Sie sprang auf die Füße und beobachtete fasziniert die grausigen Szenen, die sich vor ihren Augen abspielten. Die Vampire kauerten über den Leichen der Polizisten. Offensichtlich waren sie zu beschäftigt, um auf Caitlin zu achten. Sie begriff, dass sie fliehen musste – und zwar schnell.
Doch noch bevor sie den Gedanken in die Tat umsetzen konnte, packte jemand sie mit einem eiskalten, starken Griff von hinten am Hals. Sie sah sich um und erkannte das Gesicht: Es war Kyle. Und sein Blick war voller Mordlust.
Mit einem höhnischen Blick erwiderte er ihren Blick.
»Wir retten dich nicht«, sagte er. »Wir nehmen uns lediglich, was uns zusteht.«
Sie versuchte sich zu wehren. Kraftvoll holte sie aus, aber er fing ihren Arm mühelos ab und griff wieder nach ihrer Kehle. Schon bald bekam sie keine Luft mehr. Sie war ihm einfach nicht gewachsen.
»Du bist manchen Dingen gegenüber vielleicht immun«, knurrte er, »aber du bist nicht annähernd so stark wie ich. Und du wirst es auch nie werden.«
In diesem Augenblick nahm Caitlin eine schnelle Bewegung wahr; plötzlich konnte sie wieder atmen. Verblüfft sah sie Kyle rückwärtsstolpern. Dann wurde er mit solcher Macht nach hinten geschleudert, dass er in das Steingeländer krachte und es zertrümmerte.
Suchend sah sich Caitlin nach dem Angreifer um.
Es war Caleb.
Er war da.
Bevor sie überhaupt realisiert hatte, was geschah, spürte sie bereits den vertrauten, festen Griff um ihre Taille. Sein muskulöser Arm umschlang sie, und sie rannten und rannten. Dabei wurden sie immer schneller, genau wie in der Nacht zuvor. Sie liefen durch den Central Park in Richtung Süden, und bald schon nahm sie die Bäume nur noch verschwommen wahr. Wieder erhoben sie sich in die Luft und flogen.
Caleb breitete seine Flügel aus und hüllte sie darin ein. Sie flogen hoch über der Stadt.
»Ich dachte, du könntest nicht fort«, begann Caitlin schließlich.
»Das kann ich auch nicht«, erwiderte Caleb.
»Bedeutet das, dass du …«
»Ich bin verbannt. Ja.«
Ihre Gefühle überwältigten sie. Er hatte alles für sie aufgegeben.
Sie flogen höher und höher, fast bis zu den Wolken. Caitlin hatte keine Ahnung, wohin die Reise ging. Als sie nach unten schaute, erkannte sie, dass sie die Stadt verließen. Sie war überglücklich, alles hinter sich zu lassen, und sie war mehr als bereit für einen Neustart. Aber am allermeisten freute sie sich, in Calebs Armen zu sein. Der Himmel vor ihnen leuchtete in einem sanften Orange, und sie wünschte sich nur, dass dieser Moment nie enden möge.
Über den Autor
Morgan Rice schreibt schon seit vielen Jahren, doch The Vampire Journals sind seine erste Vampirserie. Morgan Rice ist das Pseudonym eines bekannten US-Autors, der in New York City lebt.