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Aus der aufgeschlitzten Stelle in meiner Haut trat ein Blutstropfen.

Mit der linken Hand umfasste ich das Gesicht des Mannes, vergrub mich in die Haut der rosafarbenen Wangen und schleuderte ihn in Richtung der Bettreihen. Er knallte mit dem Kopf gegen ein Metallgestell und verstummte.

Rückkehr in den Mimikrymodus ...

»Danke, Cualcua«, flüsterte ich dem Außerirdischen zu, der meinen Körper bewohnte, den Körper eines Menschen von der Erde.

Schmerz. Schwere. Mein Kopf platzte.

In ihm brach ein kleines Erdbeben aus. Der Abgrund, der meine Vergangenheit abgeschottet hatte, stülpte sich um, blähte sich zu einem Berg auf.

Wie weh das tat ...

Zu viele Wörter. Neue Wörter. Zu viel Gedächtnis.

Ich bin nicht Niki Rimer!

Ich bin Pjotr Chrumow!

Ein Konzentrationslager konnte man Sanatorium nennen, aber änderte das etwas?

»Auf eure Plätze, ihr Wanzen«, zischte ich.

Die Leute sprangen vom Tisch auf. Sie suchten zwischen den Betten Zuflucht, in der zweifelhaften Vertrautheit der ihnen zugewiesenen Plätze. Selbst die drei, die Kley zu Hilfe gekommen waren, zogen umgehend ab.

»Schafft den weg!«

Zwei Männer schleppten den ehemaligen Ausbilder gehorsam auf sein Bett.

»Gibt es hier ... einen Arzt?«, fragte ich, inzwischen wieder in normalem Tonfall. Einer der Gefangenen hob zaghaft die Hand. »Befass dich mit ... ihm.«

Ich setzte mich vor der Wand auf den Boden und bedeckte mein Gesicht mit den Händen.

Zu viele neue Wörter. Ein allzu rasanter Wechsel.

Großvater, Schule, Ausbildung, Fluggesellschaft, Hyxi, der Zähler, Danilow, die Alari ...

... und die hatte ich getötet. Wirklich getötet!

»Alles muss echt aussehen«, erklärte der Kommandant des rot-violetten Geschwaders der Alari. »Du wirst mit uns kämpfen und uns umbringen. Wir werden ebenfalls versuchen, dich umzubringen. Aber du hast gute Chancen. Keiner von uns wird einen Panzeranzug tragen. Die Landeeinheiten werden aus dem Flaggschiff gebracht. Die Reihen, die du durchbrechen musst, werden ausschließlich aus Piloten und Technikern bestehen. Und die beherrschen die Kunst des Zweikampfs nicht.«

»Ich will das nicht«, sagte ich der schwarzen Maus.

»Niemand will sterben. Das ist ein Gesetz des Lebens. Aber manchmal muss man alle Gesetze vergessen ...«

Mein Kopf barst vor Schmerz. Mein Herz verlangsamte sein Rasen.

Cualcua!

Ja ...

Warum bin ich so erbarmungslos gewesen?

Deine Aggressionszentren waren vorübergehend aktiviert. Für den Kampf war das unerlässlich.

»Nik Rimer, ich möchte mit Ihnen reden ...«

Ich schlug die Augen auf. Die Worte luden sich nicht sofort mit Sinn auf. Ich lernte gerade erst, in zwei Sprachen gleichzeitig zu denken. Agard Tarai stand vor mir. Ein hässlicher, finsterer Zwerg mit einem von Grind übersäten Kopf. Seine Strickmütze hatte er abgenommen und zerquetschte sie jetzt in der Hand.

»Sprich«, sagte ich.

»Die Patienten der sechsten Baracke des Sanatoriums Frischer Wind warten auf Ihre Anweisungen. Es sind bereits zwanzig Minuten vergangen, Nik Rimer.«

Nach terrestrischen Maßstäben war er um die fünfzig. Hier hatte das Jahr eine andere Länge, insgesamt lag die Lebenserwartung aber nicht viel höher ...

Ich schaute zu den Männern hinüber, die vor ihren Betten warteten. Der blasse Schönling schluchzte und rieb sich den Kopf. Kley lag im Bett, sein linker Arm war entblößt und mit durchscheinendem Stoff umwickelt worden. Er war jünger als Tarai, vierzig vielleicht oder fünfundvierzig ...

»Was ist mit ihm?«, fragte ich.

»Ein Bruch und eine ausgekugelte Schulter. Morgen wird Kley Schwierigkeiten bei der Arbeit kriegen.«

»Soll er sich erholen«, flüsterte ich.

Agard schaute mich mit schweigender Verblüffung an. Er zögerte. »Und die anderen?«, fragte er schließlich.

»Sie sollen alle schlafen«, befahl ich. »Morgenstund hat Vernunft im Mund ...«

Teufel auch! Wie verstümmelt das Sprichwort klang, wenn es durch die Sprache der Geometer gesiebt wurde!

Andererseits gewann es dadurch eine ungewohnte Tiefsinnigkeit. Und es nahm die Form eines Befehls an, denn ohne den Blick von mir zu wenden, legten sich die Menschen ins Bett.

»Gut, Nik Rimer.«

»Nenn mich Nik«, bat ich.

Agard sah mir unverwandt in die Augen.

»Wenn dich das nicht stört«, fügte ich hinzu.

»Nein ... gern ... Nik.«

»Ist noch etwas zu trinken da?«, fragte ich.

»Ja.«

»Gibt es hier vielleicht ein Plätzchen, wo wir ungestört sind? Wir müssen miteinander reden.«

Agard nickte schweigend. Er ging zum Tisch, füllte zwei Becher und bedeutete mir, ihm zu folgen. Das tat ich. Von Bett zu Bett wanderte leises Flüstern.

Tarai öffnete eine Tür in der Wand, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Er blieb stehen und ließ mir den Vortritt.

War das Höflichkeit oder eine Falle?

Ich trat durch die Tür.

Ein gemütliches Zimmer.

Weicher Teppich auf dem Fußboden. Ein Bildschirm in der Wand, aber ohne Terminal natürlich. Ein kleiner Tisch, ein breites Sofa und zwei Sessel. Ein Schrank, der verschlossen war, und nicht, wie hier sonst üblich, weit offen stand. Eine Spiegeldecke.

Nach allem, was ich über den Alltag der Geometer wusste, stellte das hier nahezu den Gipfel des Luxus dar. Sogar in der Freiheit.

»Was ist das?«, fragte ich Tarai. Er kam ebenfalls herein, schloss akkurat die Tür hinter sich und stellte die Becher auf den Tisch.

»Das Zimmer zur psychologischen Entlastung.«

»Und wer entlastet sich hier?«

»Kley Harter und sein Schatz.«

Ich nickte. Wenn Tarai erwartet hatte, dass ich schockiert sei, hatte er sich getäuscht. Nur Nik Rimer, der noch irgendwo in mir lebte, zuckte angewidert zusammen.

»Jetzt hält man dich bestimmt für den Schatz des neuen Bosses.«

»Nein, Nik, so krank siehst du nicht aus ...« Agard lachte leise und strich sich über die grindige Glatze.

»Woher hast du das?«, fragte ich.

»Mich hat ein Wendiger Freund geküsst.« Agard lächelte finster. »Ich war ein Idiot, als ich hierhergekommen bin ... vor zehn Jahren.«

Ich erschauderte. Zehn von ihren Jahren - das waren fast zwanzig Jahre auf der Erde!

»Und weshalb bist du hierhergekommen?«

»Weil ich falsch über die Straße gegangen bin ...«, erklärte Agard ironisch. Er nahm in einem der Sessel Platz und langte nach seinem Becher. »Danke für die Abreibung, die du Kley verpasst hast. Dieses Stück Dreck hat schon lange eine ordentliche Lektion verdient.«

»Alle Ausbilder scheinen Dreck zu sein«, bemerkte ich mürrisch. Ich nahm meinen Becher und schnupperte daran. Heißer Fusel. Herr im Himmel, mit dem Busfahrer Kolja hatte ich nach der Landung auf der Straße ja schon echten Mist getrunken - aber selbst das Zeug war noch besser gewesen.

»Nun mach mal halblang!« Agard schüttelte den Kopf. »Ich will gern glauben, dass du guten Grund hattest, deinem Ausbilder eine zu semmeln. Aber sogar die Ausbilder haben Kley ohne jedes Mitleid hierhergeschickt. Insofern ... solltest du nicht so kategorisch urteilen, mein Junge.«

Ich setzte mich aufs Sofa und nippte an dem heißen Selbstgebrannten. Immerhin - er schmeckte weitaus besser, als er roch. Anscheinend verlangte mein Körper danach, gehörig durchgerüttelt zu werden ...

In der aufgenommenen Flüssigkeit sind Aldehyde, Fuselöl, Methyl- und Äthylalkohol enthalten. Soll ich eine Entgiftung vornehmen?