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Meine Schulter und die Rippen, mit denen ich gegen die Stufe geschlagen war, schmerzten. Ich stieß mich von der Treppe ab, schwebte in der Luft, das ganze halbe Kilo meines Körpergewichts auf eine Hand gestützt.

»Ich kann die Explosion nicht verhindern!« Mascha fuchtelte mit der Fernbedienung. »Verstehst du das?«

Ja, wie denn nicht? So kompliziert war das schließlich nicht. Ich zog die Finger mühevoll unter dem Halsband heraus – anscheinend hatte ich meine freie Hand instinktiv daruntergeschoben, als wollte ich versuchen, meinen Hals zu schützen.

»Ganz langsam und ruhig!«, befahl Mascha, diesmal schon leiser. »Los …«

Ich folgte Danilow hinauf in den Hangar.

Hier machte sich die Schwerkraft zwar kaum bemerkbar, aber ganz aufgehoben war sie auch nicht. Das in der Mitte des Hangars schwebende Shuttle mit dem angedockten Scout fixierten dünne Taue, zusätzlich sicherten es einige Stangen. An der fensterlosen Wand der Halle ruhten sich fünf Weltraumsoldaten aus. Sie alle trugen Raumanzüge, allerdings mit offenen Druckhelmen, und Waffen. Langsam richteten sie ihre Waffen auf Danilow und mich. Den hinten liegenden Rückstoßdüsen und dem imposanten Zylinder anstelle eines Kolbens zufolge musste es sich um Gasgewehre handeln, die in der Schwerelosigkeit und bei dünnen Wänden sicherste Waffe.

»Alles in Ordnung?«, fragte der Offizier, der nach mir aus der Luke auftauchte, seine Leute.

Die Waffen wurden gesenkt. Die Soldaten verlangten keine Parole, wenigstens eine Konzession an den gesunden Menschenverstand.

»Es ist alles ruhig, Genosse Oberstleutnant«, antwortete ein kräftiger, rotblonder Mann mit dem Emblem des Obersergeanten am Helm. Die Ränge bei den Weltraumsoldaten ließen sich schlecht mit denen auf der Erde vergleichen. Vermutlich würde dieser Sergeant mindestens als Hauptmann in Pension gehen.

»Bringen Sie diese Leute unter, Mirski«, befahl der Oberstleutnant ihm. Er sah mich an, umschlang eines der Taue und glitt behände zu der offenen Luke der Fähre hoch.

Der Reptiloid sprang ihm prompt hinterher. Mit der Koordination stimmte bei ihm alles, der kleine geschuppte Körper huschte durch den Hangar, harrte neben der Luke für den Notausstieg an der Verkleidung aus und ließ dem Offizier höflich den Vortritt. Mir entging nicht, wie die Schwarzhelme kurz erstarrten und den Zähler mit gierigen Blicken anstarrten. Sie kriegten nur selten einen »potenziellen Gegner« zu sehen.

Sehr langsam zog ich mich an einem Tau hoch zum Shuttle.

»So ist’s richtig«, lobte mich Mascha, die sich dicht hinter mir hielt.

Die Schwarzhelme beendeten ihre Neuformierung. Welchen Sinn diese haben sollte, wusste ich nicht, ins Schiff kamen sie ja sowieso nicht. Dazu bekleideten sie wahrscheinlich einen zu niedrigen Rang.

Durch den engen Notausstieg des Shuttles zwängten Mascha und ich uns gemeinsam, indem wir uns geradezu scheu bei der Hand fassten. Ich wollte weiß Gott nicht testen, ob die Verkleidung des Schiffs das Signal des Halsbandes absorbierte. Mascha setzten offenbar die gleichen Zweifel zu. Sobald wir durch die Luke waren, fielen wir auf den Boden, denn hier herrschte wieder Schwerkraft.

Der Oberstleutnant, der uns in der Fähre erwartete, ließ sich endlich dazu herab, das Wort an mich zu richten. Ihn quälte offenbar die Frage, wie er mich behandeln sollte: als Verräter, als Opfer des Cualcua oder einfach als Idioten.

»Pjotr … äh … Sie befinden sich doch jetzt wirklich in dieser Gestalt?«

»Sie haben doch vermutlich schon ein Foto von mir gesehen«, erwiderte ich nicht gerade freundlich, während ich mich hochrappelte.

»Gut. Wir … äh … bitten Sie, ins Schiff … der Geometer zu gehen. Oberst Danilow wird Sie begleiten …«

Danilow kam gerade ins Shuttle. »Gut«, sagte er.

Der Oberstleutnant starrte mich finster an. Ihn plagten immer noch Zweifel.

»Maria Klimenko bleibt in der Schleuse«, warnte er mich. »Wenn Sie sich im Schiff verschanzen …«

»Seien Sie versichert, mir ist völlig klar, was dann passiert«, fiel ich ihm ins Wort. »Wie geht es jetzt weiter?«

Danilow und der Oberstleutnant sahen einander an. Zwischen ihnen gab es eine gewisse Reibung, denn Danilow bekleidete einen höheren Rang, aber der Oberstleutnant gehörte den Weltraumtruppen an, was ihn in gewisser Weise auf eine Stufe mit Danilow stellte.

»Programmieren Sie den Bordcomputer …«

»Man kann ihn nicht in unserem Sinne programmieren, denn er ist eine beinahe intelligente Maschine. Er ordnet sich mir unter, aber nur innerhalb bestimmter Grenzen.«

»Dann überzeugen Sie ihn! Wir müssen wissen, nach welchen Prinzipien ihre Triebwerke, Waffen und Kraftfelder funktionieren. Soweit ich es verstehe, ist das Schiff imstande … einzelne Elemente selbst herzustellen …«

Ich seufzte. »Ganz so ist es nicht. Es ist zur Auto-Reparatur imstande. Es kann zum Beispiel ein beschädigtes Triebwerk wieder in Ordnung bringen. Aber das Schiff ist keine Fabrik. Woher sollte es auch die Materialien nehmen, um etwas Neues zu produzieren?«

Nach dem langen Gesicht zu urteilen, das der Oberstleutnant zog, überzeugte ihn das Argument. Wahrscheinlich erinnerte er sich daran, gehört zu haben, Materie könne nicht aus dem Nichts entstehen.

»Pjotr, die Alari haben sich diesbezüglich völlig klar geäußert!«, mischte sich Danilow prompt ins Gespräch ein.

»Dann wende dich an sie!«, konterte ich rachsüchtig. »Nehmen wir einmal an, Sascha, man könne das Schiff der Geometer in eine Fabrik zur Herstellung solcher Schiffe umwandeln. Zunächst mal würde das jahrelange Arbeit voraussetzen. Man müsste ihm hochreine Materialien zur Verfügung stellen, die man aber auf der Erde bisher noch nicht erzeugen kann. Gehen wir jedoch einmal davon aus, du würdest das Triebwerk ausbauen und das Schiff würde tatsächlich brav ein neues schaffen. Genau wie alle anderen Einzelteile. Angenommen. Aber werden wir es dann schaffen, alle Elemente richtig zusammenzusetzen? Hast du als Kind einen Baukasten gehabt? Ist dir da immer alles so gelungen, wie es auf den Bildern aussah? Und wenn man dir alle Einzelteile gibt, schaffst du es dann, einen Fernseher zusammenzubauen? Ihn abzugleichen?«

Danilow war diesen Argumenten allerdings nicht zugänglich. »Ich nicht, schließlich ist das nicht mein Beruf. Pjotr, du musst das Schiff dazu bringen, Muster von allen Details zu liefern und uns zu erklären, nach welchen Prinzipien es funktioniert.«

»Und wie soll es uns das bitte schön erklären?«

»Komm mit!«

In der Schleusenkammer ahnte ich bereits, worauf er abzielte.

Aus dem Maschinenraum zog sich ein Stromkabel. Daran waren ein kleiner Computer und Elemente eines optischen Speichers von beeindruckenden Maßen angeschlossen.

»In jedem Fall brauchen wir einen Translator, für die Übersetzung …«, setzte ich an – und verstummte. Danilow deutete mit dem Blick schweigend auf den Zähler.

»Du würdest das hinkriegen, Karel?«, fragte ich.

»Das habe ich schon mal gemacht«, teilte mir der Zähler mit.

Aber natürlich! Er hatte sich ja auch an den Computer von Rimers Schiff angeschlossen, als die Alari es in ihrer Gewalt gehabt hatten. Wahrscheinlich wäre der Reptiloid also auch ohne meine Hilfe in der Lage, jede notwendige Information aus dem Schiff zu holen, die er brauchte.

Oder doch nicht? Es ist eine Sache, den Arbeitsspeicher, also jenen permanenten Bestandteil des Computers, in dem die Sprache, die Karten und Videoaufzeichnungen liegen, zu knacken. Es ist aber eine ganz andere Sache, an die Daten zu gelangen, die in seinen Tiefen versteckt sind, und das Schiff völlig dem eigenen Willen zu unterwerfen.

Dazu musste ich das Schiff erst mal bringen …

»Los, Petja«, trieb mich Danilow an.

Ich schaute in die offene Schleuse. Im Cockpit des Scouts schimmerte ein trübes Licht. Es herrschte absolute Stille, was bei Schiffen von der Erde nie der Fall ist; es surrten keine Ventilatoren, an der Computerperipherie rauschte nichts. Als ob das Schiff schliefe. Oder gestorben sei. Trotzdem wusste ich: Es war in Betrieb. Es nahm Informationen auf. Es zog seine Schlüsse. Vielleicht verstand es sogar, was hier vor sich ging.