»Wir haben einen Hund«, gab ich zu bedenken.
»Den sperren wir ein. Obwohl ... nein, das wird nicht nötig sein. Den Hund nehmen wir in die Liste der zugelassenen Objekte auf.«
Ab und an huschte Mascha in die Küche rüber, eine Gelegenheit, die ich jedes Mal nutzte, um mir ihr Wunderwerk genauer anzusehen.
Das war keine Arbeit vom Band, das hatte sie alles selbst angefertigt.
Und zwar höchst akkurat.
Konnte ein Mensch allein das alles herstellen, selbst wenn er fertige Schaltkreise und Bauanleitungen benutzte? Und die weitaus interessantere Frage: Ließ sich diese Arbeit vor den entsprechenden Organen verheimlichen? Die so sehr darum bemüht sind, jede Antipathie den Außerirdischen gegenüber im Keim zu ersticken?
Ich glaube nicht an die genialen verrückten Wissenschaftler!
Aber ich glaube an meinen Großvater. Und der glaubte an Mascha ...
»Ich habe das Gas ausgeschaltet«, teilte Mascha mit, als sie aus der Küche zurückkam. »Lass uns die Detektoren aufstellen.«
Wir gingen in den Regen hinaus und machten uns daran, die Sensoren im Garten der Datscha zu verteilen. Eine einfache Aufgabe, denn alle waren mit Funksendern ausgestattet, so dass wir keine Kabel verlegen mussten. Innerhalb von einer halben Stunde hatten wir im welken Gras, um die Baumstämme, am Zaun und auf den Wegen rund hundert winzige Plastikgegenstände platziert, die wie Steine oder dürre Zweige aussahen. Einige Detektoren deponierte Mascha in einigermaßen abgeschmackten Gehäusen. Es gibt ja diese Läden, die überdimensionale Windeln, »abgehackte Finger«, »echtes Blut« und ähnlichen Unsinn verkaufen, der Fünftklässler und Erwachsene mit schwachem Intellekt begeistert ... Ich musste allerdings zugeben, dass die künstlichen Hundehaufen recht glaubhaft aussahen.
Schließlich ließ sich Mascha mit der Mini-Empfangsstation in der Diele nieder, während ich den verständnislosen Tyrann über das Gelände führte. An die provozierend gestalteten Sensoren verschwendete er nicht die geringste Aufmerksamkeit - sie verbreiteten nicht den richtigen Geruch.
Wir kehrten wieder ins Haus zurück, durchgeweicht und ohne dem Spaziergang irgendein Vergnügen abgewonnen zu haben.
»Perfekt«, urteilte Mascha zufrieden. »Der Hund kann ungehindert übers Gelände streifen.«
Sie streichelte Tyrann ohne jede Furcht über den Kopf, was mir einen weiteren Beweis lieferte, dass die beiden sich schon länger kannten.
»Ich werde mal in deinem Bad verschwinden«, kündigte Mascha an, schnappte sich die kleinste und unscheinbarste Tasche und ging sich waschen. Da mir nichts anderes übrig blieb als zu warten, begab ich mich nach oben.
Mein Großvater saß am Laptop und hämmerte mit der Miene eines Dichters, dem ein seltener Moment der Inspiration zuteil wurde, auf die Tasten ein.
»Wir haben das Sicherheitssystem installiert«, teilte ich ihm mit.
»Sehr schön ...«
»Glaubst du, dass es funktioniert, Großpapa?«
Er sah mich nachdenklich an.
»Der Zähler hat sogar die Blackbox im Schiff umprogrammiert ...«
»Wir sollten davon ausgehen, dass die Außerirdischen nicht allmächtig sind«, erwiderte mein Großvater leicht verärgert. »Ansonsten müssten wir uns nämlich mit dem Status quo abfinden ...«
»Wäre das denn so schlimm?«
»Siehst du das etwa anders?«, fragte mein Großvater erstaunt.
»Nein, im Großen und Ganzen nicht.« Mir fielen die Moskauer Straßen ein, auf denen fast keine Autos gefahren waren, die verschlossenen, grimmigen Gesichter der Fußgänger und die verrückte Bettlerin. »Wenn wir die Wirtschaft des Landes ruinieren ... nein, nicht nur des Landes, sondern des ganzen Planeten. Wenn selbst Spanien, Portugal und Brasilien Kosmodrome einrichten ... ist das eine Situation, die nicht mehr normal ist.«
»Aber?«, forderte mich mein Großvater zu weiteren Überlegungen auf.
»All diese Unglücksfälle ... im Küstengebiet soll die Ökologie bereits völlig vor die Hunde gegangen sein ... Und ja ... es stimmt, wir können mit dem vorgegebenen Tempo nicht mithalten. Aber wenn wir uns zum aktiven Widerstand entscheiden, Großpapa, dann vernichten die Außerirdischen vielleicht die ganze Erde.«
»Niemals. Das Huhn, das goldene Eier legt, landet nicht in der Suppe. Selbst dann nicht, wenn es seinem Herrn in den Finger hackt.«
»Der Vergleich hinkt«, wandte ich ein.
»Gut, er mag hinken. Aber das ändert nichts am Kern der Sache. Eine Gefahr droht nur uns persönlich, Petja. Wenn wir eine Dummheit begehen, kriegen wir einen Schauprozess und werden zum Holzfällen geschickt.« Mein Großvater kicherte, als sehe er sich gerade vor seinem inneren Auge, mit einem Beil in der Hand und bis zu den Knien im Schnee versunken. »Aber unserem Mütterchen Erde wird es nicht schlechter ergehen.«
»Ich hoffe, du weißt, was du tust, Großpapa.«
»Ja.«
»Du hast mich noch nie betrogen, Großpapa. Ich vertraue dir. Aber ich habe Angst.«
Mein Großvater wandte den Blick ab. »Alles wird gut, Petja. Aber ohne deine Unterstützung wird unser Plan scheitern. Also, was ist, hilfst du uns?«
Ich nickte. Was sollte ich auch sonst tun? Mein Großvater hatte diese mehrzügige Kombination auf Jahre im Voraus geplant und gespielt. Es wäre dumm zu versuchen, ihn an einem einzigen Tag von seinem Vorhaben abzubringen.
»Hast du dich schon mit Mascha angefreundet?«
»Also ... ein bisschen.«
»Sie ist ein interessantes Mädchen«, sagte mein Großvater.
»Ja, sehr klug ...«, brachte ich das einzig mögliche Kompliment hervor.
»Und das ist alles?«, fragte mein Großvater, dem die Anspannung in meiner Stimme nicht entgangen war.
»Sie ist ordentlich ...«, meinte ich, während ich dem Rauschen des Wassers im Parterre lauschte.
»Manchmal überraschst du mich, Pjotr«, sagte mein Großvater lachend. »Du mich auch, Großpapa. Kennt ihr euch schon lange?«
»Ja. Ich kenne viele seltsame Leute, Petja.«
»Großpapa ... Danilow lässt dich grüßen!«, fiel mir wieder ein.
»Alexander Olegowitsch?« Mein Großvater riss aufgeregt die Hände hoch. »Ach ja, er hat dich ja abgeholt ...«
»Und ich soll dir nicht nur einen Gruß ausrichten«, druckste ich kleinlaut. »Er hat mir auch was für dich mitgegeben ... Ich hab völlig vergessen, meinen Aktenkoffer auszupacken.«
»Bring ihn her«, befahl mein Großvater. Er wirkte absolut angespannt. »Aber bring ihn ungeöffnet her!«
Ich stürzte nach unten. An der Haustür drückte sich Tyrann rum, der mit der Pfote nach dem Schloss tatzte. Ich öffnete ihm die Tür, und der Hund jagte in den Garten. Sollte er ruhig, schließlich hatte der Regen inzwischen nachgelassen. Vielleicht reagierte ja einer der Sensoren auf ihn - andernfalls würde Mascha allzu selbstgefällig auftreten.
Während ich den Aktenkoffer holte, vernahm ich aus dem Bad Wasserrauschen und Gesang. Mascha hatte ein gutes Gehör. Mit der Stimme verhielt es sich leider nicht ganz so gut.
Mit dem Aktenkoffer in der Hand kehrte ich zu meinem Großvater zurück - und erstarrte.
Mein Großvater stemmte sich aus seinem Sessel hoch und hing sich eine seltsame Plastikpelerine über. Ein durchsichtiges, zweilagiges Stück, wobei sich zwischen den beiden Schichten ein spinnwebfeines Kupfernetz spann. Das Gesicht schützte ein Helm mit Sichtscheibe, die ebenfalls ein Drahtgeflecht aufwies.
In der Hand hielt er ein kleines grün-braunes Metallgerät mit einer kompliziert geformten Antenne, zwei Kippschaltern und einem Display.
»Den Koffer auf den Tisch«, klang die Stimme meines Großvaters barsch unter dem Visier hervor. »Und tritt zurück.«
»Was ist denn das für ein Ding?«, fragte ich.