Je weiter im Norden Sie leben, desto extremer sind die Bedingungen. Ununterbrochen ziehen neue Sturmgebiete herauf, die Tag für Tag größer und komplexer werden und noch nie zuvor beobachtete Formen annehmen.
In der gesamten nördlichen Hemisphäre hat eine massive Völkerwanderung Richtung Süden eingesetzt. Es herrschen chaotische Verhältnisse, und viele Menschen werden den Unwettern zum Opfer fallen.
Wenn sich der Supersturm verzogen hat, wird sich allmählich herausstellen, dass sich eine Katastrophe von beispiellosen Ausmaßen ereignet hat. Die einzigen Nachrichten aus Europa kommen aus Portugal, Südspanien und Süditalien. Der gesamte Mittlere Westen Amerikas liegt unter einer Eisschicht, die sich von dort über Sibirien bis nach Nordeuropa erstreckt. Diese Eisdecke strahlt große Mengen von Sonnenlicht und Wärme zurück ins All.
Wenn der Sturm im Sommer zuschlägt, wird das Eis wahrscheinlich schmelzen. Es ist möglich, dass dies beim letzten Supersturm der Fall war und, wie wir im weiteren Fortgang zeigen werden, überall auf der Welt in Mythen festgehalten wurde.
Wenn der Sturm im Herbst oder Winter einsetzt, wird sich das Eis in den folgenden Monaten möglicherweise so stark verdichten und so viel Wärme und Licht reflektieren, dass es im nächsten Sommer nicht schmilzt. Der Winter danach wird der kälteste seit Beginn der Geschichtsschreibung sein.
Den Überlebenden ist nun klar geworden, welch paradoxe Folge die Erwärmung der Erdatmosphäre nach sich gezogen hat: Eine neue Eiszeit hat begonnen.
2.
Unsere geheimnisvolle Vergangenheit
Einen Supersturm hat es mit Sicherheit schon früher gegeben, wahrscheinlich sogar schon viele Male. Das letzte Ereignis dieser Art wurde vermutlich sogar von unseren Urahnen festgehalten, und wir wären gut beraten, diese Warnungen nicht weiter zu ignorieren. Doch leider halten wir frühgeschichtliche Legenden, wenn sie sich auf Ereignisse beziehen, die uns unglaubwürdig erscheinen, meist für Ausgeburten der Fantasie.
Das ist unklug, und vielleicht sollten wir mit aufmerksamerem Blick in die Vergangenheit schauen, um zu erkennen, was unsere Vorfahren uns mitteilen wollten. Unsere Gesellschaft versteht sich nicht besonders gut darauf, aus der Geschichte zu lernen. Wir verlassen uns lieber auf die Wissenschaft. Doch in diesem Fall kann es sein, dass wir aus der Vergangenheit eine Nachricht erhalten haben, die entscheidend für unser Überleben ist.
Nach der gängigen wissenschaftlichen Vorstellung sieht die Vergangenheit der Menschheit so aus: Seit zwei Millionen Jahren gibt es prähumane Gattungen wie den Homo erectus und den Neandertaler, die sich von Afrika aus allmählich über Europa und Asien verbreiteten. Sie benutzten primitive Werkzeuge, wie sie aus Funden bekannt sind. Sie verfügten über keine hoch entwickelte Sprache, weil ihr Hals zu kurz für die bei komplexer Sprache erforderliche Art der Atemsteuerung war. Sie können nur einfache Wörter gesprochen haben. Vor rund 100000 Jahren erschien dann der Cromagnon-Mensch. Er hatte einen völlig anderen Körperbau als seine Vorläufer: einen breiten, leichten Schädel ohne affenartig ausgeprägte Brauenwülste. Dank seines langen Halses besaß er die Fähigkeit zu komplexer Sprache, die es ihm unter anderem ermöglichte, eine Zivilisation zu entwickeln.
Vor ungefähr 7000 Jahren entstanden die ersten menschlichen Siedlungen, und 1000 Jahre später folgten die ersten Städte. Das war bis 1995 der Stand der Wissenschaft, der sich auf viele Jahre sorgfältiger archäologischer Forschungen stützte.
In jüngerer Zeit jedoch haben uns umstrittene Forscher wie Graham Hancock, Richard Thompson und William Corliss einen neuen Blick auf die Vergangenheit nahe gebracht. In Büchern wie Die Spur der Götter stellt Hancock die Behauptung auf, dass frühgeschichtliche Zivilisationen weit größere wissenschaftliche Fähigkeiten besaßen als angenommen. Und Corliss befasst sich in seinen Publikationen eingehend mit abgebrochenen und vernachlässigten Forschungsprojekten. Er hat Hunderte von ungeklärten Entdeckungen zutage gefördert und dabei die Wissenschaftsgemeinde sanft an ihre schlechte Gewohnheit erinnert, Dinge, die sie nicht erklären kann, als belanglos abzutun, statt bessere Theorien zu entwickeln.
Immerhin lässt sich jetzt die etablierte Wissenschaft allmählich dazu herab, auf die Fragen von Autoren wie Hancock oder Corliss zu antworten.
Sie sieht endlich ein, dass der frühgeschichtliche Mensch wohl ein sorgfältiger Beobachter seiner Welt war und dass die Geschichten, die er uns in Form von Mythen und Legenden hinterlassen hat, nicht nur Ausdruck einer primitiven Fantasie sind, sondern reale Wahrnehmungen widerspiegeln, die für uns heute von lebenswichtiger Bedeutung sind.
Aber bevor wir uns der Frühgeschichte des Menschen zuwenden, müssen wir noch viel weiter zurückgehen in eine Zeit, in der es auf der Erde noch kein Leben gab.
Wir tun dies – in aller Kürze –, weil wir überzeugt sind, dass dieses Thema in Zusammenhang steht mit einem seltsamen Umstand, den wir in der Menschheitsgeschichte zu erkennen glauben. Wir sehen in der Evolution der Kultur eine Planmäßigkeit, die nirgendwo sonst zu beobachten ist. Wenn sich darin eine Botschaft unserer Vorfahren verbirgt, müssen wir etwas ganz Unerwartetes über uns selbst begreifen, um verstehen zu können, worin diese Botschaft besteht und weshalb jemand in grauer Vorzeit ein starkes Motiv gehabt hat, diese Botschaft weiterzugeben. Wir müssen zum Ursprung der Erde zurückkehren.
In dieser Zeit war die spätere Erde eine leuchtende Staubwolke. Diese war um eine geschmolzene Kugel herum angeordnet, die etwa halb so groß war wie der heutige Planet. Diese Masse war seit Äonen um die Sonne gekreist und immer größer geworden, während sie abkühlte und das dunkle, planetenähnliche Zentrum immer mehr Staub in sich aufsaugte.
Dann geschah etwas, das unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich war – vor allem nicht in dem von Kometen durchzogenen Nebel des frühen Sonnensystems. Ein riesiger Gegenstand prallte auf die Kugel aus Stein und Lava, die wir heute Erde nennen. In wenigen Momenten entstand ein Doppelplanet. Der kleinere Himmelskörper umkreiste den größeren, und zwar zunächst sehr schnell. Aber als sich der kleinere Ball allmählich entfernte, sank auch seine Umlaufgeschwindigkeit.
Der Zusammenstoß, aus dem dieser Ball hervorgegangen war, war von immenser Wucht. Der Krater, den er hinterließ, trägt heute den Namen Pazifik.
Auf diese Weise entstand ein Planet mit einem riesigen Mond, der diesen immer langsamer umkreiste. Im Lauf der Zeit verlangsamte die allmählich wachsende Anziehung durch die Schwerkraft des Mondes den Rotationswind der Erde, der andernfalls mit einer Geschwindigkeit von über 320 Stundenkilometern wehen würde.
Zwischen Erde und Mond herrscht ein fein austariertes Gleichgewicht. Wären Größe und Umlaufbahn des Mondes nicht so, wie sie sind, hätten auf der Erde allenfalls Flechten entstehen können, aber keine komplexen Pflanzen. Die Evolution des Lebens hätte nie begonnen.
Damit haben wir zwei unwahrscheinliche Ereignisse. Zunächst löste sich der Mond von der Erde, ohne dass der Planet völlig pulverisiert wurde. Sodann verlangsamte die Umlaufbahn, die der Mond schließlich einnahm, den Rotationswind der Erde und schuf damit Klimabedingungen, in denen sich höhere Lebensformen entwickeln konnten.
Ein unwahrscheinliches Ereignis kann auf Zufall zurückgeführt werden. Vielleicht auch zwei. Aber es gibt viele weitere solcher Ereignisse. Ein Beispiel ist der Jupitereffekt. Hätte der Jupiter nicht exakt seine Größe und Umlaufbahn, dann befände sich die Erde in einer anderen Entfernung von der Sonne. Wenn wir der Sonne nur um 80000 Kilometer näher wären, gäbe es kein Leben auf unserem Planeten. Es wäre zu heiß auf der Erde. Und nur wenige tausend Kilometer weiter entfernt wäre der Planet eine Eiswüste.