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Der abgeschlagene Schädel des ersten Toten stieß wieder diese seltsamen gurgelnden Laute aus, beinahe wie einen Schlachtruf, und im nächsten Moment brach die Hölle los!

Plötzlich waren die Untoten bei ihnen, überall um sie herum, Dutzende von toten Körpern, die mit weit aufgerissenen Mündern und wild in den Höhlen rollenden Augäpfeln nach ihnen grapschten. Aus jeder Richtung griffen halb verfaulte Hände nach ihnen, gierige Finger mit bleichen Knochenspitzen, dahinter die verzerrten Gesichter der Toten.

Die Knochenfinger eines Untoten berührten Falks Arm, und er holte unwillkürlich mit seinem Messer aus und schlug mit vor Ekel verzerrter Miene zu. Die Klinge drang tief in die linke Schulter des Untoten. Mit einem Wutschrei riss Falk die Klinge wieder heraus und hieb erneut zu, und noch einmal, indes Zara und Jael mit meisterlicher Präzision ihre Schwerter wirbeln ließen, sirrende metallene Blitz im grünlichen Zwielicht des Nebels, die durch verwestes Fleisch, faulige Muskeln, Sehnen und Knochen schnitten.

Gliedmaßen fielen zu Boden, abgeschlagene Arme, Hände und Köpfe, selbst dann noch von untotem Leben beseelt, als sie abgehackt auf der Erde lagen. Thor preschte knurrend mitten durch die Reihen der Zombies. Sein gewaltiger haariger Schädel schnappte mal nach links, mal nach rechts, und jedes Mal, wenn sich seine mörderischen Hauer in totes Fleisch gruben, knirschten Knochen, und Muskeln rissen.

Auch Falk kämpfte – vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben kämpfte er wirklich. Nicht, wie bei einer Kneipenschlägerei, wenn man ihn mal wieder beim Falschspielen ertappt hatte, oder um einem Mädchen zu imponieren – er kämpfte um sein nacktes Leben, und es gab niemanden, der ihm dabei helfen konnte, denn alle anderen hatten genug mit sich selbst zu tun. Er war auf sich allein gestellt, und dieser Gedanke erfüllte ihn mit Furcht, die ihn beinahe verzagen ließ; nun war er selbst für sich verantwortlich, niemand anders. Wenn er leben wollte, musste er dafür kämpfen. Und; das tat er, so gut er nur konnte!

Anfangs unsicher und auch ein wenig unentschlossen, mit jedem erfolgreich geführten Hieb jedoch zusehends mutiger, stürzte sich Falk in die Schlacht. Bald war die Klinge; seines Messers klebrig von geronnenem Blut und einer stinkenden eitrigen Flüssigkeit. Es war schwer, den Überblick zu behalten, denn die Untoten kamen von allen Seiten, und egal, wie viele Falk und seine Gefährten in Stücke hackten, es schienen nicht weniger zu werden.

Bald war sein ganzer Körper bedeckt von kaltem Schweiß, und die Anstrengung ließ ihn keuchen; er war die ganze Zeit über in Bewegung, wirbelte hierhin, wich dort den zuschnappenden Kiefern der Toten aus, und immer wieder schnitt und ratschte und hieb das Messer in untote Leiber. Doch selbst mit abgetrennten Armen und Beinen setzte die grauenvolle Horde weiter vor, und jeder von ihnen – Seraphim, Vampirin und Mensch – hatte seine liebe Mühe, sich die greifenden Klauen und die schnappenden Kiefer vom Hals zu halten, indes sie wie Tänzer inmitten eines wilden Durcheinanders herum wirbelten.

Neben Falk hieb Zara mit beiden Schwertern gleichzeitig auf die Untoten ein. Es war ein groteskes, zutiefst furchteinflößendes Bild, das sich bot. Da waren Zombies, deren Arme unter den Schultern in Stümpfen endeten; kopflose Leiber, ohne Augen eigentlich blind, die doch so zielstrebig agierten, als könnten sie sehen; Kreaturen mit gespaltenen Schädeln; Untote mit zerhackten Beinen, die sich über den hart gefrorenen Boden auf die Gegner zuschleppten, die Münder auf- und zuschnappend vor Gier.

Klapp-klapp! Klapp-klapp! Klapp-klapp ...

Als Zara aus dem Nebel zu ihrer Rechten eine staksende Gestalt auf sich zutaumeln sah, wirbelte sie herum, ließ die Klingen parallel zueinander von links und von rechts gleichzeitig in einem flachen Bogen schwingen, wie eine Schere, und der Rumpf des Untoten wurde an Brust und Bauch komplett durchgeschnitten.

Zara schnellte wieder herum und nahm sich einen weiteren Untoten vor, während Thor knurrend zwischen den am Boden liegenden Leichenteilen herumsprang und versuchte, den zuckenden Gliedern endgültig den Garaus zu machen.

Keuchend und schnaubend hackte Falk mit seinem Messer auf die Untoten ein. Einen Zombie stieß er mit einem Tritt von sich und wirbelte keuchend herum, um sich dem nächsten Untoten entgegenzustellen – doch es waren keine mehr da. Oder zumindest keine, die noch auf den Beinen standen.

Außer Atem ließ Falk den Blick über den Friedhof schweifen, der sich in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Ihm bot sich ein groteskes Bild: Überall auf den Gräbern und Wegen verstreut lagen abgetrennte Gliedmaßen, und in allen steckte noch Leben. Die Hände krabbelten wie Spinnen über den Boden, und über allem lag das hohle Klappern, mit dem die Zähne der abgeschlagenen Schädel selbst jetzt noch gierig aufeinander schlugen.

Klapp-klapp! Klapp-klapp! Klapp-klapp …

Das Geräusch machte Falk wahnsinnig, doch nun, da keine Klauen mehr nach ihm griffen und die Kiefer ihm nicht mehr gefährlich werden konnten, war es nur noch halb so schlimm wie zuvor. Vor Anstrengung keuchend, stützte er sich mit der freien Linken auf einem Grabstein und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, während Thor noch immer hier und da an den herumfliegenden Gliedmaßen riss.

Dann erlahmten die Bewegungen auf der schneebedeckten Erde, das Leben wich endgültig aus den Untoten. Starr lagen sie da, als wären sie eingefroren. Das widernatürliche Leben der untoten Kreaturen war endgültig erloschen ...

Zara und Jael hatten ihre Aufmerksamkeit Wigalf drüben beim Tor zugewandt, der noch immer auf seinen Stab gestützt dastand und keinerlei Anstalten machte zu fliehen, einen weiteren Zauber zu wirken oder sonst irgendetwas zu unternehmen. Er stand einfach nur da wie zuvor, bedachte die Gefährten mit diesem fiesen Grinsen und schwieg.

„Irgendetwas stimmt hier nicht“, murmelte Zara grimmig, die Schwerter halb erhoben, und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, während sie den Zauberer fixierte. „Das war noch nicht alles ...“

Falk runzelte die Stirn. „Noch nicht alles?“ echote er. „Was soll das heißen, das war noch nicht a...“

Er brachte den Satz nicht zu Ende; die Erde jener Gräber, die bislang unversehrt waren, begann plötzlich zu beben und sich aufzutürmen, und ihm wurde schlagartig klar, warum der Zauberer so provozierend entspannt wirkte.

Weitere Untote entstiegen ihren Ruhestätten!

Und diesmal waren es nicht nur zwei Dutzend, sondern mindestens doppelt so viele, die sich aus der kalten Umklammerung der Friedhofserde wühlten: verfaulte Gestalten mit bloßliegenden Knochen, denen Fleisch und Haut in Fetzen am Körper hingen wie zerrissene Banner; eine hungrige Armee des Todes, die ihren Gräbern entstieg, um das fortzuführen, bei dem die erste Delegation versagt hatte.

Zara wandte sich halb zu ihren Gefährten um, die hinter ihr standen. Ihre Miene war hart und grimmig, als sie knurrte: „Wenn es irgendwelche Götter gibt, zu denen ihr betet, dann ist jetzt vielleicht die letzte Gelegenheit dazu.“ Sie verstummte, zögerte einen Augenblick und fugte dann mit einem kleinen, irgendwie resignierten Lächeln hinzu: „Vielleicht könnt ihr dabei ja auch ein gutes Wort für mich mit einlegen...“

Damit warf sich die Vampirin herum, riss die Schwerter mit einem Wutschrei in die Höhe und stürmte über das Gräberfeld auf die Untoten zu. Schon schwirrten die Klingen mit ihrem tödlichen Singen durch die Luft, untermalt vom Knurren des Wolfes, der Zara mit langen Sätzen folgte und sich mit seinem gesamten Gewicht in die Mauer aus Zombies warf, von denen einige ungelenk umfielen wie Kegel.