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Überraschend klopfte Hugh seinem Bruder auf die Schulter.»Kopf hoch, Junge! Eine hübsche Prise, sicherlich voller Schmuggelgut, und lediglich ein paar Mann verloren! Wir können immer nur einen Schritt nach dem anderen tun!«Als der Kutter sich dichter ans Land herantastete, verkündete des Lotgasten eintöniges Aussingen die wachsende Gefahr. Endlich, als bereits bedrohlich nahe Brandung und dahinter sich dunkel abzeichnendes Land an Steuerbord zu sehen waren, warfen sie Anker. Ohne Gloags wiederholte eindringliche Warnungen wäre Hugh sicher noch dichter unter Land gegangen, vermutete Bolitho.

Auch so beneidete er Gloag nicht um seine Verantwortung. Zwischen Sandbänken und schroffen Felsen, ohne ausreichende Besatzung vor Anker zu liegen, war schlimm genug. Aber wenn der Wind wieder auffrischen sollte, konnte er kaum verhindern, daß die Avenger abdriftete und schließlich auf die Klippen getrieben wurde.

Falls Hugh sich dessen ebenfalls bewußt war, gelang es ihm gut, seine Befürchtungen zu verbergen.

Die beiden Boote wurden zu Wasser gelassen, und mit Ausnahme einer verschwindend kleinen Gruppe von Leuten stieg alles ein, bis an die Zähne bewaffnet. Die tief im Wasser liegenden Boote steuerten die nächstgelegene Küste an. Noch während die Riemen sich im Takt hoben und senkten und das Land sie allmählich auf beiden Seiten umfing, empfand Bolitho die Leere und Stille. Schon das Geräusch von Gewehrfeuer hätte genügt. Die Leute, mit denen vorhin die Signale ausgetauscht worden waren, befanden sich bestimmt längst in ihren Hütten, oder sie rannten, so schnell sie konnten, zu irgendwelchen Verstecken.

Als sie endlich auf einem kleinen Sandstrand versammelt waren, auf den die See mit voller Wucht anbrandete, um dann geräuschvoll durch die Felslücken zurückzuströmen, sagte Hugh:»Wir teilen uns in zwei Gruppen auf, Richard. Ich nehme die rechte, du die linke Seite. Wer auf Anruf nicht stehen bleibt, wird unter Feuer genommen. «Dann nickte er seinen Leuten zu:»Vorwärts!»

In zwei langen Reihen stiegen sie den steilen Küstenhang hinauf. Zunächst erwarteten sie, beschossen zu werden, fanden sich aber allmählich damit ab, daß sie allein auf weiter Flur waren. Bolitho überquerte die schmale Küstenstraße, während seine Leute auf beiden Seiten ausschwärmten. Der Wind peitschte ihnen die flatternden Hosen um die Beine. Die Lastwagen waren wohl schon vorbeigefahren und jetzt in Sicherheit. Vielleicht konnte man die Radspuren der schwer beladenen Fahrzeuge entdecken, sofern sie auf dem felsigen Boden überhaupt welche hinterlassen hatten.

Der Seemann mit Namen Robins hob die Hand.»Sir!«Bolitho lief zu ihm hinüber.»Da kommt jemand!«Die Seeleute schwärmten aus und verschwanden auf beiden Seiten im Unterholz. Bolitho hörte das leise metallische Klicken, als sie die Hähne ihrer Gewehre spannten. Robins und Bolitho verharrten lautlos hinter einem sturmzerzausten Busch.

Der Seemann flüsterte plötzlich:»Da ist er wieder — betrunken, soviel ich hören kann. «Er grinste.»War offensichtlich nicht so beschäftigt wie wir!«Sein Grinsen erstarrte zur Grimasse, als sie hörten, daß der Mann schluchzte und vor Schmerzen stöhnte. Dann sahen sie ihn hin und her schwankend die Straße überqueren, beinahe fallend in seinen bemitleidenswerten Bemühungen um Eile. Kein Wunder, daß Robins ihn für einen Betrunkenen gehalten hatte. Plötzlich jedoch rief er:»O Gott, Sir! Das ist einer von unseren Leuten! Billy Snow!«Bevor Bolitho Robins zurückhalten konnte, lief er auf den Schwankenden zu und fing ihn in seinen Armen auf.»Was ist passiert, Billy?»

Der Mann keuchte:»Wo wart ihr, Tom? Wo wart ihr bloß?«Bolitho und ein paar andere Seeleute halfen Robins, den Mann vorsichtig auf den Boden zu legen. Wie er es geschafft hatte, bis hierher zu kommen, war ein Rätsel. Er blutete aus mehreren Hieb- und Stichwunden, und seine Kleidung war völlig blutdurchtränkt.

Als sie versuchten, seine Wunden zu versorgen, sagte Snow mit schwacher Stimme:»Erst ging alles gut, Sir, aber dann sahen wir die Soldaten. Sie kamen herangebraust wie eine Kavallerieschwadron bei der Attacke!»

Er winselte, und jemand sagte ärgerlich:»Vorsichtig mit der Wunde, Tom!»

Snow fuhr undeutlich fort:»Einige der Unsrigen riefen hurra, nur so zum Spaß, und der junge Mr. Dancer lief ihnen entgegen, um sie zu begrüßen.»

Bolitho beugte sich tief hinunter zu ihm, er fühlte des Mannes Verzweiflung, das Herannahen des Todes.»Dann, dann…«Bolitho legte ihm die Hand auf die Schulter.»Ruhig, Mann, lassen Sie sich Zeit.»

«Aye, Sir. «Im fahlen Sternenlicht schimmerte sein Gesicht wie Wachs, die Augen waren fest geschlossen. Er versuchte es wieder.»Sie ritten in uns hinein wie ein Sturmwind, hackend, schlagend, stechend. Sie ließen uns keine Chance, in einer Minute war alles vorüber.»

Er hustete, und Robins flüsterte heiser:»Er geht von uns, Sir!«Bolitho fragte rasch:»Was wurde aus den anderen?«Snow wandte mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf.»Dort drüben, weiter oben, liegen sie. Alle tot, glaube ich, obwohl ein paar von ihnen in Richtung zur See geflüchtet sind. «Bolitho wandte sich ab, seine Augen brannten und schmerzten. Seeleute liefen immer in Richtung See, wenn sie sich verraten und verloren fühlten. Das war alles, was sie wußten, ihre letzte Hoffnung.»Er ist tot, Sir.»

Sie standen um Snow herum und starrten ihn an. Wohin hatte er in seinen letzten Augenblicken flüchten wollen?» Kommandant kommt, Sir.»

Hugh Bolitho trat, gefolgt von seinen Leuten, aus der Dunkelheit, so daß die Straße mit einem Male belebt erschien. Alle blickten auf den Leichnam nieder.

«Also sind wir zu spät gekommen. «Hugh beugte sich über den Toten.»Snow, ein guter Mann. «Er richtete sich auf und fügte abrupt hinzu:»Beeilt euch, sucht die anderen. «In der Mitte der Straße schritt er weiter, aufrecht, vollkommen allein. Es dauerte nicht lange, bis sie die anderen fanden. Sie lagen auf der Straße oder am felsigen Abhang verstreut, und einige waren offensichtlich die Steilküste hinuntergeworfen worden. Überall war Blut, und als die Seeleute die mitgebrachten Laternen anzündeten, glitzerten die toten Augen böse auf, als wollten sie ihre Kameraden noch im Tode für ihren Verrat verfluchen.

Die Wagen und Waffen der Begleitmannschaft waren verschwunden, jedoch fehlten einige von den Leuten. Bolitho vermutete, daß sie entweder in der Dunkelheit entkommen oder aber gefangengenommen worden waren. Und dies in Cornwall, seiner eigenen Heimat, nicht mehr als fünfzehn Meilen von Falmouth entfernt!

Ein Mann, den Bolitho als den Bootsmannsmaaten Mumford erkannte, kam herbei, in der Hand einen Dreispitz; er sagte bedrückt:»Ich denke, dies ist Mr. Dancers Hut, Sir. «Bolitho nahm ihn entgegen. Er fühlte sich kalt und feucht an. Da brachte ein Ruf sie alle in Bewegung. Jemand hatte einen verwundeten Seemann gefunden. Er lag versteckt in einer Felsspalte oberhalb der Straße, kaum noch bei Bewußtsein. Bolitho lief ebenfalls hin, um zu sehen, ob noch Hilfe möglich sei. Plötzlich blieb er jedoch abrupt stehen, denn im Schein der Laterne, die Robins hochhielt, hatte er etwas Helles durch das nasse Gras schimmern sehen. Robins, rief schnelclass="underline" »Moment, ich schaue nach, Sir!«Zusammen kletterten sie den schlüpfrigen Hang hinauf, bis die Laterne eine am Boden ausgestreckte Gestalt schwach beleuchtete. Was Bolitho hatte schimmern sehen, war blondes Haar, das sich jetzt beim Näherkommen als blutverschmiert erwies.