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Doch die Bürde des Ruhms brauchte ich nicht lange zu tragen. Die Boeing gewann an Tempo, hob schwerfällig ab und beschrieb langsam eine Kurve. Die Passagiere erstarrten in ihren Sitzen und blickten tapfer geradeaus. Ich spähte zum Fenster hinaus auf das Feld des Flughafens, das sich unter uns gleichsam auf die Hinterbeine zu stellen schien, atmete tief durch und entspannte mich.

Bald würde ich zu Hause sein.

Und wenn auch niemandem sonst - aber meinem Großvater müsste ich alles erzählen.

Ein Schauder rieselte mir über den Rücken.

Wie groß ist dieses Land, meine Heimat!

Selbst wenn man in einem amerikanischen Überschallflugzeug darüber hinwegfliegt.

Der Flug dauerte fast sechs Stunden. In der Zeit schlief ich mich aus, einmal aß ich sogar etwas, nachdem mich die zärtliche Stimme der Stewardess geweckt hatte. Es könnte alles so schön sein ... wenn jetzt nicht ein Zähler durch die Lande spazierte. Ein Alien. Ein trickreicher und hinterhältiger Feind, den ich selbst in meine Heimat eingeschmuggelt hatte.

Was hatte ich da bloß angestellt ...?

Im Halbschlaf träumte ich krudes Zeug zusammen. Ein Reptiloid kroch, behängt mit Patronengürteln, über den Kamm eines Staudamms. Seine kleinen Augen funkelten hämisch. Er bereitete alles für einen Terroranschlag vor.

In der Ferne erhoben sich die Antennen der Kommandozentrale der Weltraumsicherheit. Gleich würde der Zähler ein Kraftwerk in die Luft sprengen, die Antennen würden versagen, die ihrer Verteidigung beraubte Erde an die Außerirdischen fallen ...

Vermutlich hatte ich in meiner Kindheit zu viele Spionageromane gelesen. Mein Großvater hatte ein ganzes Zimmer voller Schränke mit Krimis und Actionromanen. Er las diese Bücher übrigens nicht bloß, sondern arbeitete sie regelrecht durch, machte sich mit dem Laptop auf den Knien Notizen ...

»Unsere Maschine setzt zur Landung im Flughafen Scheremetjewoi an. Bitte legen Sie den Gurt an, stellen Sie das Rauchen ein und bereiten Sie sich auf die Landung vor ...«

In Moskau dämmerte es gerade erst. Die Boeing landete und rollte zum Terminal. Meine Nachbarn packten geschäftig ihre Sachen zusammen, hüllten ihre in teuren Anzügen steckenden Körper in nicht minder exquisite Mäntel und Jacken. Eine ältere Dame bedachte mich mit einem rätselhaften Blick, mein schlaftrunkener Sitznachbar bewegte den Kopf hin und her und guckte mich an, als suche er nach einer Erklärung, wie er plötzlich zu einem Nachbarn kam.

»Pjotr ...« Der Kommandant kam aus dem Cockpit. »Ich habe gehört, da würden schon Reporter lauern. Wie stehst du dazu?«

Anscheinend stand die Antwort klar in meinem Gesicht geschrieben.

»Komm mit.«

Zusammen mit dem Kommandanten und einer der Stewardessen verließ ich das Flugzeug. Wir gingen über das Feld zum Personaleingang. Die Luft war feucht und schwer, wie vor einem Regenschauer.

»Wo musst du hin?«, erkundigte sich der Kommandant.

»Nach Hause.«

»Ins Sternenstädtchen?«

»Nein, einfach nach Hause. Zu meinem Großvater, nach Peredelkino.«

»Holt dich jemand ab?«

»Nur die Journalisten.«

»Also ... schön. Mach’s gut. Wenn du noch mal mit uns fliegst, schau im Cockpit vorbei.«

Ich nickte dem Flieger zu und schüttelte ihm die Hand.

»Vielleicht werde ich ja auch irgendwann ...« Der Kommandant lächelte verlegen. »Ich habe einen Antrag auf Aufnahme in die Kosmosgruppe eingereicht.«

»Aber die nimmt doch nur Militärpiloten«, gab ich vorsichtig zu bedenken.

»Die Zeiten sind vorbei. Vor einer Woche haben sie erklärt, jetzt könnten sich alle melden.«

Interessant ...

»Wie ist es da? Bei den Sternen?«, fragte der Pilot. Völlig ernst, ohne jede Ironie.

Ich schaute zur Halle des Flughafens rüber, auf die kreuz und quer kurvenden Busse, auf die einer Perlenkette gleichende Landebahnfeuerung. »Also eigentlich ...«

Damit betraten wir die Halle.

Nach Hause zu kommen ist schön. Selbst die Sehnsucht nach der Euphorie des Jumps gibt dich dann frei. Ich betrat die Flughafenhalle durch die Personaltür, sah mich um und durchquerte sie. Es wimmelte von Menschen, solchen, die abflogen, und solchen, die in der ehemaligen Hauptstadt Russlands ankamen, es funkelten die Schaufenster. Hier scherte sich niemand um einen Kosmonauten, der sich noch vor vierundzwanzig Stunden in der interstellaren Leere herumgetrieben hatte.

Mir sollte das nur recht sein.

Ich hatte mich bereits für ein Taxi entschieden, als ich kurz vorm Ausgang einen Schrei hörte: »Pjotr! Chrumow!«

Der Kommandant der Boeing holte mich ein. »Mist!« Schnaufend blieb er stehen. »Verdammt! Beinahe wärst du mir entwischt.«

»Was ist passiert?«

»Ein Wagen wartet auf dich. Das hätte mich den Kopf kosten können.«

»Wieso das?«

Der Pilot brachte seine Verärgerung lediglich mit einer unwirschen Geste zum Ausdruck. Sobald wir die Halle verließen, empfingen uns schmeichlerische Stimmen: »Spottbillig ... Wohin wollt ihr, Leute? ... Zum Stadtzentrum? ...«

Gennadi bleckte die Zähne in Richtung der Taxifahrer. »Gestern haben sie einen von unseren Leuten ausgeraubt«, erklärte er mir. »Der hatte sich auch ... einfach ins erstbeste Taxi gesetzt. Sie haben ihn zusammengeschlagen und alles mitgehen lassen. letzt hat die Gesellschaft den Befehl ausgegeben, dass wir vom Flughafen einen Dienstwagen nehmen.«

»Und wen hat es erwischt?«

»Keine Ahnung. Aber dir wird man es bestimmt sagen.«

Wir steuerten den Parkplatz für die Dienstwagen an. Gennadi sah sich um. »Da drüben«, rief er aus. »Der graue Volvo. Verdammt, wenn ich dich nicht eingeholt hätte ...«

Ich fuhr relativ häufig mit einem Dienstwagen. Aber früher war es nicht verboten gewesen, eigene Wege zu gehen.

Irgendwie wollte mir nicht in den Kopf, wie man einen Kosmonauten zusammenschlagen und ausrauben konnte. Einen von denjenigen, die der Erde ihren Platz in der Galaxis sichern.

»Viel Glück, Pjotr ...« Der Pilot drückte mir die Hand. »Du bist schon in Ordnung ...«

»Aber?«, fragte ich.

»Was?«, fragte Gennadi irritiert.

»Du bist schon in Ordnung, aber ...«

»Stimmt«, sagte der Pilot, »wahrscheinlich hast du recht. Du bist in Ordnung, aber etwas zu korrekt. Und zu ernst. Also, viel Glück.«

Ich nahm auf dem Rücksitz Platz. Auf dem Beifahrersitz saß ein mürrischer Wachmann vom Sicherheitsdienst der Transaero.

»Chrumow?«, erkundigte sich der Fahrer.

»Ja. Wartet ihr auf mich?«

»Hmm. Wir stehen hier schon seit über einer Stunde. Der Flug hatte Verspätung. Wohin willst du?«

»Nach Peredelkino.«

»Ach ja«, sagte der Fahrer. »Da hab ich dich schon mal hingefahren, weißt du noch?«

Sicherheitshalber nickte ich.

»Die Gauner werden immer unverschämter«, knurrte der Fahrer. Der Wagen schoss vom Parkplatz runter und bog rasant in die Straße ein. »Jetzt müssen wir alle unsere Leute von hier wegbringen.«

Vielleicht eine Minute lang hörte ich mir seine Meinung über das private Kutschiergewerbe an, über die Auswüchse der Kriminalität sowie die üblichen Versprechen seitens des Bürgermeisters Poljankin, ihrer Herr zu werden, dann schlief ich ein, ohne es zu merken.

Als wir zur legendären Datschensiedlung kamen, war es bereits völlig dunkel. Der Fahrer weckte mich, ich zeigte dem Sicherheitsmann an der Einfahrt zur Siedlung meine Papiere. Es war Abend, bereits der zweite Abend, aber weil ich inzwischen geschlafen hatte, meinte ich, der Tag habe sich auf wenige Stunden verdichtet.