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Nein, ich bin etwas naiv, das weiß ich selbst. Aber so weit reicht meine Naivität dann doch nicht ...

Wer würde mir denn glauben? In dem Schiff deutete bereits nichts mehr auf die Anwesenheit eines Aliens hin. Wahrscheinlich würde man bei mir sämtliche Hinweise auf eine Gehirnerschütterung und einen Schock feststellen. Pro forma würde man die Gegend durchkämmen - und natürlich niemanden finden. Der Zähler hatte wirklich alles bedacht! Inzwischen konnte er irgendwo im Boden vergraben oder durch irgendeine unvorstellbare Metamorphose das Aussehen eines Keilers, eines Baums oder eines Steins angenommen haben ... Vielleicht schoss er auch gerade die Straße entlang, mit einer Geschwindigkeit von dreihundert Stundenkilometern. Was wissen wir schon über die Außerirdischen? Vor allem über so seltene wie die Zähler?

Mir würden das Krankenhaus und die Entlassung aus dem Flugdienst winken. Für alle Fälle. Eine bescheidene Rente, Arbeit als Armeeausbilder in einer Schule oder als Ingenieur in einer Fabrik oder als Fahrer. Genau, ich würde Fernfahrer, wie Kolja, und finnischen Joghurt oder polnisches Büchsenfleisch transportieren und allen neuen Bekannten Märchen über ferne Welten erzählen.

»Hast du deine Sachen, Petja?« Danilows Hand legte sich mir sanft auf die Schulter. Ich fuhr zusammen.

»Ja-a, fast ...«

Unter seinem nachsichtigen Blick raffte ich meine Jacke und den Beutel mit den Andenken - ganz normales Zeug, bestimmt keine Schmuggelware! - zusammen. In alter Gewohnheit ging ich zum Pult und schaltete alle Systeme des Schiffs ab. Mit ihm würde sich die Bergungsmannschaft beschäftigen.

»Dein Vogel dürfte wohl kaum noch einmal in die Luft aufsteigen«, vermutete Danilow sachlich.

Ich schluckte und schaute mich in dem kleinen Cockpit um. Was auch immer geschehen war, zehn Flüge hatten wir zusammen gemacht ... ich hatte mich an das Schiff gewöhnt ...

»Nimm’s nicht so schwer. Du bist lange genug mit einem ›Latschen‹ geflogen. Ich werde dir helfen. Wenn du willst, kannst du auf meiner Buran als Co-Pilot mitfliegen.«

Der Vorschlag machte mich sprachlos. Danilow bot mir an, Mitglied in seiner Crew zu werden! Die die interessantesten und einträglichsten Routen flog!

»Gehen wir.« Der Oberst stupste mich leicht in Richtung Schleuse. »Der Hubschrauber wartet.«

Etwas hatte ich noch vergessen ...

»Gleich ...« Ich riss die Angelschnur ab, an der die Fellmaus über dem Pult baumelte, steckte das Plüschtier in die Tasche und linste verlegen zu Danilow rüber.

Aber er lachte mich nicht aus.

Als wir abflogen, rückten drei Planwagen mit Soldaten, zwei Pkws und ein Transportpanzer an. Danilow schickte ihnen einen freundlichen Blick hinterher.

»Wie sind die Pläne, Pilot?«, fragte er mich, das Dröhnen der Rotoren übertönend. »Sollen wir eine Pressekonferenz abhalten?«

Ich schüttelte den Kopf. Das hätte mir noch gefehlt, die ganze Welt anzulügen!

»Einverstanden«, stimmte mir Danilow zu. »Die können bis morgen warten ...«

Immer wieder hatte ich gehört, Danilow sei nicht nur der beste Pilot der Transaero und der Stolz der russischen Raumflotte. Mir war aber auch zu Ohren gekommen, er sei Mitarbeiter des Geheimdienstes und halte ein hübsches Aktienpaket der Fluggesellschaft. Vermutlich stimmte das - gar zu leichthin traf er seine Entscheidungen.

»Trink einen Schluck!« Danilow hielt mir eine Glasflasche hin. »Das ist echter Armagnac ... nach dem Fusel von dem Busfahrer ist mir immer noch kotzübel!«

Gehorsam trank ich einen Schluck von dem Brandy.

»War der Busfahrer betrunken?«, erkundigte sich Danilow sachlich. Ich verschluckte mich und zuckte die Achseln. »Gut, lassen wir das, wir bringen ihn nicht vor Gericht! Schließlich hat er dich gerettet!« Der Oberst machte eine wegwischende Handbewegung. »Wir werden ihm sein Vehikel bezahlen, ist eh nur Kleingeld!«

Der Hubschrauber folgte zunächst der Straße, drehte dann ab und flog auf kürzestem Weg Swobodny an. Ich stierte auf den kurz geschorenen Nacken des Piloten und ließ mir durch den Kopf gehen, wie glücklich ich jetzt eigentlich sein müsste.

Die Rückkehr von einer Geschäftsreise, die wundersame Landung, die Beförderung und ein Platz in Danilows Mannschaft ... Zeitungen und Fernsehen würden sich um mich reißen, der Präsident mir einen Orden verleihen ... Und wie sich mein Großvater freuen würde!

Ich stützte meinen Kopf in beide Hände und schaute auf die näher kommenden Gebäude des Kosmodroms. Unter uns erstreckten sich Lagerhallen und ein Schienennetz sowie dreckige, schwarze Teiche. Noch vor einer Stunde war ich über Swobodny hinweggeflogen, von meinem sicheren Tod überzeugt. Jetzt kehrte ich zurück, in mir drin jubilierte es jedoch nicht ...

»Ist alles in Ordnung, Pjotr?« Danilow beugte sich zu mir rüber. »Hast du vielleicht Kopfschmerzen? Oder wird dir schwarz vor Augen?«

Er ist ein anständiger Kerl, ohne Frage. Selbst wenn er für den Geheimdienst arbeitet.

»Es ist alles in Ordnung, Alexander Olegowitsch.«

Danilow nickte und hielt mir noch einmal die Flasche hin. »Ein letztes Schlückchen. Die Ärzte werden dich sowieso durchleuchten, Pjotr, denen entkommst du nicht ... genauer gesagt, sie sind schon da ...«

Der Hubschrauber ging tiefer. Auf dem Landeplatz standen tatsächlich zwei weiße Laster.

»Ich werde dafür sorgen, dass du im Hotel ein ordentliches Zimmer bekommst ...«, dachte Danilow laut.

»Das ist doch nicht nötig, Alexander Olegowitsch. Ich würde lieber nach Hause fahren«, bat ich.

Daraufhin sagte Danilow kein Wort, sondern sah mich nur neugierig an. »Gut«, brach er schließlich sein Schweigen. »Das verstehe ich, Pilot. Aber zunächst erwartet dich die Ärztekommission, anschließend ein Mittagessen. Danach bringen wir dich nach Chabarowsk. Die Abendmaschine nach Moskau erreichst du allemal.«

Vier

Die Ärzte quälten mich eine geschlagene Stunde, Röntgen, Analysen, Enzephalographie und, warum auch immer, Gastroskopie. Als sie mich endlich wieder freigaben, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, mich allzu früh über meine Rettung gefreut zu haben. Das Essen, das Danilow mir angekündigt hatte, stellte sich als kleines Bankett heraus, an dem auch der Leiter des Kosmodroms, General Kisseljow, und ein Dutzend Vertreter niederen Ranges teilnahmen. Die Journalisten, von denen sich Gerüchten zufolge schon rund fünfzig eingefunden hatten, ließ man glücklicherweise nicht zu dem Bankett zu. Dafür traf ich jedoch zwei Amerikaner von Delta, die letzte Nacht von Kerinnari-3 zurückgekehrt waren. Lächelnde, schlanke Menschen mit weißen Zähnen.

»Auf den Heldenmut der russischen Piloten!«, toastete der hagere Alte Kisseljow und stürzte das erste Gläschen hinunter. Die Amerikaner applaudierten. Ich kam nicht umhin, ebenfalls auf ex zu trinken.

Zwanzig Minuten später herrschte in dem kleinen Raum ein ausgelassenes Treiben. Alle hatten sich von ihren Stühlen erhoben, kleine Gruppen gebildet und diskutierten jetzt hitzig über dieses und jenes. Das gepflegte Bankett war zu einem typisch russischen Gelage mutiert. Entsetzt verfolgte ich die Fraternisierung und das Brüderschaftstrinken der amerikanischen Piloten und des russischen Generals. Die Offiziere kippten Wodka oder Kognak in sich hinein und aßen winzige Brotscheiben mit Kaviar oder Schinken dazu. Die Menschen im Raum schienen sich förmlich zu vermehren. Zigarettenrauch stieg zur Decke auf, in einer Schüssel mit Salat, aus der ich mir etwas auftun wollte, entdeckte ich sogar ein paar noch qualmende Kippen.

Für einen Moment löste sich Danilow aus dem Knäuel. Er schaute mich an, passte einen vorbeihuschenden Kellner ab - einen Soldaten in weißem Kittel - und erteilte ihm einen Befehl. Kurz darauf brachte der Soldat mir auf einem Tablett einen Teller Borschtsch.