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Der Bericht, den Smith in der Hand hielt, war die monatliche Prognose der Sierra Corporation über die Auswirkungen von Avalon auf den Eisenmarkt. Der Preis für Eisen würde auf der Stelle schätzungsweise um zwanzig Prozent fallen und dann langsam in dem Maße, wie die beiden Projekte ihre volle Produktion aufnahmen, um weitere zehn Prozent heruntergehen. Als Smith die Monatsprognose las, fand er einen Anlass, die Stirn zu runzeln. Die Analytiker wiesen auf kürzlich von Carlos Sandoval, dem Geschäftsführer von System Resources, gemachte Äu ßerungen hin, wonach man mit dem Abbau bereits beginnen würde, während Avalon noch unterwegs war. Die ersten Erzcontainer sollten die Erde innerhalb eines Jahres erreichen.

Trotz seiner Absicht, den Papierkram zu erledigen, brütete Smith immer noch über diesem Problem, als die Anzeige der Uhr auf 16:00 sprang.

»Mr. Thorpe ist da wegen seines 16-Uhr-Termins«, sagte Smiths Sekretärin über die Sprechanlage.

»Schicken Sie ihn rein, Maria! Dann rufen Sie die Kantine an. Lassen Sie ein paar Brötchen, eine Kanne Kaffee und eine Kanne Tee raufbringen. Und wenn sie noch etwas von diesen Eclairs vom Mittagessen übrighaben, sollen sie davon auch noch zwei mitbringen. Es ist ein zu schöner Tag, um zu hungern!« Smith hatte Gewichtsprobleme, die er sporadisch bekämpfte. Seine Angestellten hatten amüsiert festgestellt, dass der fest entschlossene Beweger von Welten keine Willenskraft besaß, wenn es um Schokolade ging.

Halver Smith trat Tom Thorpe an der Tür seines Büros entgegen. Smith hatte Thorpe erst einmal vor einem Jahr über Bildtelefon gesehen. Als Erstes fiel ihm der abgezehrte Ausdruck eines Mannes auf, der dabei ist, sich von einer ernsten Verletzung zu erholen. Sonst hatte sich Thorpe wenig verändert. Die Größe des Bergbauingenieurs von ein Meter fünfundneunzig, sein muskulöser Körper und die kantigen Gesichtszüge gaben ihm das Aussehen eines professionellen Athleten. Smith wusste aus Thorpes Akte, dass er fünfunddreißig war. Er hätte gut und gerne fünf Jahre jünger sein können. Einziges Anzeichen seines Alters und seiner Verantwortung war eine Spur Grau in seinen braunen Locken.

»Hallo, Thomas«, sagte Smith freundschaftlich, während er die Hand ausstreckte. »Schön, Sie wohlauf zu sehen!«

»Danke, Sir. Sie sehen selbst prächtig aus!«

Smith tätschelte seine Hüfte. »Wenn es nur so wäre. Kommen Sie, setzen Sie sich. Was macht das Bein?«

»Ab und zu macht es sich noch mit einem Stechen bemerkbar. Die Ärzte meinen, das sei normal.«

Smith nickte. »Ich hatte einmal den Arm gebrochen. Der Juckreiz und die Schmerzen machten mich beinahe wahnsinnig. Irgendwann jedenfalls war er verheilt. Kommen Sie, nehmen Sie doch Platz!« Als sie beide in Automatiksesseln Platz genommen hatten, fragte Smith: »Wie war es auf Hawaii?«

»Großartig, Sir. Ich habe während der letzten Monate nichts anderes getan, als am Strand zu liegen, zu angeln und Frauen aufzureißen.«

»Irgendwas gefangen?«

»Ja, Sir. Beide Male, die ich draußen war.«

»Und die Frauen?«

»Uh, auch in dieser Beziehung hat es mit dem Angeln gut geklappt.«

»Schön! Wir sehen es gerne, wenn unsere Angestellten glücklich sind.« Smith lehnte sich in seinem Sessel zurück und spürte, wie sich die Polsterung automatisch justierte. Er stützte seine Ellbogen auf und blickte Thorpe durch die übereinandergelegten Finger hindurch an. »Sie haben mich fast zu Tode erschreckt, wissen Sie! Was, zum Teufel, haben Sie dort draußen eigentlich gemacht?«

»Meinen wöchentlichen Rundgang, Sir.«

»Im Bericht, den ich erhalten habe, steht, dass Sie verdammtes Glück hatten, Nina Pavolev bei sich zu haben.«

»Ja, Sir. Ich habe mir schon überlegt, wie ich ihr am besten dafür danken kann.«

»Was sie getan hat, verlangt mindestens nach einem original Pariser Modell.«

»Ja, Sir. Können Sie mir einen guten Laden in der Stadt empfehlen?«

Smith lachte. »Fragen Sie meine Sekretärin. Ich schwöre Ihnen, diese Frau gibt zweihundert Prozent ihres Einkommens für Kleidung aus.«

»Danke, Sir. Das werde ich tun.«

Smiths Stimmung veränderte sich. Er starrte seinen Untergebenen lange an, bevor er weitersprach. »Sie wissen natürlich, dass ich Berichte über Ihren Heilungsprozess bekommen habe.«

»Das war mir nicht bekannt, aber es überrascht mich keineswegs.«

»Die Ärzte stimmen alle darin überein, dass Ihre Genesung gute Fortschritte macht. Ich nehme an, Sie hatten Alpträume.«

Thorpe zögerte, dann nickte er langsam. »Zunächst jede Nacht, später dann nicht mehr so häufig.«

»Macht’s Ihnen was aus, mir davon zu erzählen?«

»Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich träume, dass ich unter Wasser bin. Ich mühe mich ab, an die Oberfläche zu kommen, schaffe es aber nie ganz. Wenn ich denke, jetzt ertrinke ich, wache ich auf und schnappe nach Luft. Mein Herz hämmert, und mein ganzer Körper ist von kaltem Schweiß bedeckt.«

Smith nickte. »Verständlich bei einem Mann, der eine explosive Dekompression überlebt hat. Jedenfalls frage ich mich, ob es klug ist, Sie so bald wieder in den alten Trott zurückzuschicken.«

»Sir, ich bin wieder auf dem Damm! Verdammt, die Alpträume rühren nicht von dem Unfall her. Ich habe auf der Erde nicht mehr ruhig schlafen können, seit ich das erste Mal im Weltraum war. Es ist die Schwerkraft, die mir zu schaffen macht!«

»Daran lässt sich etwas ändern. Seit über einem Monat trage ich mich mit Gedanken an ein spezielles Projekt. Ich hätte gern, dass Sie es übernehmen.«

»Sie wollen mich nicht wieder zum Felsen zurückschicken?«

Smith schüttelte den Kopf. »Nicht sofort. Eric Lundgren füllt Ihre Position im Moment ganz gut aus. Er wird sich um alles kümmern, bis Sie wieder fit sind.«

»Aber ich bin schon wieder fit!«

Smith seufzte. »Sie sind ein guter Mann, Tom, und ich weiß Ihren Wunsch, Ihre Arbeit wiederaufzunehmen, zu schätzen. Aber ich kann mich nicht über die Meinung der Ärzte hinwegsetzen. Sie meinen, Sie könnten sich übernehmen, wenn wir die Dinge überstürzen.«

»Sie irren sich, Sir. Ich fühle mich gut.«

»Schön. Das bedeutet, dass es keine Probleme geben wird, wenn ich Sie nach Luna schicke.«

»Auf den Mond, Sir? Warum, um Himmels willen?«

Smith erhob sich aus seinem Sessel, durchquerte den Raum und brachte mehrere Berichte von seinem Schreibtisch zurück. Einer von ihnen war der Bericht über Avalon. »Lesen Sie das! Wenn Sie fertig sind, sprechen wir darüber.«

Während Thorpe den Bericht durchblätterte, traf Smiths Sekretärin mit den Erfrischungen ein. Sie goss Smith eine Tasse Kaffee ein und Thorpe eine Tasse Tee mit Zitrone. Dann stellte sie ein Tablett mit Plätzchen zwischen die beiden Männer.

»Wo sind meine Eclairs?«, fragte Smith.

»Dr. Reynolds hat sie im Aufzug konfisziert. Er sagte, er würde Ihnen diese Woche Ihre Injektionen persönlich verabreichen, wenn er Sie beim Essen von Schokolade erwischen würde. Er meinte, er hätte noch eine stumpfe Nadel in Reserve.«

»Sie können Dr. Reynolds sagen, dass ich ihn dafür drankriegen werde.«

»Jawohl, Sir.«

Smith wandte sich Thorpe zu, der den Bericht hingelegt hatte und zusah, wie die Sekretärin das Zimmer verließ. »Was meinen Sie? Werden sie wirklich mit dem Abbau beginnen, bevor sie Avalon in den Parkorbit gebracht haben?«

»Kein Grund vorhanden, es nicht zu tun. Das Einzige, was uns davon abgehalten hat, war die Notwendigkeit, von den verschiedenen internationalen Kommissionen die Erlaubnis dafür zu bekommen. Trotzdem kamen wir mit den Vorbereitungen ziemlich weit. Avalons Crew hat mehr Zeit, als wir damals hatten, und ihre Papiere sind alle in Ordnung. Warum sollten sie sich nicht einen Teil ihrer Investitionskosten schon frühzeitig wieder zurückholen?«