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Die Fähre schob ihre Nase in den Andockstutzen, und ein erngesteuerter Transferschlauch dehnte sich aus, um sich selbsttätig an der Schleusentür zu befestigen. Thorpe passierte die Schleuse, wobei er seine Reisetasche hinter sich herzog.

»Mr. Thorpe!«, rief jemand, als er die Nabe der Station betreten hatte. Er wandte sich um und erblickte einen drahtigen Mann. Sie befanden sich in der Schwerelosigkeitszone der Station. Der Mann stieß sich ab und segelte in Thorpes Richtung, der sich an einer icherheitsleine festklammerte.

»Hallo, ich bin Terence Zaller, Dr. Fusakas Assistent. Er bat mich, Sie abzuholen. Er ist ziemlich beschäftigt heute Morgen.«

»Hä?«

»So Gott will, werden heute die Triebwerke von Avalon gezündet. Genau genommen«, fügte Zaller mit einem Blick auf seine Armbanduhr hinzu, »müssten sie sie in diesem Moment anwerfen.«

»Mir wurde gesagt, sie würden erst in drei Tagen fertig.«

»Sie sind dem Zeitplan etwas voraus. Kommen Sie! Wir gehen in die Konstruktionsbüros hinunter und sehen uns die Show an.«

Thorpe folgte Zaller zu einem Speichenlift und von dort in stetig zunehmende Schwerkraft. Sie verließen den Lift im Gamma-Deck, Habitatring Nummer zwei. In diesem Bereich betrug die Schwerkraft ein Drittel des Erdstandards.

Die zwei Dutzend Mitglieder der Arbeitsgruppe Avalon befanden sich in einem Zimmer, das als Konferenzraum hergerichtet war. Als Thorpe dazukam, hatten sie sich um einen großen Bildschirm versammelt, auf dem der Asteroid Avalon zu sehen war. Das Bild war von einem Raumschiff im Orbit aus aufgenommen und zeigte den asymmetrischen Asteroiden aus einer Entfernung von mehreren Dutzend Kilometern. Genau über ihm schwebte einer der gro ßen Transporter.

Die Oberfläche des Asteroiden war mit den Kratereinschlägen von Äonen übersät, die er im Orbit diesseits der Venus zugebracht hatte. Über die Asteroidenoberfläche waren Gruppen von Lichtern verteilt. Einige von ihnen hatten das helle Weiß der Arbeitsleuchten, während andere von einer blendend violetten Farbe waren. Die Letzteren strahlten, wie Thorpe sehen konnte, von mehreren stabförmigen Türmen aus, die an den Endpunkten der Hauptachse des Asteroiden errichtet worden waren. Ihm fiel auf, dass die überdimensionalen Korrekturbetriebe des Asteroiden arbeiteten.

»Wie steht’s?«, fragte Zaller jemanden. Er wurde sofort von mehreren Mitgliedern der Gruppe zum Schweigen gebracht. Jemand flüsterte ihm zu, dass man gerade damit begonnen habe, die Antimaterie-Injektionskanäle des Antriebssystems zu testen.

Thorpe setzte sich in einiger Entfernung vom Bildschirm. Während er wartete, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Es waren acht Frauen anwesend, aber nur drei von ihnen hätten dem Alter nach Barbara Martinez sein können. Die Annahme, dass der Familienname auf spanische Vorfahren hindeutete, schloss alle Kandidatinnen bis auf eine aus. Er musterte ihr Profil, während sie gespannt den Bildschirm beobachtete. Er musste zugeben, dass der alte Herr einen Blick für Frauen hatte. Sie war nicht so hübsch wie Amber, aber sie kam nahe an sie heran. Thorpe klopfte auf seine Innentasche, um sich zu vergewissern, dass Smiths Brief noch da war, dann wandte er sich wieder dem Monitor zu.

Ein violetter Lichtschein erschien an der Stelle des kartoffelförmigen Asteroiden, wo sein Umfang geringfügig abnahm. Das Leuchten gewann an Helligkeit, bis die Lichtkompensationsschaltung der Kamera reagierte. Im gleichen Augenblick schien in der Nähe des Leuchtens eine strahlende Phantomgestalt aufzusteigen. Langsam, während ionisiertes Nickel und Eisen hochgeschleudert wurden, verwandelte sich das Strahlen in einen voluminösen Lichtkegel.

»Wir haben zehn Prozent Leistung«, gab eine Stimme aus dem Monitorlautsprecher bekannt. »Standby für vollen Schub!«

Das Leuchten explodierte plötzlich auf dem Schirm, während die Kamera den unvermittelten Lichtausbruch gleichzeitig filterte. Doch wo eine Explosion so schnell vorbeigewesen wäre, wie sie begonnen hatte, hielt die Leuchterscheinung minutenlang unvermindert an. Unterdessen wuchs der Strahl ionisierter Materie, bis er die iniaturausgabe eines Kometenschweifs war. Das ganze Gebilde war ein Hinweis darauf, dass stündlich Hunderte von Tonnen Asteroidenmasse in den Raum hinein verdampften.

»Maximale Leistung erreicht. Alle Anzeigen sind unverändert grün. Wir haben einen messbaren Schub!«

Weitere Jubelrufe schallten durch den Raum. Ein hochgewachsener Orientale in der ersten Reihe wartete, bis sie aufgehört hatten, bevor er kommandierte: »Der Kessel ist unter Feuer, und wir sind auf dem Weg, Leute! Ich möchte eure ersten Bestätigungszahlen bis zum Ende der Schicht!«

Plötzlich kam Bewegung in die Versammlung. Sie traten nacheinander auf den Korridor hinaus und zerstreuten sich. Die Stimmung war festlich. Thorpe beobachtete die Frau, die er versuchsweise als Barbara Martinez identifiziert hatte. Sie ging in Begleitung einer anderen Frau hinaus. Beide lachten und scherzten.

»Kommen Sie«, sagte Zaller. »Ich möchte Ihnen Dr. Fusaka vorstellen!«

»Thorpe, eh?«, krähte Fusaka, nachdem Zaller ihn vorgestellt hatte. »Es ist uns eine Ehre. Wie, zum Teufel, sind Sie bloß auf die Idee gekommen, Avalon als Billardkugel zu benutzen?«

»Um die Wahrheit zu sagen, bin ich beim Herumspielen am Computer darüber gestolpert.«

Fusaka lachte. »Mir ist so was auch schon öfters passiert. Man kommt sich ein bisschen blöd dabei vor, ist es nicht so?«

»Das stimmt.«

»Hat man Sie darüber informiert, was wir hier tun?«

»Sie entwerfen Avalons Flugbahn und überwachen die Arbeit.«

Fusaka nickte. »Wir sind verantwortlich dafür, dass Avalon an der richtigen Stelle ist, wenn Donnerschlag in zweihundert Tagen durch das Zentrum des Sonnensystems gestürmt kommt. Der Zusammenstoß mit Avalon wird achtzig Tage vor dem Auftreffen auf dem Mond stattfinden. Das bedeutet, dass wir uns keinen Fehler erlauben dürfen. Wenn wir ihn verfehlen, ist es mit der Erde vorbei.«

Thorpe nickte. Was Donnerschlag betraf, waren die Gesetze der Orbitalmechanik ebenso unverrückbar wie unbequem. Wenn Avalon sein Ziel verfehlte, würde es keine zweite Chance mehr geben.

»Übrigens«, sagte Fusaka, »ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt, als uns Ihre Dienste angeboten wurden. Wir haben hier ein gutes Team, aber wir sind alle Theoretiker. Wir brauchen dringend jemanden mit praktischer Erfahrung. Andernfalls machen wir womöglich einen dummen Fehler und bringen alle um. Wir wollen es nicht so machen wie der Biologe, der so fasziniert von der sozialen Hierarchie der Klapperschlangen war, dass er ihre Giftigkeit vergaß. Wir hoffen, dass Sie uns mit den Erfahrungen, die Sie beim Einfangen des Felsen gewonnen haben, aus unseren geistigen Höhenflügen wieder auf den Boden der Tatsachen herunterholen.«

»Ich werd’s versuchen, Sir.«

»Schauen Sie sich unsere Planung an und sagen Sie mir, was Sie davon halten.«

»Ja, Sir.«

Fusaka streckte noch einmal seine Hand aus. »Terence wird Sie zu Ihrer Kabine bringen und sich darum kümmern, dass Sie hier zurechtkommen. Wenn Sie heute Abend bei mir essen möchten, werde ich Sie mit dem Rest des Teams bekanntmachen. Sie sind herzlich eingeladen.«

Am nächsten Morgen saß Thorpe im Aufenthaltsraum und sah den Gesamtplan des Projekts Avalon durch. Die Liste umfasste einen Terminplan, in dem alle Aktivitäten zwischen dem Start und dem Zusammenstoß mit Donnerschlag aufgeführt waren. Die Ereignisse waren in zeitlicher Reihenfolge aufgeführt, und jede Abweichung vom Plan wurde augenblicklich berücksichtigt. Thorpe hatte sich schon einige Zeit damit abgemüht, die komplexe Symbolik zu verstehen, als ihm bewusst wurde, dass jemand neben ihm stand.

»Mr. Thorpe?«

»Ja.«

»Mein Name ist Barbara Martinez. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

»Bitte«, sagte er. Seine erste Vermutung war richtig gewesen. Barbara war tatsächlich die Frau, deren Profil er studiert hatte.