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»Ja, das ist es«, stimmte Barbara zu.

»Besitzen Sie irgendwelche Informationen darüber, wie der nächste Schritt aussehen wird?«, fragte sie der Südamerikaner.

»Interessieren Sie sich dafür?«, fragte Smith.

»Natürlich. Die Sierra Corporation hat viel zu viele Verträge mit dem Systemrat abgeschlossen. Sie verkaufen ihnen Antimaterie, Sie leihen ihnen Schiffe, Sie stellen ihnen technisches Gerät zur Verfügung. Ich wäre ein armseliger Geschäftsmann, wenn ich nicht versuchen würde, meinem Unternehmen nicht zumindest einen Teil des Geschäfts zu sichern.«

»Vielleicht könnten wir irgendwo hingehen und uns in Ruhe darüber unterhalten.«

»Ist das Ihr Ernst?«

»Ja.«

»Sehr gut. Elspeth hält die Türen zur Bibliothek für gewöhnlich verschlossen. Ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen hätte, wenn wir sie benutzen.«

»Ausgezeichnet«, erwiderte Smith.

»Wird uns Señorita Martinez begleiten?«

»Sie wird.«

Sie zogen sich alle drei in die Bibliothek zurück. Smith schloss die Tür ab, damit sie auch unter sich blieben.

Der Südamerikaner holte eine übergroße Zigarre hervor und zündete sie an. »Na schön, erzählen Sie mir, was der Systemrat diesmal vorhat«, sagte er und füllte den Raum mit blauem Rauch.

»Barbara.«

Barbara schilderte Sandoval kurz die Avalon-Option. Sie erzählte ihm von dem Plan, den Asteroiden dazu zu benutzen, Donnerschlag auf Luna abzulenken, und erklärte, dass die beiden Transporter unverzüglich nach Avalon geschickt werden würden. Sandoval hörte kommentarlos zu. Als Barbara geendet hatte, paffte er noch einmal an der Zigarre, dann blickte er Smith finster an.

»Sind Sie derjenige, der sich das ausgedacht hat, Smith?«

»Das war einer meiner Leute.«

»Sehr klug von ihm. Sie entledigen sich Ihrer einzigen echten Konkurrenz und heimsen obendrein die Anerkennung dafür ein, die Erde gerettet zu haben. Was immer Sie ihm zahlen, es ist nicht genug.«

»Glauben Sie wirklich, dass es darum geht? Um ein geschäftliches Manöver?«

»Was soll ich denn sonst glauben? Sie lassen den Systemrat mir mein Eigentum rauben, während Ihres unbehelligt bleibt.«

»Ihre Bilanz, Mr. Sandoval, kann Ihnen doch kaum wichtiger sein als die Sicherheit der Erde!«

Der Südamerikaner wandte sich an Barbara. »Arbeiten Sie wirklich für Sky Watch, Señorita?«

»Ja.«

»Dann erkläre ich Ihnen etwas, das ich für einen von Mr. Smiths Handlangern niemals tun würde. Ich habe mich meinen Investoren gegenüber zu verantworten. Wir haben eine Menge Geld in das Einfangen von Avalon investiert. Es unwiederbringlich zunichte gemacht zu sehen, das ist hart. Im Grunde wird von mir verlangt, dass ich für die gesamte Menschheit die Zeche zahlen soll.«

»Sie werden selbstverständlich entschädigt werden!«

»Von wem? Vom Systemrat kaum. Der Rat lebt von den Beiträgen der Staaten. Jetzt versprechen sie alles Mögliche, aber was ist hinterher? Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass die verschiedenen Körperschaften bessere Verwendungen für ihre Mittel finden werden, wenn die Gefahr erst einmal gebannt ist. Ich werde von Glück sagen können, wenn ich für jeden Nuevopeso ein Zehntel wiederbekomme.«

»Welche andere Wahl bleibt Ihnen? Wenn Sie nicht kooperieren, wird man Sie womöglich lynchen. Davon abgesehen, kann man Ihnen den Asteroiden einfach gewaltsam wegnehmen.«

»Da bin ich mir nicht so sicher, Señorita. Zum einen besteht dafür keine gesetzliche Grundlage.« Sandoval paffte erneut an seiner Zigarre und betrachtete durch das Fenster nachdenklich die Skyline von Manhattan. »Jedenfalls sollten wir hier in diesem Raum in der Lage sein, das Problem aus der Welt zu schaffen.«

»Wie?«, fragte Barbara.

»Ich schlage einen Handel vor. Ich werde Mr. Smith Avalon zur beliebigen Verwendung überlassen. Er wird mir dafür den Felsen geben. Auf diese Weise kann ich meinen Aktionären eine funktionierende Mine präsentieren, während er zum Retter der Menschheit wird.«

»Genial«, erwiderte Smith, »aber nicht praktikabel. Mein Aufsichtsrat würde niemals zustimmen. Ebenso wie Sie hätten sie Bedenken wegen der Auswirkungen auf die Investoren. Jedenfalls teile ich Ihren Pessimismus hinsichtlich der Dankbarkeit der Menschheit, nachdem wir den Kometen aufgehalten haben, nicht.«

»Dann übernehmen Sie das Risiko, mein Freund!«

»Das werde ich. Wenn Sie bei der Verlagerung von Avalon kooperieren, werde ich veranlassen, dass sich Constance Forbin damit einverstanden erklärt, die bis jetzt entstandenen Kosten zu erstatten, zuzüglich eines beträchtlichen Bonus, um Ihre Aktionäre zufriedenzustellen. Für die Vereinbarung garantiere ich persönlich.«

»Wie?«

»Wenn sich die Staaten weigern sollten, zu zahlen, werde ich Ihre Klage vor dem Internationalen Gerichtshof unterstützen. Wenn die Gerichte gegen Sie entscheiden, trete ich die Hälfte des Felsen an System Resources ab.«

»Sie schlagen eine Fusion zwischen unseren beiden Gesellschaften vor?«

»Keineswegs. Wir konkurrieren wie bisher. Wir beuten lediglich das gleiche Vorkommen aus. Es wird nicht anders sein, als wenn Sie Avalon tatsächlich in einen Parkorbit geschafft hätten.«

»Ist es Ihnen ernst damit?«

»Ja.«

Eine Minute lang herrschte Schweigen. Schließlich streckte Sandoval seine Hand aus. »Ich werde meine Leute die notwendigen Schriftstücke aufsetzen lassen. Sie können Mrs. Forbin sagen, dass sie über einen Asteroiden verfügt, mit dem sie nach Belieben verfahren kann.«

Nach einigen Minuten weiterer Diskussion gingen sie alle drei zur Party zurück. Carlos Sandoval kehrte zum Kreis seiner Bewunderer zurück, während Smith und Barbara umherwanderten. Smith hielt einen vorbeieilenden Ober an, der ein Tablett mit Drinks dabeihatte, und fragte Barbara, ob sie einen wolle.

»Nein, danke.«

»Was ist los? Reicht Ihnen schon einer?«

»Ich trinke nicht gern auf leeren Magen.«

»Wollen Sie damit sagen, dass Sie noch nichts gegessen haben?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nur einen Snack auf dem Hinflug.«

»Dann entschuldige ich mich dafür, Sie nicht vorher gefragt zu haben. Was halten Sie davon, wenn wir uns hier verabsentieren und irgendwo einen Happen essen?«

»Ich möchte nicht, dass Sie wegen mir die Party verlassen.«

»Ich hasse diese Veranstaltungen. Der einzige Grund, warum ich heute hier bin, ist das Geschäft, das wir eben abgeschlossen haben.«

»Wenn es so ist, dann würde ich wirklich gern mit Ihnen zusammen essen.«

»Ich suche nur noch schnell unsere Gastgeberin, damit wir uns entschuldigen können. Ich kenne ein nettes kleines Bistro ganz in der Nähe, wo man eine wirklich gute Bouillabaisse bekommt.«

Wilhelm von Stiller war der Botschafter des Vereinten Europas bei der Republik Luna und der Doyen des diplomatischen Korps von Luna City. Der Posten war mehr eine Sinekure, da die Aufgaben vorwiegend zeremonieller Natur waren. Die wenigen anstehenden Probleme betrafen Handelsangelegenheiten und die Nutzung europäischer Ökopatente seitens der lunaren Industrie. Stiller hatte nie damit gerechnet, dass er es einmal mit einer echten diplomatischen Krise zu tun haben würde. Es war kaum fassbar, dass er mit dem Oberbefehlshaber der Friedenstruppe an seiner Seite durch die unterirdischen Tunnel schritt, die zum Privatbüro des Premierministers führten. Ein Kreuzer der Friedenstruppe hing über ihnen im Orbit. In von Stillers Kuriertasche befand sich eine Botschaft, die sehr wohl den Beginn des ersten interplanetarischen Kriegs der Menschheit bedeuten konnte.

Während er mit einem für einen Mann von siebzig Jahren beeindruckend raumgreifenden Schritt dahineilte, dachte von Stiller daran, dass er immer von einer bedeutenden diplomatischen Mission geträumt hatte. Jetzt, da es so weit war, sehnte er sich nach den Tagen zurück, da sich alles um Visaprobleme und Empfänge für Würdenträger gedreht hatte. Sich ein wenig Aufregung in seinem Leben wünschend, hatte von Stiller die klassische Definition des Abenteuers vergessen: eine schlimme Zeit für jemand anderen, der sich weit weg befand!