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Im Zimmer war es frisch, anscheinend hatte mein Großvater erst kürzlich gelüftet. Leise Musik spielte, einer der Komponisten des italienischen Barock, Corelli oder Manfredini. Im Grunde war alles wie sonst auch.

Die erste Überraschung bestand darin, dass mein Großvater auf meinem Platz, auf dem Stuhl, saß. Den Sessel hatte jemand anders in Beschlag genommen, was bereits die zweite Überraschung war. In ihm saß eine Frau um die fünfundzwanzig, die Beine wie ein Mann übereinandergeschlagen. Sie wirkte sehr ernst mit ihrem grobknochigen, hageren Gesicht und den zu einem spillerigen Zopf zusammengebundenen Haaren, den Jeans und dem selbst gestrickten Pullover.

Wenn mich etwas in Verlegenheit bringt, dann sind das hässliche Frauen.

Ich entwickle ihnen gegenüber stets Schuldgefühle. »Es ist hässlich, hässlich zu sein ...« - um es einmal tautologisch und in Anlehnung an einen Dichter auszudrücken. Freilich, mir ist klar, dass nicht jede Frau Mannequin oder Schönheitskönigin sein kann. Aber wenn eine junge Frau demonstrativ auf ihr eigenes Erscheinungsbild spuckt, dann muss jemand daran schuld sein.

Und ich habe immer das Gefühl, dieser Schuldige sei ich.

»Petja, ich möchte dir jemanden vorstellen.« Mein Großvater erhob sich. »Das ist Mascha. Meine beste Mitarbeiterin.«

»Ich habe schon viel von Ihnen gehört.« Ohne sich aus dem Sessel zu bemühen, streckte mir Mascha die Hand hin. Ihr Handdruck war kräftig und kameradschaftlich. Ihre Stimme klang abgehackt und scharf. »Ich glaube, wir werden hervorragend miteinander auskommen.«

»Sehr angenehm ...«, murmelte ich.

Mein Großvater nickte zu seinem Bett rüber, einen anderen Sitzplatz gab es im Zimmer nicht mehr.

»Mir ist nicht klar, wie weit du eingeweiht bist, Pjotr ...«, sagte sie. »Es ist doch in Ordnung, wenn ich dich duze?«

»Klar ...«

»Gut. Ich liebe diese Formalitäten nicht. Also, Andrej Valentinowitsch hat mir die Situation in aller Kürze geschildert ...«, begann Mascha.

»Entschuldigen Sie ...«

Mascha zog eine Augenbraue hoch.

»Entschuldige, bist du Psychologin?«, fragte ich.

Mascha schielte zu meinem Großvater rüber.

»Das ist meine Schuld«, sagte er. »Petja blickt in dieser Situation überhaupt nicht durch. Ich habe erst in sechs Monaten oder einem Jahr mit diesen Ereignissen gerechnet ...«

»Ich bin Technikerin«, teilte mir Mascha mit. »Ich habe Physik studiert, arbeite aber meist als Technikerin. Vor drei Jahren hat mich Andrej Valentinowitsch zu sich geholt ...« Abermals huschte ihr Blick zu meinem Großvater, der ihr zunickte. »Ich befasse mich mit der Ausarbeitung der Methoden und Mittel zur ... äh ... zur Kommunikation mit Außerirdischen.«

»Mit Methoden, sie zu foltern und umzubringen«, stellte mein Großvater traurig klar.

Da machte es bei mir klick. »Schierling? Johanniskraut? Oregano? Passionsblumen? Na, Mascha, hast du auch an alles gedacht?«

Mascha nickte, jedoch in einer Weise, als entginge ihr die Ironie.

»Großpapa!«, japste ich. »Was um alles in der Welt hast du vor?«

Schön, ich konnte mir ohne weiteres vorstellen, dass mein Großvater den Wunsch verspürte, einen Außerirdischen zu töten. Aber nicht in diesem ... in diesem fast industriellen Maßstab!

Er könnte bereits jetzt für einige hundert Jahre hinter Gittern landen, allein für die Vorbereitung dieses Verbrechens!

»Du verpfeifst mich doch nicht, Enkel?«, fragte mein Großvater.

Schweigend richtete ich den Blick auf die Decke und in die Ecken des Zimmers.

»Keine Sorge, hier ist alles sauber«, mischte sich Mascha mit gelangweilter Stimme ein. »Sämtliche Wanzen haben wir schon vor langer Zeit entdeckt und an einen Computer mit Stimmenimitation angeschlossen. Der FSB, das Innenministerium, Roskosmos, der CIA und der Mossad hören Andrej Valentinowitsch ab. Sie glauben jedoch, dein Großvater erzähle uns in diesem Moment etwas über die Heimtücke der Aliens und schimpfe auf die Präsidenten.«

»Du hast ja völlig den Verstand verloren, Großpapa!«, brüllte ich. »Was ist? Hast du vor, den Zähler einzufangen und zu foltern?«

»Einzufangen brauche ich ihn nicht, denn er wird freiwillig zu mir kommen«, konterte mein Großvater. »Und foltern ... das wird sich finden. Das müssen wir abwarten.«

Mascha sah mich neugierig an, und das gab mir meine Selbstbeherrschung zurück.

»Großpapa, du bist im Unrecht«, sagte ich nur. »Du bist ganz und gar im Unrecht. Die Gefühle gehen mit dir durch.«

»Mit mir?« Mein Großvater lachte. »Wie kommst du denn darauf, Petja? Ich kann mir schon seit langem keinen solchen Luxus wie Gefühle leisten. Nur noch Berechnung. Statt hier sinnlos mit mir herumzustreiten, hilf lieber Mascha, den Tisch zu decken. Schließlich sollte man seine Freizeit auf angenehme Weise verbringen.«

Er lächelte uns beide an und beugte sich über seinen Laptop. Als wollte er uns auf diese Weise zu verstehen geben, dass das Gespräch beendet sei. Ein gewisser Gehorsam ihm gegenüber hielt sich immer noch in mir, weshalb ich aufstand und nach Mascha den Raum verließ. So zielbewusst, wie Mascha runter in die Küche ging, blieb kein Zweifeclass="underline" Sie war schon des Öfteren hier gewesen.

Während ich den terrestrischen Plunder zum Tausch gegen den außerirdischen Kram durch den Weltraum kutschiert hatte ...

Oh, oh, Großvater!

»Das Kochen ist keine Beschäftigung für Frauen«, erklärte Mascha.

Sie hämmerte mit einer solchen Wut mit einem hölzernen Fleischklopfer auf das zukünftige Kotelett ein, als läge vor ihr das Filetstück eines Alien.

»Natürlich ist das keine Beschäftigung für Frauen«, pflichtete ich ihr bei. »Die besten Köche sind schon immer Männer gewesen.«

Mascha linste zu mir rüber, widersprach jedoch nicht. Eine halbe Stunde lang bereiteten wir nun schon gemeinsam, wenn auch in völligem Schweigen, das Essen vor.

»Ich beneide dich, Pjotr«, brachte sie nach einer Weile heraus. »Der Enkel von Andrej Valentinowitsch zu sein, das ist ein Riesenglück.«

»Eigentlich hatte ich ja keine Wahl oder Vergleichsmöglichkeit ...«

»Machst du dich über mich lustig?« Mascha schaute mich misstrauisch an.

»Bestimmt nicht.«

»Ich habe keinen ausgeprägten Sinn für Humor«, gab sie selbstkritisch zu, während sie das Feuer unter der Bratpfanne anfachte. »Das solltest du im Hinterkopf behalten, Petja. Wo wir jetzt zusammenarbeiten, sollten wir jedes Konfliktpotenzial ausräumen ...«

»Ich tu mich schwer damit, mit jemandem zusammenzuarbeiten. In meinem Schiff ist sogar der Sitz des Co-Piloten abgebaut, stattdessen steht da der Jumper.«

Als ich an meine alte Spiral dachte, befiel mich Traurigkeit.

»Hast du schon oft einen Jump erlebt?«

»An die fünfzig Mal.«

»Ist das wirklich mit einem Orgasmus vergleichbar?«

»Nö ... vermutlich nicht.«

»Fehlt dir die Vergleichsmöglichkeit?«

Was für ein Albtraum! Gut, mit ihrem Sinn für Humor stand es nicht gerade zum Besten - dafür hatte sie mit ihrer Direktheit nicht die geringsten Probleme!

»Nein. Aber das ist etwas ganz anderes. Es ist, als würde man dich bitten, den Geschmack von Orangen mit einem Orgelkonzert von Bach zu vergleichen.«

»In dem Fall würde ich immer die Orangen wählen«, erklärte Mascha entschieden. »Gut, lass uns jetzt unsere Fracht löschen.«

Die nächsten zwanzig Minuten packten wir die Kartons und Taschen aus. Wir förderten verschiedene elektronische Apparaturen zutage, Kabelrollen und - sorgfältig, als handle es sich um den Tannenbaumschmuck, in Watte und Papier eingepackt - Detektoren.

»Wenn dein Passagier auftaucht«, sagte Mascha, »erwartet ihn eine Überraschung. Hier ist eine Videokamera mit einer pseudointelligenten Identifizierungseinheit, Magnetsensoren, Infrarotdetektoren, aktive Funksysteme, Geräte, mit denen elektrische Felder gemessen werden können ... Da kommt niemand dran vorbei.«