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Für meine Mitmenschen, die erleben werden, wie sich die Werke der Menschheit entwickeln, während die Natur diesem Planeten sein Gleichgewicht zurückgibt.

Art Bell

Mögen die Kinder von morgen auf unsere Epoche als dasjenige Zeitalter zurückblicken, in dem die Heilung unserer Welt begann.

Whitley Strieber

Vorwort

 Als Art Bell und ich dieses Buch im August 1999 beendeten, erwarteten wir die darin vorhergesagten Klimaveränderungen frühestens in 15 bis 20 Jahren. Die uns damals zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Daten ließen keinen anderen Schluss zu. Wenn überhaupt befürchtete die Klimaforschung ernsthafte Veränderungen erst in mehreren Jahrzehnten.

Wir ernteten sogar heftige Kritik für unsere These, dass das Erdklima am Rande einer Katastrophe steht. In der Fernsehsendung Today vertrat Matt Lauer im Gespräch mit uns einen Standpunkt, den sich auch die anderen Medien zu Eigen machten: Man stellte uns als verantwortungslose Unheilspropheten hin, die die Ängste der Menschen ausnutzen, um damit Geld zu verdienen. Von den meisten landesweiten Sendern wurden wir einfach totgeschwiegen. Nicht einmal zu regionalen Talkshows wurden wir eingeladen.

Diese Verweigerungshaltung stand in krassem Gegensatz zur Wirklichkeit, denn das klimatische Geschehen hatte nur wenige Monate vor der Veröffentlichung unseres Buches nicht nur die Richtigkeit unserer Theorie bewiesen, sondern auch aufgezeigt, dass die Lage noch weitaus alarmierender ist, als selbst wir aufgezeigt hatten.

Unsere Sorge war – und ist es noch immer –, dass das schnelle Abschmelzen des Eises an den Polen die Meeresströmungen verändern und dadurch einen plötzlichen Klimawandel auslösen wird. Dieser Wandel wird mit klimatischen Umwälzungen von ungeahnten Ausmaßen beginnen und auf unserem Planeten zu Wetterverhältnissen führen, die sich drastisch von den heutigen unterscheiden und langfristig verheerende Konsequenzen nach sich ziehen werden.

Bedauerlicherweise hatte die Ablehnung unseres Buches in den Medien zur Folge, dass die einfachen, aber wirksamen Methoden zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen, die wir als Gegenmaßnahme vorgeschlagen haben, nicht auf breiter Front Anwendung fanden.

Die Menschen wollen nicht über die sich anbahnende Umweltkatastrophe nachdenken, weil sie sich ohnmächtig fühlen, und sie werden in ihrer Haltung von Medien unterstützt, die einer Erörterung dieses Themas gleichgültig oder sogar feindlich gegenüberstehen. Am schlimmsten ist jedoch die Politisierung dieser Frage in den USA, wo die Konservativen die Positionen von George W. Bush, Rush Limbaugh und Reverend Jerry Falwell unterstützen. Letzterer hat sich sogar zu der Bemerkung verstiegen, er glaube nicht an die Erwärmung der Erdatmosphäre. Die Demokraten zeigen sich zwar aufgeschlossener, müssen aber auch die Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit in dieser Frage zur Kenntnis nehmen, mit dem Ergebnis, dass die drohende Klimakatastrophe im Wahlkampf 2000 kaum eine Rolle spielte.

Das Traurige daran ist, dass die Menschen den Ausstoß von Treibhausgasen mit den einfachen in diesem Buch skizzierten Verfahren tatsächlich in den Griff bekommen könnten – und das ohne nennenswerten Kostenaufwand. Aber dazu brauchen wir eine internationale Anstrengung. Dieses Projekt kann nur Erfolg haben, wenn es von vielen Menschen getragen wird. Hier hätten die Medien Aufklärungsarbeit leisten müssen. Leider haben sie es nicht getan.

Wenn wir nicht umgehend handeln, ist ein plötzlicher Klimawandel unvermeidlich, und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass er viel früher kommen wird, als man es für möglich gehalten hat. Das böse Erwachen rückt unaufhaltsam näher.

Am 11. Juli 2000 veröffentlichte Discovery.com die Ergebnisse einer Untersuchung aus dem norwegischen Wissenschaftsmagazin Cicerone. Dieser Bericht legte den Schluss nahe, dass die nördliche Polkappe in fünfzig Jahren verschwunden sein wird. Und er wies auf eine weitere wichtige Tatsache hin, die in unserem Buch angesprochen wird: Vom Menschen verursachte Treibhausgase sind nicht der einzige Faktor, der eine Erwärmung der Erdatmosphäre herbeiführt. Sie sind nur der einzige Faktor, auf den wir Einfluss nehmen können. Wir müssen einsehen, dass der gesamte Prozess des plötzlichen Klimawandels grundlegender Bestandteil der Ökologie unseres Planeten ist. Wie im Buch erläutert wird, lehrt uns die Wissenschaft, dass Vergleichbares schon früher passiert ist, lange bevor es irgendeine »menschliche Einwirkung« auf die Atmosphäre gab. »Die jüngsten Schätzungen«, warnt Discovery.com, »gehen von einem deutlich rascheren Abschmelzen der polaren Eisschicht aus, das nicht allein auf die Wirkung von Treibhausgasen zurückzuführen sein kann.«

Nur wenige Wochen später, am 25. August 2000, brachten Touristen von einer Sommerexkursion zum Nordpol eine erstaunliche Geschichte mit nach Hause: Der Pol war geschmolzen.

Wo seit Urzeiten nur Eis gewesen war, befand sich nun offenes Wasser. Wie nicht anders zu erwarten, taten manche Wissenschaftler diese Berichte als belanglos ab. Am 25. August sagte Mark Serreze von der University of Colorado auf CNN: »Solche Erscheinungen haben wir schon Öfter erlebt.« Wann, verschwieg er allerdings, und das ist auch kein Wunder, weil eisfreies Wasser am Nordpol in der Geschichte der Menschheit noch nie zu beobachten war. Das letzte Mal hatte es im Eozän am Nordpol überhaupt keine Eisdecke gegeben, und dieses Zeitalter war vor 50 Millionen Jahren zu Ende gegangen.

Die Hauptthese dieses Buches ist, dass das schnelle Abschmelzen des Polareises wichtige Meeresströmungen zum Erliegen bringen und dadurch eine plötzliche und verheerende Beschleunigung des Klimawandels auslösen wird.

Das Eis an beiden Polen schmilzt in einem Tempo, das noch 1999 während der Arbeit an diesem Buch vollkommen unvorhersehbar war. Weltweit ergießen sich von schmelzenden Gletschern wahre Fluten von Süßwasser in Ozeane, die einen bestimmten Salzgehalt benötigen, um die für die Existenz von Meeresströmungen unabdingbaren stabilen Wassertemperaturen zu erreichen.

Vom Himalaja bis zur Antarktis befinden sich praktisch alle Gletscher der Erde auf dem Rückzug. Besonders ernst ist die Situation in Grönland. Aus der dortigen Eisschicht fließen jährlich 50 Milliarden Tonnen Schmelzwasser ins Nordpolarmeer. Die Ränder der Eisschicht werden Jahr für Jahr um zwei Meter dünner. Dadurch werden die Gletscher selbst instabil, und es besteht die Gefahr, dass sie plötzlich ins Meer gleiten.

»Es gibt allenthalben Anzeichen für eine solche Entwicklung, die verursacht, dass sich die Gletscher schneller auf die Ränder zubewegen«, schrieb William B. Krabill in einer Untersuchung über Gletscher, die im Juli 2000 im Fachjournal Science erschienen ist. Das Abschmelzen der Grönland-Gletscher würde zu einem Ansteigen der Meeresspiegel um sieben Meter führen. Doch schon lange vorher käme es zu schwerwiegenden Auswirkungen auf das Klima.

Genauso bedrohlich ist die Situation am Südpol. Seit mehr als zehn Jahren bricht das antarktische Packeis auseinander. Im März 2000 lösten sich zwei riesige Eisberge aus dem Ross-Schelfeis. Der größere der beiden war mit einer Länge von knapp 300 Kilometern und einer Breite von 37 Kilometern kaum kleiner als der US-Staat Connecticut. Dies ist jedoch kein Einzelfall. Schon 1987 begann in der Antarktis eine Serie von großen Eisbrüchen, als sich ein Massiv in der Größe von Rhode Island aus dem Ross-Schelfeis löste. Am 9. Februar 1988 berichtete die New York Times über »die außerordentlich große Zahl von Gletscherbrüchen in den letzten zwei Jahren«. Dies führte schließlich zur vollständigen Zerstörung des Larsen-Schelfeises und zur wachsenden Instabilität des Ross-Schelfeises. Im September 2000 warnte Professor John Lowe von der London University sogar, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre in Großbritannien schon in wenigen Jahrzehnten zu einer kleinen Eiszeit führen könnte.