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»Ich glaube nicht, dass das jemand bestreitet.« Margoz nippte an seinem Becher. Der Blick war auf die Tischplatte gerichtet, schien aber sehr viel weiter zu gehen. »Trotzdem, die Verteilung der Ressourcen scheint ein wenig ungleich vonstatten gegangen zu sein.«

»Orcs waren mal Sklaven, müsst Ihr wissen.« Das sagte jemand anderes, den Erik nicht sehen konnte und auch nicht an der Stimme erkannte. »Bei den Menschen und der Brennenden Legion gleichermaßen, wenn man es recht bedenkt. Kann es ihnen nicht verdenken, wenn sie sich jetzt alles nehmen, was sie kriegen können.«

»Ich schon, jedenfalls wenn sie es uns wegnehmen.«, sagte der Kapitän zerknirscht.

Der Händler nickte. »Ihr wisst ja, die sind nicht von hier. Die kamen aus einer anderen Welt. Die Brennende Legion brachte sie hierher.«

Der Erste Maat schnappte: »Vielleicht sollten sie einfach dahin zurück, wo sie hergekommen sind.«

»Man fragt sich, was Lady Proudmoore sich dabei gedacht haben mag«, sagte Margoz. Es klang wie beiläufig eingeworfen, aber die Wirkung, die seine Worte erzielten, machten unverzüglich klar, dass die Bemerkung ein Missgriff gewesen war.

Erik runzelte die Stirn. Plötzlich wurde es totenstill in der Taverne.

Viele Leute hatten sich bislang rege an der Diskussion beteiligt. Aber kaum, dass Margoz Jaina Proudmoore erwähnte – schlimmer noch, sie in herabsetzender Weise erwähnte –, verstummten alle Gespräche.

In den drei Jahren, seit Erik die Taverne besaß, hatte er zwei Grundsituationen erlebt, in denen er davon ausgehen konnte, dass eine Prügelei unmittelbar bevorstand. Ein verlässlicher Hinweis war, wenn es zu laut war – der andere, wenn es zu leise wurde. Wie jetzt. Und immer wenn Letzteres eintrat, brachen die wirklich wüsten Schlägereien aus...

Ein anderer Soldat baute sich neben dem ersten auf. Er hatte breitere Schultern und redete meist nicht viel. Aber wenn er es tat, geschah es mit einer dröhnenden Stimme, die den Dämonenschädel hinter dem Tresen zum Wackeln brachte. »Niemand redet schlecht von Lady Proudmoore, wenn er seine Zähne behalten will.«

Margoz schluckte hörbar, duckte sich leicht und versicherte schnelclass="underline" »Ich würde es mir nie erlauben, von unserer Herrin jemals anders als mit höchster Ehrfurcht zu sprechen, guter Herr. Das schwöre ich.« Er kippte mehr von seinem Hochprozentigen die Kehle hinunter, als auf einen Zug ratsam war, und schon quollen ihm die Augen aus den Höhlen. Er schüttelte mehrmals den Kopf.

»Lady Proudmoore war sehr gut zu uns«, sagte der Händler mit mühsam unterdrücktem Zorn. »Nachdem wir die Brennende Legion geschlagen hatten, machte sie uns zu einer Gemeinschaft. Eure Klagen, Margoz, sind berechtigt. Aber für keine davon ist die Lady verantwortlich. Ich habe in meinem Leben schon so einige Zauberer getroffen, und die meisten davon taugten nicht den Dreck unter meinen Fingernägeln. Aber die Lady gehört zu den Guten. Und Ihr werdet hier niemanden finden, der etwas Schlechtes auf sie kommen lässt...«

»Es war nie meine Absicht, jemanden herabzusetzen, guter Mann«, sagte Margoz, der nicht nur von dem etwas zu großen Schluck Brandy zittrig in den Gliedern geworden war. »Aber man muss sich schon fragen, warum keine Handelsverträge geschlossen worden sind, um an das vorzügliche Holz zu kommen, das diese feinen Herren hier erwähnt haben.« Er schaute für einen Moment gedankenverloren. »Vielleicht hat sie es ja versucht, aber die Orcs haben es nicht zugelassen.«

Der Kapitän nahm etwas von seinem Bier, leckte sich den Schaum von der Oberlippe und sagte: »Vielleicht haben ihr die Orcs befohlen, Northwatch zu verlassen.«

»Wir sollten Northwatch verlassen«, erklärte der Händler leidenschaftlich. »Das Brachland ist neutrales Gebiet, das wurde von vornherein so festgelegt.«

Der Soldat versteifte sich. »Ihr müsst verrückt sein, wenn Ihr glaubt, wir würden ausgerechnet Northwatch aufgeben.«

Margoz warf vorsichtig ein: »Das ist dort, wo die Orcs Admiral Proudmoore bekämpft haben.«

»Ja, eine Schande. So gut wie Lady Proudmoore als unser Oberhaupt ist, so ein Narr war ihr Vater.« Der Händler schüttelte den Kopf. »Diese erbärmliche Geschichte sollte endlich aus unseren Köpfen verschwinden. Aber das geschieht nicht, bevor...«

Der Kapitän unterbrach ihn. »Wenn Ihr mich fragt, müssen wir über Northwatch hinaus expandieren.«

Verärgert – Erik wusste nicht, ob wegen der Unterbrechung oder wegen des Arguments, es interessierte ihn auch nicht – fauchte der Händler: »Seid Ihr vollkommen übergeschnappt?«

»Ihr seid übergeschnappt. Die Orcs quetschen uns aus. Sie sind überall auf diesem gesegneten Kontinent, und wir haben nur Theramore. Es ist jetzt drei Jahre her, seit die Brennende Legion vertrieben wurde. Verdienen wir nicht etwas Besseres, als die unterste Klasse in unserem eigenen Land zu sein, begrenzt auf diese Kloake von einem Stadtstaat?«

»Theramore ist eine genauso gute Stadt wie jede andere auch in den Ländern der Menschen.« Der Soldat sprach die Worte mit verteidigendem Stolz, nur um in resignierterem Tonfall fortzufahren: »Aber es ist wahr, die Orcs besitzen das größere Territorium. Deshalb ist Northwatch so wichtig. Es erlaubt uns, die Verteidigung jenseits der Mauern von Theramore aufrecht zu erhalten.«

»Außerdem«, sagte der Erste Maat und lachte verhalten in seinen Bierkrug, »mögen uns die Orcs dort nicht sonderlich. Wenn Ihr mich fragt, ist das Grund genug, es zu behalten.«

»Niemand hat Euch gefragt«, versetzte der Händler abfällig.

Der andere Mann am Tresen – Erik hatte sich ans untere Ende der Theke bewegt und erkannte, dass es der Buchhalter war, der in den Docks arbeitete – mischte sich ein. »Vielleicht sollte das aber jemand tun. Die Orcs führen sich auf, als ob Ihnen Kalimdor gehörte und wir die Besucher wären. Aber dies ist auch unsere Heimat, und es wird Zeit, dass wir danach handeln. Orcs sind keine Menschen, stammen nicht mal von dieser Welt. Mit welchem Recht schreiben sie uns vor, wie wir leben sollen?«

»Sie haben das Recht, ihr Leben zu leben, oder nicht?«, fragte der Händler.

Der Soldat nickte. »Sie haben es sich verdient, als sie gegen die Brennende Legion gekämpft haben. Waren gegen sie...« Er kippte den Rest seines Schnapses hinunter, dann schubste er den Becher zu Erik. »Gib mir Bier.«

Erik zögerte. Er hatte schon nach der Flasche mit Eberschnaps gegriffen. Dieser Soldat kam ins Demonsbane, seit Erik es eröffnet hatte, und er hatte selten etwas anderes bestellt.

Aber die dreijährige Stammkundschaft verschaffte ihm das Privileg, sich für einen Geschmackswechsel nicht rechtfertigen zu müssen. Außerdem, so lange er bezahlte, hätte er auch Seifenlauge trinken können, so weit es Erik betraf.

»Fakt ist nun mal«, sagte der Kapitän, »dies ist unsere Welt, durch unser Geburtsrecht. Die Orcs sind nur Gäste in unserer Heimat, und es wird höchste Zeit, dass sie sich auch so benehmen

Von da an kam die Unterhaltung wieder in Fahrt. Erik servierte ein paar weitere Drinks, warf ein paar Becher ins Spülbecken, die später gereinigt werden sollten, und erst als er dem Händler ein weiteres Bier gab, bemerkte er, dass Margoz, der die ganze Unterhaltung begonnen hatte, gegangen war.

Er hatte nicht mal Trinkgeld dagelassen. Erik schüttelte empört den Kopf. Den Namen des Fischers hatte er längst wieder vergessen. Aber er würde sich an sein Gesicht erinnern. Und vielleicht in den nächsten Drink spucken, sollte der Bastard noch einmal vorbeikommen. Nur einen Drink nehmen und Stunk machen... Erik hasste Unruhestifter in seiner Taverne. Hasste sie einfach.

Mehrere Leute begannen, sich über die Orcs zu beschweren. Einer, der kräftige Kerl neben dem Soldaten, knallte seinen Bierkrug so fest auf die Theke, dass etwas Flüssigkeit auf den Dämonenschädel spritzte. Seufzend nahm Erik ein Tuch und brachte die Sache wieder in Ordnung.