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»Gut«, stimmte Karel nach sekundenkurzem Zögern zu.

»Wie bist du von Swobodny nach Moskau gekommen?«

»Mit demselben Flugzeug wie Pjotr. Ich kann mich tarnen. Sind Details von Bedeutung?«

»Hat dir jemand geholfen?«

»Nein.«

»In Ordnung, vertagen wir diesen Punkt auf später. Deine Aktion zum Vordringen auf die Erde ist von der Regierung eurer Rasse sanktioniert worden?«

»Wir haben keine Regierung.«

»Erste Warnung, Karel«, wies ihn mein Großvater zurecht. »Ihr müsst eine Struktur haben, welche die wichtigsten Entscheidungen koordiniert. Jemand muss euch im Konklave vertreten.«

»Das Wesen, das die Entscheidungen im Konklave vorträgt, ist nur ein Vermittler. Wir diskutieren die wichtigsten Fragen mit der ganzen Rasse ... mit den Vertretern, die sich auf dem Hauptplaneten befinden.«

»Eine Abstimmung?«, fragte mein Großvater.

»Nein. Wir gelangen zu einer gemeinsamen Gesamtwahrheit. Menschen und andere Rassen sind dazu nicht in der Lage, aber wir sind ... besonders.«

»Das glaube ich sofort. Hat die ganze Rasse deine Landung auf der Erde diskutiert?«

Karel klappte mit den Kiefern. »Jetzt habe ich den Sinn der Ausgangsfrage verstanden. Nein. Die Aktion ist von einer beachtlichen Zahl von Individuen ausgearbeitet und umgesetzt worden. Es war jedoch keine gemeinsame Entscheidung aller. Wenn unser Plan scheitert, soll unsere Rasse noch Überlebenschancen haben.«

»Sehr schön. Gilt das auch für die Alari und die Cualcua?«

»Für die Alari wohl schon. Aber für die Cualcua ...« Der Reptiloid streckte die Pfote aus und kratzte sich die fliehende Stirn, eine Geste, die bewusst menschlich wirken sollte. »Die Cualcua sind uns ein großes Rätsel. Ich weiß nicht, wie sie vorgegangen sind. Ich habe darüber keine Informationen.«

Mein Großvater sah mich an. Sein Blick blieb leicht verwundert an dem erneut nachgefüllten Weinglas hängen. »Hast du das gehört, Petja?«, sagte er. »Alle Beteiligten haben ihre Entscheidung unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen!«

»Und genau diese Harmonie wundert mich«, brummte ich. Ich nahm es den beiden ein wenig krumm, dass sie mich kurzerhand vom Gespräch ausgeschlossen hatten. Ich hatte meine Funktion als Fuhrmann erfüllt ... ich hatte den Agenten der Zähler zu meinem Großvater gebracht ... und war damit fast überflüssig geworden.

Bis zum nächsten Mal?

»Karel ...« Mein Großvater klang jetzt sehr ernst. »Warum wurde von den Menschen auf der Erde ausgerechnet ich für einen Kontakt ausgesucht?«

»Wir haben alle Vorträge, Artikel und Bücher der Menschen analysiert, die sich mit den Fragen der Kosmospolitik beschäftigen«, gab Karel bereitwillig Auskunft. »Angefangen von den uns bekannten Verrätern, die von den Starken Rassen gekauft wurden ...«

Die Offenheit ließ meinen Großvater sogar leicht erschaudern.

»... bis hin zu den aggressivsten Chauvinisten.«

»Ich brauche die Namen dieser Verräter!«, schrie mein Großvater.

»Ich bin nicht berechtigt, sie herauszugeben«, konterte der Zähler wie aus der Pistole geschossen. »Wenn wir unseren Plan in die Tat umgesetzt haben, ist die Rasse der Zähler bereit, der Menschheit alle ihr vorliegenden Informationen zur Verfügung zu stellen. Darunter auch diese Namen. Aber erst danach

Bei der Spannung, die jetzt im Zimmer hing, hätte ich nichts gegen eine Pelerine mit Erdung gehabt.

»Danach ...«, wiederholte mein Großvater gedankenverloren. »Gibt es Beweise für den Verrat?«

»Ja.«

»Und ihr habt keine Angst vor dem Zorn der Starken Rassen?«

»Nach Durchführung unserer Mission werden weder die Zähler noch die Alari, die Cualcua oder die Menschheit Anlass haben, jemanden zu fürchten.«

Mascha, die bisher schweigend hinter dem Stuhl meines Großvaters gestanden hatte, atmete geräuschvoll aus. Sie blickte mich mit leuchtenden Augen an.

Daraufhin gab ich mir alle Mühe, Begeisterung vorzutäuschen.

»Du hast meine Frage noch nicht abschließend beantwortet«, erinnerte mein Großvater den Zähler mit leicht veränderter Stimme.

»Richtig. Nach der Analyse aller Informationen hielten wir Ihre Persönlichkeit für den geeigneten Kandidaten. Wir waren zu der Überzeugung gelangt, dass Sie bereits seit etlichen Erdjahren Pläne zur Befreiung der Menschheit ausarbeiten. Wir waren uns sicher, Sie könnten einen entscheidenden Beitrag zu unserer Sache leisten. Zum Beispiel für unseren Transport sorgen ...«

Mein Großvater wagte lange nicht, zu mir herüberzusehen.

Schließlich drehte er sich aber doch um.

»Eltern haben das Recht, die Entwicklung ihrer Kinder zu steuern ...«, sagte ich. »Ist es nicht so, Großpapa? Also hast du doch dafür gesorgt, dass ich Kosmonaut werde?«

»Ja«, hauchte mein Großvater. »Ja, Petja.«

Ich nahm einen Schluck von dem herben Rotwein. »Ist schon in Ordnung, Großpapa«, sagte ich. »Du hattest ja wirklich das Recht ... Vergessen wir das.«

Wir sollten jetzt besser keinen Streit anfangen. Mein Großvater und ich gerieten ohnehin selten aneinander, und immer endeten unsere Auseinandersetzungen damit, dass ich mich entschuldigte. Vermutlich hatte er also recht gehabt.

Und war ich denn unzufrieden mit meinem Schicksal? Mit den fremden Himmeln, der Ekstase des Jumps und sämtlichen Annehmlichkeiten der Erde?

»Verzeih mir, Petja«, sagte mein Großvater trotzdem. Er sah den Zähler an, der neugierig diese Familienszene verfolgte, und fuhr fort: »Noch ein letzter Punkt, der wichtigste von allen-. Wie hast du den Jump überstanden?«

Der Zähler hüllte sich in Schweigen.

»Das ist die entscheidende Frage, mein teurer, geschuppter Gast. Du musst sie vorbehaltlos beantworten.«

»Die Methode zur Vermeidung des Jump-Wahnsinns funktioniert nur bei uns Zählern.«

»Zweite Verwarnung. Die Antwort ist unvollständig.«

»Ich habe mich in einen Zustand der temporären Verrücktheit gebracht. Ich habe mein Bewusstsein paralysiert.«

Ich hatte den Eindruck, mein Großvater setzte an, etwas einzuwenden. Vielleicht wollte er dem Zähler ja eine dritte und letzte Warnung erteilen. Doch Karel kam ihm zuvor.

»Wie ich bereits Pjotr Chrumow erzählt habe«, fuhr der Zähler fort, »besitzen wir zwei Bewusstseinsebenen, eine externe und eine interne. Entscheidend ist das interne Bewusstsein. Dieses verarbeitet riesige Datenmengen. Es greift auf mathematische Logik zurück. Es hat seine Beschränkungen ... zum Beispiel bei unlösbaren Gleichungen.«

»Der Große Fermatsche Lehrsatz«, warf Mascha plötzlich ein.

»Was?«

»Xn + Yn = Zn. Ist n größer als 2, gibt es keine Lösung im Bereich der positiven ganzen Zahlen.«

»Ganz interessant«, meinte der Zähler. »Aber wieso sollte diese Gleichung unlösbar sein?«

»Du kannst Fermats Letztes Theorem beweisen?«, fragte Mascha.

»Nein. Beweisen kann ich es nicht. Es ist falsch. Ich kann eine Lösung im Bereich der ganzen positiven Zahlen nennen.«

»Stopp!« Mein Großvater klatschte in die Hände. »Mit der Lösung klassischer Theoreme kannst du dich nachher befassen, Mascha!«

»Aber das ist ...« Soweit ich mich erinnerte, war es das erste Mal, dass Mascha es auf einen Streit mit meinem Großvater ankommen ließ.

»Ich glaube nicht, dass dieses Theorem wichtiger ist als das Schicksal der Menschheit!«

»Wie schade, dass Sie nicht über die Fähigkeit zum kollektiven Nachdenken verfügen«, bemerkte der Zähler mit einem lauten Seufzer. »Das würde unser Gespräch entschieden einfacher gestalten.«