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Gleichzeitig erreichte der gesellschaftliche Aufbau dieser Zivilisation immer höhere Stufen. Zu Beginn der Ära des Widders entstanden in Sumer, Ägypten und dem Indus-Tal die ersten großen Städte der geschichtlichen Zeit. An ihrem Ende besiedelten die Juden das Land Kanaan und gründeten Israel. Mit ihnen fand die Vorstellung von einem einzigen Gott ihren Platz in der Kultur. Die Juden führten die Verehrung des bislang kompliziertesten Gottes ein: ein nicht greifbares, zeitloses und doch zutiefst personalisiertes Wesen, das sie Jahve nannten.

Aus dieser Anbetung heraus entstand eine völlig neue Gesellschaftsordnung. Moses gab den Juden einen Kodex mit zehn Geboten, mit dem die natürliche Moral durch ein schriftlich fixiertes Gesetz abgelöst wurde. Der Rahmen für die Zukunft wurde so im Zeitalter des Widders bestimmt.

Das Auftauchen des jüdischen Gottes sollte den symbolischen Kernpunkt des nächsten Zeitalters festlegen, dem der Fische, an dessen Ende wir uns heute befinden.

Die Fische fanden ihre Verkörperung in Jesus Christus. Dieser trat in der Zeit des Übergangs auf, als sich der Widder seinem Ende näherte. Der Zusammenhang zwischen Christus und dem Zeichen Fische zeigt sich schon in seiner neuen Symbolik: Er bezeichnete sich selbst als Fischer von Menschen. Seine Apostel wurden aus einem Kreis von Fischern ausgewählt, und die frühen Christen bestimmten das Zeichen der Fische zu ihrem Symbol. Christliche Fundamentalisten haben diese Praxis wieder belebt, allerdings ohne die Zusammenhänge mit der Astrologie zu kennen.

Im Christentum haben sich die humanistischen Grundzüge des griechischen Denkens mit der moralischen Strenge des Judaismus zu einer neuen religiösen Form verbunden, die wie noch keine vor ihr ethisches Bewusstsein und Mitgefühl fordert.

Vom Sphinx bis hin zu Christus zieht sich eine lange Serie von wichtigen kulturellen Phänomenen und Symbolen, die jeweils mit den Sternzeichen in Verbindung gebracht wurden, unter denen sie entstanden – es sei denn, wir interpretieren zu viel in die Vergangenheit hinein, was nie ganz ausgeschlossen werden kann. Diese Spekulationen empfinden wir, die Autoren, jedenfalls als faszinierend und möglicherweise nützlich, weisen aber darauf hin, dass eine objektive Bestätigung durch die Anthropologie und andere Kulturwissenschaften noch zu leisten ist. Dennoch erscheinen uns diese Mutmaßungen als sehr begründet.

Jedes Tierkreiszeichen hat seinem Zeitalter eine fundamentale, ja, sinnstiftende Bedeutung verliehen. Begreift man sie im Zusammenhang der einfachsten und traditionellsten Interpretationen ihres Wesens, offenbart sich eine Grundstruktur in den menschlichen Zivilisationen, die im wahrsten Sinne des Wortes tiefer geht als das, was uns der Rahmen der geschichtlichen Zeit vorgibt.

Was verrät uns der Zodiac also heute, da wir im Begriff sind, das Zeitalter der Fische zu verlassen und in das des Wassermanns einzutreten?

Die christliche Zivilisation ist ein Fisch, der immer glücklich im Wasser des Glaubens geschwommen ist. Bisher. Aber jetzt zeichnen sich gewaltige Veränderungen ab. Einmal mehr stellen neue Glaubensinhalte die alten in Frage. Das achtzehnte Jahrhundert erlebte bereits den Übergang zur nächsten Epoche, als der Rationalismus begann, die Religionen herauszufordern. Im neunzehnten Jahrhundert setzte der Rückzug des Christentums ein, als immer mehr Menschen anfingen, die Welt um sich herum aus der Perspektive der Wissenschaft zu betrachten.

Und heute erleben wir immer größere Störungen in der Natur, und je verzweifelter unsere Lage wird, desto zweifelhafter wird, ob das Gebet das beste Mittel gegen die gnadenlose Mathematik eines Phänomens wie die Erderwärmung darstellt. Kann eine Welt, die eben erst den sinnlosen Mord an zweihundert Millionen Menschen in einer dreißig Jahre währenden Umwälzung in Form zweier Weltkriege erlebt hat, wirklich noch auf einen Gott bauen, der uns schützt und sich um unser Wohlergehen sorgt?

Die Gläubigen können das bejahen, aber der Durchschnittsbürger verlangt angesichts der Gefahren wohl eher konkrete Antworten: schlüssige Lösungen von der Wissenschaft, eine dynamische Regierung und eine Gesellschaftsordnung, die bereit ist, sich den Problemen zu stellen und sie zu beseitigen.

Es wird immer wärmer, das Wetter schlägt immer verrücktere Kapriolen, kurz: Die Zukunft sieht wirklich düster aus. Tausende von Tierarten sterben aus, Seuchen nehmen zu, die Ozonschicht wird dünner, das Solarmaximum (die Spitzen der Sonnenfleckentätigkeit) wird von Mal zu Mal gewaltiger, und unsere Umwelt immer lebensfeindlicher.

Mit anderen Worten: Die Bedingungen, die den Beginn des Wassermann-Zeitalters ausmachen, manifestieren sich bereits. Der Teich des Glaubens und der Zuversicht, in dem sich die Fische in aller Ruhe tummelten, trocknet nach und nach aus – oder wird vielmehr vom Wassermann geleert. Wir, die wir uns immer darauf verlassen haben, dass uns das Ökosystem der Erde am Leben erhält, müssen jetzt einen Weg finden, um uns selbst am Leben zu erhalten.

Aber wie erreichen wir das? Wir sind nicht dazu geschaffen, in der feindlichen Atmosphäre, die dann herrschen wird, zu atmen. Das Zeitalter des Wassermanns wird nicht die neue Epoche beliebiger Freiheit sein, die uns von der Trivialwissenschaft vorausgesagt worden ist, sondern eine Periode des Suchens; die Menschheit wird alles daransetzen müssen, es irgendwie den Urfischen gleichzutun, die am Beginn der Zeit lernten, außerhalb des Meeres zu überleben.

Das Zeitalter des Löwen markiert, ausgehend vom Wassermann, genau die halbe Wegstrecke der Tierkreiszeichen. Unter dem Löwen ereignete sich die letzte große Katastrophe. Sie führte zu den aus frühester Geschichte überlieferten Fluten und Umwälzungen, aber auch zum Aufstieg der menschlichen Zivilisation, der einsetzte, als wir gezwungen waren, die verlorenen natürlichen Nahrungsquellen durch die Landwirtschaft zu ersetzen.

Tausende von Mythen und Legenden aus dem ganzen Erdkreis erzählen von einer Umwelt, die lange stabil geblieben ist, ehe plötzlich alles aus den Fugen geriet und ganze Epochen der Menschheit in der Vergessenheit versanken.

Lassen Sie uns überprüfen, ob wir – vielleicht – das Geheimnis der Tierkreiszeichen entschlüsselt und die Nachricht unserer Vorfahren verstanden haben. Dazu müssen wir uns folgende Frage stellen: Wo stehen wir jetzt?

Wir haben bereits gesehen, dass in prähistorischen Zeiten irgendetwas eine massive Klimaveränderung ausgelöst hat. Mythen aus allen Teilen der Welt erzählen uns von einer Periode der Zerstörung, und in späteren Kapiteln werden wir zeigen, was für eine Katastrophe diese Mythen gemeint haben könnten.

Wir wissen nichts über die Einzelheiten der damaligen Klimaveränderung. Dafür liegen einfach nicht genügend Daten vor. Andererseits steht fest, dass die Veränderung extrem schnell hereinbrach. Aber was führte dazu? Gab es vor dem Desaster vielleicht eine Reihe von kleinen, doch bedeutsamen Veränderungen? Die Fossilien geben uns Aufschluss über den Ablauf klimatischer Veränderungen: Sie scheinen sich über viele Jahre hinweg anzubahnen, um dann mit einer plötzlichen Explosion eine neue Realität zu schaffen.

Unsere Vorfahren haben uns vor der Mühle des Hamlet gewarnt, und ihre Hinterlassenschaft spiegelt eine schier unheimliche wissenschaftliche Kenntnis des Ablaufs eines Klimawandels wider. Die Mühle des Hamlet dreht sich ganze Epochen lang ruhig und stetig, doch unvermittelt endet alles in nacktem Chaos.

Von den Wetterkatastrophen des 20. Jahrhunderts sind die meisten in den letzten 30 Jahren aufgetreten – im geologischen Maßstab kaum ein Wimpernschlag. 1970 suchte der bisher tödlichste Zyklon Bangladesch heim. Er kostete etwa eine Million Menschen das Leben. 1986 prasselten die mit einem Gewicht von bis zu zwei Pfund schwersten je verzeichneten Hagelkörner auf dasselbe Land hernieder. Jüngere Hurrikane wie Mitch und Gabriel, deren Sturmsysteme bis hoch in die Stratosphäre ragten, sind Hinweise darauf, dass die gefährlichen Wetterlagen immer mächtiger werden.