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Nomi und ich, wir sahen die Felder, die schwarze Erde der Ebene, wir haben gelernt, was Unkraut ist, wir haben Hasen gesehen, die Haken schlugen, wir hielten Ausschau nach den Hügeln, die die Maulwürfe aufgeworfen hatten, und die Vogelscheuchen grinsten uns an, in ihren glitzernden Kleidern, wir haben gelernt, die verschiedenen Feldblumen voneinander zu unterscheiden, und wenn Onkel Móric seinen Kopf zum Himmel drehte, um zu sagen, dass der heutige Tag zu einem Regen hinführt, esöre all az idö, taten wir dasselbe, um zu verstehen, was unser Onkel damit meinte, und als es zu regnen anfing, haben wir die Art des Regens benannt, ein sprühender, nieselnder Regen, es schüttet oder giesst, Hagelkörner, so gross wie Taubeneier, haben wir gesagt; aber warum ein grosses, weites Stück Land in dieser E,bene einmal uns gehört hatte und jetzt nicht mehr, das haben wir erst viel später begriffen, als Sie uns davon erzählt haben.

Ziemlich sicher hat Nándor uns mit dem roten Moskwitsch an der Hajduk Stankova abgeholt und uns zum Busbahnhof gefahren, aber vorher musste er noch, weil es so kalt war wie am Arsch von Sibirien, unters Auto kriechen, um fluchend zu untersuchen, was los ist, warum die Karre nicht anspringt, und wir haben deshalb den Bus, den wir eigentlich nehmen wollten, verpasst, aber weil Sie lieber viel zu früh als zu spät in Belgrad sein wollten, war das noch kein Grund zur Aufregung, und Nomi und ich, wir hatten noch ein bisschen Zeit, wir sind die Treppe hochgestiegen, zum Dachstock, haben den Tauben Futter gegeben, wir haben durch die Ritzen des Daches geschaut, in den kalten, grauen Novemberhimmel hinein, wir sind die Leiter wieder hinuntergestiegen, haben unsere Tiere besucht, den Miststock, und wir haben dem Plumpsklo eine Geschichte erzählt, weil Ihr Plumpsklo ein weisses Häuschen war mit einer herzförmigen Öffnung, Nomi hat ihre Lieblingsgans von weitem angeschaut und gesagt: Ich werde dir eine Zeichnung schicken, und wir haben eine ganze Weile Cicu gesucht, wir haben für unsere Cicu Geräusche gemacht, auf die Cicu normalerweise immer reagiert hat, und ich weiss gar nicht, ob meine dünne Lieblingskatze gekommen ist oder nicht, auf jeden Fall wollte Nomi noch den kleinen Reisigbesen mitnehmen, den Sie ihr einmal geschenkt hatten, aber Sie haben gemeint, Sie würden ihn mitbringen, das nächste Mal, wenn Sie uns in der Schweiz besuchten; und weil Nándor immer noch mit dem Auto beschäftigt war, Sie im Haus verschwunden waren, um noch einen Kaffee aufzusetzen, haben Nomi und ich die Türklinke hinuntergedrückt, unsere Köpfe hinausgestreckt, haben dem Nachbarn von gegenüber zugewunken, der an warmen Abenden seine Schweinchen vor seiner Haustür grasen liess, und ich habe mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen, wie dieser Mann geheissen hat, der für mich immer etwas Gütiges hatte, wenn ich ihn so von weitem sah, wie er seine Tiere weiden liess, aber mir fallt immer nur der Herr Szalma ein, dessen Häuschen rechts neben dem Ihren stand, und als Nomi und ich ein paar Schritte in Richtung "Julis Ecke" gegangen sind, Juli aber nicht zu sehen war, kehrten wir wieder um, gingen an Ihrem, also an unserem Haus vorbei, und wir riefen nicht Juli, Puli, Julipuli, Juuulipuuuü, wie wir es oft getan hatten, wenn wir eine spöttische Laune hatten, Juli uns gerade gelegen kam, um einer schwer zu beschreibenden Unruhe Befriedigung zu verschaffen, wir gingen stracks auf Julis Haus zu, da, wo sie mit ihrer Mutter wohnte, Julis Mutter, von der wir nicht einmal wussten, wie sie hiess. Guten Tag, ist Juli da, fragten wir, und ich erinnere mich, dass Julis Mutter ein erfreutes Gesicht machte, als wir nach ihrer Tochter fragten, Juli ist nicht da, sie macht Besorgungen, aber kommt doch rein! Um nichts in der Welt wollten wir in dieses Haus, wo Juli lebte, nein, nein, wir fahren gleich los, haben wir zu Julis Mutter gesagt, wir haben gar keine Zeit. Ah ja, ihr Mädchen, ihr fahrt in die Schaiz sagte Julis Mutter leise, das ist eine weite Reise, ihr Mädchen, und wir konnten sie nicht davon abhalten, uns noch ein paar Äpfel zu holen und eine Schachtel Kekse, danke! und wir waren froh, als wir uns wegdrehen konnten, wieder in der Nähe unseres Hauses waren, wir drückten die Klinke nach unten und sahen in Ihr aufgeregtes Gesicht, wo seid ihr denn? ich habe schon jeden Winkel nach euch abgesucht.

Wir haben uns ins Auto gesetzt, Sie sassen in unserer Mitte, haben Ihre Hände in den Schoss gelegt, und Nándor drehte den Kopf nach hinten, so, jetzt geht's aber los, und wir fuhren rückwärts durch das Tor hinaus, und Nándor liess den Motor laufen, als er aus dem Auto stieg, um das Tor hinter uns zu schliessen, und als wir über die Hajduk Stankova holperten, sagte Nomi zu mir, da vorne, da steht sie, und weil Sie wussten, dass wir uns von Juli verabschieden wollten, haben Sie Nándor gebeten, stehen zu bleiben, nur rasch, haben Sie gesagt, weil Nándor den Kopf geschüttelt hat, was wollen die Mädchen denn noch von dieser Irren? und wir sind ausgestiegen, haben uns vor Juli hingestellt, und sie hat uns bloss angeschaut, sie hat nicht einmal um eine Süssigkeit gebeten, wir fahren jetzt los, habe ich gesagt oder Nomi, und wir haben Juli flüchtig die Arme gestreichelt, sind dann wieder ins Auto gestiegen, und wir haben Juli nachgeschaut, bis der Moskwitsch um die Ecke bog, Nándor auf der asphaltierten Hauptstrasse Gas gab.

Am Busbahnhof hat Nándor uns die Fahrscheine gekauft, er hat dem Busfahrer beim Verladen unserer Gepäckstücke geholfen und Ihnen beim Einsteigen in den Bus, Nándor, der uns schmatzende Küsse gegeben hat, uns mit seiner lauten Stimme gesagt hat, wir sollten bald wieder kommen, und als der Bus losfuhr, haben wir ihm gewinkt, und dann haben Sie eine Packung aus Ihrer Handtasche gezogen, und wir haben an den Salzstangen geknabbert, wie junge Mäuse, haben Sie gesagt, und Sie haben nochmals nachgeschaut, ob Sie die Papiere dabei haben, meine geliebten Mädchen, haben Sie gesagt, Nomi, die vor mir sass, am Fenster, und ich erinnere mich, dass es ein Tag ohne Sonne war, dass es nach Braunkohle roch und nach Hackfleisch, Würsten, Knoblauch, Äpfeln, nach Brot, weil immer irgendjemand irgendetwas ass, und Sie haben uns frischen Speck eingepackt, gebratenes Huhn, Letschogemüse und Palatschinken, die Nomi und ich sogar kalt gern assen, und wir haben ziemlich sicher, nachdem keine Salzstangen mehr da waren, die Quark-Palatschinken gegessen, und Nomi hielt, jedes Mal, wenn sie wieder einen Bissen genommen hatte, die Palatschinke hoch und fragte, was ist das? ein fauler Hund, Tante Manci am Schnarchen, eine Kuh am Pinkeln, der Mond von gestern Abend; wir haben uns die Zeit mit allem Möglichen vertrieben, haben durch die dreckigen Fenster Fahrräder gezählt, streunende Hunde, rauchende Schornsteine, diese Busfahrt, die sich von allen anderen Busfahrten nur dadurch unterschied, dass sie viel länger dauerte, der Chauffeur, der den Bus mehrmals parkierte, den Motor laufen liess und lachend Pause-zum-Pinkeln-zum-Luft-schnappen-zum-Turnen-und-Beten rief.

Während dieser ganzen Fahrt haben wir, soweit ich mich erinnern kann, nur wenige Worte miteinander gesprochen, Sie haben immer wieder ein Lied gesummt, und weil der Motor des Busses so laut war, der Buschauffeur das Radio angedreht hatte, zu den Liedern pfiff oder sang, lehnte ich mich an Ihre Schulter, um Sie zu hören, Nomi, die durch den Sitzspalt zu uns blinzelte und dann einnickte, und als wir spät abends in ein Lichtermeer eintauchten, im Bus alle Köpfe an den Fenstern klebten, weil wir endlich da waren, in Belgrad, da sagten Sie zu mir: Schau mal, die Stadt hat auf uns gewartet, auf unseren verdreckten, verstaubten Bus aus der Provinz.