Выбрать главу

»Und was sammelst du?«, fragte ich.

»Mineralien aus anderen Welten. Die sind wahrscheinlich nicht gerade lecker ... Du selbst hast mir auch schon welche mitgebracht.«

Seufzend durchforstete ich die leeren Speicher meines Gedächtnisses. Und begeistert bemerkte ich, dass Tags Worte etwas in mir auslösten!

»Daran erinnere ich mich! Ich glaube, ich erinnere mich!«

»Siehst du«, meinte Katti und seufzte erleichtert. »Alles kommt zurück ... alles wird wieder wie früher.«

»Ich nehme an, du leidest an einer Psychoblockade«, sagte Fed. »Du bist verhört und gefoltert worden. Dein Selbstschutz hat deshalb dein Gedächtnis abgeschaltet. Das ist sehr gut. Ich habe nie wirklich daran geglaubt, aber jetzt ... Nik, mein Junge, erzähl mir alles, woran du dich erinnerst.«

»Als ich zu mir gekommen bin, lag ich auf einem Podest«, fing ich an. »Zunächst habe ich die Decke gesehen und erfasst, was das ist. Dann habe ich meinen Kopf gedreht und die Wände angesehen. So ging es weiter ... brockenweise. Nach und nach setzte sich daraus ein Bild zusammen ...«

Als ich meine Erzählung beendete, befand ich mich bereits in Tags Untersuchungszimmer, das in einem der oberen Stockwerke eines riesigen pyramidenförmigen Gebäudes lag. Ich saß unter einer weißen, leise summenden Metallglocke. Durch die durchsichtigen Wände des Raums konnte ich die Stadt erkennen. Parks, schmale Gehsteige, über die Autobahnen fahrende Autos ...

»Dann zeigte sich, dass wir uns bereits Der Heimat näherten«, sagte ich. Ich rieb mir den Unterarm, in den ich einige Spritzen bekommen hatte. Übrigens nicht nur dahin ... »Wir landeten ohne Probleme ... Das ist alles, glaube ich.«

Meine Stimme hallte dumpf unter dem halbkugelförmigen Diagnoseapparat. Anscheinend trennte mich momentan irgendein Feld vom Raum. Vielleicht sollte es Nebengeräusche absorbieren oder mich vor schädlichen Folgen durch die Strahlung der Apparate schützen. Vielleicht sollte es mich aber auch an Ort und Stelle festhalten, falls ein Verrat aufgedeckt wurde.

Dabei wusste ich doch, dass ich kein Regressor einer fremden Zivilisation war!

Tag und Katti saßen abseits hinter dem Pult. Fed hatte mir gegenüber auf einem niedrigen Stuhl Platz genommen. Während meines Berichts hatte er mich ein paar Mal unterbrochen und gebeten, etwas zu präzisieren oder ausführlicher darzustellen. Meist hatte er jedoch einfach nur genickt.

Das Labor, in dem die fremden Lebensformen untersucht wurden, sah seltsam aus. Es gab zahlreiche Apparate, hinter den Glastüren der Schränke standen verschiedene, nicht allzu sympathische Substanzen in flachen Gefäßen. Doch so richtig das ganze Ambiente war, lag auf dem Boden des biologischen Laboratoriums doch ein weicher Teppich mit abstraktem Muster, hingen an den Wänden Bilder in schmalen Holzrahmen, meist Meeresansichten. Etwas hinter dem Hauptdiagnosepult, dort, wohin jetzt die Daten meines unglückseligen Organismus strömten, stand ein hoher Tisch, auf dem sich Tassen, Teller und durchsichtige Boxen mit Essen stapelten. Mich erinnerte das eher an die Einrichtung einer Wohnung.

Aber wie wollte ich das in meiner Situation überhaupt wissen?

Katti erhob sich hinter dem Pult und ging so zur Seite, dass ich sie nicht mehr sehen konnte. Ich verkrampfte mich. Sie ging dorthin, wohin die Analysen meines Bluts und der Gewebeproben, die man mir am Unterschenkel und Unterarm entnommen hatte, verschwunden waren. Gut, ich war mir sicher, ich selbst zu sein, aber wenn nun ...

Was, wenn ihnen ein Fehler unterlaufen war? Nein, einen Fehler würde es nicht geben. Sowohl Tag wie auch Katti waren Spezialisten. Sie wollten mir nur Gutes.

Als Katti zurückkehrte, entnahm ich ihrem Gesicht alles. Ich entspannte mich und versuchte sogar, es mir auf dem harten Stuhl bequemer zu machen. Katti reichte Fed das Blatt Papier und gab mir ein beruhigendes Handzeichen. »Willkommen zu Hause, Niki! Hab noch etwas Geduld!«

»Noch fünf Minuten, Niki«, mischte sich Tag vom Pult aus ein.

Ich war ich! Ich war ich!

Der Ausbilder studierte konzentriert das Blatt. Er faltete es sorgsam zusammen, steckte es in die Tasche und sah Katti an. »Danke, Mädchen ... danke. Tag, beeil dich!«

Er erhob sich und kam auf mich zu. Ich ahnte eher, als dass ich es hörte, wie sich das uns trennende Kraftfeld auflöste.

Also hatten sie Angst vor mir gehabt ...

»Niki ...« Der Alte griff nach meiner Hand. »Wenn du wüsstest, welche Angst ich ausgestanden habe. Ich habe befürchtet, dich gebe es nicht mehr und vor mir stünde eine Kopie. Eine Attrappe.«

»Kommen Sie unter dem Detektor hervor, Fed!«, verlangte Tag in scharfem Ton. »Sie stören die Aufzeichnung!«

Anscheinend konnte man einen Ausbilder getrost anfahren, sofern es um die Arbeit ging.

Ich musste noch rund fünf Minuten sitzen bleiben. Auf Befehl von Tag entspannte ich mich, versuchte krampfhaft, mich an etwas zu erinnern, und assoziierte frei auf seine Stichwörter: Freiheit - Opfer, Liebe - Verantwortung, Heimat - Arbeit ...

Doch die grundlegenden Zweifel waren bereits ausgeräumt.

»Komm raus, Niki. Du kannst dich wieder anziehen.«

Da Tags Stimme nicht allzu freudig klang, wurde ich wieder nervös. Geschwind schlüpfte ich in meine Shorts -die geschenkten Sachen und das Messer waren sonstwo abgeblieben. An ihrer Stelle hatte ich ein weißes, kurzärmliges Hemd aus festem weichen Stoff bekommen. Schuhe trug man hier offensichtlich nicht.

Fed war ebenfalls angespannt.

»Nik, dein Gedächtnis ist nicht blockiert ... wie wir angenommen hatten ...« Tag druckste und wandte den Blick ab. Es fiel ihm schwer, diese Worte auszusprechen. »Es ist ... gelöscht worden. Komplett. Eine psychische Blockade wirkt nicht ... so verstümmelnd.«

»Was heißt das? Komplett?« Bockige Streitlust packte mich. »Ich gehe, spreche und denke doch! Ich bin doch nicht in ein kräftiges Baby zurückverwandelt!«

»Ich habe mich unklar ausgedrückt ... Deine Erinnerungen sind gelöscht worden. Dein persönliches Gedächtnis. Das, was du gesehen hast, das, was du empfunden hast. Dein ganzes Leben.«

»Wozu?!« Es war Katti, die diesen Schrei ausstieß.

»Anscheinend funktioniert der Prozess der Mentalkopie bei den Fremden auf diese Weise. Sie haben alle Informationen abgezogen! Damit haben sie dein Gedächtnis eben doch ausgeweidet.« Endlich blickte mich Tag wieder an. In seinen Augen stand Qual. »Sie haben dir alles genommen ... auch unsere Freundschaft ...«

Ich trat an ihn heran und griff nach seiner Hand. »Aber ich bin doch trotzdem ich?«, flüsterte ich. »Tag, wenn wir einmal Freunde gewesen sind, werden wir es auch wieder werden.«

»Gibt es denn gar keine Hoffnung?«, fragte der Ausbilder hinter mir.

»Nein.« Tag zog unbeholfen seine Hand weg. »Bestimmte assoziative Verbindungen sind noch erhalten, Ausbilder. Mitunter wird sich Niki an etwas erinnern ... Nein, eher wird er es neu kennenlernen, aber er wird sich daran erinnern, dass es schon einmal dagewesen ist. Ich glaube, dass er nach wie vor ein normaler Mensch ist« - Tag lächelte mir schief zu -, »aber er wird sich nie wieder an sein früheres Ich erinnern können.«

Fed stand da, den Blick zu Boden gerichtet. Wie ein Mann, der etwas sucht, das ihm viel bedeutet, der jedoch zu dem Schluss gekommen ist, dass es unweigerlich verloren ist ...

Nein, das war ein dummer Gedanke! So durfte ich nicht denken. Das ist ein falscher Vergleich. Überhaupt sind alle Vergleiche falsch ...

»Nik, wir lassen dich nicht im Stich«, versicherte der Ausbilder schließlich. »Du bist zurückgekommen. Das ist das Wichtigste. Und wir sind deine Freunde. Deine besten Freunde.«

Unten warteten zwei Transportmittel vor dem Gebäude auf uns. Geschlossene und mit Rädern, nicht eine von diesen fliegenden Plattformen, die uns vom Flugfeld hergebracht hatte.