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Wenn wir die jüngste geologische Vergangenheit betrachten, stellen wir fest, dass wir es mit drei verschiedenen, doch gewiss miteinander in Verbindung stehenden Klimaereignissen zu tun haben. Das erste vollzog sich vor rund 17000 Jahren, als das Erdklima sich zu erwärmen begann und die Gletscher rapide abschmolzen. Das zweite trat vor gut 12500 Jahren ein, als die Temperaturen noch mehr anstiegen. Und 4500 Jahre danach, also vor 8000 Jahren, fand eine plötzliche Abkühlungsphase statt, der 200 Jahre mit weit kälteren Temperaturen folgten.

Wenn es eine Protozivilisation gegeben hat, dann könnte sie in dieser kurzen Kälteperiode zugrunde gegangen sein. Leider lässt sich nicht belegen, dass sämtliche in diesem Buch besprochenen geheimnisvollen Bauwerke, die mit uns heute unbekannten Techniken geschaffen wurden, vor dieser Zeit entstanden sind. Die einzigen, bei denen eine einigermaßen verlässliche Datierung möglich ist, sind der Sphinx und die versunkene Ruine vor Yonagumi – falls diese tatsächlich eine Ruine ist.

Andererseits gab es damals eindeutig eine Veränderung im Klima, und die scheint sich ähnlich wie das heutige Geschehen vollzogen zu haben.

Im Oktober 1998 bestätigte eine Studie über neue Eisbohrkerne vorangegangene Untersuchungen aus Grönland, nach denen um 10000 v. Chr. die Temperaturen erstaunlich schnell anstiegen. Laut einem in der Zeitschrift Science veröffentlichten Artikel erwärmte sich damals die Antarktis binnen kurzem um zehn Grad, die Arktis sogar um schier unglaubliche 15 Grad. Damit wurde eine bis dahin in der Wissenschaft offene Frage geklärt: ob der anhand der grönländischen Eisbohrkerne festgestellte Temperaturanstieg örtlich begrenzt oder Teil eines weltweiten Wandels war. Der Klimatologe Dr. James White von der University of Colorado stellte fest, dass die Ergebnisse »einen Quantensprung in der Paläoklimatologie bedeuten und unsere Vorstellungen vom Wetter dieser Zeit auf den Kopf stellen könnten«.

Ein solcher massiver Wandel müsste gewaltige Umbrüche ausgelöst haben, wie es sie seitdem nicht mehr gegeben hat. Dazu hätten gigantische Energiemengen frei werden müssen. Um eine Erwärmung auszulösen, die dem plötzlichen Kälteeinbruch vorausging, hätte die Sonne beispielsweise zehn Prozent mehr Hitze abgeben müssen. Allerdings lässt nichts darauf schließen, dass sich in der Sonne derart gravierende Änderungen abspielten, denn dazu hätte ihre gesamte Struktur schon massiv destabilisiert sein müssen. Im Gegenteil, laut Todd Sowers vom Lamont-Doherty Earth Observatory und Ed Brook von der University of Rhode Island haben die Temperaturfluktuationen der letzten 110000 Jahre nichts mit dem Energieausstoß der Sonne zu tun, sondern stehen in engem Zusammenhang mit der Gasmischung in der Atmosphäre, insbesondere mit der Höhe des Methananteils in den jeweiligen Perioden.

Guy Rothwell vom Southampton Oceanography Center erklärte in Nature, dass es vor etwa 22000 Jahren, als die letzte Eiszeit ihren Höhepunkt erreicht hatte, einen massiven Erdrutsch im Mittelmeer gab. Bei dieser Verwerfung unter Wasser konnten riesige Methanblasen, die bis dahin unter dem Meeresboden gefangen gewesen waren, aufsteigen und in die Atmosphäre entweichen. Dabei könnte es sich um eine Gesamtmenge von einer halben Milliarde Tonnen gehandelt haben. Schlagartig hätte sich damit der Anteil des Methans in der Atmosphäre binnen kürzester Zeit verdoppelt.

Und die Folge? Die Temperaturen stiegen rasant an, womit eine Entwicklung eingeläutet wurde, die zur Schmelze des Permafrosts und zum Ausströmen von noch mehr Methan führte. Und daraus wiederum resultierte, dass die Kälte, die die Erde 120000 Jahre lang in eisigem Griff gehabt hatte, fürs Erste besiegt war.

Aber das ist noch längst nicht alles, was damals geschah, und brennender als das Phänomen, das die letzte Eiszeit beendete, interessiert uns die Abkühlung, die danach eintrat.

Vor etwa 8000 Jahren gab es gegen Ende der letzten geologischen Epoche, des Pleistozän, eine große Umwälzung. Der Methangehalt in der Atmosphäre sank über Nacht um 20 Prozent. Daraufhin erfolgte eine Abkühlung. Binnen 200 Jahren kehrte sich der Trend aber wieder um, und das Klima wurde wärmer. Seitdem steigen die Methanwerte und die Temperaturen gemeinsam kontinuierlich an. In den letzten Jahrhunderten haben Kohlendioxid und andere Gase, die bei Verbrennungsvorgängen durch Menschen entstehen, die wärmespeichernde Wirkung der Atmosphäre intensiviert. Anhand von Eisbohrkernen wissen wir definitiv, dass abrupte Klimaveränderungen eine unbestreitbare Realität in der Geschichte unserer Erde sind. Solche sprunghaften Wechsel sind bisher den sechs Milliarden Menschen erspart geblieben, die einer die Welt umspannenden Zivilisation angehören, deren Fortbestehen von dauerhafter klimatischer Stabilität abhängt.

Bevor wir erörtern, wie genau sich die nächste Umwälzung voraussagen lässt, wollen wir uns mit der letzten befassen. Vor 8000 Jahren leckten Gletscher noch am Norden Kanadas, während die Eisdecke bereits dramatisch geschrumpft war.

Ägypten und der Nahe Osten waren gemäßigte Zonen mit beträchtlich mehr Regen als heute, wenn auch schon weniger als wenige Jahrtausende davor. Afrikanische Tiere wie der Löwe streiften noch durch den gesamten Mittelmeerraum. Südeuropa hatte äußerst milde Winter, und die Tundra begann in den Breitengraden des heutigen Norddeutschlands. Die britischen Inseln waren nicht mehr mit dem Festland verbunden, aber Calais lag beinahe in Rufweite des weiten Marschlandes unterhalb der Klippen von Dover.

In dieser Zeit geschah etwas. Ein plötzliches Absinken des Methangehalts in der Atmosphäre um 20 Prozent ist nicht minder erstaunlich als seine vorangegangene Verdoppelung – und nun sank er tatsächlich. Die Temperaturen stürzten, wenn auch nur vorübergehend. In dieser kurzen Zeitspanne wurde die Welt jedoch offenbar verwüstet. Genau damals, das ist unsere Vermutung, ereignete sich der Supersturm.

In diese Phase fällt die letzte Welle des Verschwindens großer Tierarten. Damals verendeten zum Beispiel die letzten Mammuts. Während der Erwärmung waren sie weiter nach Norden gezogen, fort aus den sich von Süden her ausbreitenden Wäldern. Was sie brauchten, das waren die Bedingungen des Graslands. In der letzten Phase ihrer Existenz weideten Mammut und Mastodon in der Tundra jenseits des Polarkreises.

Den Überbleibseln der davon betroffenen Bäume nach zu urteilen, trat die plötzliche Abkühlung mitten im Sommer ein, als sich die Mammuts im äußersten Norden ihres Weidegebiets befanden. Dass sie dort waren, beweisen ihre im ewigen Eis erhaltenen Kadaver.

Manche Paläontologen haben für den Tod dieser Tiere allerdings ein anderes Szenario entworfen, wonach sie in Gletscherspalten stürzten und sich nicht mehr befreien konnten. Wie wir aber am Anfang dieses Buches gezeigt haben, wurden sie beim Grasen von der Kälte überrascht und so schnell getötet, dass noch Gras in ihrem Magen gefunden werden konnte – die Verdauung hatte also von einem Moment zum anderen aufgehört.

Wie müssen wir uns die Weiden, auf denen sie verendeten, vorstellen? Dort wuchsen Gräser, Blütenpflanzen und Obstbäume – von all dem wurden Reste in oder bei den vereisten Tieren gefunden.

Für den plötzlichen Temperatursturz, der die Mammuts erfrieren ließ, war mehr als nur ein heftiger Blizzard erforderlich. Es bedurfte eines Sturms, der eine noch nie da gewesene Kälte herbeizuführen vermochte, und zwar so schnell, dass die Tiere, die beim Grasen davon überrascht wurden, nicht einmal mehr Zeit hatten aufzusehen.

Was immer sich vor ihrem Tod abspielte, reichte nicht aus, um sie zu erschrecken. Verängstigte Tiere sterben nicht beim Grasen, sondern auf der Flucht. Aber keines dieser Tiere verendete mitten im Galoppieren. Allem Anschein nach standen sie im Moment ihres Todes seelenruhig da.

Das berühmteste der vereisten Mammuts, das Berezovka-Mammut, steht im zoologischen Museum von St. Petersburg. Bis auf den Rüssel, der teilweise Aasfressern zum Opfer gefallen war, bevor der Kadaver geborgen werden konnte, war das 1901 gefundene Tier praktisch vollständig erhalten.