Auch Aegwynn lachte. »Ja, es scheint aufwärts zu gehen.«
Jaina sank mehr auf einen der freien Stühle, als dass sie sich setzte. Sie war nicht einfach nur müde, es war eine tiefgründende Erschöpfung, die nach dem Sprung an ihr nagte, und sie hätte nichts gegen ein paar Tage der wirklichen Erholung einzuwenden gehabt.
Doch eine so lange Auszeit konnte sie sich nicht gönnen. Es gab keinen Kämmerer mehr, der sie entlastet hätte.
Duree hatte ihr abgenommen, was sie konnte. Aber so nützlich und wertvoll die Zofe auch war, vermochte sie doch nicht die wirklich komplexen Dinge zu bewältigen, die nötig waren, um das Leben in Theramore am Laufen zu halten.
Lorena war, zumindest in militärischen Angelegenheiten, etwas hilfreicher gewesen. Aber auch sie hatte keine Erfahrung mit Regierungsgeschäften. Deshalb konnte sich Jaina keine Ruhepause gönnen, sehr zum Unwillen des Heilers.
Sie betrachtete Aegwynn, die sie aus ihren tiefgrünen Augen ansah. Es erschreckte Jaina, dass ihr ganzer Sieg über Zmoldor letztlich nur gelungen war, weil sie das Bladescar-Hochland ausgewählt hatte, um dort die Donnerechsen anzusiedeln. Selbst wenn sie gewusst hätte, dass Zmoldor hinter allem steckte, hätte sie den Dämon ohne die ehemalige Wächterin niemals bezwingen können.
»Ich wollte Euch danken, Mag... Aegwynn«, verbesserte sich Jaina rasch. »Ohne Euch wäre alles verloren gewesen.«
Aegwynn neigte ihr Haupt als Antwort.
»Ich nehme an, Ihr wollt zurück nach Bladescar.«
»Eigentlich«, erwiderte Aegwynn mit einen schwachen Lächeln, »nein.«
Jaina blinzelte überrascht. »Nein?«
»Ich möchte lediglich für eine gewisse Zeit zurückkehren, um dort noch ein paar Dinge zu regeln, meinen Garten ein letztes Mal sehen, beispielsweise, bevor die Donnerechsen alles zertrampelt haben. Aber ich war viel zu lange fern dieser Welt. Ich denke, es ist an der Zeit, wieder darin heimisch zu werden. Und ich hoffe, dass die Welt mich... nun, dass sie mich auch annimmt, nicht verstößt.«
»Ganz gewiss wird sie das tun. Die Welt braucht Geschöpfe wie Euch. Das weiß ich.« Jaina richtete sich auf ihrem Stuhl auf. Sie hatte sich diese Antwort von Aegwynn gewünscht, aber nicht in ihren kühnsten Träumen erwartet, dass sich ihre Hoffnung erfüllen würde. »Wie es sich gerade trifft, habe ich die Stelle eines Kämmerers zu vergeben. Es ist eine Position, die spezielle Kenntnisse erfordert – Weitblick und die Bereitschaft, mich zurechtzuweisen und mir die Meinung zu sagen, wenn es vonnöten ist. Ich behaupte, Ihr seid dafür in jeder Hinsicht qualifiziert, insbesondere was das Zurechtstutzen angeht...«
Aegwynn lachte. »Sicherlich – obwohl man über den anderen Punkt streiten könnte. Doch vielleicht habe ich wirklich genügend Weitblick in den vergangenen tausend Jahren erlangt...« Sie stand auf. Jaina tat es ihr gleich. Aegwynn reichte ihr die Hand. »Ich nehme das Angebot mit Freuden an.«
Jaina erwiderte den Handschlag mit allem Nachdruck, zu dem sie fähig war. »Ausgezeichnet. Ich danke Euch, Aegwynn. Ihr werdet es nicht bereuen.«
»Nein – aber Ihr vielleicht.« Aegwynn löste den Händedruck und nahm wieder Platz. »Und hier mein erster Ratschlag als Euer Kämmerer: Kristoff hatte Recht, Zmoldor war ein niederer Dämon. Er hatte nicht den Verstand, den es braucht, einen solchen Plan selbst zu entwickeln.«
Jaina runzelte die Stirn. »Ich dachte, Ihr hättet gesagt, dass er das Flammende Schwert gegründet hat...«
»Ja, aber nur, um Seelen zu sammeln. Ein Plan wie dieser aber ist viel zu komplex für ihn. Ihr sagtet selbst, dass Zmoldor nicht der einzige Dämon war, der zurückgelassen wurde, als es gelang, die Brennende Legion zurückzuschlagen. War es nicht so? Und – was glaubt ihr, bedeutet das für uns...?«
Obwohl Jaina die Antwort kannte, wollte sie sie aus dem Mund der Wächterin hören und fragte deshalb: »Sagt Ihr es mir, Aegwynn.«
»Nun, ganz einfach, Jaina, ich fürchte, dass es nicht das Letzte war, was wir vom Flammenden Schwert gehört oder gesehen haben.«
Danksagung
An erster Stelle muss ich mich beim Blizzard-Games-Guru Chris Metzen bedanken, dessen Beiträge zu Warcraft unentbehrlich waren. Unsere Telefongespräche und Emails waren wirklich sehr fruchtbar und voller kreativer Energie.
Außerdem danke ich Marco Palmieri, meinem Lektor bei Pocket Books, und seinem Chef Scott Shannon, die beide fanden, dieses Buch sei eine gute Idee, und Lucienne Diver, meiner wundervollen Agentin.
Dank auch an die anderen Warcraft-Autoren, Richard Knaak, Jeff Grubb und Christie Golden. Besonders Jeffs Der letzte Wächter und Christies Der Lord der Clans waren hilfreich für mich bei der Charakterisierung von Aegwynn und Thrall.
Weiterer Dank gilt der Malibu-Gang, den Elitist Bastards, Novelscribes, Inkwell und all den anderen Mailinglisten, die mich bei bester Gesundheit erhalten, indem sie mich schier wahnsinnig machen, CITH und CGAG, den Leuten bei Palombo, die mich unterstützt haben, Kyoshi Paul und dem Rest der netten Leute im Dojo.
Last but not least danke ich für die Nachsicht all derer, die mit mir zusammenleben, egal ob Mensch oder Katze, und für ihre fortwährende Unterstützung.
Anmerkung des Historikers
Diese Geschichte spielt ein Jahr vor World of Warcraft. Drei Jahre sind seit der Invasion der Brennenden Legion und deren Niederschlagung durch die vereinten Streitkräfte von Orcs, Menschen und Nachtelfen vergangen.
(Warcraft 3: Reign of Chaos und Warcraft-Addon: The Frozen Throne)
Über der Autor
Aus der Feder von Keith R.A. DeCandido flossen über zwei Dutzend Romane sowie etliche Novellen, Kurzgeschichten, eBooks, Comics und Sachbücher. Neben Warcraft fühlt er sich auch in den Welten von Star Trek, Star-Craft, Spider-Man, X-Men, Buffy, im Bann der Dämonen, Serenity, Farscape, Andromeda, Resident Evil oder Xena zuhause. Darüber hinaus erwarb er sich einen Namen als Herausgeber zahlreicher Anthologien, etwa der Star-Trek-Sammlungen Tales of the Dominion War und Tales from the Captain's Table. Seine Werke standen auf mehreren Bestsellerlisten. Kritikerlob erntete er unter anderem von Entertainment Weekly, TV Zone, Starburst, Dreamwatch, Library Journal und Cinescape. R. A. DeCandido lebt mit seiner Freundin und zwei verrückten Katzen in New York. Seine offizielle Internetseite ist unter www.DeCandido.net zu finden.