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Die Flotte der Materialtransporter war vor zwei Tagen in die Koma eingetaucht. Während sie vor dem Gas und dem Staub zurückwichen, wühlten ihre Abgase die Wolkenmaterie auf. Barnard zeichnete jede Sekunde der Annäherung auf, um so viel wie möglich über die Gaswolke und ihre Zusammensetzung in Erfahrung zu bringen. Diese Untersuchungen hatten für das Problem der Ablenkung des Kometen von der Erde keine Bedeutung. Es war einfach etwas, das ihn interessierte.

Amber lehnte sich an ihn und knabberte an seinem Ohr. »Ich bin vorbeigekommen, um mich zu erkundigen, ob du mit mir zu Mittag essen willst. Es könnte für eine ganze Weile unsere letzte Gelegenheit sein.«

Thorpe deutete auf die drei Lichtpunkte an der Kuppel. »Eine gute Idee. Wenn sie erst einmal hier sind, werden wir schrecklich beschäftigt sein. Wir könnten natürlich auch das Essen auslassen und in die Kabine gehen.«

Amber schüttelte den Kopf. Die rasche Bewegung ließ ihr Haar über ihr Gesicht wirbeln. »Du wirst deine Kräfte brauchen.«

»In Ordnung«, sagte er. »Also Mittagessen. Geh du voran, mein Goldstück!«

Vier Stunden später halfen Thorpe und Amber sich gegenseitig in ihre Raumanzüge. Die Transporter befanden sich in einer Umlaufbahn und bereiteten sich auf das Entladen vor. Sie drängten sich zu zweit in die Luftschleuse Zwei und wechselten ins Vakuum. Hundert Meter entfernt hatte sich auf dem Eis eine kleine Menschenmenge versammelt, um das Schauspiel zu beobachten.

»Also los!«, sagte Thorpe. Sie ignorierten die Schleusenmeister und sprangen hinaus. Während sie über das Eis schlitterten, wurde Thorpe an ihre ersten linkischen Versuche erinnert, sich auf der Oberfläche fortzubewegen. Der Mikroschwerkraft-Gang war ihnen zur zweiten Natur geworden.

»Da ist sie!«, sagte jemand fünf Minuten später.

Thorpe wandte sich nach Westen. Tatsächlich, ein kleines kugelförmiges Gebilde war soeben über dem Horizont aufgetaucht. Es wuchs rasch an. Sein erster Eindruck war der eines Schiffes, das nie fertiggestellt worden war. Die Hülle des Frachters bestand aus einer Unmenge externer Fracht. Als die Kugel näherkam, identifizierte Thorpe zwei Laserbohrer, mehrere große Gaszylinder und einen kastenförmigen transportablen Fusionsreaktor. Er entdeckte au ßerdem ein schweres Oberflächen-Raupenfahrzeug neben Hunderten weniger gut bestimmbarer Geräte, die in Frachtkisten oder unter Verpackungen aus reflektierender Folie verborgen waren.

Die Gargantua und ihre Schwestern hatten niemals vorgehabt zu landen. Aus diesem Grund fehlten ihnen selbst die allereinfachsten Landevorrichtungen. Und obwohl die Schwerkraft von Donnerschlag äußerst gering war, würde die Hülle dennoch wie eine Eierschale zerbrechen, wenn ein solch üerdimensionales Raumfahrzeug jemals versuchen würde zu landen. Die Einsatzplaner hatten das Problem, wie die Fracht der Gargantua gelandet werden sollte, schon lange gelöst. Die Gelegenheit, sich ihre Lösung anzusehen, hatte deshalb viele Zuschauer auf das Eis hinausgelockt.

Die gigantische Kugel schwebte auf das Habitatmodul zu. Ein kurzer Feuerstoß der Steuerdüsen ließ sie in einer Höhe von hundert Metern und einem Kilometer Entfernung innehalten. Als das große Schiff stoppte, flackerten weitere Blitze an seiner Hülle auf. Lange Sekunden geschah nichts. Dann begann die Ladung abzufallen. Zusätzliche Stöße der Steuerdüsen trieben das Schiff seitwärts, während es seine Fracht abwarf. Das Frachtgut fiel trügerisch langsam, und es dauerte fast eine Minute, bis es auf dem Kraterboden aufprallte. Die Eisfontänen, die von den grö ßeren Geräten emporgeschleudert wurden, waren für die Zuschauer deutlich zu sehen.

Als seine äußere Ladung in weitem Umkreis auf dem Eis verstreut war, setzte die Gargantua ihren Vorbeiflug in niedriger Höhe fort. Zahlreiche Luken sprangen auf, und Tausende kleinerer Container wurden in den Raum hinausgeschleudert. Die meisten von ihnen, wusste Thorpe, enthielten Versorgungsgüter – Lufttanks, Proviantpakete und Ersatzteile. Als der Transporter seine Fracht entladen hatte, zündete er seine Bodendüsen und stieg wieder in den schwarzen Himmel empor.

Zehn Minuten später glitt die Godzilla über den Horizont, und das Schauspiel wiederholte sich. Sie platzierte ihren Berg von Vorräten neben dem ihres Schwesterschiffs und verstärkte den Eindruck einer interplanetarischen Müllkippe. Auch der zweite Frachter erhob sich anschlie ßend majestätisch in den Himmel und verschwand. Die Zuschauer wandten sich gerade rechtzeitig wieder nach Westen, um die Goliath über dem Horizont auftauchen zu sehen.

Das Flaggschiff der Flotte lud seine Ladung in einer Linie parallel zu den beiden anderen ab. Wie zuvor wurde die äußere Ladung beim ersten Durchgang abgeworfen und die innere Ladung bei einem zweiten Vorbeiflug parallel dazu. Doch anders als die beiden anderen Schiffe entfloh dieses nicht sogleich wieder in den Raum. Es bewegte sich seitwärts, bis es über einer ebenen Eisfläche zwischen dem Habitatmodul und der Abwurfstelle schwebte. Weitere Luken sprangen auf, und der Himmel war plötzlich voller Menschen in Raumanzügen.

Zweihundert Spezialisten für alle möglichen Arten von Vakuumarbeiten schwebten langsam auf ihren Rucksacktriebwerken zu Boden. Sie waren nur die Vorhut. Als alle gelandet waren, flog auch die Goliath davon. Alle drei Schiffe sollten einen Parkorbit über dem Südpol des Kerns einnehmen, wo sie so lange bleiben würden, bis der Zeitpunkt gekommen war, Menschen und Material vor der Absprengung des Ground-Zero-Kraters zu evakuieren. Während die Goliath verschwand, blickte Thorpe auf sein Helmchronometer. Die ganze Operation hatte weniger als eine Stunde gedauert.

»Mr. Thorpe?«, rief eine Stimme über den allgemeinen Anrufkanal.

»Hier bin ich«, antwortete Thorpe, indem er seine Visierlampe verdunkelte, um seinen Standort anzuzeigen. Sein Blinken wurde von einer Lampe eines der Neuankömmlinge beantwortet. Sie überquerten die zwischen ihnen liegende Eisfläche und umarmten sich auf jene Art, die im Raumanzug das Händeschütteln ersetzte.

»Ich bin Amos Carlton, der Boss dieser Horde von Weltraumaffen.«

»Tom Thorpe, verantwortlich für die Expedition. Willkommen auf Donnerschlag.«

»Hübsche Gegend hier«, sagte Carlton, indem er sich umsah. So ziemlich das Einzige, was Thorpe von seinem Gesicht erkennen konnte, war, dass er jung und blond war. »Ist schon eine Schande, es in die Luft zu jagen.«

»Eine größere Schande, wenn wir es nicht tun. Brauchen Sie und Ihre Leute irgendwelche Unterstützung?«

»Sie wären uns nur im Wege. Mit Ihrer Erlaubnis lassen wir uns dort nieder.« Er deutete zu einer freien Fläche vor dem Nachschubhaufen hinüber.

»Eine Wahl so gut wie jede andere«, erwiderte Thorpe. »Wir leiden nicht gerade an Überbevölkerung.«

»Gut. Wir werden die Nacht durcharbeiten, um unser Camp zu errichten. Ich würde unsere Leute gerne am Morgen zusammenrufen, wenn Ihnen das recht ist, Thorpe.«

»Morgen früh wäre prima!«

»Wie ich höre, gibt es auf diesem Eisball Erdbeben.«

»Nicht besonders viele während der letzten paar Monate, auch nicht allzu heftige. Das Innere hat erst kürzlich einen Zustand von Isostasie erreicht. Aber Sie müssen noch damit rechnen, dass der Boden alle paar Tage bebt.«

»Dann achten wir darauf, alles ordentlich zu verankern. Noch irgendwas, das ich im Moment wissen müsste?«

»Der Untergrund besteht größtenteils aus Wasser und gefrorenem Ammoniak mit den üblichen Verunreinigungen. Seien Sie vorsichtig beim Destillieren. Lassen Sie niemanden mal eben einen Kübel Wasser von draußen holen.«

»Oh? Warum nicht?«

»Das Eis ist ein Clathrat. Eins seiner Bestandteile ist Cyanid. Wenn Sie das in Ihr Habitat bringen, könnten Sie plötzlich Atemprobleme bekommen.«