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»Das verstehe ich nicht«, gab ich offen zu.

»Was glaubst du denn, was passiert, wenn wir nicht zum Kern fliegen, sondern zur Erde? Wenn wir der Menschheit diese Technik überlassen? Dabei geht es nämlich nicht um irgendwelche alten Plasmatriebwerke, die unsere Industrie nicht nachbauen kann …«

Der Alari war schon ziemlich nah. Und wahrscheinlich hatte er Danilows Worte gehört. Ich lachte nervös. »Dann lässt sich das Schiff der Geometer ja wohl erst recht nicht nachbauen …«

»Doch«, konterte der Alari. »Es repariert sich von selbst, Pjotr Chrumow. Wer ein solches Schiff besitzt, hat auch eine kleine Fabrik zu ihrer Herstellung in der Hand. Eine einigermaßen einfallsreiche Zivilisation dürfte etwas damit anzufangen wissen.«

Er legte eine Pause ein.

»Und ihr seid einigermaßen einfallsreich.«

Nichts ist so schwer, wie gegen Misstrauen anzukämpfen, das absolut unbegründet ist. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, die Zivilisation vom Schatten vorzuschieben, um das Scoutschiff der Geometer zur Erde zu schmuggeln. Aber Danilow mit seiner Geheimdiensterfahrung hatte natürlich an diese Möglichkeit gedacht. Genau wie der Alien …

»Wir wollen wirklich nur mit der dritten Kraft Kontakt aufnehmen«, stellte ich klar. »Genauer gesagt, mit der vierten. Anschließend geben wir euch den Scout der Geometer zurück. Falls ihr dann noch an ihm interessiert seid.«

»Das werden wir sein«, erwiderte der Alari, mich fest im Blick behaltend. »Pjotr, deine Expedition in die Welt der Geometer hatte äußerst geringe Aussichten auf Erfolg. Der Versuch, in einen unbekannten Bereich der Galaxis vorzudringen, ist jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das räumt sogar der Zähler ein.«

Na wunderbar. Was wollte ich denn bitte einem Wesen entgegensetzen, das sich nie irrt?

»Trotzdem rät der Zähler, es zu versuchen«, fuhr der Alari fort. »Und er ist bereit, selbst zum Kern aufzubrechen.«

»Hängt die Entscheidung von Ihnen ab?«

»Ja.«

Sie schwieg lange, diese übergroße Maus, welche die Vorteile für ihre Zivilisation ebenso angestrengt verfolgte, wie mein Großvater und ich es für die Menschen getan hatten.

»Wollen Sie das Schiff der Geometer behalten, um seine Technologie zu untersuchen?«, fragte ich.

»Man muss etwas nicht unbedingt behalten, wenn man es kopieren kann«, stellte der Alari fest.

Als mir einfiel, wie sie den Körper von Nik Rimer untersucht hatten, verzichtete ich auf weitere Fragen.

Wir standen neben dem Shuttle: Danilow mit einem säuerlichen, hoffnungslosen Gesichtsausdruck, der Alari versunken in seine Gedanken und ich verzweifelt nach Worten suchend, die den Alien zu überzeugen vermochten.

»Wie verworren das alles ist«, bemerkte der Alari. Mit recht leiser Stimme, fast als denke er laut und wolle mich an seinen Zweifeln teilhaben lassen. »Wenn wir gewusst hätten, auf was für eine vertrackte Situation wir zusteuern, hätten wir den Starken Rassen sofort Bericht über alles erstattet. Aber jetzt … ich weiß einfach nicht, welche Entscheidung richtig ist.«

Nach diesen Worten verstand ich ihn besser. Weitaus besser.

»Was würdest du tun, Mensch?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Ich weiß es wirklich nicht. Wenn ihr uns nicht vorbehaltlos vertraut … dann gebt uns doch ein paar Soldaten mit.«

»Vertrauen kennt keine Abstufungen«, belehrte mich der Kommandant. »Das ist …« Der Cualcua hielt mit dem Dolmetschen inne und suchte nach Worten. »Das ist ein Trigger. Ja oder nein. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten.«

»Es ist schwierig, ein bisschen schwanger zu sein …«, brummte Danilow, ohne sich an jemand Bestimmtes zu wenden.

»Warum das?«, wunderte sich der Alari, der sich nun ihm zugewandt hatte. Er wartete die Antwort des verwirrten Obersten jedoch nicht ab und sah wieder mich an: »Versprichst du uns etwas, Pjotr Chrumow?«

»Ja.«

»Ihr bringt das Schiff der Geometer nicht zur Erde. Ihr sucht nur jene Zivilisation, die der Schatten genannt wird, und versucht, zu uns zurückzukehren. Sieben Erdtage wird unsere Flotte auf euch warten, hier an dieser Stelle im Raum.«

»Abgemacht«, antwortete ich, wobei ich noch nicht ganz fassen konnte, dass der Alari in unseren Plan einwilligte.

»Man bringt den Menschen Mascha her. Sie ist eure technische Spezialistin?«

»Ja.«

»Geht in die Waffenkammer. Dort wird man euch alle notwendigen Nahkampfwaffen aushändigen.«

»Wir werden ja wohl kaum kämpfen müssen …«

»Natürlich nicht. Aber ich kann meinen Offizier doch nicht unbewaffnet ausrücken lassen.«

Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was er damit meinte. Der Kommandant trat dicht vor mich. Er streckte die Pfote aus und legte sie mir mit ausgefahrenen Krallen auf die Brust.

»Pjotr Chrumow, als Mensch geboren …«, setzte er an. »Als Befehlshaber einer unabhängigen Flotte und kraft meiner hohen Herkunft ändere ich dein Schicksal.«

In seiner Stimme schwang keinerlei Feierlichkeit mit. Entweder hielt der Cualcua es nicht für nötig, sie zu artikulieren, oder die Alari litten nicht an Gefühlsseligkeit.

»Von heute an bist du Offizier des rot-violetten Geschwaders«, fuhr der Kommandant fort. »Du unterstehst mir, ich übernehme die Verantwortung für deine Handlungen. Du findest die Zivilisation vom Schatten, um unser, der Menschen, der Zähler und der Cualcua Wohl willen. Du kehrst zurück.«

Der Alari ballte seine Pfote, so dass sich mir die Krallen in die Brust bohrten. Dann drehte er sich um und ging davon.

Ich sah Danilow an, der jedoch genauso fassungslos war wie ich. Er rang sich ein Lächeln ab. »Pass auf, gleich wächst dir ein Schwanz …«, sagte er.

»Hör auf damit«, bat ich. »Das ist nicht nötig.«

»Nimm das alles doch nicht so ernst.« Danilow klopfte mir auf die Schulter. »Begreif doch, Petja! Der Alari hat damit einfach die Verbote des Konklaves zur Überlassung von Technologie umschifft. Er hat dich zu seinem Offizier gemacht, damit er dir erlauben kann, mit dem Scout der Geometer aufzubrechen. Das ist alles.«

»Alles?« Ich berührte das zerrissene Hemd. Ich würde es nähen müssen … »Sascha, wie oft haben die Aliens denn bisher Verbote umgangen, um den Menschen zu helfen?«

Danilow begleitete uns nicht in die Waffenkammer. Mich wunderte das zwar, aber ich versuchte trotzdem nicht, ihn zu überreden. Schließlich vertraute ich in dieser Frage sowieso eher Mascha, die sich unter der kundigen Anleitung meines Großvaters mit Waffen vertraut gemacht hatte.

Die Waffenkammer war nicht sehr groß und halbdunkel. In puncto Beleuchtung würden Menschen und Alari wohl nie auf einen Nenner kommen. Die geringe Größe des Raums verwirrte mich dann aber doch. Die Waffen lagen in offenen Regalen, jeweils nur ein Exemplar pro Regal.

»Schießen die etwa nicht gern alle mit der gleichen Kanone?«, fragte ich.

Mascha sah mich von oben herab an. »Petja, das ist der Ausstellungsraum. Das sind Muster. In den Waffenkammern der Weltraumsicherheit sieht es genauso aus.«

»Die kennst du?«, fragte ich, mich für meine eigene Dummheit verteufelnd.

»Och, ich kenne allerlei«, antwortete Mascha, ohne besonders aufzutrumpfen. Sie ging an den Regalen entlang und betrachtete die bizarren Stücke.

Der Alari, der uns begleitete, beobachtete sie schweigend.

»Sprühdosen!«, brummte Mascha abfällig.

»Was?«

Wenn diese todbringenden Spielzeuge an etwas nicht erinnerten, dann an Sprühdosen.

»Gaswaffen sind mal sehr modern gewesen. Sprays, Pistolen …«

»Ja und?«