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Wenn Archäologen an Fundstätten im Nahen Osten wie Ur und Ninive in die Tiefe graben und Schicht um Schicht freilegen, stoßen sie auf einen Stoff, der auch bei Atomexplosionen am Bodennullpunkt identifiziert wurde: geschmolzene Kieselgur – Sand, der derart extrem erhitzt wurde, dass er sich in Glas verwandelte.

Verbergen sich in diesem uralten Material Spuren eines ebenso großen wie schrecklichen Zeitalters, von dem ansonsten nichts übrig geblieben ist? Wenn das zutrifft, dann enthalten die alten Legenden eine verschlüsselte Botschaft an unsere eigene Ära, an uns, die wir mühselig in die Tiefe der Erdschichten gestiegen sind, nur um herauszufinden, dass auch die Zukunft unserer Zivilisation alles andere als gewiss ist.

Aber was waren das für Menschen, die zu solch großartigen Leistungen fähig waren? Über welche wissenschaftlichen Kenntnisse könnten sie verfügt haben? Wenn wir der Musik der alten Mythen lauschen, wenn wir uns von ihren Liedern ergreifen lassen, dann ergründen wir vielleicht auch die Geheimnisse dieser Wissenschaft.

9.

Die Katastrophe bahnt sich an: Das Vereinigte Königreich

 Von: Alex Rich vom Hadley Centre For Climate Prediction and Research (Institut für Klimaprognose und -forschung) des britischen meteorologischen Dienstes

An: Bob Martin vom US-amerikanischen National Severe Storms Laboratory (Institut für die Erforschung schwerer Stürme)

Bob,

bei uns entwickelt sich eine meiner Meinung nach noch nie da gewesene Lage. Wie du weißt, zieht ein massives Sturmsystem, das offenbar in engem Zusammenhang mit der transarktischen Störung steht, die wir seit einer Woche beobachten, mit unglaublicher Geschwindigkeit nach Süden.

Die Stärke dieses Systems wirst du selbst ermessen können, wenn ich dir sage, dass Yorkshire vor einer Stunde den ersten Tornado seiner Geschichte erlebt hat, und zwar einen von der Kategorie C-3. Es hat Tote gegeben. Genaue Zahlen liegen uns noch nicht vor.

Wir haben auch eine Satellitenaufnahme von dem Sturm, die ich dir als GIF-Datei mitschicke. Darauf wirst du den klassischen Aufbau erkennen, der dir zweifellos vertraut sein wird. Hierzulande ist so etwas allerdings nicht so bekannt. Es ist, als ob ein Horrorszenario aus einem Drehbuch plötzlich zum Leben erwacht wäre. Ganze Dörfer wurden zerstört, und die Leute haben noch gar nicht begriffen, was mit ihnen passiert ist. Im Münster von York, einer der großen Kathedralen unseres Landes, hat der Orkan sämtliche Fenster zertrümmert. Jetzt ist nicht die Zeit für Sentimentalitäten, aber ich erinnere mich gut, wie sehr du davon beeindruckt warst, als du mit meiner Schwester Martie bei uns zu Besuch warst.

Von dir würde ich nun gerne wissen: Was treibt dieses Ding deiner Meinung nach ausgerechnet in Yorkshire, noch dazu mitten im Winter? Wir haben keine theoretische Grundlage, aber jetzt wird eine Stellungnahme von uns erwartet. Natürlich liegt mir der Wetterdienst schon die ganze Zeit in den Ohren. Das heißt, ich muss dich bitten, mir schnellstmöglich zu antworten, sofern ihr überhaupt etwas dazu sagen könnt. Mein erster Gedanke war, das Ganze als verrückte Ausnahmeerscheinung zu betrachten, aber ich fürchte, dass mehr dahinter steckt und die eigentlichen Probleme uns erst noch bevorstehen.

Bitte lies weiter, denn was jetzt kommt, dürfte ziemlich interessant sein. Lade dir aber vorher die letzten Meldungen von den Meteorologen herunter. Dann wirst du sehen, wie kompliziert die Situation ist, zumal jetzt auch noch diese polare Kaltfront zu uns gekommen ist. Sieh dir nur die Temperaturen an! Wie können wir das erklären? Das sind Bedingungen extremer als in der Arktis! In Schottland sind bereits Leute in ihren Autos erfroren. Wer sich dort oben ungeschützt im Freien aufhält, ist binnen zehn Minuten tot! Bergsteiger werden vermisst. Im Norden von Schottland sind ganze Dörfer nicht erreichbar. Das kann am Stromausfall liegen, aber ich befürchte das Schlimmste. Wir haben noch keine Zahlen über die Toten, aber du kannst Gift darauf nehmen, dass es viele sind und immer mehr werden.

Der Mangel an Notfallausrüstung, die für solche Extremsituationen geeignet wäre, bereitet uns gewaltige Probleme. Wegen der Stürme können wir keine Flugzeuge losschicken. Ich bin nicht auf dem neuesten Stand, aber ich nehme an, dass man vorhat, die Armee einzusetzen. Sie soll irgendwie versuchen, die Orte zu erreichen, die von der Außenwelt abgeschnitten sind und keinen Strom haben.

Aus der Presse ist über all das nichts zu erfahren. Aber lass dich dadurch nicht täuschen. Ich weiß es besser. Den Leuten hat es vor Entsetzen die Sprache verschlagen. Bei uns häufen sich die Anfragen von den Ministerien, die wissen wollen, wie es mit dem Wetter weitergeht. Aber wir können ihnen keine Prognosen geben! Was für eine teuflische Macht treibt diese Polarluft zu uns rüber? Ich glaube zu wissen, was dahinter steckt, und werde es dir gleich erklären. Möge Gott uns beistehen, wenn das stimmt.

In London ist die Lage noch einigermaßen normal, aber die Stadt stellt sich schon auf einen gewaltigen Temperatursturz ein. Spätestens um Mitternacht wird es so weit sein.

Was uns hier nicht vorliegt, sind Daten über den Golfstrom. Natürlich möchten wir alle wissen, ob ihr welche habt oder wenigstens über eure Navy bekommen könnt. Selbst wenn es Geheimsache ist – und das ist gut möglich, falls dort mit Sonarkalibrierung gemessen wird –, versuch bitte trotzdem, die Information zu bekommen und an uns weiterzugeben. Die Royal Navy hat natürlich ziemlich umfangreiche Daten, aber die beziehen sich fast ausschließlich auf die Nordsee und das Schelfgebiet. Wir brauchen aber die Strömungsgeschwindigkeit im Mittleren Atlantik. Wassertemperatur, Salzgehalt. Was die Tiefsee betrifft, bin ich überhaupt nicht auf dem Laufenden. Aber wenn du an irgendwelche Modelle rankommst, die wir hier anwenden könnten, schick sie mir bitte so schnell wie möglich rüber.

Ich bin fest davon überzeugt – aber das bleibt unter uns, mein alter Freund, weil ich nie wagen würde, das hier laut auszusprechen –, dass das, was wir hier erleben, die Geburtsstunde einer schrecklichen Katastrophe ist. Ich glaube, dass etwas mit der nordatlantischen Strömung nicht mehr stimmt. Wahrscheinlich ist eine gewaltige Klimaverschiebung im Gange. Die berüchtigte Folge der Erderwärmung.

Wenn das stimmt, dann sind wir hier auf alles, wirklich alles, was ihr uns sagen könnt, dringend angewiesen. Denn wie du weißt, wäre dann die Situation in Europa, vor allem bei uns, höchst dramatisch.

Unter diesen Umständen wird die Ernte dieses Jahr wohl ausfallen, im Vereinigten Königreich und überall sonst im nördlichen Europa. Das bedeutet Lebensmittelknappheit. Dazu eine anhaltende Kälte bis weit in den Frühling. Übermäßiger Brennstoffverbrauch und baldige Energiekrise. Abwanderung der Industrie.

Angesichts all dessen halte ich so etwas wie eine Notstandskonferenz für dringend erforderlich, vielleicht unter Federführung der World Meteorological Organisation. Wer auch immer das übernimmt, wir müssen unbedingt schnellstmöglich reagieren.

Schau dir nur die Meereskarte an. Alarmierend ist gar kein Ausdruck! Es ist, als würde sich die Arktis plötzlich ausdehnen und ganz Europa schlucken. Das könnten wir unmöglich in den Griff kriegen.

Überprüf bitte alle Daten und antworte, sobald es geht.

Wie immer mit den besten Grüßen

Alex