Mehr noch, der Sarkophag wurde derart säuberlich aufgeschnitten, wie uns das erst heute mit den modernsten Präzisionswerkzeugen möglich ist. Innen hat er ein Volumen von 1166,4, außen eines von 2332,8 Litern – bis hin zur ersten Dezimalstelle genau das Doppelte.
Wie hätten ägyptische Handwerker mit den primitiven Mitteln, die ihnen unseres Wissens zu Verfügung standen, das bewerkstelligen können? Wir sind schlichtweg überfragt.
Aber die Sache wird noch rätselhafter: Der Sarkophag wurde durch langwieriges Bohren ausgehöhlt. Das wissen wir, weil sein Kern in dem Steinbruch gefunden worden ist, in dem er hergestellt wurde. Laut dem Ägyptologen Sir Flinders Petrie wurde dabei ein gewaltiger Druck von über einer Tonne Gewicht auf den Bohrer ausgeübt. Wie die Ägypter dazu in der Lage gewesen sein sollen, ist unbekannt. Mehr noch, ein Bohrer aus Bronze hätte diesem gewaltigen Druck unmöglich standgehalten, sondern hätte sich noch vor der ersten Umdrehung hoffnungslos verbogen.
Über all das hinaus haben uns die Ägypter unter anderem auch Hieroglyphen hinterlassen, die sie in so hartes Gestein wie Diorit oder Quarz meißelten. Dafür müssen sie extrem feine Werkzeuge benutzt haben. Sich eine Bronze- oder womöglich eine Stahlspitze vorzustellen, die dem für das Durchbohren des Sarkophags nötigen Druck standgehalten hätte, fällt schon schwer genug. Aber noch schwerer ist es für uns nachzuvollziehen, wie sie einen Meißel herstellen konnten, der fein genug war, um die auf Dioritschalen entdeckten zarten Hieroglyphen zu schaffen.
Die Linien sind nur Bruchteile von Millimetern dick und müssen mit etwas hergestellt worden sein, das härter ist als Quarz und eine extrem schmale Kante hat. Die solcherart beschrifteten Schalen waren dabei alles andere als eine Seltenheit. Als der Schriftsteller Graham Hancock für sein Buch Die Spur der Götter in Ägypten recherchierte, fand er heraus, »dass in den Grabkammern für die dritte Dynastie im Inneren der Stufenpyramide von Zoser bei Saqqara mehr als 30 000 solcher Gefäße entdeckt worden waren«.
Hancock, selbst Ingenieur von Beruf, gab zu, dass die Werkzeuge, die man bei einigen dieser Funde verwendet haben musste, »unser Fassungsvermögen übersteigen«, denn obwohl es sich bei diesen Gefäßen um lange, schmale Gebilde mit engem Hals handelte, »waren sie oft vollständig entkernt«. In der Nähe sind außerdem winzige Fläschchen gefunden worden. Dazu bemerkt Hancock: »Das zutiefst Verblüffende daran war, mit welcher Präzision das Innere und das Äußere dieser Gefäße aufeinander abgestimmt waren.«
Fakt ist, dass die alten Ägypter keine uns bekannten Werkzeuge besaßen, mit denen man diese Gefäße hätte erzeugen können. Das wissen wir deshalb, weil heutige Steinmetze mit hoch modernen Wolframkarbidbohrern an dieser Aufgabe gescheitert sind.
Wie lautet also unsere Antwort auf dieses Rätsel?
Nun, die Fragen enden nicht in Ägypten. Sehen wir uns erst noch ein paar andere Wunder an, die unsere Vorfahren geschaffen haben, und werfen wir einen Blick auf Peru.
Auch im Andenstaat findet sich eine Vielzahl von außergewöhnlichen Ruinen, die in der Regel beiläufig den Inkas zugeschrieben werden. Doch die Art und Weise, wie diese Bauwerke errichtet wurden, hat man nie wirklich erklären können – zumindest nicht ohne auf Begriffe wie Wunder oder Magie zurückzugreifen. Aber diese Werke haben nichts Magisches an sich. Wie die übrigen weltweit verstreuten Überbleibsel aus der Vorzeit lassen sie eher eine fantastische, aber leider verloren gegangene Technologie vermuten.
Diese Technologie umfasste die Fähigkeit, gewaltige Gewichte zu bewegen und Werkzeuge für feine wie grobe Mechanik sowohl herzustellen als auch zu benutzen.
Zu den unglaublichsten Leistungen hinsichtlich des Transports von Steinen gehört die Festung Sacsayhuaman. Diese nördlich der alten Inka-Hauptstadt Cuzco gelegene Ruine kann mit Fug und Recht als das weltweit vollkommenste Werk der Steinbaukunst betrachtet werden. Ihre Größe ist dabei nicht ausschlaggebend. Die bei der Errichtung verwendeten Steine wiegen mit jeweils 300 Tonnen nur halb so viel wie die von Baalbek. Doch sie sind derart exakt aneinander gefügt, dass nicht einmal ein Haar zwischen die Fugen passt. Mehr noch, diese Steine mussten über enge Gebirgspässe befördert werden. Dass und wie so etwas bewerkstelligt wurde, grenzt in der Tat an ein Wunder.
Garcilaso de La Vega, dessen Mutter angeblich der Herrscherdynastie der Inka angehörte, schrieb im sechzehnten Jahrhundert in seiner Chronik Die Könige der Inka, ein Inkakönig der Vorzeit hätte einmal versucht, einen gigantischen Felsblock mehrere Kilometer weit zur Festung zu transportieren und in die Anlage einzufügen. Über 20000 Männer hätten den Block mit bloßen Händen durch das Gebirge geschleift, sein Gewicht aber irgendwann nicht mehr halten können, sodass 3000 darunter zermalmt wurden.
Mit anderen Worten: Die Inka aus der Zeit der spanischen Eroberung hatten die Fähigkeit verloren, solche Bauwerke zu errichten, die sie als Teil ihrer Kultur ansahen. Aber weil sie sie benutzten, nahmen die Archäologen an, sie wären ihre Erbauer gewesen. Gleichwohl war von den Inka nie zu erfahren, wie sie sie errichtet haben könnten.
All diese Beispiele zeigen: Die Welt kann durchaus mit den Trümmern einer Zivilisation übersät sein, die viel älter ist, als wir bisher annahmen. Wie viel älter, das lässt sich nicht sagen.
Was hätte geschehen können, um solche Menschen auszulöschen, die fähig waren, in einem Ausmaß zu bauen, das sogar die Ingenieure von heute beschämt, und deren so ungemein präzise Werkzeuge bei jedem modernen Maschinenbauer ehrfürchtiges Staunen auslösen.
Was immer diese Zivilisation vernichtet hat, es ist rasend schnell und mit zerstörerischer Wut über die ganze Erde hinweggefegt. Doch die Welt, die verwüstet wurde, war offenbar weder völlig stumm, noch verkannte sie die Natur dieser Katastrophe. Die Menschen der vorgeschichtlichen Zeit haben uns eine Botschaft darüber hinterlassen – oder genauer gesagt: viele Botschaften. Wenn wir nur unsere bisherigen bequemen Folgerungen überprüfen – dass all diese Botschaften nichts als bedeutungslose Mythen oder Legenden seien, die wirren Spekulationen irgendwelcher Vorfahren, die von den Naturgesetzen nun mal keine Ahnung hatten –, dann stoßen wir auf eine verblüffend kohärente Struktur. Und dabei handelt es sich um ein ganzes System, das sich jeder, der nur ein bisschen Ahnung von den Naturgesetzen hat, erschließen kann.
Wenn wir diese Zeichen entschlüsseln, werden wir erfahren, was in dieser alten Welt geschehen ist – und warum sie vor so langer Zeit bereits auf unsere Ära deutete, auf das, was sich bei uns abspielen wird, auf uns selbst.
6.
Der Tokio-Express
Im Japanischen Institut für Meteorologie ging es drunter und drüber. Der Supertaifun Max raste auf das Landesinnere zu, und das Institut konnte seine Geschwindigkeit nicht mehr messen, weil er alle Messinstrumente zerstört hatte.
Die Daten, die der Überwachungssatellit aus dem All meldete, waren schier unglaublich. Doch man hatte keine Wahl. Das Land musste sich irgendwie auf einen Supertaifun jenseits der Kategorie 5 einstellen, einen mit einer Dauergeschwindigkeit von weit über den 250 Stundenkilometern am oberen Ende der Skala. Hier hatte man es mit durchschnittlich 340 Stundenkilometern zu tun.