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Halver Smith betrachtete den Holoschirm, der eine Wand seines Büros einnahm. Er zeigte ein Flugzeug, das in viertausend Metern Höhe dreihundert Meilen südöstlich von Honshu, Japan, über dem Pazifischen Ozean kreiste. Das Bild wurde über einen von Smiths privaten Satellitenkanälen in die Zentrale der Sierra Corporation übertragen. Während das Flugzeug seine Kreise zog, testete der Kameramann seine Ausrüstung, indem er über den unter ihm liegenden Ozean schwenkte.

Das stahlblaue Wasser war mit weißen Schaumkronen gesprenkelt, die ein kalter Nordwind aufgeworfen hatte. Als Smith das Wetter in diesem Gebiet überprüft hatte, hatte er geschaudert und im Stillen dafür gedankt, dass er nicht selbst dort war. Er ließ seinen Blick über den Schirm schweifen, auf der Suche nach einer der winzigen schwarzen Formen, die auf der Meeresoberfläche tanzten. Drei riesige seetüchtige Schleppdampfer waren um einen fünf Kilometer durchmessenden Kreis herum angeordnet, der für jeglichen Oberflächenverkehr gesperrt worden war. Sie warteten auf eine Lieferung.

Als Smith weiter beobachtete, veränderte sich das Bild. Das Stahlblau des Meeres wurde durch das blasse Blau des Himmels ersetzt. Am Bildschirm war abzulesen, dass die Kamera jetzt nach oben und nach Westen zielte. Plötzlich erschien in der Mitte des Schirms ein schwarzer Punkt. Der Punkt vergrößerte sich rasch zu einer Scheibe, und als die Kamera das herabfallende Ziel näher heranholte, wurde daraus ein stumpfer Kegel. Smith wusste, dass der Kegel trotz seiner geringen Größe auf dem Schirm ziemlich groß war – rund zweihundertfünfzig Meter im Durchmesser. Bei seinem Sturz durch die Atmosphäre zog der Kegel einen langen Streifen überhitzter Luft hinter sich her.

Dann gab es einen Moment von Desorientierung, als der Erzcontainer am hochfliegenden Aufnahmeflugzeug vorbeiraste. Einen Augenblick lang blickte Smith auf die Oberseite des Kegels mit ihrem Gewirr innerer Verstrebungen. Dann wechselte das Bild zu einer Kamera an Bord eines der wartenden Schlepper. Die Oberflächenkamera folgte dem Container während der letzten paar Sekunden seines Flugs.

Der Kegel schlug weniger als einen Kilometer von dem wartenden Schiff entfernt auf und schickte eine gewaltige Fontäne von Dampf und Gischt himmelwärts. Wenige Sekunden später wurde das Kameraschiff von einem lauten Donnerschlag erschüttert. Das Geräusch übertrug sich auf den Lautsprecher in Halver Smiths Büro. Der Donner wurde von einer meterhohen Welle gefolgt, die vom Aufschlagpunkt aus davonjagte. Etliche Sekunden lang war nichts zu sehen außer der hektisch brodelnden See. Dann hob sich allmählich aus der Tiefe eine rostfarbene Masse ins Bild. Das Wasser darum herum brodelte heftig weiter, während der Erzcontainer friedlich auf der Meeresoberfläche tanzte.

Das Bild kippte plötzlich, als der Schlepper den Kurs änderte und direkt auf die Aufschlagstelle zuhielt. Halver Smith wartete den Rest nicht mehr ab. Es würde noch Stunden dauern, bis die Schlepper die Millionen Tonnen schwere Masse vertäut hatten, und eine weitere Woche oder mehr, bis die rostige Konstruktion bei der Schmelzhütte von Kyushu an Land gezogen werden konnte. Jedenfalls hatte Smith mit beiden Vorgängen nichts mehr zu tun. Die Sierra Corporation hatte ihre Verpflichtungen gegenüber Nippon Steel in dem Moment erfüllt, als der Erzcontainer an die Oberfläche gestiegen war. Von da an bereitete er ausschließlich der japanischen Gesellschaft Kopfschmerzen. Das war nur gerecht. Smith hatte eigene Sorgen.

Es gab Leute, die Halver Smith zu den reichsten Männern der Erde zählten. Bis zu einem gewissen Punkt hatten sie Recht. Das Problem dabei war, dass sie nicht weit genug dachten. Sie sahen seine Bauten, die sich über San Francisco erhoben, und seinen Besitz in Mexico, im Südpazifik, dem Vereinigten Europa und Australasien, und sie hielten ihn für reich. Sie nahmen seine achtundzwanzigprozentige Beteiligung an der Sierra Corporation zur Kenntnis oder seine von Schuldverschreibungen überfließenden Portefeuilles, seine Gemälde und Skulpturen, und sie beneideten ihn. Sie vermerkten seine luxuriösen Wagen und Flugzeuge, seine Privatyacht, die Sierra Seas, und sie erklärten ihn zum Megamagnaten – zu einem dieser begüterten Individuen, deren Lebenswandel von den weniger seriösen Massenmedien in den Schmutz gezogen wird. Was sie nicht sahen, das war die Tatsache, dass großer Reichtum große Verantwortung mit sich brachte, und dass ein Vermögen, das auf dem Papier steht, nicht immer bedeutet, auch liquide zu sein.

Halver Smith hatte etwas von einem Spieler an sich. Gleich nach dem College hatte er 100.000 geliehene Dollar auf einen unerprobten Prozess zur Extraktion von Samarium, Yttrium und Praseodym aus Spurenerzen gesetzt. Er hatte auf ganzer Linie gewonnen. Später hatte er alles darauf gesetzt, dass er einen Asteroiden würde einfangen können. Dieses Spiel würde sich in der Zukunft ordentlich auszahlen. Die Wasserung, die er gerade eben beobachtet hatte, war der Beweis dafür. Für den Moment jedoch hatte ihn das Projekt tief in Schulden gestürzt. Seine Zahlungsverpflichtungen belasteten die Sierra Corporation bis zur Grenze des Erträglichen. Halver Smith balancierte auf einem Drahtseil. Ein Fehltritt, und sein hart erarbeitetes Imperium würde um ihn herum zusammenbrechen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Klasse musste Smith tatsächlich arbeiten, um zu leben. Des Morgens war er oft als Erster an seinem Schreibtisch, und am Abend war er der Letzte, der nach Hause ging. Er war immer schon eine Art von Workaholic gewesen, und nach dem Tod seiner Frau bei einem Bootsunfall vor fünf Jahren war es damit noch schlimmer geworden. Er erlaubte sich niemals zu vergessen, dass es Menschen gab, die auf ihn zählten.

Nun, da er eine weitere erfolgreiche Wasserung beobachtet hatte, wandte er sich wieder seinen Tagespflichten zu. Vor seiner Nachmittagsverabredung blieb ihm wenig mehr als eine halbe Stunde. In dieser Zeit würde er sich gut des Papierstapels vor ihm entledigen können.

Der erste Bericht trug die Überschrift ›Nachahmung ist die aufrichtigste Form des Schmeichelns‹. Mit dem Erscheinen des Felsens im fernen Erdorbit vor fünf Jahren hatte die Sierra Corporation einen Großteil des Marktes für Raffiniermetall für sich mit Beschlag belegt. Trotz horrender Investitionskosten konnte Smith den Hütten eine Tonne Eisen immer noch billiger liefern als die meisten Oberflächenminen. Wo seine Konkurrenten gezwungen waren, für jede Tonne Eisen hundert Tonnen Erz zu verarbeiten, lag das Verhältnis für Smith näher bei zwei zu eins. Selbst seine ›Schlacke‹ war wertvoll, enthielt sie doch Nickel, Iridium, Gold, Silber und eine Reihe weiterer kostbarer Metalle.

Das große Geld hatte nicht lange gebraucht, um zu begreifen, dass andere das, was die Sierra Corporation tat, kopieren konnten. Schon während der Überführung des Felsens waren mehrere Versuche unternommen worden, Asteroiden einzufangen. Doch allein System Resources, Südamerika, hatte bereits das Stadium der Orbitalverlagerung erreicht.

Ihr Asteroid hieß Avalon. Ursprünglich hatte er die Sonne nicht weit hinter der Venus umkreist, und er gehörte zu der Alten-Klasse kleinerer Planeten – so genannt, weil Alten der erste bekannte Asteroid gewesen war, dessen Umlaufbahn sich gänzlich innerhalb der Erde befand. Avalon war einer der Asteroiden, die Halver Smith in seiner Doktorarbeit in Betracht gezogen hatte. Er hatte wegen seiner Größe auf ihn verzichtet. Avalon maß neun mal zehn mal zwölf Kilometer und war unsymmetrisch wie eine Kartoffel geformt. Er besaß die vielfache Masse des Felsens und war entsprechend schwieriger zu bewegen.

Smith hatte die Fortschritte des Avalon-Projekts mit erheblichem Interesse verfolgt. System Resources hatte den Asteroiden während der letzten vier Jahre in eine weitere Umlaufbahn bugsiert. Gegenwärtig befand sich Avalon auf halbem Wege zwischen Erde und Venus. Aktuellen Schätzungen zufolge sollte er in fünf Jahren eintreffen.