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In seinem Geist konnte er sehen, dass die anderen Druiden ihm nacheiferten. Malfurion nahm nun Kontakt zu Teldrassil auf. Der Weltenbaum war von der Korrumpierung durchdrungen, doch er konnte noch gerettet werden. Er suchte den Kern der verbliebenen Gesundheit. Es war ein Ort, der nicht in dem hohen Stamm verborgen lag, sondern tief in den Wurzeln.

Malfurion ermutigte diese Wurzeln zu wachsen, tiefer zu graben. Sie sanken tief hinab, erreichten den ursprünglichsten Teil Azeroths... der gleichzeitig der reinste Ort war.

Nährt und heilt..., forderte er den Weltenbaum auf. Nährt und heilt...

Die Reaktion des Baums darauf war träge, wie Malfurion es schon vermutet hatte. Aber er drängte weiter. Weil Teldrassil immer noch krank war, musste er ermutigt werden.

Schließlich begann Teldrassil sich doch zu regen. Mithilfe der Druiden erholte sich der Weltenbaum allmählich. Azeroth unterstützte ihn dabei, wie es das mit allem Leben tat. Teldrassil wurde stärker.

Die Heilung strengte die Druiden allerdings sehr an. Malfurion schwitzte trotz der kalten Luft, und er wusste, dass es seinen Anhängern ähnlich erging. Dennoch gab niemand auf, was ihn mit Stolz erfüllte.

Was normalerweise mehrere Jahre gedauert hätte – was sie selbst mit der Hilfe des ursprünglichen Weltenbaums Nordrassil für unmöglich gehalten hatten -, geschah nun allerorten auf Teldrassil. Plötzlich entwickelte sich überall ein wunderbarer Ansturm des Lebens...

Aus der Krone ertönte ein Gewirr von ohrenbetäubenden Knackgeräuschen. Malfurion fürchtete zuerst, dass die Anstrengungen der Druiden den Baum zu stark belastet hatten und nun all die abgebrochenen Zweige herabstürzten. Doch kein einziger Ast fiel. Stattdessen begannen alle Zweige in Sichtweite, selbst die völlig zerstörten, zu heilen. Risse schlossen sich nahtlos. Das Geräusch stammte von den Ästen, die wieder an ihren alten Platz zurückkehrten.

Und wo die Äste heilten, begann der Baum sofort zu erblühen. Knospen sprossen hervor und verwandelten sich augenblicklich in wunderschöne Blätter.

Doch die Heilung fand nicht nur auf der Oberfläche statt. Der Erzdruide spürte, wie die Energie Teldrassil durchdrang. Sie stieg von den Wurzeln auf, bis zur Spitze und in jeden Ast hinein. Der Weltenbaum seinerseits nährte viele der kleineren Bäume und andere Pflanzen, die darauf wuchsen... bis alle geheilt waren.

Alles schien getan, doch die Druiden ließen nicht nach, weil Malfurion es ihnen noch nicht gestattete. Obwohl er und der Rest bereits erschöpft waren, durchsuchte Malfurion den Weltenbaum mit seinen verstärkten Sinnen.

Er konnte kein Anzeichen der Verderbtheit mehr erkennen. Erleichtert erlaubte er den Druiden, ihren Zauber zu beenden.

Malfurion brach die Verbindung ab, nachdem er den anderen gesagt hatte, dass sie sich ausruhen sollten. Denn die Druiden würden keine große Hilfe mehr sein, wenn sie sich nicht erholen konnten. Sich selbst erlaubte er einen tiefen, kühlen Atemzug, bevor er sich in eine Sturmkrähe verwandelte und abermals losflog.

Der schnelle und wunderbare Erfolg gab ihm neue Kraft. Der Erzdruide stieg hoch auf, um die erneuerte Baumkrone besser sehen zu können... dann zögerte er, als er den Umriss eines großen Reptils sah, das sich aus dem dichter werdenden Nebel schälte. Einen Moment lang glaubte er, dass es vielleicht Ysera wäre, die geflohen war.

Doch obwohl es ein sehr großer Drache war, erkannte er augenblicklich, dass er nicht grün war... sondern rot.

Nur ein roter Drache war so groß.

„Erzdruide!“, brüllte der weibliche Drache. „Ich erkenne dich, auch in dieser Gestalt. Du bist Malfurion Sturmgrimm!“ Der Drache neigte den Kopf. „Ich dachte, du wärst verschwunden?“

Der Erzdruide stieß zur Krone des Weltenbaums hinab und landete. Malfurion verwandelte sich wieder zum Nachtelfen und rief: „Alexstrasza! Große Lebensbinderin, Schwester von Ysera! Wisst Ihr etwas über Yseras Flucht?“

Ihr atemberaubendes Gesicht wurde traurig. „Nein, Sterblicher, das weiß ich nicht! Ich hoffe nur, dass sie auch aus der Gefangenschaft heraus kämpft! Ich bin hier, weil ich blühendes Leben in Zeiten der Not verspürt habe! Dieses Gefühl war so stark, dass ich einfach herkommen und nachsehen musste... Und du scheinst die Quelle all dessen zu sein!“ Alexstrasza blickte Teldrassil an. „Was für ein Kunststück, Malfurion Sturmgrimm!“

„Teldrassil musste geheilt werden, Lebensbinderin! Auch wenn er gegen unseren Wunsch aufgezogen wurde, ist er doch mittlerweile eine von Azeroths stärksten Kräften, die noch lebt!“

„Das ist wahr... das ist wahr...“ Der Gesichtsausdruck des Aspekts signalisierte Vorsicht. Ihr gingen sicherlich einige Dinge durch den Kopf. Schließlich sagte sie: „Auch wenn er ohne den Segen eines Aspekts erschaffen wurde, ist er dennoch ein schöner und stolzer Anblick...“

In diesem Augenblick schwindelte den Erzdruiden plötzlich. Er musste sich anstrengen, um nicht vom Baum herunterzufallen.

Der große Drache musterte die kleine Gestalt intensiv. „Malfurion Sturmgrimm, hast du dir keine Pause gegönnt, als du jedem anderen geholfen hast?“

„Es... es war nicht genug Zeit...“

Der rote Drache blickte von ihm zur Baumkrone und dann wieder zurück. Nach einem Moment sagte sie: „Dafür muss Zeit sein.“

Alexstrasza nahm den Erzdruiden in die Hand. Dann flog sie immer höher, bis man schließlich die ganze Krone überschauen konnte. Malfurion hielt den kleinen Zweig immer noch umschlossen und schüttelte ungläubig den Kopf. Er selbst hätte niemals so hoch fliegen können.

„Ich habe eine Entscheidung gefällt“, erklärte der Aspekt mit dröhnender Stimme. „Obwohl ich und die anderen den Baum zu Beginn nicht gesegnet haben, ist der Segen jetzt vonnöten!“

Sie breitete die Flügel aus, und ein herrlicher, warmer Lichtschein strahlte von ihr aus. Die Lebensbinderin lächelte auf Teldrassil hinab wie zu einem ihrer eigenen Kinder.

„Möge dieser Segen Teldrassil und alles darauf berühren!“, verkündete der rote Drache. „Und möge er für uns eine neue Hoffnung und einen neuen Anfang schaffen!“

Das rotgoldene Leuchten breitete sich von Alexstrasza zur Baumkrone aus. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit fuhr es den Stamm hinab und verlor sich aus Malfurions Blick.

Und dann... war es vollbracht. Teldrassil war nicht nur geheilt... er war nun auch gesegnet, wenn auch nur von der Lebensbinderin. Doch das bedeutete schon einiges.

Alexstrasza kreiste hoch über dem Weltenbaum. Die Umwandlung war komplett. Das herrliche Leuchten verblasste, doch es verschwand nicht von Teldrassil.

„Es ist vollbracht...“, erklärte sie. „Und keinen Augenblick zu spät!“

„Warum? Was geschieht denn gerade?“

„Spürst du es denn nicht? Der Albtraum verschließt alle Wege in ihn hinein! Jetzt, da er direkt nach Azeroth hineinreicht, hält er jeden davon ab, physisch in ihn einzudringen! Du als Druide solltest das spüren können! Die Portale werden eines nach dem anderen geschlossen!“

„Die Portale...“ Malfurion schloss einen Moment lang die Augen und spürte, dass es stimmte. Das brachte ihn auf einen anderen Gedanken. „Was ist mit den grünen Drachen? Würde Yseras Sippe so etwas nicht verhindern?“

„Die kämpfen alle noch im Albtraum. Doch ihre Chancen schwinden, genauso wie die der wenigen, die noch an ihrer Seite mitstreiten! Sie haben weder die Zeit noch sind sie stark genug, um dagegen anzukommen...“

Der Nachtelf starrte sie mit offenem Mund an. „Darnassus!“

Der Aspekt blickte ihn an. „Darnassus?“

„Das Portal dort! Es war noch offen, als ich dort fortging! Vielleicht...“

Ohne ein weiteres Wort eilte die Lebensbinderin auf die Hauptstadt zu. Sie war so schnell, dass sie die Stadt binnen weniger Augenblicke erreicht hatten. Alexstrasza neigte sich nach links und flog auf die Überreste der Tempelgärten zu.

Sie landete und ließ den Erzdruiden absteigen. Malfurion blickte sich schnell um und entdeckte Broll, Hamuul und einige andere Druiden, die ihm entgegenliefen. Sie wurden von einer Handvoll Schildwachen begleitet, darunter Shandris. Angesichts des Drachen waren sie fassungslos.