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»Zwei Flüge mit meinem Ausbilder, sieben allein. Alle auf der Spiral.« Ich schluckte, bevor ich fortfuhr: »Alle Landungen mit Automatik ...«

»Das weiß ich. Militärische Einsätze?«

»Neun Flüge.«

»Womit?«

»Mit einer Suchoi, einer S-37.«

»Gut. Vergiss nicht, dass sich die Spiral wirklich manuell steuern lässt. Sie reagiert bei der Landung sehr träge aufs Steuer, aber unmöglich ist es nicht. Ich selbst bin zwei Mal ohne Automatik gelandet.«

»Ist die Straße breit?«, wollte ich wissen. Die ruhige, kräftige Stimme Danilows hatte etwas Hypnotisierendes.

»Fünf Meter. Könnte schlimmer sein. Wenn du präzise runtergehst, landen die Räder nicht im Graben. Rolle mindestens hundert Meter aus, um die Geschwindigkeit zu drosseln. Dann hast du Chancen, es zu überstehen, wenn du von der Straße abkommst.«

»Sind da noch Leute unterwegs?«

»Nein. Die Straße ist frei, mach dir darum keine Gedanken.«

»Sascha ...« In meiner Nervosität vergaß ich jeden Respekt. »Habe ich wirklich eine Chance?«

»Eine kleine, aber die ja. Ich bin jetzt im Hubschrauber ... Ja, ich sehe dich! Schau nach unten ... Scheiße, du hast kein Rundumblick ... Siehst du das Kosmodrom?«

Das tat ich. Vor mir - und sehr weit unten.

Bei keiner Landung in Swobodny war ich in dieser Höhe über den Weltraumbahnhof geflogen. Natürlich nicht ...

»Du kommst gut runter«, tröstete mich Danilow. »Der Vogel wird noch ein Weilchen fliegen. Hast du die Kursdaten?«

»Ja«, antwortete ich mit einem Blick auf den Monitor. »Zwei Korrekturen?«

»Eine, damit du auf die Achse der Straße kommst, die andere vorm Aufsetzen.«

»Mein Treibstoff reicht aber nur für eine.«

»Dann mach nur die erste«, entschied Danilow nach einer Schweigesekunde. »Ansonsten landest du völlig ab vom Schuss. Und dann setze auf.«

»Verstanden.«

»Na, dann los«, munterte mich Danilow auf. »Es ist praktisch windstill, die Sicht ideal. Ich bin auf Empfang, störe dich aber nicht weiter. An alle: Ab jetzt wird geschwiegen!«

Ich schaute noch einmal auf das rechter Hand liegende Kosmodrom. Vier Hauptstartrampen für die Raumschiffe, dazu drei kleinere für Sputniks. Zwei exzellente, breite und mit allen Finessen ausgestattete Landebahnen. Am Himmel entdeckte ich einen winzigen Punkt: den Hubschrauber. Innerlich winkte ich Danilow zu.

Der Zähler hüllte sich in Schweigen, fuhr lediglich mit der Pfote über das Gehäuse des Jumpers. Das leise Scharren irritierte mich. Als ich den Reptiloid böse anguckte, hörte er damit auf. Allem Anschein nach hatte er verstanden.

Die Berechnung der letzten Kurskorrektur war bereits im Computer. Eigentlich wird die Nutzung des Haupttriebwerks in der Atmosphäre nicht empfohlen. Ich hatte jedoch eh nichts mehr zu verlieren.

Nachdem ich das Manöver bestätigt hatte, schaltete sich ein paar Sekunden später das Triebwerk automatisch ein. In der Atmosphäre arbeitete es irgendwie schwerfällig und gluckernd ... aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Es folgte ein Impuls von zwei Sekunden, das Schiff ruckte kurz, als fiele ihm ein, dass es ja gelernt hatte, selbstständig zu fliegen, dann setzte es seinen Fall fort.

Zumindest flogen wir tatsächlich direkt über der Straße. Herr im Himmel, sollte man in Russland etwa gelernt haben, Straßen gerade zu führen - und sie nicht um jedes Hügelchen herumzuleiten? Oder stammte die hier noch aus Zeiten des Zaren?

Inzwischen hatte sich die Höhe auf einen Kilometer reduziert. Vor mir blitzten am Straßenrand winzige Autos auf. Immerhin, die Straße hatten sie tatsächlich geräumt ...

Blieb die Geschwindigkeit, mein Hauptfeind. Gut dreihundert Stundenkilometer sind nach Weltraummaßstäben absolut lächerlich. Für eine normale Straße lagen sie jedoch weit über dem, was ihr zuzumuten war.

Ich bewegte das Schiff leicht zur Seite, um zu sehen, wie es mir gehorchte. Erstaunlich gut. Auf dem Computerschirm spaltete sich eine gelbe Linie - meine Flugbahn - von einer grünen ab. Ich brachte die Spiral wieder auf die Achse der Straße. Die idiotische Hoffnung, es doch irgendwie zu schaffen, schien auf einmal nicht mehr ganz so idiotisch. Das Kontrollzentrum hatte mich derart tadellos zu dieser Straße gebracht, als sei das Manöver seit langem erprobt.

Der Zähler fing schon wieder an, über das Gehäuse zu kratzen. Jetzt blieb mir jedoch keine Zeit, mich mit ihm zu beschäftigen. Die Straße lag nur noch hundert Meter unter uns, und die Höhe schmolz rasant. Ich versuchte herauszukriegen, ob ich mittig runterkam, aber der Rechner erwies sich inzwischen als nutzlos, und die Sicht aus dem Cockpit der Spiral konnte sich noch nie ihres Panoramas rühmen. Im letzten Moment riss ich das Schiff ein wenig nach rechts.

Genau in dieser Sekunde, als sich der Vogel vornüber neigte, registrierte ich zwei Dinge auf einmal. Erstens, meine Intuition hatte mich nicht getäuscht, ich wäre tatsächlich im Graben gelandet, hätte ich dieses letzte Manöver nicht vorgenommen. Die zweite Neuigkeit war weniger erfreulich: Einen halben Kilometer vor mir machte die Straße eine scharfe Kurve, um einen nicht sehr hohen, mit Bäumen bewachsenen Hügel zu umrunden. Als ob das nicht reichte, kam mir auch noch ein Auto entgegen!

In welches der beiden Hindernisse ich reinjagte, machte übrigens für mich keinen Unterschied. Noch sechs Sekunden, dann ...

Das Schiff rumpelte, als das Fahrgestell auf der Straße aufsetzte. Es geriet sofort ins Schleudern, genau wie ein Auto auf Glatteis, und schlitterte mit dem linken Flügel vorneweg weiter. Von blindem Eifer getrieben, versuchte ich, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Der klotzige, alte Ikarus vor mir machte eine Kehrtwende. Als der Fahrer das auf ihn zurasende Raumschiff erblickt hatte, war er so geistesgegenwärtig gewesen, auf die Bremsen zu steigen und zu wenden.

Herr im Himmel, was für ein Albtraum! Das Schiff schoss schaukelnd über die Straße, hatte es aber bisher fertiggebracht, weder im Graben zu landen noch sich bei einer der zahllosen Unebenheiten zu überschlagen. Der Autobus vor mir suchte das Weite, mit allem, was der Motor hergab. Worauf hoffte der noch? Ich war so oder so schneller als er und würde ihn einholen! Wenn der Fahrer wenigstens herausspringen, wenn er die Menschen rauslassen würde ... nein, das würde er nicht schaffen ... aber wenn er wenigstens von der Straße runterfahren würde, dann bliebe vielleicht jemand am Leben ...

Daraufhin setzte ich alles daran, die Spiral von der Straße zu bekommen. Von mir aus konnte ich im Graben landen oder gegen den Hügel knallen - Hauptsache, ich raste nicht in den Autobus! In meinem Kopf dröhnte plötzlich die durchdringend tragische Stimme einer halb in Vergessenheit geratenen Sängerin: »Und die ganze Stadt, die glaubt, das war ein Übungsflug ...«

Das Raumschiff teilte meine Bereitschaft zur Selbstaufopferung ganz entschieden nicht. Inzwischen polterte es nicht mehr über die Straße, sondern schoss über sie dahin, fand sich mit dem Asphalt unter seinen Rädern ab. Die russischen Raumschiffe sind die zuverlässigsten der Welt!

Der Bus beschleunigte auf eine halsbrecherische Geschwindigkeit, der Abstand verringerte sich so langsam, dass ich sogar das Kennzeichen entziffern konnte: 06-31. Auch den Auspuff erkannte ich klar und deutlich, der dichten, graublauen Rauch ausstieß, einen zerbeulten Eimer, der hinten festgemacht war, und ein Schild: »Schlechte Sicht - nicht überholen«.

O nein, überholen würden wir den Bus nicht. Wir würden voll in ihn hineinkrachen ...

Selbst angeschnallt warf es mich hin und her, das Schiff erbebte und bäumte sich auf. Die mit Keramik verkleidete Spitze der Spiral erwies sich als solider als das verrostete Eisen. Die Fähre steckte halb im Bus, als die Flügel die geschossartige Bewegung stoppten. Ein paar Sekunden fuhren wir als bizarres Tandem weiter, rasierten die wenigen Betonpfeiler ab und nahmen uns den Hügel vor. Ungefähr nach dem zehnten Baum kapitulierten sowohl der Bus wie auch das Raumschiff vor den Barrieren und blieben stehen.