die Landung verlief quälend langsam. Als die Landefüße aufsetzten, hatte sich Thorpe längst von seinem Sitz losgeschnallt und war halb aus der Luke heraus. Er hechtete durch die Lücke zwischen den Streben, ohne sich um den Aufprall Gedanken zu machen. Als er ankam, verankerte er sich am Hüpfer und sah sich um. Einen Moment später entdeckte er die Fußspuren in der dünnen Reifschicht, die das harte Eis der Asteroidenoberfläche überzog. Die Fußspuren führten in Richtung der Spalte.

»Sie waren zu dem Spalt unterwegs«, meldete er, bevor er in diese Richtung flog. Im Fliegen spulte Thorpe hinter sich eine Sicherheitsleine ab. Er bremste seinen Flug am Rand der Spalte ab, setzte auf und blickte umher. Was er sah, ließ sein Herz einen Schlag lang aussetzen.