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»Aber es ist alles, was wir haben. Es wird reichen müssen.«

Tom Thorpe saß im Teleskopraum an Bord der Admiral Farragut und starrte auf den Monitor. In letzter Zeit hatte nicht viel Interesse an der Astronomie bestanden, und er nutzte die Lücke aus, um sämtliche im Bordcomputer gespeicherten Daten bezüglich Donnerschlag noch einmal durchzugehen. Seit ihrem Abflug vom Kometen hatte Thorpe der Gedanke verfolgt, dass sie etwas Wesentliches übersehen haben könnten. Nach vierzehn Stunden Arbeit war das Gefühl so stark wie zu Beginn.

Er beobachtete, wie der Komet in einer Computersimulation die Sonne umrundete. Die Simulation, die von der Arbeitsgruppe in New Mexico erstellt worden war, gab die Flugbahn und die Geschwindigkeit des Kometen vom Perihel bis zum Aufprall auf der nördlichen Erdhemisphäre wieder. Sie versuchte ebenfalls die Auswirkungen einer solchen Kollision zu zeigen, einschließlich der atmosphärischen Schockwellen, der kilometerhohen Flutwellen und der geborstenen Erdkruste, die die Ozeane zum Kochen bringen und die Landmassen mit weißglühendem Magma überschwemmen würden. Thorpe sah der Katastrophe bis zum Ende zu, dann löschte er angewidert den Bildschirm.

Wenn die Simulation auch eine gewisse morbide Neugier befriedigte, half sie doch nicht, das Problem zu lösen. Er musste sich vielmehr von dem Problem lösen und zu den grundlegenden Tatsachen zurückkehren. Er bat den Computer um Halver Smiths Doktorarbeit über die wirtschaftlichen Hintergründe des Asteroidenfangs. Thorpe erinnerte sich an einen Abschnitt, der sich mit den verschiedenen Methoden zur Veränderung der Umlaufbahn eines Asteroiden befasste. Innerhalb von Sekunden sah er sich dem vertrauten Text gegenüber:

… Es gibt eine Reihe von Methoden, mittels derer die notwendige Energie auf einen Asteroiden übertragen werden kann. Jede besitzt ihre Vorteile und Nachteile. Während manche von ihnen offensichtlich ungeeignet sind, die sehr großen Nickel-Eisen-Massen zu bewegen, die für den Raumbergmann von höchstem Interesse sind, haben alle ihren Platz in der großartigen Ordnung der Dinge. Jede wird weiter unten mit größerer Ausführlichkeit diskutiert …

Thorpe ließ seinen Blick über Smiths Auflistung möglicher Techniken gleiten.

… chemische, mit Kernspaltung, Kernfusion, Ionenoder ntimaterietriebwerken ausgestattete Raketen …

Thorpe suchte weiter. Raketen waren erschöpfend erörtert. Mit Ausnahme des letzten Punkts auf der Liste hatten sie sich als kläglich ungeeignet erwiesen. Die Idee, Donnerschlag mit Antimaterietriebwerken zu bewegen, hatte man einer sehr genauen Prüfung unterzogen. Sie war erst dann fallengelassen worden, als klar geworden war, dass die Antimaterievorräte der Menschheit dazu nicht annähernd ausreichten. Der kürzliche Verlust von achtundzwanzig Kilogramm des kostbaren Treibstoffs hatte nicht dazu beigetragen, die Idee reizvoller zu machen.

… Nuklearimpuls …

Thorpe musste unwillkürlich lächeln. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte jemand behauptet, ein Raumfahrzeug könne dadurch angetrieben werden, dass man unter ihm Atombomben zündete. Obwohl zu jener Zeit ernsthafte Studien durchgeführt worden waren, hatte die Idee nirgendwo hingeführt – wohl weil sich niemand finden ließ, der bereit gewesen wäre, einen derartigen Apparat zu fliegen. Die Idee war von der Arbeitsgruppe in New Mexico noch einmal kurz aufgegriffen worden. Wie im Falle der Antimaterietriebwerke, erforderte der nukleare Pulsantrieb eine weit größere Menge an Sprengmaterial, als die Menschheit besaß. Hinzu kam, dass keine Zeit blieb, die benötigte Anzahl von Bomben zu bauen, bevor Donnerschlag mit der Erde zusammenstieß.

… Auftreffen eines kleineren Himmelskörpers …

Halver Smith hatte die Methode, einen kleineren Asteroiden absichtlich mit einem größeren zur Modifizierung von dessen Orbit zusammenstoßen zu lassen, empfohlen. Diese Technik hatte als Voraussetzung, dass die Flugbahn des kleineren Asteroiden in der Nähe seines Ziels lag und so beschaffen war, dass sich durch die Kollision ein günstigerer Orbit ergab. Der Grund, warum die Crashmethode für Donnerschlag niemals in Erwägung gezogen worden war, lag darin, dass der Komet sich allein im sonnennahen Raum befand. Außerdem versuchten sie, ihn zu beschleunigen. Damit es funktionierte, hätte man einen schnelleren Himmelskörper auf die rückseitige Hemisphäre von Donnerschlag schmettern müssen. Ein solcher Kandidat existierte allerdings gar nicht.

Ein Diagramm ergänzte die Diskussion, wie das kosmische Billardspiel genutzt werden könnte, um die Flugbahn eines großen Asteroiden zu modifizieren. Thorpe starrte es mit trüben Augen lange Sekunden an. Dann begannen bei ihm die Alarmglocken zu klingeln. Unnachgiebig klammerte er sich an seine erwachende Erregung, während er die Folgerungen durchdachte.

Donnerschlag war wie ein außer Kontrolle geratener Sportwagen, der sich einer Kreuzung näherte. Aus anderen Richtungen näherten sich ein Personenwagen: Luna, und ein sehr schwerer Lastwagen: die Erde. Der Sportwagen würde den Personenwagen knapp verfehlen und auf die Fahrbahn des entgegenkommenden Lkw einschwenken. Das Ergebnis würde sein, dass der Lkw den Sportwagen rammen würde, nachdem er die Kreuzung bereits halb passiert hatte.

Bis jetzt waren alle ihre Anstrengungen darauf gerichtet gewesen, Donnerschlag zu beschleunigen. Schließlich ergab es keinen Sinn, auf die Bremse zu treten, wenn man von der Seite gerammt werden sollte. Vielmehr würde man das Gaspedal bis zum Boden durchdrücken und beten, dass der Wagen rechtzeitig aus dem Weg war.

Aber wenn der Sportwagen die Bremse betätigte, bevor er die Kreuzung erreicht hatte? Würden die beiden anderen Fahrzeuge nicht unbehelligt vorbeiziehen, ehe der Sportwagen in die Kreuzung hineinschoss? Sie hatten nie ernsthaft daran gedacht, Donnerschlag zu verlangsamen, weil er bei dem Winkel, mit dem er sich der Erde näherte, um fünfzehn Minuten verzögert werden müsste. Während alles andere gleich blieb, so war es fünfmal schwieriger, den Kometen sicher zu verlangsamen, als ihn zu beschleunigen.

Aber, fragte sich Thorpe, was wäre, wenn alles andere nicht gleich bliebe?

Donnerschlag würde den Asteroidengürtel in sieben Monaten durchfliegen. Einen wie großen Gesteinsbrocken würden sie ihm in den Weg legen müssen, um diese fünfzehn Minuten zu gewinnen?

»Wollen wir mal sehen«, murmelte Thorpe, während er die Zahlen eingab. »Der Komet erreicht den Asteroidengürtel in zweihundert Tagen. Wenn sechs mal zehn hoch sechzehn Tonnen sich zu X wie zweihundert Tage zu fünfzehn Minuten verhalten …« Ein paar rasche Tastenanschläge, und er erfuhr, dass ein passender Asteroid eine Masse von drei Billionen Tonnen haben müsste. Das war die zehnfache Größe des Felsen. Groß, dachte er, aber nicht völlig unmöglich.

Seine nächste Programmieraufgabe war schwieriger. Er musste dazu eine Programmiersprache benutzen, etwas, das er seit dem College nicht mehr getan hatte. Einen Moment lang erwog er, sich von Amber helfen zu lassen. Im Programmieren war sie wesentlich besser. Ein Blick auf die Uhr, und er entschied sich anders. Es war spät, und am Morgen bliebe noch reichlich Zeit, die Details auszuarbeiten. Im Moment wollte er lediglich herausfinden, ob die Idee durchführbar war.

Er arbeitete eine halbe Stunde daran, seine Anfrage zu formulieren: »Welche Himmelskörper von mindestens drei Billionen Tonnen Masse können mit einem Energievorrat von acht Kilogramm Antimaterie so abgelenkt werden, dass sie mit Donnerschlag kollidieren, solange er sich im Asteroidengürtel befindet?«

KEIN HIMMELSKÖRPER GENÜGT DEN GENANNTEN KRITERIEN

Er fluchte unterdrückt. Die Idee schien ihm gut zu sein. Er formulierte seine Anfrage neu. Vielleicht könnte eine Kombination von Asteroiden den gleichen Zweck erfüllen: »Welche Kombination von Himmelskörpern mit einer Gesamtmasse von drei Billionen Tonnen können so abgelenkt werden, dass sie mit Donnerschlag während seiner Passage durch den Asteroidengürtel kollidieren?«