In ihrem Buch Die Mühle des Hamlet vertreten Giorgio de Santillana und Hertha von Dechend die Ansicht, dass Tausende von Mythen und Legenden der ganzen Welt in Einklang mit den Konstellationen der Tierkreiszeichen stehen und letztlich darauf verweisen, dass es der Sinn und Zweck dieses Kalenders ist, in weiter Ferne liegende Umwälzungen kenntlich zu machen. Der Titel »Die Mühle des Hamlet« ist von dem dänischen Prinzen und tragischen Shakespeare-Helden abgeleitet, der sein Land weise und umsichtig regierte, bis er sich in kurzen Momenten der geistigen Umnachtung um alles brachte.
Alte Mythen deuten darauf hin, dass ungefähr in der Zeit, in der der letzte Supersturm aufgetreten sein könnte, eine schreckliche Tragödie geschehen ist. Wie Graham Hancock in Die Spur der Götter erklärt, assoziiert das Popul Vuh (das heilige Buch der alten Quiche Maya in Mexiko und Guatemala) die Flut mit »viel Hagel, schwarzem Regen und Nebel und unbeschreiblicher Kälte«. Als weiterer Beleg dient Hancock eine Legende aus Feuerland in Südargentinien, nach der »die Sonne und der Mond vom Himmel fielen«. Und laut John Bierhorst in The Mythology of Mexico and Central America gibt es eine Chronik der Maya, in der es heißt: »Die Sonne war noch hell und klar. Dann, in der Mitte des Tages, wurde es dunkel.« Es folgten Jahre der Dunkelheit und bitterer Kälte.
Ein Supersturm würde schwarze Wolken, Regen und Überschwemmungen mit sich bringen und könnte eine globale Abkühlung herbeiführen. Wir haben Beweise für das Aussterben von Tierarten und einen plötzlichen Klimawandel in dieser Zeit, der die gegenwärtige Bedrohung plausibel erscheinen lässt.
Im Verlauf der Erdgeschichte haben sich die Tropen meistens über ihre gegenwärtigen nördlichen und südlichen Grenzen hinaus erstreckt, und jeder Klimawandel war ein langsamer Prozess. Die Polkappen waren in der Regel klein oder gar nicht vorhanden.
Der Zustand, in dem sich die Erde seit drei Millionen Jahren befindet, mit periodisch wiederkehrenden Phasen der Vereisung und der Erwärmung, ist in der geologischen Erdgeschichte fast beispiellos. Das Auftauchen der zentralamerikanischen Landbrücke hat nicht nur das Klima verändert, es hat ihm einen mächtigen Zyklus aufgezwungen – einen Zyklus, den unsere Vorfahren womöglich entdeckten, bevor er sie zerstörte, und vor dem sie uns warnen wollten.
8.
Die Kriegshypothese
Die Frage, ob es eine frühere Zivilisation gab oder nicht, bildet nicht den Kern unserer These, dass uns ein massiver Klimawechsel droht. Wenn wir dieses Thema dennoch so ausführlich erörtern, hat das zwei Gründe: Erstens, wenn eine solche Zivilisation tatsächlich existierte, ging sie in einer Periode ähnlichen Klimawandels zugrunde. Insofern haben wir die Pflicht, so viel wie möglich darüber zu erfahren, wie und warum das geschah. Zweitens besteht die Möglichkeit, in den Mythen, die diese Zivilisation hinterlassen hat, eine Zusammenfassung ihres Wissens und ihrer Erfahrungen zu finden und daraus Erkenntnisse zu gewinnen, die uns helfen könnten, einem möglicherweise drohenden Verhängnis zu entrinnen.
Wir haben gesehen, dass Beweise für die Existenz einer solchen Zivilisation fehlen. Vielleicht liegt das daran, dass es nie eine gegeben hat, womit die konventionellen Modelle zur Erklärung der Ruinen, die wir bereits behandelt haben, rehabilitiert wären. Trotzdem besteht die Möglichkeit, durch eine etwas tiefer gehende Erforschung der anderen These nützliche Einsichten zu gewinnen.
Wenn diese Zivilisation eben doch existierte, welche Kunstwerke schuf sie dann? War die Naturkatastrophe, die sie heimsuchte, so extrem, dass alle zerstört wurden? Nun, das steht in einem gewissen Widerspruch zu der Tatsache, dass auf der ganzen Welt unerklärliche Ruinen gefunden worden sind. Diese Zivilisation könnte ihren kulturellen Mittelpunkt in einer bestimmten Region gehabt haben, die völlig vernichtet wurde, aber das schließt nicht aus, dass ihre Bauten über die ganze Welt verteilt waren. Und wenn dem so war, was wurde dann aus dem Bauschutt? Irgendwo müssten sich doch sicher verloren gegangene Werkzeuge, die eine oder andere Skulptur oder Schmuckstücke finden lassen.
Wäre das wirklich so? Was, wenn es im Zusammenhang mit dramatischen klimatischen Veränderungen einen fürchterlichen Krieg gab, sodass der größte Teil der Bevölkerung vom Sturm vernichtet und der Rest niedergemetzelt wurde?
Käme es heute zu einem Atomkrieg, würden drei Fünftel unserer wirtschaftlichen Infrastruktur zerstört. Und von der Menschheit wäre nur noch ein Zehntel übrig. Verschont blieben nur die Randgebiete, rückständige Länder ohne jede Relevanz für die Kriegsparteien, und die wenigen Gegenden, die die natürlichen Katastrophen nicht erreichen würden. Was aber bliebe von unserer Zivilisation, wenn nur weit verstreute Reste der Menschheit überlebten? Wie lange würde sich die Erinnerung an sie halten?
Nicht lange, lehrt uns die geschichtliche Erfahrung.
Was überdauern würde, wären Erinnerungen einfacher Leute an die Furcht erregende Gewalt der Katastrophe. Wir würden danach lechzen, die verschwundene Macht dieser Zivilisation für uns zu nutzen, eine Macht, die im Nachhinein noch größer erscheinen würde, als sie tatsächlich war. Aus Flugzeugen könnten Raumschiffe werden, aus dem Internet eine magische Quelle allen Wissens, aus den Taten von Wissenschaftlern die Riten von Priestern. Unverständlich gewordene technische Werkzeuge würden zu religiösen Symbolen zweckentfremdet.
Einen ganz ähnlichen Vorgang haben Anthropologen vor nicht allzu langer Zeit beobachtet. Als im Zweiten Weltkrieg die technologische Gesellschaft des Westens auch die abgelegenen Regionen von Neuguinea erreichte, flößten die Flugzeuge den Einheimischen Ehrfurcht ein. Die Gebilde, die sie auf den von der US Air Force im Dschungel geschaffenen Landebahnen niedergehen sahen, mussten etwas Göttliches sein.
Ihre Reaktion bestand in dem Versuch, die Flugzeuge zu beeinflussen. Da sie keine Ahnung hatten, was ein Flugzeug war oder welche Funktion eine Tragfläche hatte, nahmen sie ganz natürlich an, die Flugzeuge selbst wären Lebewesen und würden diejenigen belohnen, die sich um sie bemühten.
Diese Menschen hielten die Maschinen aus dem Westen tatsächlich für Götter und die banalen Verrichtungen der Piloten für die Kulthandlungen von Priestern. So versuchten sie, die fliegenden Götter anzulocken, indem sie eigene »Landebahnen« schufen, auf denen sie »Flugzeuge« und »Kühlschränke« aus Bambus aufstellten und dann selbst den Bewegungen der Piloten nachempfundene rituelle Tänze aufführten. Einige »Cargo-Kult-Anhänger«, wie sie genannt wurden, verehrten sogar den Deckel eines abgegriffenen Agatha-Christie-Buchs, das sie auf dem Boden gefunden hatten.
Auch heute noch, da Flugzeuge dort längst zum Alltag gehören, sind Cargo-Kult und Fluggottlegenden mancherorts immer noch in die religiöse Praxis eingebettet.
Wir haben nach der physischen Hinterlassenschaft einer technologisch fortgeschrittenen alten Zivilisation geforscht und eigenartige Ruinen entdeckt, die Rückschlüsse auf seitdem verloren gegangene besondere Fähigkeiten in der Baukunst erlauben. Andererseits ist es uns nicht gelungen, Spuren einer Gesellschaft zu finden, die vor 10000 bis 12000 Jahren den Sphinx hätte schaffen können, die gigantischen Steine von Baalbek transportierte oder aus 458000 Tonnen Basalt Nan Madol erbaute.
Die Anlagen sind immer noch da, aber es gibt nicht eine Spur von schriftlichen Zeugnissen, kein einziges Werkzeug, nicht einmal einen einleuchtenden Grund, warum man sich mit etwas so Geheimnisvollem wie Baalbek so viel Mühe gab.