Выбрать главу

Er krümmte sich zusammen und ging unter, tauchte wieder auf und versuchte scheinbar verzweifelt, sich auszustrecken, damit er sich treiben lassen konnte. Und sie wich nicht von seiner Seite.

»Es ist zuviel!« stöhnte, schrie er fast. »Ich kann nicht mehr. Ich muß untergehen. Du kannst mich nicht retten. Bleib weg von mir und rette dich selbst.«

Doch sie blieb bei ihm, bemühte sich, seinen Mund hochzuhalten, damit das Salzwasser nicht eindrang, und sagte: »Es ist schon gut. Es ist schon gut. Jetzt ist es gerade am schlimmsten. Halte es nur noch eine Minute aus, dann wird es besser werden.«

Er schrie auf, krümmte sich zusammen, packte sie und zog sie mit hinunter. Und fast hätte er sie ertränkt, so gut spielte er sein eigenes Ertrinken. Doch sie verlor zu keinem Zeitpunkt den Kopf oder gab der Furcht vor dem Tod, der so schrecklich nahe war, nach. Jedesmal, wenn sie den Kopf aus dem Wasser strecken konnte, versuchte sie auch ihren Mann hochzuziehen, während sie ihn keuchend und nach Luft schnappend ermutigte: »Entspanne dich. Entspanne dich. Locker. Laß locker. Gleich. jetzt gleich. wirst du das Schlimmste überstanden haben. Egal, wie sehr es schmerzt. es geht vorbei. Jetzt ist es schon besser. nicht wahr?«

Und dann zog er sie wieder nach unten, ging noch weiter mit seiner Mißhandlung, ließ sie literweise Salzwasser schlucken, in der Gewißheit, daß es ihr nicht wirklich schaden würde. Manchmal kamen sie kurz hoch, um sekundenlang im Sonnenschein an der Oberfläche Luft zu holen, dann aber tauchten sie wieder unter, von ihm nach unten gezogen, von den sich überschlagenden Brechern überrollt und in die Tiefe geschleudert.

Obwohl sie kämpfte, um sich seinem Griff zu entwinden, versuchte sie doch in den Augenblicken, wenn er sie freigab, nicht, von ihm fortzuschwimmen, sondern kam, mit schwindender Kraft und einem Kopf, in dem sich alles drehte, immer wieder zu ihm zurück, um ihn zu retten. Als es seiner Meinung nach genug, mehr als genug war, wurde er ruhiger, ließ sie los und streckte sich an der Wasseroberfläche aus.

»A-a-h«, seufzte er lange, fast genüßlich und sprach mit Pausen dazwischen, um Atem zu schöpfen. »Es ist vorbei. Ich komme mir vor wie im Himmel. Meine Liebe, ich bin zwar immer noch mit Wasser vollgepumpt, aber allein dadurch, daß der Krampf vorbei ist, fühle ich mich wie neugeboren.«

Sie versuchte keuchend zu antworten, schaffte es aber nicht.

»Mir geht es gut«, versicherte er ihr. »Wir lassen uns am besten treiben, um auszuruhen. Streck dich auch aus, damit du wieder zu Atem kommst.«

Eine halbe Stunde lang trieben sie Seite an Seite in der friedlichen Kanaken-Brandung dahin. Ida Barton ließ als erste erkennen, daß sie sich erholt hatte, indem sie fragte:

»Und wie fühlst du dich jetzt, mein liebster Mann?« »Ich fühle mich, als ob mich eine Dampfwalze überrollt hätte«, erwiderte er.

»Und du, mein armer Liebling?«

»Ich fühle mich wie die glücklichste Frau der Welt. Ich bin so glücklich, daß ich fast weinen könnte, aber ich bin sogar dafür zu glücklich. Du hast mich furchtbar erschreckt. Ich dachte schon, ich würde dich verlieren.«

Lee Bartons Herz hämmerte. Sie erwähnte mit keinem Wort, daß sie selbst hätte sterben können. Das war dann Liebe, wirkliche Liebe, die sich bewiesen hatte - die größte Liebe, die über dem Geliebten sich selbst vergaß.

»Und ich bin der stolzeste Mann der Welt«, sagte er zu ihr, »weil meine Frau die tapferste Frau der Welt ist.«

»Ach was, tapfer«, widersprach sie. »Ich liebe dich. Ich wußte erst, wie sehr, wie sehr ich dich wirklich liebe, als ich dich zu verlieren glaubte. Und jetzt laß uns machen, daß wir an Land kommen. Ich möchte mit dir allein sein, in deinen Armen, während ich dir erzähle, was du alles für mich bedeutest und immer für mich sein wirst.«

In einer halben Stunde erreichten sie, kräftig und gleichmäßig schwimmend, den Strand und gingen über den festen, nassen Sand zwischen den sich sonnenden Müßiggängern hindurch.

»Was haben Sie beide da draußen getrieben?« fragte einer der Bootsführer des Outrigger Clubs. »Faxen gemacht?«

»Ja, Faxen«, antwortete Ida Barton mit einem Lächeln.

»Wir sind die Dorfspaßvögel, wissen Sie«, versicherte ihm Lee Barton.

Diesen Abend verbrachten die beiden, nachdem sie ihre Verabredungen abgesagt hatten, in einem großen Sessel und hielten sich in den Armen.

»Sonny reist morgen mittag ab«, erwähnte sie beiläufig und ohne jeden Zusammenhang mit ihrer Unterhaltung. »Er fährt an die malaiische Küste, um nachzusehen, was aus seiner Holz- und Gummigesellschaft geworden ist.«

»Das ist das erste, was ich höre«, brachte Lee trotz seiner Überraschung heraus.

»Ich war die erste, die es erfuhr«, fügte sie hinzu. »Er hat es mir gestern abend erzählt.«

»Auf dem Ball?«

Sie nickte.

»Ziemlich plötzlich, nicht wahr?«

»Sehr plötzlich.« Ida befreite sich aus den Armen ihres Ehemannes und setzte sich auf. »Und ich möchte mit dir über Sonny sprechen. Ich habe noch nie zuvor ein wirkliches Geheimnis vor dir gehabt. Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, es dir je zu erzählen. Aber heute, draußen in der Kanaken-Brandung, wurde mir plötzlich klar, daß etwas zwischen uns ungesagt geblieben wäre, wenn wir beide den Tod gefunden hätten.«

Sie stockte, und Lee, der schon halb vorausahnte, was kommen würde, tat nichts, um ihr zu helfen, außer daß er mit seiner Hand ihre Hand umschloß und sie drückte.

»Sonny hat wohl etwas - den Kopf verloren - meinetwegen«, stotterte sie. »Du hast es sicher bemerkt. Und. und gestern abend bat er mich, mit ihm durchzubrennen. Wozu ich nie bereit gewesen wäre.«

Lee Barton wartete immer noch.

»Ich gebe ja zu, daß ich nicht im geringsten böse auf ihn war - nur besorgt und bekümmert. Ich gebe auch zu, daß ich selbst ein wenig, vielleicht sogar etwas mehr als ein wenig, den Kopf verloren hatte. Deshalb war ich freundlich und sanft zu ihm gestern abend. Ich bin nicht töricht. Mir war klar, daß es so kommen mußte. Und - ach, ich weiß, ich bin nur eine schwache, eitle Frau - ich war stolz darauf, daß ein solcher Mann von mir, von einer kleinen Frau wie mir, aus dem Gleichgewicht gebracht worden war. Ich ermutigte ihn noch. Ich habe dafür keine Entschuldigung. Der gestrige Abend wäre nicht so verlaufen, wenn ich ihn nicht ermutigt hätte. Und als er mich gestern abend fragte, war das meine Schuld, nicht seine. Und ich sagte zu ihm, nein, es sei unmöglich - weshalb, solltest du wissen, ohne daß ich es dir zu wiederholen brauche. Und ich war mütterlich zu ihm, sehr mütterlich. Ich gestattete ihm, mich in seine Arme zu nehmen, lehnte mich an ihn und ließ mich zum erstenmal - weil ich wußte, daß es auch das allerletzte Mal war - von ihm küssen und küßte ihn. Du - ich weiß, daß du es verstehst -, es war meine Absage an ihn. Und ich habe Sonny nicht geliebt. Ich liebe ihn auch jetzt nicht. Ich habe immer dich geliebt, und nur dich.«

Sie wartete und fühlte, wie sich der Arm ihres Mannes um ihre Schulter legte und sich unter ihren Arm schob, und sie ließ ihn gewähren, als er sie zu sich herabzog.

»Du hast mir tatsächlich mehr als nur ein bißchen Sorgen bereitet«, gab er zu, »bis ich schließlich fürchtete, dich zu verlieren. Und - «. Er brach in offensichtlicher Verlegenheit ab, nahm sich dann aber mutig zusammen. »Na ja, du weißt, du bist die einzige Frau für mich. Genug der Worte.«

Sie tastete in seiner Tasche nach der Streichholzschachtel und entfachte ein Zündholz für ihn, damit er sich seine längst erloschene Zigarre anstecken konnte.

»Nun«, sagte er, als sich der Rauch um sie kräuselte, »so wie ich dich kenne, durch und durch kenne, kann ich nur sagen, daß ich Sonny bedaure, weil ihm all das entgangen ist -schrecklich bedaure, aber daß ich mich meinetwegen genauso darüber freue. Und noch etwas: In fünf Jahren muß ich dir eine Geschichte erzählen, eine köstliche und aberwitzige Geschichte - über mich und darüber, wie ich mich dir gegenüber zum Narren gemacht habe. In fünf Jahren. Hältst du die Verabredung ein?«