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War ich auch im normalen Leben so scharfsichtig? Oder nur nach einem Jump?

Ich holte ein Leuchtröhrchen heraus und beleuchtete das Cockpit. »Nur Mut«, sagte ich. »Man darf sich doch nicht unterkriegen lassen.«

Dann brachte uns der dreizehnte Sprung ans Ziel.

Auf dem Radar blinkten Punkte - die Schiffe des rotvioletten Geschwaders der Alari. Bestimmt rund hundert Schiffe, also alle, die nach dem Angriff noch übrig waren. Folglich lagen die Zerstörer nicht in den Ladebuchten auf den Kreuzern, sondern flogen Patrouille. Die mutigen Mäuse waren aufgeschreckt.

»Wollen wir mit unserem Manöver beginnen?«, schlug Danilow vor. Es juckte ihn vermutlich in den Fingern, sich den Schiffen zu nähern.

»Die Geschwindigkeitsdifferenz liegt bei mehr als hundert Kilometern pro Sekunde«, holte ich ihn auf den Boden der Realität zurück. »Mit unseren Triebwerken holen wir sie nie ein, Sascha.«

»Sie werden sich uns von sich aus nähern«, unterbrach uns der Zähler. »Sie stoppen bereits.«

Das stimmte. Die Alari hatten anscheinend ein Manöver eingeleitet, sobald wir im Raum aufgetaucht waren, also bereits vor einer Viertelstunde. Während wir das Schiff in Ordnung gebracht hatten, hatten sie ihre Geschwindigkeit an unsere angeglichen und sich auf uns zubewegt. Als Erstes würden uns die Zerstörer erreichen.

Vermutlich, weil ihr Zahlensystem ein quartiäres war, flogen die Alari meist in Quadrigen. Momentan umgaben uns vier Schiffe, ein Ehrengeleit vielleicht oder eine Wache.

»Ich brauche eine Verbindung ...« Der Zähler klammerte sich ans Pult. Danilow stellte den Empfänger rasch auf die Standardfrequenz des Konklave ein, die Schiffe unterschiedlicher Rassen für Nahverbindungen nutzten. Im Grunde dürften jedoch eher wir als der Reptiloid darauf angewiesen sein. Das Mikrophon ignorierte er. Aus den Lautsprechern drang die wispernde, monotone Sprache der Alari. Bei windstillem Herbstwetter rascheln so die Blätter, die zur Erde fallen. Wir sandten ein Wispern als Antwort - worauf die Stimmen der Piloten verstummten. Jetzt sprach offensichtlich der Reptiloid.

»Ist es für dich leichter, wenn du eine elektronische Verbindung herstellst?«, fragte mein Großvater.

»Ich bin außerstande, diese Geräusche selbst zu erzeugen«, erklärte der Zähler, ohne das »Gespräch« mit den Alari zu unterbrechen. »Meine Kehle ist modifiziert worden, um mit Menschen reden zu können. Für die verbale Kommunikation mit den Alari greife ich daher auf ihr Übersetzungssystem zurück.«

Die Zerstörer umkreisten uns. Statt weiter auf das Radar zu starren, schwebte ich zum Fenster. Mein Großvater und Mascha hatten das schon längst getan.

Eines der Schiffe glitt gut zwanzig Meter entfernt an uns vorbei. Die mattgraue Verkleidung wirkte weich und lebendig, wie das Fell eines unbekannten kosmischen Tiers. Einige Schießscharten mit transparenter Verblendung sowie die flache Scheibe des Triebwerks glitten über die Schutzhülle und veränderten in einem fort ihre Position. Als einer der Zerstörer sich direkt neben uns befand, glaubte ich, die Kugel flache ein wenig ab und nehme vorübergehend die Form einer Bohne an.

»Karel, sind ihre Schiffe zu Transformationen in der Lage?«, fragte ich.

»Wie wenig ihr von ihnen wisst ...«, seufzte der Zähler. »Selbstverständlich. Die Schiffe der Alari sind aus sogenanntem lebendem Metall gebaut, das ihnen die Daenlo zur Verfügung stellen. Für den Kampf ist das höchst vorteilhaft. Aber ausgesprochen energieintensiv.«

Die Zerstörer tanzten so lange um unser Schiff herum, bis die Kreuzer uns erreicht hatten. Hin und wieder richteten sich weiße Lichtkegel auf uns, die uns zwangen, die Augen zusammenzukneifen. Irgendwann tauchten aus der Leere drei Scheiben auf, die uns ihren schmalen Rand zukehrten. Das Flaggschiff, das ihnen folgte, hielt uns dagegen seine flache Seite entgegen, was es wie einen gigantischen Teller aussehen ließ. Einen durchlöcherten Teller allerdings ... Inzwischen hatten sie jedoch mit den Reparaturen begonnen, und das Flaggschiff wirkte nicht mehr ganz so lädiert wie in dem Film, den uns der Zähler gezeigt hatte.

Die Maße des Flaggschiffs waren zu groß, als dass mein von der Schwerelosigkeit ermüdetes Hirn mit ihnen etwas anzufangen gewusst hätte. Außerdem störte irgendetwas die Betrachtung: Das Schiff näherte sich uns nämlich gar nicht mehr, sondern wir selbst fielen jetzt auf eine Metallfläche, die mit bunten Lichtern übersät, mit Türmen und Antennen bewehrt war. Wir fielen schneller und schneller ...

Ich starrte auf die Verkleidung und versuchte mit aller Gewalt, nicht in Panik zu geraten. Die Alari würden es doch nicht auf einen derart brutalen Zusammenstoß ankommen lassen!

Sie ließen es tatsächlich nicht darauf ankommen. Die Oberfläche der Scheibe vibrierte »unter uns«, die Schleuse öffnete sich, und das Schiff bebte. Ein Gravitationsstrahl erwischte uns ...

»Zum Boden!«, schrie ich. »Die Füße zum Boden hin!«

Aber mein Großvater und Mascha genossen die erste Schwerelosigkeit ihres Lebens viel zu sehr. Als die Anziehungskraft ins Schiff zurückkehrte, schwebten sie immer noch vor den Fenstern. Im letzten Moment schaffte ich es, meinen abstürzenden Großvater aufzufangen und den Fall durch meinen eigenen Körper zu dämpfen. Mist! Die einen magern ja ab, wenn sie alt werden, bei den anderen trifft leider das Gegenteil zu!

Die Verkleidung des Schiffs knirschte leise, als wir übergangslos vom Vakuum in die Atmosphäre wechselten. Mascha saß auf dem Boden und rieb sich den Ellbogen, den sie sich aufgeschlagen hatte. Mein Großvater kroch ächzend von mir herunter und erstarrte dann auf allen vieren. »Also ...«, brachte er überrumpelt heraus. »Danke, Petenka. In meinem Alter ... das ist einfach zu viel für mich.«

Schuldbewusst sah ich zu Mascha hinüber. Wenn ich etwas reaktionsschneller gewesen wäre, wäre keinem von beiden etwas passiert.

»Danke, Petja«, bemerkte sie in aufrichtigem Ton. »Ich Idiotin war einfach nicht bei der Sache ... Sind Sie in Ordnung, Andrej Valentinowitsch?«

»Mir ist nichts passiert«, sagte mein Großvater nachdenklich. »Ich frage mich allerdings, warum unsere Vorfahren den aufrechten Gang gewählt haben. Auf allen vieren ist es doch wesentlich bequemer.«

Ungeachtet seiner Proteste half Mascha meinem Großvater in seinen Sitz. Zwanzig Stunden in der Schwerelosigkeit sind zwar nicht viel, doch wenn man nicht daran gewöhnt ist, knicken einem einfach die Beine weg.

Ich trat vors Fenster und sah zum ersten Mal in meinem Leben ein Schiff der Außerirdischen von innen.

Es war genau der Raum, in dem der Pilot der fremden Rasse gegen die Alari gekämpft hatte. Ich erkannte ihn auf Anhieb, obwohl sich das linsenförmige Schiff nicht mehr darin befand. Ein schartiger Boden und eine unebene Decke, fast wie in einer Höhle. In den Wänden saßen große trübe Glassteine, die ein diffuses orangefarbenes Licht ausstrahlten. Und überall Alari. Anscheinend hatten sie die Hermetisierung der Schleuse nicht aufgehoben, als sie uns an Bord holten, sondern ein Kraftfeld hatte die Luft zurückgehalten. Die Aliens haben etliche solcher Tricks auf Lager.

Meine Hände wurden schweißnass. Hier wimmelte es nur so von Alari. Und sie glichen gewöhnlichen Mäusen einfach zu sehr. Als ob wir geschrumpft seien, als ob ich zu einem Nussknacker geworden sei, der ins Königreich der Mäuse geraten war ...

Wer wohl den Paten Droßelmeier abgeben würde -mein Großvater oder der Zähler?

»Und wer ist hier der Mausekönig?«, fragte mein Großvater, den Mascha hatte zum Fenster bringen müssen. Mich verblüffte überhaupt nicht, dass uns beiden der gleiche Gedanke gekommen war. Das passiert uns öfter.