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»Willkommen zu Hause«, sagte Dieter Schmidt.

»Danke.«

Schmidt streckte die Hand nach den Kontrollen aus, aber Thorpe hielt ihn auf. »Warten Sie eine Sekunde. Ich will mir das ansehen.«

Die beiden Männer beobachteten den Hüpfer noch für einen Moment. Plötzlich erwachte sein Triebwerk zum Leben, und er begann sich von der Admiral Farragut zu entfernen.

»Wo haben sie ihn hingeschickt?«

»Ich hab ihm nur einen kurzen Zehn-Meter-pro-Sekunde-Stoß gegeben, um ihn von der Flotte wegzubekommen. Okay, lassen Sie uns reingehen.«

Die Außentür schloss sich. Thorpe hörte auf einmal das Rauschen von Luft, während sein Anzug um ihn herum zusammenfiel. Er löste den Helm, sobald die Schleusenanzeigen Grün anzeigten. Die Innentür öffnete sich langsam nach außen, dahinter erschien eine helmlose Amber Hastings, die in der Vorkammer wartete. Bevor er sich bewegen konnte, war sie bereits bei ihm und warf ihm ungeschickt die Arme um den Hals. Sie küssten sich eidenschaftlich, bis ihnen die Luft ausging.

»Das hatte ich schon seit fünf langen Tagen vor«, flüsterte Amber. »Willkommen zu Hause, Liebster!«

»Ja, willkommen. Lust, zusammen zu duschen?«

Sie rümpfte die Nase. »Je früher, desto besser!«

Die kleine Flotte hing bewegungslos in eintausend Kilometern Höhe über dem Kern im Raum. Aus dieser Entfernung nahm Donnerschlag dreißig Winkelgrade ein, was ihm die sechzigfache Größe des Vollmonds von der Erde aus betrachtet gab. Die Beobachtungsposition war mit Vorbedacht ausgesucht worden. Sie lag weit genug weg, dass das menschliche Auge den ganzen Kern mit einem Blick erfassen konnte, andererseits auch nah genug, dass die Messinstrumente der Flotte alles minutiös würden aufzeichnen können. Die Entfernung war außerdem so groß, dass die Schiffe durch die Explosion nicht gefährdet werden würden.

»X minus zehn Minuten, Countdown läuft.«

Die Ankündigung des Flaggschiffs hallte durch die Messe der Admiral Farragut, wo sich die meisten Expeditionsteilnehmer versammelt hatten. Amber war neben Thorpe in eine Ecke gezwängt, während die anderen sich vor dem Holoschirm drängten. Kapitän Olafson, Ingenieur Stormgaard und die beiden Barnards hatten es vorgezogen, vom Kontrollraum aus zu beobachten. Niemand, so schien es, wollte die Explosion für sich alleine miterleben.

»Glücklich?«, fragte Thorpe, indem er seinen Griff um Ambers Taille für einen Moment verstärkte.

Sie überlegte für einen Moment, dann nickte sie. »Und du?«

»Ich bin froh, dass es so gut wie vorbei ist. Noch zehn Minuten, und wir können unser Leben wieder planen.«

»Welche Pläne hast du, Tom, wenn das alles vorüber ist?«

Er sah sie lange an. »Ich dachte mir, ich frage dich, ob du mich heiraten willst.«

»Ist das dein Ernst?« Sie suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen dafür, dass sein Angebot nur ein Beispiel seines verschrobenen Humors war.

Er erwiderte ruhig ihren Blick. »So ernst, wie man es nur meinen kann. Falls du mich überhaupt haben willst.«

»Du alter Trottel! Natürlich will ich dich. Die letzten sechs Monate über habe ich kaum an etwas anderes gedacht.«

»Na prima. Dann können wir ja den Kapitän die Zeremonie gleich nach der Zündung durchführen lassen.«

»Vielleicht will sie damit nicht behelligt werden.«

Er zuckte mit den Achseln. »Dann wechseln wir eben zur Gargantua über und lassen es deren Kapitän machen. Das wäre mir egal.«

»Was ist mit all deinen Freunden, und mit meinen?«

»Ich würde sagen, wir haben alle, die wir brauchen, hier vor der Nase.« Bis jetzt hatten sie sich mit leisem Flüstern unterhalten. Thorpe hob seine Stimme. »Wie steht’s mit euch, Leute? Lust auf eine Hochzeitsfeier heute Nachmittag?«

Allgemeines Hurrageschrei brach aus, gefolgt von Gratulationen. Dann brachte sie jemand zum Schweigen, als die zweite Durchsage vom Flaggschiff kam.

»X minus fünf Minuten, Countdown läuft!«

Auf dem Schirm rotierte Donnerschlag langsam weiter, unbeeindruckt von dem, was geschehen würde. Die Region um den Krater war nicht zu sehen, da sie vor einigen Stunden in die Nachtzone übergewechselt war. Die Explosion sollte in dem Moment stattfinden, wenn sich der Krater mit dem Geschwindigkeitsvektor des Kerns in einer Linie befand. Auf diese Weise würde die abgespaltene Masse, wie groß sie auch sein mochte, entlang der Flugbahn zurückgeschleudert werden und dem Rest des Kerns den größtmöglichen Vorwärtsschwung vermitteln.

»Nervös?«, fragte Amber.

»Weil’s ans Heiraten geht? Nee.«

»Ich rede von der Explosion.«

»Ach, die! Weniger nervös als aufgeregt. Es ist ein bisschen wie das Warten aufs Christkind, als man noch ein Kind war.«

»Oder wie sich auf sein erstes Rendezvous vorzubereiten«, fiel jemand ein.

»Oder die Abschlussprüfungen in der Schule«, fügte Amber hinzu.

»Ich bin seit meiner zweiten Heirat nicht mehr so nervös gewesen«, warf Leon Albright ein.

»Was war damit? Hat sie Sie versetzt?«

»Nein, viel schlimmer«, erwiderte der Geologe. »Wenn ich ihr nicht jeden Monat Alimente zahlen müsste, hätte ich mich niemals für diese verrückte Expedition gemeldet.«

Sein Scherz erntete mehr Gelächter, als er verdiente. Thorpe blickte zu John Malvan hinüber, der seinen Arm um Hilary Dorchester gelegt hatte.

»Tut’s Ihnen leid, dass Sie mitgekommen sind, John?«

»Mir nicht«, antwortete der Lunarier. »Ich habe das Revidieren gehasst. Ich denke, ich werde mich darum kümmern, ob man diesen kleinen Brocken, den wir dabei sind abzuspalten, nicht abbauen kann. Er müsste genau die richtige Größe haben, um ihn in eine Erdumlaufbahn zu bringen, finden Sie nicht?«

»Da könnten Sie durchaus Recht haben!«, stimmte Thorpe zu. »Ich werde mich erkundigen müssen, ob Mr. Smith an einem solchen Projekt immer noch interessiert ist.«

»X minus eine Minute!«

Die Spannung war plötzlich mit Händen greifbar. Amber ergriff Thorpes Hand. In der Messe tat niemand einen Mucks.

»Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier …«

»Dass alles gutgeht!«, flüsterte sie und drückte kurz seine Hand.

»… drei … zwei … eins … Zündung!«

Die Nachtseite von Donnerschlag wurde unvermittelt taghell, als achtundzwanzig Fontänen von blendender Helligkeit aus der Kruste des Asteroiden brachen und in den tief schwarzen Himmel stiegen. Auf dem Bildschirm stand der Kern in Flammen. Einzelheiten, die bisher in der Dunkelheit verborgen gewesen waren, waren plötzlich wie herausgemeißelt, mit von violett-weißem Glanz umsäumten Umrissen und scharfrandigen Schatten.

Die Geiser aus Feuer tosten himmelwärts, stießen in den Raum, dehnten sich im Vakuum aus, bis sie zu einem einzigen brodelnden Feuersturm aus gleißendem Licht verschmolzen. Weit unter ihnen fluoreszierte die hauchdünne Koma, die das Licht der Explosion reflektierte.

In der Messe der Admiral Farragut herrschte langes Schweigen, gefolgt von einem Tumult, als alle gleichzeitig zu sprechen versuchten. Thorpe rief, sie sollten still sein. Es dauerte mehrere Sekunden, bis das Stimmengewirr verstummte. Endlich ertönte aus dem Schirm die Durchsage des Flaggschiffs.

»Die Kruste hat nicht gehalten! Wir haben zahlreiche Oberflächenbrüche … Die Oberflächensensoren melden ein heftiges Erdbeben, aber keine messbare Veränderung der Geschwindigkeit. Das Radar zeigt keine signifikante Abspaltung. Es ist zu keiner größeren Abtrennung gekommen …«

An Thorpes Seite blickte Amber entsetzt auf die vielen Dampfsäulen, die unkontrolliert in den Raum brodelten. Es war gar nicht leicht, diese Gewalt zu sehen und anzuerkennen, dass absolut nichts geschehen war. Sie beobachteten den Schirm lange Zeit schweigend.