Выбрать главу

10.

Ein paar Antworten und eine ungeheuerliche Frage

 In dem Maße, in dem uns von Kapitel zu Kapitel klarer wird, wie nahe ein plötzlicher Klimawandel bevorstehen könnte, wird sich immer deutlicher abzeichnen, wie dramatisch unsere eigene Lage ist. Bevor wir uns aber der gegenwärtigen Situation zuwenden, wollen wir die Botschaften der Vergangenheit noch etwas eingehender untersuchen.

Um das zu erreichen, wollen wir in eine vielleicht unerwartete Richtung abschweifen. Als wir überlegten, was uns die Vergangenheit hinterlassen haben könnte, haben wir mit einer Gegenfrage geantwortet: Gibt es etwas aus der Vorzeit, das überdauert hat und immer noch dazu benutzt werden kann, Epochen und Daten haargenau zu bestimmen?

Die Antwort lag auf der Hand: Ein Kalender. Aber welcher? Die alte Welt war voller Kalender. Aber bemühte man sich schon lange vor uns, über einen weiten Zeitraum hinweg eine möglichst große Anzahl von Menschen zu erreichen? Wenn ja, dann hätte dieser Kalender mehr als die Dauer eines Menschenlebens erfassen und universell zugänglich sein müssen.

Es gibt nur einen Kalender, der diese Kriterien erfüllt, und damit sind wir wieder beim Tierkreis. Er ist ein auf sehr lange Zeiträume angelegter Sternenkalender. Will man ihn in seiner Funktion als Mittel zur Zeitmessung untersuchen, ist es nicht nötig, darauf einzugehen, ob sich damit auch die Zukunft voraussagen lässt oder nicht. Was unsere Zwecke betrifft, hat er diese Gabe erstaunlicherweise durchaus, allerdings nicht in einem esoterischen Sinne. Seine prophetische Fähigkeit liegt ausschließlich in der Art und Weise, wie er darauf angelegt ist, die Zeitalter zu kennzeichnen.

Er misst die Zeit, die es dauert, bis der Nordpol in einem vollen Kreis zu seinem Ausgangspunkt zurückgewandert ist – das sind genau 25920 Jahre. Diese Zeitstrecke wird in zwölf Segmente oder Zeichen unterteilt, die je 2160 Jahre umfassen. Im Laufe seiner Wanderung zum Ausgangspunkt zieht der Pol langsam an jedem dieser Zeichen vorbei. Dass er sich überhaupt bewegt, liegt an der Neigung der Erdachse, und dieses Phänomen wird äquinoktale Präzession oder Vorrücken der Tagundnachtgleichen genannt.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Sternzeichen wären willkürlich benannt. Zwar sind die Zwillinge tatsächlich ein Doppelstern, aber bei Stier oder Jungfrau kann man sich schwer einen Bullen oder ein Mädchen mit einem Wasserkrug vorstellen. Ist das Ganze also Unsinn? Nein, denn die Benennung der Sternbilder dient uns als Gedächtnisstütze, damit wir diesen Kalender nicht aus den Augen verlieren.

Aber warum sollen wir uns überhaupt daran erinnern?

Wir, die Autoren dieses Buches, glauben, einen möglichen Grund dafür entdeckt zu haben. Wenn unsere Annahme zutrifft, verrät der Sternenkalender etwas schier Unglaubliches über die Menschheit, aber auch über seine Schöpfer, die dann über ein unvorstellbar umfassendes Wissen verfügt hätten.

Es hat ganz den Anschein, als wären mit jedem Eintreten eines neuen Sternkreiszeitalters ein großes Monument als Denkmal geschaffen worden, das allerdings nicht notwendigerweise physisch wahrnehmbar gewesen sein muss. Jedes dieser Monumente symbolisierte das Zeichen, dem es gewidmet war, und war wohl auch Ausdruck der Zeit, in der es geschaffen wurde. Im Laufe der Epochen sind die Bauwerke immer raffinierter, spiritueller und mächtiger geworden. Das mächtigste von allen zeugt noch heute von reichem Leben, ja, es ist der Grundstein unserer Zivilisation.

Das erste dieser Monumente, das als solches identifiziert wurde, ist der Sphinx. Graham Hancock hat ermittelt, dass das Sternzeichen des Löwen um das Jahr 10 500 vor Christus unmittelbar hinter dem Sphinx aufgegangen sein muss. Ist es möglich, dass der Sphinx, die Darstellung eines Löwen mit Menschenkopf, bewusst als Symbol für den Anbruch des Zeitalters des Löwen errichtet wurde?

Aber wozu? Warum festlegen, dass ein bestimmtes Sternzeichen für eine 2000-jährige Epoche stehen sollte? Das bringt uns zu der Frage zurück, ob Astrologie reiner Aberglaube oder das Überbleibsel einer alten, auf die Berechnung der Zukunft ausgerichteten Wissenschaft ist. Nehmen wir einmal an, Letzteres trifft zu: Misst sie dann einen mit den Sinnen kaum wahrnehmbaren Einfluss, den die Bahnen der Planeten und Sterne auf uns ausüben? Oder benutzt sie deren jeweilige Position als Indikator eines Veränderungsprozesses von weit über den Einzelnen hinausgehendem Ausmaß, der sich hintergründig in der Gesellschaft selbst abspielt? Und wenn die zweite Frage bejaht werden kann, hieße das, dass die Schöpfer des Sternenkalenders annahmen, kultureller Wandel würde sich nach bestimmten Gesetzen vollziehen, die begriffen und verändert werden könnten?

Vielleicht erkannten sie ja aus diesem Grund, dass unser Zeitalter parallel zu dem ihren ablaufen und uns die gleiche Katastrophe bevorstehen würde wie diejenige, die sie vernichtet hat.

Über die Evolution der Gattungen ist viel geschrieben worden. Es scheint tatsächlich Gesetze zu geben, die diesen Prozess steuern, auch wenn ihre Funktionsweise noch nicht restlos geklärt ist. Ließe sich nicht denken, dass dieselben Gesetze für jegliche Evolution gelten, einschließlich der kulturellen? In diesem Fall hätte die Sternenkunde nichts mit Magie zu tun, sondern wäre reine Wissenschaft, und zwar eine, die man fassbar machen könnte. Vielleicht birgt sie eine Botschaft, die wir nicht nur verstehen, sondern auch benutzen können, sofern wir uns nicht dazu verleiten lassen, sie entweder als Zauberei anzuhimmeln oder als kompletten Unsinn abzutun.

Lassen Sie uns also eine Reise durch den halben Zodiac unternehmen, der seit dem Zeitalter des Löwen auf seiner zyklischen Bahn weitergezogen ist, und zusehen, ob wir dabei die eine oder andere Erkenntnis erlangen.

Zunächst müssen wir in die Zeit zurückgehen, in der der Sphinx erbaut wurde, und uns den Ort, an dem er steht, genauer betrachten. Als der Sphinx errichtet wurde, fiel in dieser Region eine beträchtliche Menge Regen. Als die Epoche des Löwen endete, veränderte sich das Wetter dramatisch –schlagartig wurde es kälter, und die Umgebung wurde zur Wüste. Die Umwälzung erfolgte in der Zeit des Übergangs von Löwe zu Krebs.

Auf den Krebs folgten die Zwillinge, dann Stier und Widder (die Präzession der Tagundnachtgleichen wandert rückwärts durch die Tierkreiszeichen). Gegenwärtig befinden wir uns in der Ära der Fische, einen halben Zyklus oder ungefähr 12 960 Jahre nach dem Löwen.

Für unsere Reise werden wir keine modernen Interpretationen der Zeichen benutzen, sondern die ältesten, die wir nur finden konnten.

Fangen wir mit der Epoche des Löwen an, der Entstehungszeit des Sphinx, dem ein sehr altes Rätsel zugeschrieben wird. Es lautet: »Was hat die Lenden eines Stiers, die Krallen eines Löwen und den Kopf eines Menschen?« Die früheste uns bekannte Version dieses Rätsels enthält die antike griechische Tragödie Ödipus von Sophokles, obwohl sie beinahe 7000 Jahre nach der Entstehung des Sphinx niedergeschrieben wurde. Auch wenn sie in dem Stück selbst nie gegeben wurde, lautete die Antwort: »Der Mensch, denn er ist das Maß aller Dinge.«

Der Mensch – oder vielmehr die geschichtliche Menschheit. Die Einschränkung geschichtliche Menschheit gilt deshalb, weil es sich nicht leugnen lässt, dass die Grundlagen dessen, was die Geschichte des Menschen werden sollte, im Zeitalter des Löwen gelegt wurden. Innerhalb dieser Epoche, Jahrtausende vor Christus, begannen Menschen in der westlichen Welt damit, die Grenzen ihres Stammesgebiets zu überschreiten. Handel setzte ein, vereinzelt wurden die ersten Fahrten übers Meer unternommen, und die ersten Anfänge an die Nachwelt überlieferter Erinnerung wurden gemacht. Am Ende dieser Ära hat es vielleicht einen Supersturm gegeben, und seine Folgen könnten in Legenden festgehalten worden sein. So ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die älteste Sage der Menschheit, das Gilgamesch-Epos, in dieser Zeit verbreitet wurde. Darin geht es um den Überlebenskampf des Helden Gilgamesch, der auf einem Floß einer Flut trotzt. Diese Gestalt ist der Prototyp des biblischen Noah.