Aber irgendwie wird seine Welt weniger Verschmutzung verursachen als die heutige. Gleichwohl bleibt die nagende Frage: Wird das genügen? Wird es uns gelingen, den Rand des Abgrunds zu verlassen?
Wir haben gesehen, wie das Ökosystem dieses Planeten mit seinem beständigen Hin- und Hergleiten zwischen Eiszeiten und Wärmeperioden uns wieder und wieder vor Herausforderungen gestellt hat. Stets heißt es: Ändere dich oder stirb, schwimm oder geh unter, nimm an der Evolution teil oder lande auf der Müllhalde der Natur.
Wir sind erneut an einem solchen Punkt angelangt, doch statt blind reagieren zu müssen, haben wir es diesmal in der Hand, die nahende Katastrophe zu erkennen. Auch wenn wir sie nicht vermeiden können, haben wir die Chance, das Unsere zu tun, um sie auf die beste mögliche Weise zu überleben.
Zeichen für einen schnellen Klimawandel sind überall zu sehen. Auf der ganzen Welt hinterlässt das immer gewaltsamer werdende Wetter unverkennbar seine Spuren. Mögen die Skeptiker, die die globale Erwärmung leugnen, die Lage noch so sehr beschönigen, der Aufruhr in der Natur ist und bleibt ein unbestreitbares Fakt. Die Stimmen der Menschen, die wegen wilder, abnormaler Stürme ihre Heimat verloren haben und nach Veränderungen rufen, werden auf Dauer viel eher gehört werden, als es die Washingtoner Lobbyisten mit ihrem Drängen nach dem Erhalt des Status Quo je für sich erhoffen können.
Unterdessen spielt sich um uns herum eine verborgene Umweltrevolution ab. So hat zwischen 1990 und 1997 der Verbrauch fossiler Brennstoffe lediglich um ein Prozent zugenommen, während die Weltbevölkerung um 12 Prozent wuchs. Im gleichen Zeitraum stieg der Verkauf von Solarzellen um jährlich 15 Prozent an. 1997 wurde schließlich eine Art Schwelle erreicht. Und wieder wurde einer dieser Schalter umgelegt, als die Menschen überall in der Dritten Welt erkannten, welche Möglichkeiten ihnen die Solarzellen boten: Sie konnten das Leben führen, von dem sie immer geträumt hatten. Und plötzlich schnellten in einem einzigen Jahr die Verkaufszahlen weltweit um 40 Prozent in die Höhe.
Die Stromproduktion durch Wind wächst seit zehn Jahren mit der verblüffenden Rate von jährlich 20 Prozent. Nicht Gas oder Öl, sondern Wind wird zukünftig die Schlüsselrolle bei der Energieerzeugung spielen. Laut Energieministerium der USA verfügen drei Staaten – Texas sowie North und South Dakota über genügend nutzbaren Wind, um damit den Strombedarf des gesamten Landes zu decken. Eine Technologie, die ohne jeden fossilen Brennstoff auskommt, ist zum Greifen nahe.
Ähnliche Veränderungen spielen sich im Transportwesen ab. Zahlreiche Städte und Länder streben nach Wegen, sich aus der Abhängigkeit vom Kraftfahrzeug als hauptsächlichem Beförderungsmittel zu lösen. Hierbei stimmt der Einzelne im wahrsten Sinne des Wortes mit den Füßen ab. Im vergangenen Jahrzehnt ist der Verkauf von Pkw zwar um 60 Prozent auf 37 Millionen jährlich gestiegen, doch gleichzeitig ist der Absatz von Fahrrädern um atemberaubende 424 Prozent auf 106 Millionen hochgeschnellt.
Die Bevölkerungen wachsen nicht mehr unkontrolliert. 14 Prozent der Menschheit leben jetzt in Gebieten mit gleichbleibender Bevölkerungsdichte. 40 weitere Länder, in denen mehr als die Hälfte der übrigen Erdbewohner leben, darunter auch China, weisen inzwischen eine Geburtenrate von weniger als drei Kindern je Frau auf. Das bedeutet, dass das Ende der unkontrollierten Vermehrung ein realistisches Ziel ist. Mehr noch, alles spricht dafür, dass die Bevölkerungskurve allen früheren Voraussagen zum Trotz weiter abflachen wird.
Die Menschheit will überleben. Wir wollen gedeihen. Und das gilt nicht nur für die Angehörigen der Ersten Welt mit ihrem aufwändigen Lebensstil, sondern auch für die ärmeren Länder. Sehr viele Menschen haben verstanden, dass die Bewahrung ihrer unmittelbaren Umgebung dem Erhalt ihrer Gesundheit und der Steigerung ihres Wohlstands dient.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts scheinen wir auf der Schwelle zu einer völlig neuen Art von Revolution zu stehen – einem Umsturz, der ähnlich drastische Auswirkungen auf unser Leben haben wird wie die industrielle Revolution des frühen 19. Jahrhunderts auf die Gesellschaft, die hinter uns zu lassen wir im Begriff sind. Hand in Hand mit der ökologischen Revolution dieses jungen Jahrtausends werden Fortschritte in der Wissenschaft gehen, die denjenigen Wirtschaftsformen, die auf die Umwelt achten, mehr Wohlstand und Lebensqualität bescheren werden. Die Verbraucher aller Kontinente, insbesondere die in der aufstrebenden Dritten Welt, werden umweltfreundliche Methoden der Stromerzeugung, des Transports und der Steigerung des Nahrungsmittelanbaus als wirtschaftlicher erfahren, als es die alten Formen waren.
Diese Vision ist alles andere als idealistisch. Wer möchte sich denn schon jeden Tag stundenlang mit Holzsammeln und Kochen an einem offenen Feuer abmühen oder viel Geld für Brennstoffe ausgeben, wenn mit Solarzellen das Gleiche mit sehr viel weniger an Aufwand und Kosten erreicht werden kann?
In einem Rennen gegen die Zeit versucht zurzeit ein großer Teil der Menschen, sich einer gewaltsam ausgebeuteten Natur anzupassen, bevor diese die Fähigkeit verliert, ihnen eine Daseinsgrundlage zu bieten.
1985 war Sensibilität gegenüber der Umwelt für die meisten ein Fremdwort. Nun, da Bildung und Erziehung immer mehr Menschen auf der ganzen Welt zugänglich werden, trifft das nicht mehr zu. Die Bürger von Honduras, die 1998 von dem Hurrican Mitch und verheerenden Fluten heimgesucht wurden, verstehen inzwischen durchaus, warum und wie dieser Sturm entstand. Sie haben begriffen, dass Anbautechniken zwangsläufig zu Überschwemmungen führen, wenn sie zu intensiv sind, der Boden ungeschützt bleibt und die Gefahren durch Erdrutsche ignoriert werden. Sie haben mit eigenen Augen gesehen, wie ein reißender Strom ihr Land beinahe komplett fortgespült hätte.
Werden sie zu den Anbautechniken zurückkehren, die den Schaden durch den Hurrikan potenzierten? Angesichts der lebhaften Nachfrage unter den honduranischen Campesinos nach landwirtschaftlicher Beratung ist das nicht zu befürchten. Wahrscheinlicher ist, dass der nächste Sturm auf ein Honduras trifft, dessen Bauern drohenden Erdrutschen weitaus effizienter vorgebeugt haben.
Mit anderen Worten: Die vom Kollaps bedrohte Umwelt tut, was sie im Laufe unserer Geschichte seit jeher getan hat – sie spornt uns zu immer größeren Leistungen an und lehrt uns unvergessliche Lektionen in Sachen Überleben.
Von dieser Perspektive aus gesehen, ist unsere instabile Umwelt der lebensnotwendige Ursprung von Evolution und Wandel, und je ernster unsere Umweltprobleme werden, desto kreativer antworten wir auf die Herausforderung.
Die Zukunft, die uns bevorsteht, ist fremdartig und doch vielversprechend – und es in jedem Fall wert, dass wir uns darauf einlassen. Das Leben in dieser wunderbaren, komplexen, faszinierenden und unendlich vielfältigen Weltzivilisation, die wir uns schaffen, bereitet uns doch alles in allem Genuss. Mehr noch, wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit erfreuen wir uns an den Errungenschaften des Geistes. Lesen ist weltweit eine Wachstumsindustrie. Die Leute wollen mehr wissen und sind gerne bereit, Geist und Seele auf diese althergebrachte Weise zu nähren. Zugleich werden Film und Fernsehen immer ausgeklügelter und bieten in vielen Ländern der Welt eine schier grenzenlose Auswahl.
Um uns herum explodieren neue Technologien in einem Ausmaß, dass kein Futurologe eine zuverlässige Prognose dazu abgeben kann, wie die Welt in zehn, geschweige denn in 50 oder 100 Jahren aussehen wird. Wir, die Autoren, befinden uns in der gleichen Lage. Uns ist sehr wohl bewusst, dass die rasante Schaffung neuer Realitäten unsere gegenwärtige Vorstellungskraft in einem fort überrollt.
Schwindel erregende Fortschritte in der Herstellung von immer winzigeren Einheiten – für die Datenverarbeitung zum Beispiel – verheißen uns, dass wir bald in der Lage sein werden, ein in Informationen eingebettetes Leben zu führen. Wir werden unsere Wissensgebiete erweitern, ja, unser Bewusstsein durch fremde Erinnerungen oder Träume bereichern, und das alles mit dem gleichen Komfort, mit dem wir heute neue Software in unserem Computer speichern. In dem Maße, in dem wir die Mechanik des Denkens verstehen, nähern wir uns auch unserer Seele selbst, und womöglich entdecken wir in unserem Bestreben, eine intelligente Maschine zu bauen, was den so unendlich wichtigen Unterschied zwischen Intelligenz und Bewusstsein ausmacht.