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Ich schüttelte den Kopf.

»Pjotr, meine Rasse hat sich seit drei Jahren auf diese Mission vorbereitet. Es wird klappen!«

Aus unerfindlichen Gründen hätte ich ihm gern geglaubt ...

»Karel, es ist nicht so, dass ...«

»Ich füge niemandem Schaden zu!«

»Darum geht es nicht. Das ist ein Verbrechen, verstehst du? Selbst wenn du nicht lügst, wird man mich vor Gericht bringen.«

»Sieger werden nicht verurteilt, Pjotr.« Der Zähler stieß sich vom Jumper ab, glitt geschmeidig zu mir herüber und landete auf meinen Knien. Er brachte seinen Kopf ganz nah an mein Gesicht. »Vertraue mir«, wiederholte er flehend. »Vertraue mir. Das Schicksal der Galaxis liegt jetzt in deinen Händen!«

Ich schüttelte energisch den Kopf. »Das sind nur Worte ...«

»Das ist die Wahrheit! Pjotr, wenn du dich weigerst, wird es in einem Monat keine Erde mehr geben! Und es wird ... auch meinen Planeten nicht mehr geben!«

Drei

Über Alaska nahm das Kontrollzentrum den Funkkontrakt wieder auf.

»Transaero, wir fangen jetzt an«

»Gut, Erde.«

»Alles klar?«

Ich löste meinen Blick von dem Reptiloiden, bevor ich antwortete: »Ja.«

Auf diese Weise wird man also zum Verräter. Indem man einem Alien glaubt. Ganz egal, ob das ein Mensch in einer außerirdischen Uniform ist oder eine sprechende Echse. Hinter einem Verrat stehen nicht Angst oder Gier - sondern nur die besten Absichten.

Am Ende hatte der Zähler allerdings sowieso keine Chancen. Er machte sich kein Bild davon, was es mit dem Sicherheitssystem eines Raumhafens auf sich hatte ... Ich selbst wusste kaum etwas darüber. Gerade mal so viel, um zu begreifen: die Posten trickst du nicht aus.

Das Schiff vibrierte und drehte sich. Die Erde schob sich unter uns. Jetzt flog die Spiral mit den Düsen voran und bereitete sich darauf vor, einen Impuls ans Bremssystem weiterzuleiten.

»Nummer eins«, kündigte der Operator an. Es zog mich aus dem Sitz, als das Triebwerk sich in Gang setzte. Es lief sieben Sekunden lang, bevor eine Pause eintrat.

Während der Computer die neue Flugbahn berechnete, schielte ich zum Zähler rüber. Wir durften uns jetzt nicht mehr unterhalten, denn er hatte die Aufzeichnung der Black Box bereits »korrigiert«, übrigens genauso, wie ich vermutet hatte. Er hatte einfach seine beiden Pfoten auf das Pult gebettet ... Selbst jetzt saß er noch in dieser Position da, zur Sicherheit mit einem feinen Seil an die Bügel auf dem Gehäuse des Jumpers gebunden. Dynamische Operationen sind etwas anderes als ein Start auf einem Gravitationsstrahl der Außerirdischen oder ein Sprung durch das Innere des Raums. Hier ist die Beschleunigung unvermeidlich.

»Transaero, wir wiederholen das Ganze jetzt«, teilte mir der Operator mit.

Kam es mir nur so vor, oder klang seine Stimme anders?

»Wie ist die Flugbahn, Maxim?«

»Ein wenig ungewöhnlich ...« Ohne Frage, er zögerte. Noch blieb genug Zeit, in eine stabile Umlaufbahn zurückzukehren. »Wir korrigieren das. Der zweite Impuls erfolgt in neun Sekunden und dauert drei Komma eins fünf Sekunden ...«

Der Zähler blickte mich an. Langsam und unter Aufbietung seiner Kräfte zwinkerte er mir mit einem seiner grauen Lider zu.

Was führte er bloß im Schilde ...?

Das Schiff schaukelte, das Triebwerk heulte. Dann trat Stille ein.

»Maxim ...« Ich gab mir alle Mühe, ruhig zu klingen. »Mein Pult gibt mir einen Impuls von drei Komma vier Sekunden an. Das Schubmoment ist berechnet.«

Der Mann schwieg runde fünf Sekunden. »Transaero«, meldete er sich dann, »wir haben die gleichen Werte. Wir berechnen es noch mal!«

»Die Flugbahn!«

»Keine Panik! Du bist immer noch im Landekorridor.«

Wenigstens das. Ich würde also weder verbrennen noch von der Atmosphäre abprallen. Ich streckte die Hand aus, um den Zähler sanft anzustupsen. Besser, er hielt sich bereit. Eventuell würde ich auf seine Fähigkeiten noch zurückgreifen müssen.

»Pjotr!« Der Operator sprach mich unvermittelt mit meinem Namen an. »Du trittst ganz normal in die Atmosphäre ein.«

Ich atmete geräuschvoll aus.

»Du kriegst aber Probleme beim Landen. Du ... kommst nicht auf der Bahn runter.«

Die Landung ...

Von mir aus konnten die Journalisten ruhig über dahingleitende Raumschiffe schreiben, die voll beladen zur Landung ansetzten. Fakt ist jedoch, dass ein Schiff mit der Eleganz eines gusseisernen Bügeleisens landet. Selbst ein Passagierflugzeug ist zum freien Fall verdammt, wenn die Triebwerke versagen - und das hatte noch ganz normale Flügel. Mit meinen ausklappbaren Trageflächen dagegen konnte ich den Flug gerade mal ein wenig korrigieren, mehr nicht ...

Wir würden abstürzen. Nicht fliegen, sondern, wie ich es mal in einem Zeichentrickfilm gehört hatte, »wunderschön bauchlanden«. Direkt auf die idealen, mit einem halben Meter Beton ausgegossenen Landestreifen des Kosmodroms. Wir würden abstürzen - und damit die Kinetik der Orbitalgeschwindigkeiten in eine Art Flug verwandeln.

»Wie weit daneben?«

In dem Moment, da ich die Frage stellte, zeigte mir mein Computer das traurige Ergebnis seiner eigenen Berechnungen.

»Etwa hundert Kilometer, Pjotr«, bestätigte der Operator die Angabe.

Ich schluckte. »Ich warte auf weitere Befehle, Erde«, sagte ich.

»Du kannst schon nicht mehr in eine stabile Umlaufbahn zurück. Das Wichtigste ist jetzt, Ruhe zu bewahren, Pjotr. Wir holen dich da runter.«

»Und wo setzt ihr mich ab? Bei den Chinesen? Damit die ein Andenken an uns haben?«

»Du ... landest bei Blagoweschtschensk ...«

»Ich stürze bei Blagoweschtschensk ab! Oder ist in dieser Woche da ein neuer Weltraumbahnhof gebaut worden?«

»Pjotr, verlier jetzt nicht die Nerven. Wir suchen nach anderen Lösungen.«

»Verstanden.«

Ich wartete. Der Landevorgang lief bereits. Ich musste runter zur Erde, denn der Treibstoffvorrat der Spiral ist äußerst begrenzt. Das Einzige, was ich noch tun konnte, war, die Flugbahn leicht zu korrigieren.

»Transaero, wir übernehmen jetzt die Steuerung. Halte durch.«

Abermals heulte das Triebwerk, wenn auch nur kurz, dann war es leer, hatte mit dem letzten Impuls die Reste des Treibstoffs geschluckt. Es blieb nur noch ein winziger Vorrat, gerade genug für ein paar Manöver im atmosphärischen Flug.

»Pjotr?«

Ich schaute auf den Monitor. Der angekündigte Landepunkt hatte sich verschoben, von Blagoweschtschensk nach Swobodny ... besser gesagt: in die Richtung des Weltraumbahnhofs.

»Wir haben die Flugbahn korrigiert ...«

»Und?«

Eine Pause. »Du wirst nicht über der Stadt abstürzen«, kam die erbarmungslose Antwort.

»Vielen Dank«, hauchte ich.

»Pjotr, wir schicken dir Hubschrauber ...«

»Vielen Dank«, wiederholte ich.

Das Schiff zitterte erneut, als es sich mit der Spitze nach vorn drehte. Mich hatten sie von dem Manöver erst gar nicht in Kenntnis gesetzt.

»Pjotr, du musst den Vogel manuell runterbringen. Hör mir jetzt gut zu ...« Der Operator sog die Luft ein. »Dein Landeanflug bringt dich zu einer Autobahn ...«

Ich lachte los. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Klar, wenn’s weiter nichts ist, bring ich meinen »Latschen« von zwanzig Tonnen auf einer miserablen Asphaltstraße runter ...

»Das ist eine gute Autobahn, Pjotr ...«

Als ob ich unsere Straßen nicht kennen würde!

»Einen anderen Ausweg gibt es nicht, Pilot.«

Natürlich nicht. Die Spiral verfügte über kein Notlandungssystem. Warum sollte man das Schiff damit belasten, wo es doch so viele Freiwillige gibt, die auf den Platz des Piloten scharf sind, und jedes Kilogramm extraterrestrischer Scheiße Unsummen kostet?

Das Schiff fing leicht zu vibrieren an. Die erste, noch zärtliche Berührung der Atmosphäre.