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»Tut mir leid, dass wir uns nicht schon gestern abend kennengelernt haben. Ich musste ein Programm laufen lassen, und der Computer hat gestreikt.«

»Ich verstehe.«

»Sie arbeiten für Halver Smith, nicht wahr?«

Er nickte.

»Das habe ich mir gedacht. Er hat gelegentlich von Ihnen gesprochen.«

»Von Ihnen auch.«

»Oh? Was hat er denn über mich gesagt?«

»Nun, dass Sie die hübscheste, intelligenteste und charmanteste Frau wären, der er je begegnet ist.«

»Hat er das wirklich gesagt?«

Thorpe nickte. »Er hat sich ausführlich darüber ausgelassen.«

»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«

»Gestern morgen.«

»Geht es ihm gut?«

»Es ging ihm schon mal schlechter. Warum fragen Sie?«

»Ich weiß nicht. Er kommt mir gezwungener und unruhiger vor als zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennenlernte. Ich frage mich, ob mit ihm etwas nicht stimmt.«

»Er ist ein beschäftigter Mann, der sich um eine Menge Dinge kümmern muss.«

Barbara schüttelte den Kopf. »Ich habe den Eindruck, dass es wegen mir ist. Ich habe mich schon gefragt, ob er meine Gesellschaft nicht allmählich leid wird.«

»Und Sie glauben, er sucht nach einer günstigen Gelegenheit, um Sie loszuwerden?«

»Der Gedanke ist mir schon gekommen.«

Thorpe grinste und griff in die Tasche. »Nun, diese Möglichkeit können Sie streichen. Mr. Smith bat mich, Ihnen das hier zu geben, wenn ich die Zeit für gekommen hielte. Und ich glaube, das ist sie.«

Sie berührte das Depolarisationsfeld auf dem Umschlag und zog den Brief heraus. Während sie ihn überflog, begannen sich ihre Augen zu weiten. Schließlich sah sie auf. »Wissen Sie, was das hier ist?«

»Im Großen und Ganzen.« Er erzählte ihr von Smiths Wunsch, sie nicht unter Druck zu setzen. Sie stand auf, bevor er mit seinen Erklärungen zu Ende gekommen war. »Wo wollen Sie hin?«

»Einen Monitor suchen!«, sagte sie atemlos. »Ich muss einen Anruf machen!«

34

Es war drei Tage nach Sonnenuntergang, als Amber Hastings wieder im Teleskopraum Dienst hatte. Das Große Auge war jetzt ununterbrochen bemannt, wann immer der Komet oder Avalon am Himmel standen. Und da das Observatoriumspersonal gegenwärtig nur die halbe Stärke hatte, hatte es selbst Ambers frisch erworbener Ruhm nicht verhindern können, dass ihr Name auf dem Dienstplan erschien.

Vor dem Terminal sitzend, blickte sie auf das lichtverstärkte Bild des großen Teleskops auf dem Hauptbildschirm. Die Spiegelschüssel war zur Seite gekippt, und die Ausleger waren parallel zueinander auf dem Kraterboden ausgestreckt. Jeder der vierhundert ultraempfindlichen Spiegel wies zum östlichen Himmel, wo Komet und Asteroid langsam den zwischen ihnen liegenden schwarzen Abgrund schlossen. Die Optik des Teleskops war in zwei Elemente aufgeteilt. Der eine Teil der Spiegel verfolgte bei voller Vergrößerung Avalon, während der andere ein Weitwinkelbild des Kometen lieferte. Auf dieses Bild schaltete Amber nach wenigen Sekunden um. Das geisterhafte Bild des Kometen, das auf dem Bildschirm erschien, hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit ihren Beobachtungen während der langen, am Jupiter begonnenen Verfolgungsjagd. In den sieben Monaten seit ihrer Rückkehr nach Luna hatte sich Donnerschlag bis zur Unkenntlichkeit verändert. Was einmal eine blasse, aus Gas und Staub bestehende Wolke gewesen war, hatte sich in einen ausgewachsenen Kometen verwandelt!

Als Donnerschlag im Januar den Asteroidengürtel erreichte, hatte er bereits die charakteristische fächerförmige Koma entwickelt, die durch den zunehmenden Druck des Sonnenwinds hervorgerufen wurde. Im März hatte sich ein Gasstreifen von fünfzig Millionen Kilometern Länge von der Koma gelöst. Im April hatte Donnerschlag seinen ersten Auftritt am Nachthimmel der Erde. Er war nicht sonderlich spektakulär, lediglich ein schwacher Fleck, sichtbar nur für diejenigen, die besonders gute Augen hatten oder denen optische Hilfsmittel zur Verfügung standen. Doch selbst so überzeugte sein Erscheinen Milliarden von Skeptikern davon, dass die Warnungen der Wissenschaftler berechtigt waren. Und der Lichtfleck am Himmel löste eine neue Welle weltweiter Panik aus.

Nach dem April gab es keine Äußerungen mehr, dass der Systemrat zu viel Geld für die Vorbereitung auf den Kometen ausgäbe. Plötzlich interessierte sich jedermann für die Fortschritte, die mit der Evakuierung oder dem Meteoritenschutzsystem gemacht wurden. Jeder, der am Ernst der Lage zweifelte, brauchte nur in einer klaren Nacht nach draußen zu gehen, um daran erinnert zu werden, was das nächste Jahr bringen würde.

Während Amber den Kometen abtastete, fiel ihre Aufmerksamkeit auf ein im ekundenrhythmus pulsierendes rotes Licht aus dem Innern der ausgedehnten Gaswolke. Das Lichtsignal stammte von einem starken Laser, der ständig auf Erde und Mond ausgerichtet war. Die Pulsfrequenz wurde von einer Atomuhr kontrolliert. In jedem Signal war auch eine codierte Zeitmarke enthalten. Indem es die Eintreffzeiten der Signale überwachte, war das Observatorium in der Lage, die exakte Entfernung zwischen Kern und Luna zu errechnen. Mit diesen Daten bestimmte man die Flugbahn des Kometen mit einer Genauigkeit von plus/minus einem Meter. Bis jetzt hielt sich Donnerschlag genau an die Flugbahn, die Amber vor mehr als einem Jahr vorhergesagt hatte.

Walter Wassilowitsch stand auf dem schwarzen Eisenboden von Avalon und beobachtete, wie das plumpe Gebilde einer Baumaschine erbebte und dann auf den Flammen aus vier kleinen Düsen in die Höhe stieg. Die große Maschine warf sich herum und schoss auf die Gargantua zu, die am schwarzen Himmel hing. Die Baumaschine war der letzte Ausrüstungsgegenstand, der zum Schiff zurückgebracht werden musste, und dem vor einer Stunde die letzte Schiffsladung von Arbeitern vorangegangen war. Nach ihrem Abflug waren Wassilowitsch und sein Pilot als Avalons letzte Bewohner zurückgeblieben. In wenigen Minuten würden auch sie den Nickel-Eisen-Asteroiden zum letzten Mal hinter sich lassen.

Als Wassilowitsch sich auf dem Asteroiden umsah, fiel es ihm schwer zu glauben, dass diese kleine Welt in fünf Tagen vom Himmel verschwinden würde. Und doch sagten die Wissenschaftler voraus, dass der Blitz einige Minuten lang der Sonne Konkurrenz machen würde. Es war schwierig, sich die Gewalt einer solchen Kollision vorzustellen, und noch schwieriger, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass Donnerschlag davon kaum beeindruckt sein würde.

Vierzig Tage nach der Zerstörung Avalons würde Donnerschlag das Perihel erreichen. Weitere zweiundvierzig Tage später würde er seinen langen Flug zum Geschwisterpaar Erde und Mond beenden. Dank der Arbeit von Walter Wassilowitsch und Hunderten anderer Männer wie ihm würde Donnerschlag seinen Rendezvous-Punkt im Erde Mond-System mit einer Verspätung von knapp drei Minuten erreichen. Von diesen drei Minuten hing das Schicksal von Welten ab. Sie würden es Luna erlauben, sich zwischen den Kometenkern und die Erde zu schieben. Im Begriff, die Wiege der Menschheit zu zerstören, würde Donnerschlag auf eine Masse treffen, die seine eigene um das Tausendfache übertraf. So wie zuvor Avalon, würde Donnerschlag in einem Kataklysmus von Licht und Hitze vergehen.

Wassilowitsch machte sich nicht die Mühe hochzusehen, als die Baumaschine den schwebenden Transporter erreichte. Er wandte sein Gesicht in die ntgegengesetzte Richtung. Dort, in einer Entfernung von nur zwanzig Millionen Kilometern, hob sich der Komet vor dem schwarzen Himmel ab. Von vorne gesehen machte er den Eindruck einer unförmigen Wolke. Der Schweif des Kometen war eine ausgedehnte transparente Fläche, durch die hindurch wie leuchtende Diamanten einzelne Sterne zu sehen waren. Sie erstreckte sich vom Horizont des Asteroiden bis zum Zenit. An der höchsten Stelle des Himmels befand sich eine massiv aussehende, milchig weiße Wolke.