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Dieser mächtige Sphinx kann jedoch nur von einer Hochkultur geschaffen worden sein, nicht von einer Bevölkerung aus Sammlern und Jägern. Insofern ist es nur zu verständlich, wenn die Ägyptologen mit den Ergebnissen der Geologen nichts anzufangen wissen. Wie können sie auch einer Rückdatierung zustimmen, die eine unglaubliche architektonische Leistung in eine Zeit verlegt, in der man gerade erst das Töpfern entdeckt hatte und zum Schnitzen primitiven Flintstein verwendete?

Nun sind aber auch andere Kunstwerke dieser Art über die ganze Welt verstreut. Kann es sein, dass in einem isolierten oder verloren gegangenen Gebiet eine Zivilisation mit beträchtlichen Kenntnissen und Fähigkeiten existierte, die auf der ganzen Welt solche Monumente geschaffen hat? Kann es sein, dass sie von einem schrecklichen Ereignis ausgelöscht wurde und von ihr nur noch ihre mächtigsten Werke zurückgeblieben sind?

Wenn das aber zutrifft, warum sind dann die rätselhaften Anlagen stilistisch derart heterogen? Nun, äußerlich gibt es in der Tat gewaltige Unterschiede, und ihnen ist nur ein Merkmal gemeinsam: Es sind gigantische Bauwerke, errichtet von fantastischen Ingenieuren, und wir wissen weder, wer ihre Schöpfer waren, noch, wie sie vorgegangen sind.

Wenn die Wissenschaft die Vorstellung verwirft, dass diese Monumente älter sind als bisher angenommen, unterstellt sie im Grunde, die Menschheit sei in ihrer Evolution noch nicht weit genug gewesen, um zwei voneinander unabhängige, hoch entwickelte Zivilisationen hervorzubringen. Doch inzwischen hat man überraschende Erkenntnisse gewonnen, die einen grundlegenden Wandel in der bisherigen Sichtweise herbeiführen könnten.

Bislang hat man das Alter der frühesten Spuren, die Sprache als Kommunikationsmittel vermuten lassen, auf etwa 40 000 Jahre geschätzt und sie als Zeugnisse aus einer Zeit gewertet, in der Betätigungen wie Höhlenmalerei und der Handel mit Kunstwerken aus Stein ihren Anfang nahmen. Die Entwicklung eines Halses, der lang genug ist, um komplexes Sprechen zu ermöglichen, scheint demzufolge vor weniger als 100000 Jahren vor sich gegangen zu sein. Ferner hat man vermutet, dass jede Kultur eine vielschichtige Sprache erfordert, so wie ja auch eine Zivilisation ohne die Schrift nicht denkbar wäre.

Doch jetzt liegen Beweise vor, dass wir viel, viel früher Sprache – vor bis zu 400000 Jahren – und sogar noch davor technische Fähigkeiten entwickelt haben.

1998 veröffentlichten Wissenschaftler von der Duke University ihre Entdeckung, dass Hominide, die vor 100000 Jahren lebten, bereits körperlich so ausgestattet waren, dass sie in der Lage waren, Sprache zu entwickeln. Bisher hatte man vermutet, dass nicht einmal die Neandertaler sprechen konnten und Sprache überhaupt erst sehr viel später aufgekommen war, dass sie das Merkmal gewesen war, das die Überlegenheit des Cromagnon-Menschen seinen Vorfahren gegenüber ausgemacht habe.

Die Fähigkeit zu sprechen und das Vermögen, lange Wörter schnell genug von sich zu geben, um einen diffizilen Zusammenhang darzustellen, sind jedoch zwei grundverschiedene Dinge. Babys stoßen einfache Laute aus, weil der menschliche Kehlkopf in diesem Alter noch tief unten in der Kehle liegt. Erst während des Heranwachsens steigt er langsam nach oben.

Die Sprache der Hominiden war einfach; vermutlich bestand sie aus Wörtern, wie sie heutige Zwei- bis Dreijährige bilden können. Neue linguistische Studien bestätigen diese Annahme. Ferner geht daraus hervor, dass die ältesten menschlichen Worte um die Vokale E und O gebildet wurden, die auch heutige Babys als erste lernen. Trotzdem müssen die Hominiden zu einer Art Sprache fähig gewesen sein, denn sie vollbrachten Leistungen, die ohne Kommunikation nicht denkbar sind.

Eine Gruppe von Forschern an der University of New England in Australien hat schlüssige Beweise dafür entdeckt, dass einer unserer Vorfahren, der so genannte Homo erectus, den wir kaum intelligenter als einen Affen eingeschätzt haben, bereits Fahrten auf dem Meer unternommen hat – also außerhalb der Sichtweite der Küstenlinie – und das vor beinahe einer Million Jahren. Ohne die eine oder andere Form von Sprache hätte er den Bootsbau und die Navigation nie bewerkstelligen können.

Den Schluss, dass schon in der Vorzeit Fahrten über das offene Meer stattfanden, ermöglichte den Wissenschaftlern der Fund von Steinwerkzeugen auf der indonesischen Insel Flores. Diese waren unter 800000 Jahre alter Vulkanasche begraben gewesen. Die in der Nähe dieser Werkzeuge versteinerten Pflanzen und Tiere stammen aus derselben Zeit.

Um von Java, wo der Homo erectus lebte, nach Flores zu gelangen, musste man drei Meerengen zwischen drei Inseln überqueren. Jede davon war etwa 25 Kilometer breit. Der Homo erectus wagte sich also nicht nur auf das offene Meer hinaus, sondern gründete auf Flores auch eine Siedlung. Das bedeutet, dass Dutzende von Individuen gemeinschaftlich handelten.

Wenn man sich vor Augen hält, dass das »vormenschliche« Lebewesen waren, erscheint eine solche Leistung schier unglaublich. Einmal mehr drängt sich der Schluss auf, dass unsere bisherigen Vorstellungen hinsichtlich der Intelligenz unserer Vorgänger nicht haltbar sind und wir die Entwicklung der Fähigkeit zur Schaffung von Zivilisationen viel früher ansetzen müssen.

Wir haben immer angenommen, eine Zivilisation – also eine strukturierte Gesellschaftsform – würde ausschließlich durch das geschriebene Wort definiert. Es ist jedoch durchaus möglich, dass eine hochkomplexe Gesellschaftsform, die Dinge wie Ingenieurs- und Baukunst umfasste, sich zuerst entwickelte und die Schrift erst danach kam.

Es ist nach wie vor auszuschließen, dass die erste Zivilisation bereits vor 100000 Jahren entstanden sein soll, andererseits können die Anfänge einer menschlichen Gesellschaft im heutigen Sinn sehr viel länger zurückliegen als 7000 Jahre. Wenn Sprache, Schiffbau und Navigation so viel früher möglich waren als bisher angenommen, drängt sich der Schluss auf, dass es auch schon vorher Zivilisationen gab.

1992 haben deutsche Paläontologen in einem für den Tagebau bestimmten Gebiet in verzweifelter Eile tiefe Ablagerungsschichten untersucht, ehe sie den schweren Maschinen weichen mussten. Am 20. Oktober gelang ihnen eine überraschende Entdeckung: eine erhalten gebliebene Wurfkeule, die über 400000 Jahre alt war. Solche Keulen bedeuten der Lanze gegenüber insofern einen technischen Fortschritt, als damit Reichweite und Fluggeschwindigkeit gesteigert wurden. Aber die Bedeutung dieses Fundes geht noch weiter: Um ein solches Gerät zu benutzen, muss man die Wirkung des Windes erkennen und berücksichtigen sowie Entfernungen richtig einschätzen können. Und um beim Ausholen die Hebelwirkung von Arm und Oberkörper auszunützen und zugleich zu zielen, sind beträchtliche Fähigkeiten vonnöten – Fähigkeiten, die gelehrt und geübt werden müssen. Mit anderen Worten: Eine gewisse Intelligenz und eine strukturierte Gemeinschaft müssen vorhanden gewesen sein, um den Gebrauch der Wurfkeule – ganz zu schweigen von ihrer Entdeckung und Herstellung – zu ermöglichen.

Bald darauf gelang ein noch sensationellerer Fund. Vor Hunderttausenden von Jahren benutzten diese Menschen nicht nur Wurfkeulen, sondern fertigten auch Speere an, die modernen Speeren, wie sie bei Olympischen Spielen benutzt werden, in nichts nachstehen und vielen in geschichtlichen Zeiten entstandenen Waffen sogar überlegen sind. Sie wurden aus Fichtenholz geschnitzt, wobei der älteste und dichteste untere Teil des Baumes für die Spitze verwendet wurde. Diese Methode erforderte mehr Arbeit, weil der Stamm mit bekanntermaßen äußerst einfachen Steinwerkzeugen genau dort zugespitzt werden musste, wo er am dicksten und härtesten war. Und vergessen wir nicht, dass diese Wesen erst eine Vorstufe des heutigen Menschen waren.