Die letzte Eiszeit erreichte vor ungefähr 18000 Jahren ihren Höhepunkt. Riesige Gletscher dehnten sich nach Süden bis über die Mitte der Vereinigten Staaten aus; in Texas herrschten im Winter Temperaturen wie heute in Kanada. Das Meer war damals ungleich flacher, und viele heutige Küstenregionen lagen weit im Landesinneren.
Die Welt wurde damals von großen Tierarten bevölkert: Mastodon, Mammut, Höhlenbär sowie den Vorläufern von Wolf und Skunk.
In den folgenden 8000 Jahren war das Eis in einem stetigen Rückzug begriffen, aus dem schließlich eine wilde Flucht wurde. Ursache der Erwärmung war offenbar ein Anstieg von Methan in der Atmosphäre. Obwohl dieses Gas sich bei Erhitzung schnell auflöst, verwandelt es sich in ein hochpotentes Treibhausgas, wenn es nicht angereichert wird. Als es sich damals in der Atmosphäre aufbaute, muss eine Entwicklung eingesetzt haben, die ähnlich verlief wie die globale Erwärmung unserer Tage. Vor etwa 8200 Jahren folgte dann ein jäher Temperatursturz, der ungefähr 200 Jahre anhielt. Ausgelöst wurde er vermutlich durch eine massive Flut von Schmelzwasser, die sich ins Arktische Meer ergoss.
Das Süßwasser, das ins Meer strömte, sorgte dafür, dass der Salzgehalt im Ozean radikal absank. War das der Grund, warum die Strömung des Nordatlantiks sich nach Süden wandte und die Bedingungen entstanden, von denen wir annehmen, dass sie Superstürme verursachen? Um darüber Klarheit zu gewinnen, wird eine sorgfältige Überprüfung der Auswertungen aller Fossilienfunde nötig sein. Und wir betonen, dass man sich dieser Aufgabe unbedingt stellen sollte, denn die Warnzeichen sind beunruhigend.
Ganze Tierpopulationen verschwanden damals, fast ausnahmslos große Lebewesen. In Nordamerika waren das acht verschiedene Gattungen, im Rest der Welt 27, die restlos ausstarben. Dieser Prozess setzte vor der Klimaabkühlung ein, und die letzten Gattungen verschwanden, als er bereits abgeschlossen war.
Es ist behauptet worden, das Aussterben großer Tiere auf dem amerikanischen Kontinent falle in die Zeit, in der sich dort der Mensch ausbreitete. Eine bequeme Theorie, die vielleicht in erster Linie dazu dient, ein äußerst heikles Problem zu verschleiern, nämlich dass Nordamerika nicht das einzige Gebiet ist, wo große Tiere verschwanden. Parallel dazu starben auf der ganzen Welt Gattungen aus – in Australien, in Europa, in Südamerika. Wie hätte eine menschliche Bevölkerung, die vielleicht ebenfalls wegen klimatischer Änderungen weltweit im Rückzug begriffen war, eine solche Welle auslösen können?
Sehr viel wahrscheinlicher ist etwas geschehen, das weitaus bizarrer war, etwas, das mit dem Klima zu tun hatte.
Reste von Mammuts werden rund um den Polarkreis geborgen, teilweise noch mit Gras in Maul oder Magen, ein Anzeichen dafür, dass sie in einem Gebiet mit gemäßigtem Klima weideten, als ihr Tod unvermittelt eintrat. Es wurden Bäume gefunden, die gerade in voller Blüte standen, als sie einfroren. Was immer geschehen ist, es trat an einem Sommertag ein, an dem es auf einen Schlag viel, viel kälter wurde.
In Nordsibirien lebten in dieser Zeit Millionen von Mammuts. Eines davon, das Adams-Mammut, das 1789 entdeckt wurde, war bestens genährt; ein anderes, das Berezowka-Mammut, hatte Blumenfragmente im Magen. Beide Funde bestätigen die Vermutung, dass in Nordsibirien damals ein mildes Klima herrschte und der Tod all dieser Tiere nicht nur über Nacht eingetreten ist, sondern auch dass ihre Kadaver sehr, sehr schnell abgekühlt sind, bevor die Magensäure die Nahrung zersetzen konnte. Man nimmt an, dass ein Temperatursturz von ursprünglich 27 Grad auf minus 100 Grad erforderlich gewesen wäre, um den Verdauungsvorgang derart abrupt zu beenden.
Große vereiste Tiere sind auf zwei Kontinenten rund um den Polarkreis gefunden worden – alle in einem Zustand, der plötzliches Erfrieren nahe legt. Und damit nicht genug: Unmengen von Mammut- und Rhinozerosknochen sind zu gewaltigen Haufen aufeinander getürmt auf Hochplateaus entdeckt worden. Man hat insgesamt 116 solcher Stellen mit auffälligen Konzentrationen von Tieren ausgegraben, die unter besagten Umständen verendet sind. Warum hatten sie sich so eng aneinander gedrängt? Waren sie geflohen, als Schnee- und Eismassen nach einem Supersturm ins Meer gestürzt waren und eine gigantische Flut ausgelöst hatten? Eine Flut übrigens, an die bis heute in den Legenden verschiedener kanadischer Urvölker südlich dieses Gebiets und im Nordwesten der Pazifikregion erinnert wird.
Ein Mammutkalb, das nach jahrtausendelangem Schlummer in einem Eismausoleum von seinen Entdeckern Dima getauft wurde, hatte Schlick, Lehm und Kieselsteine in Lunge und Luftröhre, als wäre es in einer Schuttlawine erstickt. Die Gräser, die in seinem Magen gefunden wurden, lassen vermuten, dass Dima im Sommer gestorben ist, der Zeit, in der am ehesten mit Superstürmen zu rechnen ist.
Über die Frage, wie diese Tiere umgekommen sind, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Unter anderem ist die These aufgestellt worden, sie seien in sehr kaltem Wasser ertrunken und aufgrund der frostigen Temperaturen in der Tiefe erhalten geblieben. Aber wenn dem so gewesen sein soll, warum haben sie dann unter Wasser weitergegessen? Und warum waren die Seen so kalt und das Klima in der unmittelbaren Umgebung so mild, wie das die in den Mäulern und Innereien der Tiere gefundenen Essensreste beweisen?
Daneben ist auch vermutet worden, dass die Tiere, die aufrecht stehend gefunden worden sind, im Sommer, als die oberste Eisschicht in der Tundra schmolz, einfach im Tiefschnee versunken und erfroren seien.
Diese Theorie erklärt allerdings nicht, warum sie dann nicht im folgenden Sommer bei der nächsten Schmelze wieder aufgetaut und die Opfer von Aasfressern geworden sind.
Nein, da ist es doch viel wahrscheinlicher, dass aufgrund einer übermäßigen Konzentration von Methan in der Atmosphäre ein Treibhauseffekt eintrat und diese Tiere bei einem plötzlichen Kälteeinbruch erfroren, als eine Abkühlungsphase vorübergehend extreme Wetterbedingungen mit sich brachte.
Bedeutete dieses Ereignis auch das Ende einer menschlichen Zivilisation? In jedem Fall führte es zu einem dramatischen kulturellen Niedergang der Bevölkerung auf dem amerikanischen Kontinent, in Australien und in Europa, selbst wenn dort jegliche Spuren von einer Zivilisation fehlen, die auch nur ansatzweise zu technischen Großleistungen in der Lage gewesen wäre. Aber falls es eine weltweite Veränderung der Meeresströmungen gegeben hat, hätten diese drei Kontinente am schlimmsten unter den Folgen gelitten.
Was immer sich ereignet hat, es war extrem gewalttätig und viel zerstörerischer als die Kombination aus Seuchen, Wirtschaftskrisen und Invasionen, die das Ende des römischen Imperiums bedeuteten. Und wir haben bereits gesehen, wie viel von den Errungenschaften der Römer für die Nachwelt verloren ging, insbesondere in weit abseits gelegenen Gebieten. Andere Zivilisationen wie die Hethiter im Nahen Osten gerieten sogar für Jahrtausende vollständig in Vergessenheit.
Da es möglich ist, dass eine ganze Zivilisation aus der Geschichte herausfallen kann, lässt es sich durchaus denken, dass das, was vor 7000 bis 10 000 Jahren geschehen ist, ebenfalls eine Kultur aus dem Gedächtnis der Menschheit getilgt hat, insbesondere dann, wenn ihre Bevölkerung und ihre Aufzeichnungen sich in Regionen befanden, die vollkommen verwüstet wurden.
Wenn eine solche Zivilisation existiert hat, hätte sie wahrscheinlich Zeugnisse ihrer Gedankenwelt hinterlassen, die später in Form von Mythen wieder aufgetaucht wären.
Schon die frühesten Zivilisationen hatten ein großes Interesse an Kalendern. Die meisten stellten die Jahreszeiten dar und wurden in der Landwirtschaft verwendet.
Einen Kalender gibt es allerdings, der ganz anders angelegt ist und einem weit weniger greifbaren Zweck dient: den der Tierkreise. Es ist der Sternenkalender, der danach ausgerichtet ist, den Winkel zu messen, in dem die Erde im 24 000-jährigen Vorrücken der Tagundnachtgleichen steht.
Aber warum? Wer kümmert sich schon um einen 24000-jährigen Zyklus? Wozu überhaupt die Tierkreise kartografieren? Und doch ist der Zodiak der universellste aller Kalender. Von Kultur zu Kultur mögen sich die Namen und Konfigurationen der Sternbilder ändern, aber der Zweck dieser großen Jahresuhr ist stets der gleiche. Seit undenklichen Zeiten, so scheint es, hat sich die Menschheit die sonderbare, vermeintlich nutzlose Fähigkeit bewahrt, diesen gigantischen Kreislauf der Zeit zu messen.