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War Nan Madol überhaupt eine Stadt? Und wozu diente der Kanalbau? Warum erinnert Nan Madol eher an eine Festung als an eine Stadt? Die größte Anlage, Nan Dowas, liegt hinter massiven Mauern.

Wenn man aufgrund der Funde auf Flores davon ausgeht, dass Menschen seit beinahe einer Million Jahre Schifffahrt über den Pazifik betreiben, könnte die Menschheit die abgelegenen Inseln viel eher erreicht haben, als wir gegenwärtig glauben. Gleichwohl stellen uns Nan Madol und die Anlage vor der japanischen Küste immer noch vor ein Rätsel. Nirgendwo in historischer Zeit – weder vor 1000 noch vor 3000 Jahren – stoßen wir auf Spuren einer Zivilisation, die so weit entwickelt war, dass sie diese bahnbrechenden Bauwerke hätte errichten können.

Kann es also sein, dass wir Gebilde vor uns haben, die viel älter sind, als wir ahnen?

Möglicherweise. Im pazifischen Raum hat man bei der Altersbestimmung einiger rätselhafter Anlagen faszinierende Erfolge erzielt. So hat man auf den benachbarten Inseln Neu-Kaledonien und Pines mehrere Zementzylinder mit einem Durchmesser von zwischen einem und zwei Metern und einer Höhe von einem bis zu zweieinhalb Metern gefunden. Gefertigt sind sie aus einem Gemisch aus hartem Kalkstein, Mörtel und zerstoßenen Muscheln. Da Muscheln organischen Ursprungs sind, sprechen sie auf die Radiokarbonmethode an, was es Wissenschaftlern des Centre des Faibles Radioactivités (Zentrum für die Untersuchung schwacher radioaktiver Strahlung) ermöglichte festzustellen, dass die Zylinder zwischen 7000 und 13 000 Jahren alt sein müssen. Und das ist genau der Zeitraum, in dem die Anlage von Yonaguni im Meer versank.

Die Zylinder wurden mitten im Inneren von künstlich angelegten Kieselhügeln gefunden. 400 dieser Gebilde befanden sich auf der Insel Pines und 17 auf Neu-Kaledonien. Es gab dort keine Knochenfunde, ebenso wenig wie Feuerstellen oder irgendwelche Artefakte, deren Alter die Datierung der Muscheln hätte in Frage stellen können. Die Zylinder waren senkrecht in Hügeln vergraben, die selbst bis zu drei Metern hoch waren und einen Durchmesser von hundert Metern aufwiesen.

Weder die Zylinder noch die Art ihrer Platzierung gaben Hinweise auf einen spezifischen Zweck. In dieser Hinsicht ähneln sie Nan Madol und Yonaguni, die ja auch nicht so aussehen, als hätten sie eine bestimmte Funktion erfüllt. Dennoch erwecken die Ruinen auf der Insel Pines den Eindruck, als hätten sie irgendeine technische Funktion gehabt. Worin diese bestanden haben könnte, liegt im Dunkeln.

Nicht nur im pazifischen Raum, sondern auf der ganzen Welt finden sich seltsame Monolithen oder Anlagen von monolithischem Charakter, die alle aus einer weit entfernten Zeit zu stammen scheinen.

Manche dieser Fundstellen sind von schier unvorstellbarer Größe. Eines dieser Werke, die Plattform in Baalbek im Libanon, könnte auch heute nur mit speziellen Hebevorrichtungen gebaut werden.

Wie die meisten unerklärlichen Phänomene ist die Anlage von Baalbek größtenteils ignoriert worden, weil man sonst lieb gewonnene Theorien hätte aufgeben müssen. Wenn neue Entwicklungen einer Theorie widersprechen, droht leider allzu oft die Gefahr unwissenschaftlichen Vorgehens. Korrekt wäre es, die Theorie den Gegebenheiten anzupassen. Da Wissenschaftler aber auch nur Menschen sind, neigen sie gern zum glatten Gegenteiclass="underline" Sie nehmen Beweise einfach nicht zur Kenntnis und beharren auf dem alten Stand. Darum verteidigt die Wissenschaft oft tradierte Glaubensinhalte, statt Fakten zu erklären.

Doch die bizarre, Ehrfurcht gebietende Plattform von Baalbek lässt sich nicht wegerklären. Sie steht seit Tausenden von Jahren da und ist unbestreitbar ein von Menschenhand geschaffenes Werk, kein natürliches Phänomen. Niemand weiß, wer sie gebaut hat, auch wenn in der Umgebung zahlreiche Spuren aus der Vorzeit gefunden worden sind. Sie ist seit jeher mit Sonnenanbetung in Zusammenhang gebracht worden, wurde aber in ihrer Geschichte für alle möglichen religiösen Zwecke benutzt.

Die Plattform selbst besteht aus drei gigantischen Steinplatten, die unter dem Namen Trilithium bekannt geworden sind. Sie gehören zu den schwersten Objekten, die je von Menschen transportiert worden sind. Vermutlich wurden sie in einem 50 Kilometer entfernten Steinbruch aus den Felsen gehauen und von dort irgendwie zu der Anlage gebracht. Ein vierter Stein blieb unvollendet zurück.

Die Steinplatten bilden nicht nur die Plattform, sondern wurden auch auf einen dreieinhalb Meter hohen Sockel, bestehend aus kleineren Steinen, gehoben. Ursprünglich war diese Anlage wahrscheinlich ein Tempel oder eine sonstige religiöse Kultstätte. Spätere Kulturen haben darauf aufgebaut, insbesondere die Römer, die einen beeindruckenden Jupitertempel zurückließen.

Jede einzelne Platte des Trilithiums wiegt unvorstellbare 600 Tonnen. Sie sind jeweils über 20 Meter lang und dreieinhalb Meter breit. Zusammen sind sie vier Meter dick.

Es übersteigt unser Fassungsvermögen, wie solche Ungetüme bewegt werden konnten. Wir können Schiffe mit einem Gewicht von Zehntausenden von Tonnen in einem Trockendock bauen, das später nur geflutet zu werden braucht. Doch wie will man Ungetüme wie diese Platten Meile um Meile über offenes Land schaffen? Angesichts einer derart gigantischen Aufgabe sollte man meinen, dass Spuren zurückgeblieben wären – Reste einer Straße zwischen dem Steinbruch und der Plattform zum Beispiel oder irgendwelche Hinweise darauf, dass sie gezogen wurden.

Nichts dergleichen wurde gefunden. Und wenn wir uns vor Augen halten, welche Mittel den damaligen Menschen zur Verfügung standen, erscheint es ohnehin unvorstellbar, dass diese Platten auch nur einen Zentimeter bewegt wurden. Nach allem, was wir über die Völker wissen, die dieses Gebiet im Altertum besiedelten, kannten sie weder Seile, die stark genug gewesen wären, um solchen Gewichten standzuhalten, noch Räder oder Rollen, die nicht unter diesen Platten zusammengebrochen wären. Selbst wenn man aus Steinen oder Basalt gigantische Rollen gebaut hätte, die einer solchen Aufgabe vielleicht gewachsen gewesen wären, wo sind dann heute ihre Überreste? Und irgendetwas wäre mit Sicherheit zurückgeblieben, denn um nicht zermalmt zu werden, hätten diese Geräte fast so gewaltig und stabil sein müssen wie die Platten selbst.

In dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Erbauer der Anlage die Platten auf Rollen befördert hätten, wären mindestens 20 000 Arbeiter vonnöten gewesen, um sie pro Tag vielleicht 100 Meter weiterzubefördern. Aber das ist nur theoretisch denkbar; in Wirklichkeit hätte eine solche Vielzahl von Menschen unmöglich in direkter Umgebung der Steine Platz finden können.

Nein, mit den Werkzeugen und Materialien, die den früheren Kulturen zur Verfügung standen, konnte man die Plattform von Baalbek unmöglich errichten. Also verhält es sich ähnlich wie bei den Ruinen vor der japanischen Küste und den anderen rätselhaften Gebilden im Pazifik: Wir haben nicht die geringste Spur von einer Zivilisation gefunden, die in der Lage gewesen wäre, so etwas zu schaffen.

Es gibt auch keinerlei Hinweise darauf, dass in geschichtlicher Zeit Zivilisationen Werkzeuge und Methoden benutzt haben könnten, ohne Aufzeichnungen darüber zu hinterlassen.

So hat man eifrig darüber spekuliert, dass bei der Errichtung der Großen Pyramide von Gizeh die Steine auf einem Erdwall um das entstehende Gebilde herum nach oben befördert worden sein müssen, dabei aber nicht bedacht, dass Reste der dafür nötigen Erde nie gefunden wurden. Und es handelt sich um keine geringe Menge: Der Lehm hätte mehr Volumen beansprucht als die Große Pyramide selbst. Er hätte irgendwo abgebaut werden müssen, aber nirgendwo existieren Spuren einer entsprechenden Lehmgrube. Und das sind nicht die einzigen Ungereimtheiten: Im Inneren der Großen Pyramide befindet sich ein Sarkophag, der aus einem einzigen Granitblock gefertigt ist. Das bedeutet, er muss entweder mit Bronzesägen oder Werkzeugen zerteilt worden sein, die mit Diamanten oder noch härterem Material besetzt waren. Doch in Ägypten sind nie Diamanten gefunden worden, und zur mutmaßlichen Entstehungszeit des Sarkophags kannte man auf der ganzen Welt nichts Härteres als Bronze.