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»Ich glaube nicht. Eher Respekt Ihnen gegenüber.«

»Das ist auch gut.« Danach sagte der Kommandant nichts mehr. Ich hielt das für ein Zeichen, dass die Abschiedszeremonie damit erledigt sei, und ging zum Schiff.

Cualcua, ich muss jetzt wieder Nik Rimer sein.

Eine Antwort blieb zwar aus, doch mein Gesicht fing an zu brennen. Der Cualcua waberte durch mein Fleisch und ließ an meiner Körperoberfläche jene Zellen erscheinen, die früher dem unbekannten Dichter der Geometer gehört hatten.

Zum Schiff ging ich bereits als Nik.

Die Halbkugel der Kabine tat sich auf. Als ich mich schon am Rand hochhangelte und ins Cockpit springen wollte, öffnete sich die Decke der Halle.

Wind wehte herein, es gab eine sekundenkurze Luftbewegung, dann verschloss ein Kraftfeld die Öffnung. Über der Halle leuchteten blendend die Sterne, über der Halle hing die eisige Nacht des Kosmos. Ich legte den Kopf in den Nacken und beobachtete, wie die Wolchak in diese Nacht aufstieg, wie über den Schiffskörper Funken liefen, die sich am Verteidigungsfeld entzündet hatten. Von hier, vom Innern des Flaggschiffs aus, wirkte die interstellare Leere überhaupt nicht schrecklich. Im Gegenteil, sie war in ihrer unverhüllten Nacktheit durch und durch schön, sie war großartig, zärtlich und demütig.

So sollte auch unsere Schönheit sein. Wir müssten noch einmal ins All aufbrechen. Als gleichberechtigte Partner. Nicht so von der eigenen Wahrheit überzeugt wie die Geometer. Nicht so alt wie die Cualcua. Nicht so klug wie die Zähler.

Sondern nur wir selbst.

Ich hob die Hand – und verbarg dahinter etliche Sterne. Vielleicht gehörten sie den Starken und Schwachen Rassen. Vielleicht standen sie aber auch für sich selbst, für ein ungezügeltes und freies Leben. Vielleicht warteten sie auf denjenigen, der sie zuerst betreten würde.

»Geduldet euch noch ein wenig …«, flüsterte ich.

Die Wolchak schwebte hinaus in den Raum.

In meinem Scout war alles genau wie in dem Schiff von Nik. Die Kabine schloss sich, gleichzeitig leuchteten die Monitore auf. Ich tauchte die Hand in den kolloidalen Aktivator.

Ich begrüße dich an Bord. Es liegen außerordentlich wertvolle Informationen über ein fremdes Schiff vor.

Der Computer, der sich nach Auskunft der Aliens für intelligent und allmächtig hielt, wunderte sich in keiner Weise darüber, dass sein Pilot einem völlig fremden Humanoiden entschlüpft war. In dieser Hinsicht waren die Computer der Geometer auch nicht schlauer als die der Menschen.

»Hervorragend. Lass uns starten und dem Schiff folgen, das gerade eben gestartet ist.«

Es liegen außerordentlich wertvolle Informationen vor! Die müssen wir nach Der Heimat bringen.

Für den Bruchteil einer Sekunde befürchtete ich, das Schiff würde mir nicht länger gehorchen und mit seinem Bericht zu den Geometern fliegen.

»Richtig, das müssen wir. Aber zunächst wartet auf uns noch eine extrem wichtige Mission der Freundschaft.«

Ist sie tatsächlich von so hoher Relevanz?

»Von noch höherer, als du es dir vorstellen kannst.«

Dann erfülle ich sie.

Das Schiff stieg in die Luft auf. Die Alari am Boden stoben auseinander und pressten sich gegen die Wände.

»Und jetzt hör dir den Auftrag an«, sagte ich. »Wir folgen dem sich entfernenden Schiff in einem Abstand von … na, sagen wir hundert Schritt. Sobald wir uns von dem Schiff, aus dem wir gestartet sind, mehr als zehntausend Schritt entfernt haben …«

Eine verbale Formulierung ist nicht notwendig, fiel mir der Computer ins Wort.

Also setzten wir der Wolchak nach.

Vier

Sobald sich das Schiff der Geometer fünf Kilometer von dem Geschwader der Alari entfernt hatte, dockte es an Danilows Fähre an. Natürlich nicht auf die Weise, die wir auf der Erde kannten. Der Scout blieb buchstäblich an der Fähre kleben – soweit ich feststellen konnte, ohne dass spezielle Andockvorrichtungen ausgefahren wurden.

Nun stellten wir eine absurde Konstruktion aus einem Raumflugzeug und einer Scheibe dar, die nahe der Schleuse angepappt dar. Für mich, in meiner künstlichen Schwerkraft, sah es so aus, als wollten wir unter dem auf der Seite liegenden Shuttle hinwegtauchen.

Ein paar Minuten waren nötig, um dem Computer klarzumachen, wo bei der Fähre oben und unten war und wohin der Gravitationsvektor auszurichten war. Schließlich wäre es dumm gewesen, die Bequemlichkeiten, die das Schiff der Geometer bot, ungenutzt zu lassen.

Nach einer Weile öffnete der Scout einen Durchgang.

Bei seinem Blütenblätterprinzip war das gar nicht so einfach. Hatte ich anfangs den Eindruck, es handle sich dabei um ein reich mechanisches Prinzip, sprang der Unterschied zwischen der Technologie der Erde und jener Der Heimat jetzt förmlich ins Auge. In der Verkleidung öffnete sich nämlich ein Spalt, der perfekt an die Luke der Wolchak angepasst war. Ich entstieg dem Sitz, der nun an der Wand befestigt zu sein schien, berührte mit dem Handrücken vorsichtig die Luke, zog die Hand jedoch gleich wieder zurück.

Verflucht, war das kalt!

Hundert Grad – unter null natürlich.

»Öffnet das Tor, die Verstärkung ist da!«, schrie ich, als hoffte ich, meine Stimme würde durch die dicke Verkleidung zu hören sein.

Die Antwort bestand in Stille. Was machten die denn da so lange?

»He, Hausherr, haben Sie einen Schlosser bestellt?«

In dem Moment machte sich plötzlich der Cualcua bemerkbar. Pjotr, du bist ein wohlmeinender und guter Mensch.

»Wie kommst du denn darauf?«, fragte ich.

Das ist meine Meinung.

Ich wartete, bis ich hörte, wie sich die Schlösser entriegelten. Die Wolchak verfügte über ein simples Blockiersystem, das sich aktivierte, sobald um das Schiff herum ein Vakuum existierte. Endlich konnte ich die Luke öffnen.

»Hallo, Sascha«, sagte ich in einem Ton, als hätten wir uns einen Monat nicht gesehen.

Dabei hatten wir uns vor einem Monat kaum gekannt!

»Weißt du, wie die Hermetisierung funktioniert?« Danilow beäugte den mit dem Shuttle verbundenen Scout misstrauisch.

»Keine Ahnung. Aber das dürfte wohl unser geringstes Problem sein, oder?«

»Stimmt«, pflichtete mir Danilow bei. Er setzte ein schiefes Grinsen auf. »Man könnte ja fast meinen, die Schiffe küssen sich.«

Entlang der Linie, an der sich die beiden Schiffe berührten, war die Verkleidung in der Tat dicker und ließ an Lippen denken.

»Und das ist wirklich sicher?«

Ich zuckte mit den Schultern.

»Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt … mit der Schwerkraft. Du hättest uns warnen müssen, dass sie sich beim Andocken auch bei uns bemerkbar macht.«

Sicher, das hätte ich tun sollen. Aber man gewöhnt sich eben schnell an das Gute. Drei Flüge im Schiff der Geometer hatten ausgereicht, damit ich die künstliche Schwerkraft als gegeben hinnahm.

»Na, lassen wir das. Gehen wir, Petja.«

»Meinst du? Lass uns lieber mit der Beschleunigung beginnen.«

Der Oberst wurde leicht verlegen. »Das hat Zeit. Erst mal haben wir was zu besprechen.«

Zusammen mit Danilow ging ich ins Cockpit. Der Reptiloid saß wie gehabt im Sitz des Wissenschaftsastronauten, Mascha behielt im Stehen den Hauptbildschirm im Auge, auf dem die Schiffe der Alari zu erkennen waren.

»Was gibt es denn für ein Problem?«, fragte ich ahnungslos. Aus irgendeinem Grund fielen mir die Worte des Cualcua ein. Ein wohlmeinender und guter Mensch.

»Petja.« Danilow baute sich einige Schritt vor mir auf. Auch er linste jetzt zum Monitor hinüber. Die Schwerkraft in einem Shuttle, das sich im freien Flug fortbewegte, hatte ihn eindeutig aus dem Konzept gebracht. »Petja, lass uns jetzt klären, was wir tun wollen.«