Выбрать главу

Entschuldige.

Geräuschvoll holte ich Luft. Das kleine Ungeheuer in mir setzte seine Arbeit fort und flickte eilig den Kanal, durch den es das Halsband gezogen hatte. Nein, den Schmerz spürte ich fast nicht, da hatte mir der Cualcua grundlos Angst eingejagt. Was ich fühlte, war etwas ganz anders – aber nicht weniger Unangenehmes.

»Pjotr!« Danilow zuckte zusammen und streckte langsam die Hand zu mir aus. »Pjotr!«, schrie er mit einem Mal.

Der Ring baumelte vor meiner Kehle, nur noch von wenigen Hautfetzen gehalten. Wahrscheinlich sah das ganz komisch aus. Nicht der Mensch, sondern die Granate …

Der Zähler brach in gluckerndes Lachen aus.

Mascha schaute durch die Luke herein. Ihr Blick blieb an mir hängen, doch auch sie verstand nicht, was passierte.

»Fang!«, schrie ich und riss das Halsband los. Blut spritzte, aber das war mir egal. Die Zeit zu überlegen war vorbei, jetzt war die Zeit zu handeln angebrochen. Ich schleuderte das Halsband in Maschas Richtung, die es reflexhaft auffing. »Hast du es?«, fragte ich, meine Rache auskostend, verkniff mir dann allerdings jedes weitere Wort, um mich vor einem Schlag Danilows in Sicherheit zu bringen. In der engen Kabine hätte ein Kampf gar nichts genützt, alles, was ich hier tun konnte, war, seine Hände abzufangen. Die Hilfe ließ jedoch nicht auf sich warten: Der Zähler stürzte sich auf Danilow und rammte ihm die Pfote ins Gesicht. Danilow schrie auf und fiel in Ohnmacht – vermutlich kaum wegen der von den Krallen des Zählers herrührenden Kratzer. Karel dürfte ihn eher regelrecht ausgeschaltet und damit abermals einen Beweis erbracht haben, dass der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Computer so groß nicht ist.

Ich warte auf Befehle.

Dock ab!

Ich wunderte mich nicht einmal, dass mit dem Beginn der Prügelei das zuvor misstrauische Schiff unverzüglich Vertrauen zu mir gefasst hatte. Sämtliche Zweifel seinerseits schlugen nun zu meinem Vorteil aus. Die Nicht-Freunde hatten einen Geometer angegriffen … einen absolut menschlichen Menschen …

Mit einem gewaltigen Schmatzen löste sich das Schiff von der Fähre. Hinter Mascha blitzte das wutverzerrte Gesicht des Oberstleutnants auf, der die Hand mit der Pistole hob und losfeuerte. Vorbei. Doch als das Schiff abdockte, verschwand die Schwerkraft, und der Oberstleutnant hing in der Luft. Der blaue Strahl aus dem Paralysator hatte jedoch nur als Signal gedient, denn nun prasselten Kugeln auf den Scout ein. Worauf die Raumsoldaten eigentlich hofften, blieb mir ein Rätsel – jedenfalls schössen sie wie wild.

Irrelevante physische Einwirkungen, kommentierte das Schiff.

Langsam schloss sich die Luke, und nun überschlugen sich die Ereignisse endgültig. Mascha schleuderte das Halsband weg und hechtete aus der sich entfernenden Fähre in den Scout. Sie hatte den Sprung präzise berechnet, ihre Hände bekamen den sich schließenden Rand der Kabine gerade noch zu fassen. Welcher Art das Gravitationsfeld des Scouts war, wusste ich nicht. Aber sobald Mascha die Verkleidung berührte, geriet sie unter seinen Einfluss, blieb am Schiff hängen und wurde ins Innere gezogen. Sie presste das Kinn zwischen die enger werdende Öffnung und zwängte den Kopf hindurch – was ihr ein Halsband bescherte, das nicht weniger grauenvoll war als jenes, das ich bis eben getragen hatte. Die Kabine schloss sich nicht weiter, und das Loch mit einem Durchmesser von zwanzig Zentimetern füllten Maschas Kopf und die krampfhaft zusammengepressten Hände.

Soll ich die Hermetisierung fortsetzen?

»Nein!« Ich schoss hoch, setzte über den bewusstlosen Körper Danilows und hatte die feste Absicht, Mascha nach draußen zu stoßen.

»Sie trägt keinen Raumanzug«, sagte der Zähler plötzlich. Nein, nicht der Zähler, mein Großvater. »Pit, sie hat doch keinen Skaphander an!«

Sicherlich hatte Mascha Angst. Trotzdem funkelte in den Augen der Frau ein fröhliches Feuerchen. Wenn ich sie jetzt tatsächlich aus dem Scout stieß, dürfte ich die wenig soliden Wände des Hangars nicht mehr rammen und könnte folglich nicht in die Freiheit entkommen. Die Soldaten und der Oberstleutnant trugen Raumanzüge, und ihnen würde die Enthermetisierung nichts ausmachen – aber ihr …

Konnte sie wirklich so sicher sein, dass ich sie nicht töten wollte?

»Öffne die Kabine!«, befahl ich, und das Schiff, der kluge Kopf, verstand den Befehl genau, denn er vergrößerte die Öffnung nur minimal. Nachdem ich Mascha hereingezogen hatte – die sich weder wehrte noch half, sondern einfach alles mit sich geschehen ließ –, schleuderte ich sie auf Danilow. »Keine Bewegung!«, stellte ich noch klar. Ich zog den Paralysator aus ihrem Holster und steckte ihn mir hinter den Gürtel. »Wo sind die anderen Waffen?«

Die Kabine schloss sich wieder.

»Such sie doch.«

»Nicht nötig«, entschied ich. Ich sah den Zähler an, der Mascha kurz berührte und anschließend wieder zurücksprang. Nun teilte die Majorin des Geheimdiensts Mascha Klimenko das Schicksal Danilows. »Wie geht’s dir, Großpapa?«

»Mit ihm ist alles in Ordnung«, antwortete Karel. »Was hast du jetzt vor?«

»Erst mal weg von hier. Sicht!«

Die Monitore flammten auf, womit ich die Möglichkeit erhielt, die Aktionen der Weltraumsoldaten im Auge zu behalten.

Sie taten ihr Bestes, das musste ich zugeben.

Sergeant Mirski schwebte direkt an der offenen Luke. Mit zornentbranntem Gesicht feuerte er mit dem Gewehr ins Cockpit. Die Waffe war hervorragend ausbalanciert, denn der Sergeant wurde bei den Schüssen kaum durchgeschüttelt. Wir bemerkten nur ein leichtes Vibrieren … aber das konnte uns nichts anhaben.

Die übrigen Soldaten schwebten rings um den Scout und behielten ihn im Visier, unternahmen jedoch nichts.

Einer ratterte etwas in sein Helmmikro. Der Oberstleutnant, der noch immer nicht aus der Fähre herausgeflogen war, antwortete ebenso aufgeregt.

Das Schiff schätzte die Bedeutung der einzelnen Szenen anscheinend selbst ein und demonstrierte sie mir mit der Geschicklichkeit eines erfahrenen Kameramanns.

Öffne den Hangar.

Soll ich die Lasersonde benutzen?

Wie du willst.

Der Strahl war überhaupt nicht zu sehen. An der riesigen Luke der Schleuse flammte aber plötzlich ein roter Punkt auf, worauf das geschmolzene Metall im Nu erkaltende Tropfen verspritzte. Die Soldaten wirbelten herum, und das Spektrum der Gefühle, die über ihre Gesichter huschten, hätte einer Budjonny-Einheit alle Ehre gemacht, die im kühnen Galopp auf einen Panzer-Stoßkeil zuhält.

Der Scout setzte sich in Bewegung. Noch ohne Schub. Ihn zog einfach die Luft mit, die aus dem offenen Hangar strömte. Eine flammende Linie markierte den Umriss der Luke und schlitzte die Verkleidung auf. Das Metall bog sich langsam nach außen.

Ich malte mir aus, was jetzt auf der Station passieren würde. Sirenen würden losheulen, die Strahler würden geladen werden, die Männer ihre Kampfpositionen einnehmen. Vergebliche Anstrengungen … denn zwischen der Station der Erde und dem Raumschiff der Aliens klaffte ein unüberwindbarer technologischer Abgrund.

Irgendwann gaben die Soldaten ihre sinnlose Tätigkeit tatsächlich auf und schalteten hastig etwas an ihren Gewehren um. Alles klar! Die Dinger konnten auch als Triebwerke eingesetzt werden. Kurz darauf flog die tapfere Weltraumeinheit auseinander, wurde gegen die Wände gepresst, wobei sich jeder Soldat an dem festklammerte, was ihm gerade unter die Finger kam.