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»Einverstanden«, antwortete Carlton.

»Wie lange wird es dauern, um diese zweiundzwanzig Bohrungen durchzuführen?«

Carlton überflog die Karte und bewegte die Lippen, als er die verschiedenen Bohrtiefen addierte. »Zwei Monate bis zum Abschluss der Bohrungen, solange wir nicht auf ungünstige Bodenverhältnisse stoßen, zwei Wochen für den Abbau, und dann noch eine Woche, um die Sprengladungen anzubringen und die Bohrlöcher zu verschließen. Sagen wir, drei Monate bis zum ersten Schuss.«

»Lassen sich Ihre Schiffe so schnell wiederbetanken?«

Carlton zuckte mit den Achseln. »Nicht mein Gebiet, fürchte ich. Da müssen Sie sich schon an die Blauen wenden. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass die Destillationsund Crackeinheiten bereits aufgebaut werden.«

»Wir haben die Admiral Farragut so gut wie fertigbetankt«, sagte Stormgaard. »In einer Woche können wir unsere Wasserstoffcrackanlage einsetzen, um Ihren Ausstoß zu vergrößern.«

»Ausgezeichnet. Regeln Sie das mit Kapitän Palanquin. Er kommandiert die Flotte. Noch weitere Fragen? Wenn nicht, dann machen wir uns an die Arbeit. Wir haben eine Menge vor, und es bleibt uns nur sehr wenig Zeit!«

27

Tom Thorpe hatte keine Schwierigkeiten, sein Ziel auszumachen, als er mit dem Hüpfer tausend Meter über dem zerklüfteten Gelände des Ödlands nördlich des Ground-Zero -Kraters flog. Vor ihm stieg eine glockenförmige Wolke aus Eiskristallen von der Stelle aus in den tiefschwarzen Himmel, wo die schweren Laser der Arbeitsmannschaften einen tiefen Schacht bohrten. Drei weitere Wolken waren am Horizont sichtbar. Nach zehn Wochen knochenharter Arbeit wurden die letzten vier Bohrungen gerade vollendet. In einer Woche würde Donnerschlag weitgehend verlassen sein. Wieder eine Woche später würden mehr als zwei Dutzend Antimateriebomben ihren Inhalt gleichzeitig in das umgebende Eis abgeben. Dann würden sie wissen, ob ihre Anstrengungen vergeblich gewesen waren.

Thorpe brachte die Basis der nächstgelegenen Wolke mit einer elektronischen Peilmarke zur Deckung. Ein kurzer Daumendruck ließ das kleine Luftfahrzeug vom plötzlichen Rückstoß der Steuerdüsen krängen. Das Haupttriebwerk sprang an und richtete die Flugbahn auf die Bohranlage aus.

»Danke fürs Mitnehmen«, sagte Amber neben ihm. »Ich bin zu lange im Schiff eingesperrt gewesen.«

»Eine andere Möglichkeit, dass wir zusammen sein konnten, ist mir nicht eingefallen. Außerdem hört Hilary Dorchester dann endlich auf darauf herumzureiten, dass ich einen Assistenten bräuchte.«

»Geh nur darauf ein, und ich kratz dir die Augen aus«, warnte Amber.

»Es ist doch schön, wenn man geliebt wird.«

Sie flogen schweigend weiter, bis sich der Hüpfer der Bohrung bis auf einen Kilometer genähert hatte. Die Eiswolke war gewaltig angewachsen und sah aus wie der Trichter eines Tornados, ein Wirbelsturm, der sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken schien. Irgendein Witzbold hatte die Wolken ›Bohnenstangen‹ getauft, und die Bohrmannschaften wurden des Öfteren gemahnt, nach herabsteigenden Riesen zu schauen.

»Zeit, der Crew die schlechten Nachrichten mitzuteilen«, sagte Thorpe. Er wählte den allgemeinen Anrufkanal. »Laser Sechs, hier ist Jumper Zwei. Ich bin zwei Minuten entfernt und im Abstieg begriffen. Bereithalten zur Inspektion.«

Die knappe Bestätigung kam augenblicklich und wurde, wie Thorpe vermutete, von einer Reihe deftiger Flüche gefolgt. Seitdem er die Rolle des Generalinspekteurs einnahm, hatten seine Besuche zahlreichen Arbeitern den Verlust von Privilegien und Lohneinbußen eingebracht. Derlei Maßnahmen hielten die Leute auf Trab, waren jedoch nicht dazu angetan, ihn bei den Vakuumaffen lieb Kind zu machen.

Der Hüpfer verlangsamte, bis er hundert Meter vor der Wolke zum Stillstand kam, und senkte sich langsam herab. Thorpe übernahm die manuelle Steuerung und landete die Maschine. Das Gelände war mit Geräten übersät und wurde dominiert von der Energieversorgungseinheit der Bohrer. Dicke Stromkabel schlängelten sich zu dem Dreibein hinüber, das man über einem 30-cm-Bohrloch errichtet hatte, aus dem die ›Bohnenstange‹ in die Höhe schoss.

Als sie sich dem Loch näherten, bemerkten sie ein tiefes trommelndes Geräusch, das durch den Boden und ihre Stiefelsohlen drang. Dann gelangten sie an eine Stelle, von der aus sie freie Aussicht auf den Laserbohrer hatten. Seine Stützbeine waren in schweren Felsbrocken verankert, und die Spitze verschwand in der Dampffontäne, die aus der Bohrung fauchte. Der Bohrkopf erzeugte zwei separate Laserstrahlen.

Der mittlere Strahl war ultraviolett und ultrastark. Er schwenkte ständig in einem engen Winkel hin und her und höhlte so den Boden des Lochs aus. Dieser innere Frässtrahl erzeugte dort, wo er auftraf, ein hohes Vakuum und besaß immer noch genügend Energie, um das massive Gestein am Grund der Bohrung zu durchschneiden.

Der zweite Strahl umgab den ersten und war blaugrün. Er füllte das ganze Bohrloch mit einer leuchtenden aquamarinblauen Farbe. Der äußere Strahl hielt den Dampf in einem Zustand der Überhitzung. Andernfalls wäre der Dampf an den extrem kalten Wänden kondensiert und hätte die Bohrung bald mit flüssigem Wasser aufgefüllt.

»Hallo, Mr. Thorpe, Miss Hastings«, begrüßte sie Roger Borokin, der Vorarbeiter des Bohrteams. »Ich habe mir schon gedacht, dass ich Sie heute sehen würde.«

»Warum haben Sie das gedacht?«, fragte Thorpe.

»Es war logisch. Wir sind eines der letzten vier aktiven Bohrlöcher, und wir sind dabei, Schluss zu machen. Das ist unsere letzte Chance, noch eins auf den Kopf zu bekommen, bevor wir hier dichtmachen.«

Thorpe lachte. »Bin ich so leicht zu durchschauen? Eigentlich ist die Inspektion nur ein Vorwand. Ich wollte, dass Miss Hastings den Bohrvorgang aus der Nähe sieht.«

»Vorwand oder nicht, wir sind auf Sie vorbereitet. Mein Arbeitsprotokoll ist auf dem letzten Stand, und alle meine Leute kennen ihre Aufgaben.«

»Wie weit sind Sie gekommen?«

»Siebzehn Kilometer. Wir müssten jeden Augenblick in das Störungssystem Zwölf durchstoßen. Wenn wir so weit sind, lassen wir den ferngesteuerten Bohrer ins Bohrloch hinunter und höhlen eine Kammer für die Sprengladungen aus. Anschließend packen wir zusammen und machen uns auf zum Schiff.«

»Steuerdüsen des Frachtmoduls klarmachen, Chefingenieur.«

»Steuerdüsen klar, Captain.«

»Systeme überprüfen.«

»Alle Systeme zeigen grün.«

»Hat jemand daran gedacht, die Verankerung zu entriegeln?«

»Ankerseile entriegelt, Captain. Ich habe sie selbst überprüft. Zweimal.«

»Sehr schön. Letzter Manövercheck. Wenn jemand einen guten Grund kennt, warum wir nicht starten sollten, dann heraus mit der Sprache. Niemand? Einminuten-Countdown, Mr. Velduccio.«

»Jawohl, Captain. Einminuten-Countdown läuft … neunundfünfzig … achtundfünfzig …«

Karin Olafson blickte zu der Panoramakuppel hoch, auf der das startbereite Frachtmodul zu sehen war. Er sah fast genauso aus wie am Tag seiner Ankunft. Alles wieder einzuladen hatte drei Tage gedauert. Dennoch betrug die Masse des Moduls weniger als die Hälfte wie zum Zeitpunkt der Landung.

Unter den Ausrüstungsgegenständen, die man zurücklassen würde, befanden sich beide MoonJumper. Tom Thorpe benutzte Nummer zwei immer noch zur Fortbewegung. Hüpfer eins lag zerschmettert irgendwo im westlichen Ödland, Opfer eines Landeunfalls in der vorherigen Woche. Der Pilot, Emilio Rodriguez, hatte sich einen Arm gebrochen, während sein Passagier, Leon Albright, ohne eine Schramme davongekommen war. Karin Olafson fragte sich, ob die beiden Männer wussten, wie viel Glück sie dabei gehabt hatten.

Als sie den Boden des Ground-Zero-Kraters überblickte, empfand sie eine vorübergehende Traurigkeit. Die vergangenen Monate hatten zu den aufregendsten ihres Lebens gezählt.